Live-Berichte:
14.10.2006 LIVE: SATYRICON, DARK FORTRESS
16.09.2005 Summer Breeze 2005-Bericht
03.09.2005 Wacken Open Air 2005-Bericht
13.08.2005 Earthshaker Fest 2005-Bericht
05.08.2005 Bang Your Head 2005-Bericht
07.06.2005 LIVE: LAIBACH
12.10.2004 Summer Breeze 2004-Bericht
01.09.2004 Wacken Open Air 2004-Bericht
29.07.2004 Bang Your Head 2004-Bericht
12.09.2003 Summer Breeze 2003-Bericht
22.08.2003 Wacken Open Air 2003-Bericht
28.07.2003 Bang Your Head 2003-Bericht
01.09.2002 Summer Breeze 2002-Bericht
19.08.2002 Wacken Open Air 2002-Bericht
11.07.2002 Bang Your Head 2002-Bericht
21.02.2002 LIVE: DREAM THEATER, PAIN OF SALVATION
21.08.2001 Wacken Open Air 2001-Bericht
17.07.2001 Bang Your Head 2001-Bericht
28.06.2001 With Full Force 2001-Bericht
Den Anfang machten DARK FORTRESS, die ohne jegliche Ansage ihr Set durchjagten. Die Zeit reichte nur für sieben Songs, und wer die Jungs kennt, weiss um ihren oberbayerischen Dialekt, der so gar nicht zum fiesen Black Metal-Outfit passt. Es kam reichlich Stimmung auf, der Sound war klasse und das Stageacting war auch nicht zu verachten - so macht man sich neue Freunde! Daher war es ein sicherlich gelunger Gig. Nur Zugaben oder Überraschungen gab's leider nicht, das ist aber auch schwer als Support-Act mit nur zwei Alben im Gepäck.
Setlist: To Harvest, Iconoclasm Omega, Self Mutilation, Poltergeist, CataWomb, When 1000 Crypts awake, Like A Somnambulist In Daylight's Fire
SATYRICON ließen sich mächtig Zeit, auf der Bühne aufzutauchen, und begannen dann auch noch mit einem Song von neuem Album. Klassischer Fehlstart! Die Party ließ also noch etwas auf sich warten. Dann jedoch: "Dominions of Satyricon" vom "The Shadowthrone"-Album und schon tobt der Mob! Die Band in bester Spiellaune, der Sound auch fast perfekt (nächstes mal gerne etwas mehr Gesang) und das Publikum völlig aus dem Häusschen - so muss das sein. Die reguläre Setlist bestand aus vier Songs vom neuen Album und sechs alten Songs - eine gerade noch akzeptable Mischung. Posingmäßig schaffen SATYRICON zu jedem Zeitpunkt den Balanceact zwischen Peinlichkeit und Langweile.
Nach elf Liedern verließ die Band die Bühne, kam aber wieder - mit dem BATHORY-Cover "Raise the Dead"! Wer hätte das gedacht. Gleich darauf schon der Klassiker "Mother North", zu dem jeder mit muss und der immer den Abschluss des Abends markiert. Nur heute nicht. Die Band wurde erneut auf die Bühne zurückgebrüllt und packt dann doch tatsächlich SLAYER aus! Ich dachte echt, ich hätte Geburtstag! Zu "Raining Blood" fliegen dann endlich nicht nur die Haare, sondern auch die Menschen quer durch den Saal - darum hör' ich Metal!
Nach insgesamt 13 Songs ist dann aber endgültig Schluss. Nur dass von einzelnen Zuschauern vehement geforderte "Filthgrinder" blieb im Sack - schade eigentlich, und ob "Supersonic Journey" (als Alternative vom "Rebel Extravaganza"-Album) so ein super Live-Song ist, darf auch bezweifelt werden. Angesichts des sehr gelungenen Verlaufs des Abend sind diese Überlegungen aber auch mal sowas von völlig nebensächlich.
Setlist: Pentagram, Dominions of Satyricon, Now, Diabolical, Walk the Path of Sorrow, Forhekset, K.I.N.G., Delirium, Supersonic Journey, Repined Bastard Nation, Fuel for Hatred. Zugaben: Raise the Dead (BATHORY), Mother North. Zu-Zugabe: Raining Blood (SLAYER)
(BAD PEON)
Donnerstag
Auf der Bühne eröffnete die deutsch-norwegische Band MIDNATTSOL das Summer Breeze 2005 mit folk-beeinflußtem Gothic-Metal. Das hört man nicht alle Tage und somit wären auch bestimmt etliche Dutzend mehr Besucher vor der Bühne gestanden, hätten sie denn das Gelände schon betreten dürfen. Dies scheiterte allerdings am riesigen Menschenpulk vor dem viel zu schmalen Eingangsbereich, welcher u.a. dazu gehört, das Festival heimelig wirken zu lassen. Das lag am bereits letztes Jahr festzustellenden immer größeren Bekannt- und Beliebtheitsgrad dieser Veranstaltung. Doch zurück zur "Mitternachtssonne", wie die Band übersetzt heißt. Diese hatten mit Sängerin Carmen Espanaes eine Stimme, welche eher in die WITHIN TEMPTATION- als in die NIGHTWISH-Richtung tendiert, also demzufolge eher rockig ankommt. Obwohl die Band nahezu unbekannt ist, kamen Stücke wie "Lament" oder "Desolation" ganz gut an. Darüber hinaus ist aber auch einiges an Füllmaterial zu hören, welches noch zu unausgegoren wirkt. Auch Stageacting und Gesang kommen mitunder etwas holprig und unsicher rüber. Dennoch: kein schlechter Auftakt.
Es war immer noch Mittag und nicht Mitternacht, als die Sonne auch bei ANOREXIA NERVOSA glücklich darniederscheinte (dies sollte sich erst im weiteren Verlaufe des Festivals ändern). Und so war der französische Black-Mörtel musikalisch eine ohrenweide, aber für die richtige "evilness" war es dafür noch viel zu hell (hihi). Auffällig: Armbinden und 80er-Jahre Haarspray-Frisuren gibts auch in diesem Metier eher seltener zu bestaunen. Zwischen Hochgeschwindigkeits-Donnern und langsamen Keyboard-Parts mit cleanem Gesang war alles geboten, nur leider nichts was irgendwo an gute Melodien erinnerte. Eigentlich hörte sich der komplette Auftritt für mich eher wie ein einziger, nie enden wollender Song an. Fazit: eher strapazierend denn böse.
PINK CREAM 69 hieß die einzige Melodic-Rockband, welche hier innerhalb dieser drei Tage zugegen war. In der kurzen Spielzeit rockte man sich munter durch die komplette Band-Historie und bot mit "Do You Like It", "Talk To The Moon" oder "Keep Your Eye On The Twisted" auch hochklassiges Material von David Readman-Vorgänger Andi Deris, welcher ja seit "Master Of The Rings" versucht bei HELLOWEEN zu singen. Neuere Stücke Marke "Thunderdome" passten da bestens hinzu und am Ende gab es noch eine Reggae-Version vom POLICE-Hit "So Lonely" zu hören, bei dem auch die härtesten Kopfschüttler vor der Bühne noch ohne Ende mitgröhlten. Vielleicht gibts ja aufm dem Summer Breeze künftig eher 2-3 derartige Kapellen als immer nur eine?
SCHANDMAUL eröffneten das diesjährige, schwer Mittelalter-Metal lastige Programm mit genau dieser Stilrichtung. Im Gegensatz zu IN EXTREMO oder SUBWAY TO SALLY tönen diese Barden aber wesentlich unmetallischer, normalerweise sogar noch ruhiger als hier. Unter der Sonne von Abtsgmünd holte man aber vorzugsweise die richtigen Rocker aus dem Dudelsack und beließ es bei einer Ballade ("Dein Anblick"). Das Publikum war von Anfang an in höchsten Maßen begeistert und feierte jeden Song mit fettem Applaus und kräftigem Mitsingen ab. Die sechs Musiker wußten genau wie man auch harte Jungs um den Finger wickelt, animierte zum Mitmachen "und jetzt alle hochhüpfen" und bot einen fetten Sound. Am Ende mußte die Band mit "Walpurgisnacht" und "Das Tuch" sogar noch zwei Zugaben spielen und sogar noch bei den anschließenden GOD DETHRONED gab es "Schandmaul"-Rufe zu vernehmen. Wenn das mal kein Siegeszug war!
Danach hauten die Death Metal-Fetischisten GOD DETHRONED 40 Minuten feinsten Todesblei um die Ohren, dass es nur so krachte. Mit seiner recht eindeutigen Stimme krächzte und gröhlte sich Henri Sattler durch Kultsongs wie "Warcult", "Art Of Immolation" oder "Serpent King" und hatte dabei sogar sichtlich Spaß. Da war die Sonne wohl ansteckend, was? Aber nicht anders soll es sein.
THERION hatten für ihren anspruchsvollen Opern-Metal eine interessante, eher kleine Musikergarde für das Summer Breeze bereitgestellt: neben den normalen Bandmitgliedern eigentlich nur noch drei Opernsängerinnen in genau solchen Klamotten und Sänger Mats Leven (ex-AT VANCE) zur Unterstützung des Gesangs. Die Damen waren somit für die Chöre zuständig. Mit so wenig Personal ist es dann natürlich nicht weiter verwunderlich, dass die kompletten Orchester-Parts vom Tonband kommen. Aber das störte aus folgenden Gründen rein gar nicht: zum einen war der Sound sehr gewaltig und klar, zum anderen kamen so die "richtigen" Metal-Instrumente besser zur Geltung. Was schon bei früheren der eher raren Auftritte der Band aufgefallen ist und hier noch tragender zum Vorschein kommt ist allerdings die Tatsache, dass die neueren Stücke im direkten Vergleich zu tödlich endgeilen Klassikern wie "Riders Of Theli", "Wine Of Aluqah" oder "To Mega Therion" komplett und radikalst verblassen. Was meine langjährige Meinung bestätigt, dass die wahre Stärke THERIONs in Klassik-beeinflussten echten Metal-Alben wie "Theli" liegt und nicht in Orchester-Wellen erstickten, belanglosen Aneinanderreihungen von Klassik-Versatzstücken aus den unteren Schubladen. Nichtsdestotrotz: die Band bemühte sich obwohl des Headbanging-feindlichen Materials um Stimmung, welche sich dann im Verlauf des Gigs auch kontinuierlich steigerte. Am besten ging es wie bereits immer dann ab, wenn härterer Stoff ausgepackt wurde. Und da das gen Ende hin immer öfter der Fall war, gab es am Ende kaum jemanden, der nicht sehr angetan war.
Setlist: Blood Of Kingu, Uthark Runa, Invocation Of Namah, Typhon, Riders Of Theli, Seven Secrets Of The Sphinx, Asgard, Rise Of Sodom And Gomorrah, The Khlysti Evangelist, Wine Of Aluqah, Cults Of The Shadow, To Mega Therion
Bedeutend bodenständiger wird es anschließend wieder mit melodischem Wiking-Deathmetal. Dabei lässt sich zu der wie gewohnt erstklassigen Performance von AMON AMARTH so langsam wirklich nicht mehr viel erzählen, treten die Jungs doch in den letzten Jahren scheinbar auf fast jedem Festival auf. Diesmal war allerdings anders: sie waren Headliner! Das hatte zur Folge, dass es diesmal nicht nur die ganz großen Hits mit ein, zwei Stücken vom aktuellen Album zu hören gab, sondern auch etliche relativ selten gespielte Granaten. Es war berstend voll vor der Bühne und die Fans gingen ab wie nix. Ab "Releasing Surtur's Fire" kreisten sämtliche Mähnen der ersten zehn Reihen um die Wette, ab "Fate Of Norns" wohl dann so ziemlich alle. Dazu spritziges Stageacting (allerdings ohne größeres Herumlabern) und guter Sound. Das war dann wohl endlich mal wieder ein AMON AMARTH-Auftritt, der nicht nur Spaß gemacht hat, nein, das war einer der RICHTIG FETT Spaß gemacht hat!!!
Setlist: Intro, An Ancient Sign, Pursuit Of Vikings, Releasing Surtur's Fire, Masters Of War, Fate Of Norns, 1000 Years Of Opression, VS The World, For The Stabwounds, Victorious March, Death In Fire
Zum Abschließ am Abschluß kamen HAGGARD mit einer Besetzung, die auch hätten THERION ohne weiteres bringen können: 16 Musiker standen sich da auf enger Bühne beinahe gegenseitig im Weg. Warum man da nicht auf der größeren Bühne spielt, ist hier eindeutig ein Mysterium. Der Sound von HAGGARD ist zwar weiterhin relativ eigenständig, jedoch haben sie es bis heute nicht geschafft, wirklich große Songs zu schreiben. Auch ihre bisheriger Höhepunkt, das Album "Awaking The Centuries" liegt schon ewig zurück (übrigens das einzige, welches ich mir auch gekauft habe, während der Rest der Diskographie als Promo-CDs in irgendwelchen Regalen verschüttet ist). Der Stimmung tut das natürlich keinen Abbruch, auch nicht, obwohl man in Punkto Gesang an einigen Stellen weniger Noten richtig trifft als Andi Deris und es an allen Ecken und Enden vor Rückkopplungen nur so quietscht. Mit persönlich ist und bleibt es rein Rätsel, wieso die Band so gut ankommt. Gar nicht gut kommt gen Ende hin allerdings an, dass das Großaufgebot an Spielmannsleuten um 0h einfach nicht zum Spielen aufhören will, so dass man ihnen radikal den Strom abstellt. Eine sich androhende Keilerei mit den Bühnentechnikern konnte gerade so abgewendet werden. Das kennen wir doch bereits von Wacken, nicht wahr?
Freitag
Der Freitag begann um 11h mit POWERWOLF und ihrem deutsch-rumänischen Sänger Attila Dorn, welcher im Verlauf des Konzerts eine Mischung aus sehr gutem Gesang und Slapstick-artigem Deutsch drauf hatte. Dazu war die komplette Band in Dracula-Kostüme gekleidet. Erster Eindruck: bester Trashmetal (ohne h). Aber Insider wissen: so schlecht sind POWERWOLF dann doch nicht. Leider war es vor der Bühne noch sehr, sehr überschaubar und so verpassten viele Fans einen Auftritt, bei welchem die einzelnen Stücke irgendwie deutlich besser und überzeugender klangen als auf dem Debütalbum der Jungs. POWERWOLF spielen eine Mischung aus Old-School Power-Metal mit zahlreichen aktuelleren Einflüssen und haben dabei so einige Subhymnen im Angebot, bei denen hier und dort Matten kreisen und Fäuste gestreckt werden. Eine weitere Kuriosität: mangels Bassisten kam das fehlende Instrument vom Band. Gut, dass das keiner gemerkt hat. Auf alle Fälle eine Band, die man sehr gut im Auge behalten sollte und als Vorband im ein oder anderen Club bereits jetzt ordentlich Stimmung machen kann.
Mit einem real existierenden Elchgeweihmikrofonständer wateten dann die Humppa-Folk-Finnen KORPIKLAANI teilweise Barfuß auf die Bühne und zelebrierten tanzbaren Abgeh-Metal ohne Ende, unterbrochen nur von einigen Midtempo-Downern, damit das Publikum nicht auf der Infarkt-Station landet. Eigentlich unfaßbar, was das Publikum hier schon ausgelassen herumhüpft, man könnte fast denken, danach gibts keinen Strom mehr (hihi). Nachdem man sich so verausgabt hat, benötigt man natürlich Flüssigkeit. Da es der Band genauso ergeht, heißt der logische Abschlußsong: "Beer Beer"!
Die Mainzer NOCTE OBDUCTA sind eine Black-Metal-Band, die auf allerhöchstem Niveau spielt, dabei sogar einige Doom- und Black-Metal-Einflüsse verarbeitet und irgendwo immer noch weitere Einflüsse zu etwas ganz neuem vermengen, so dass ein ganz neuer und anderer Sound entsteht, als dies bei Schwarzmetallern so üblich ist. Hinzu kommen auch nicht dem Genre entsprechende Texte und zwei jetzt schon als Klassiker zu bezeichnende Alben ("Nektar I" und "II"). Die Band gibt sich keine Blöße und spielt was das Zeug hält, vor der Bühne ein staunendes Publikum, welches nicht verstehen kann, warum diese bösen Buben nicht mal Corpsepaint haben. Doch die echten Fans wissen: wer Dummschwatz hören will, geht lieber auf andere Festivals.
DIE APOKALYPTISCHEN REITER spielen zusammen mit KORPIKLAANI den wohl radikalsten Stilmischmasch. Und trotzdem oder gerade deswegen ist es vor der Bühne gerammelt voll. Zuerst fällt auf, dass in der Bühnenmitte - nichts ist. Drumkit und Keyboard am äußeren Rand fast versteckt, ansonsten liegt da erstmal nur ein Sarg. Dieser wird während des Intros von einem Mönch geöffnet und sogleich kam Keyboarder Dr. Pest zum Vorschein - mit S/M-Maske und Peitsche. Im weiteren Verlauf wird der mysteriöse Bühnenaufbau klar: bei "Reitermania" wird eine gigantische Hüpfburg in der Mitte der Bretter, die die Welt bedeuten aufgeblasen, bei "Du kleiner Wicht" stürmen dann Fans die Hüpfburg und springen was das Zeug hält. Auf derartige Ideen kommen eben nur die Reiter. Bei "Die Sonne scheint" wendet sich Sänger Eumel als Publikum "zeigt mir eure Sonne!" - wendet sich dann auf die Hüpfenden und es gibt diesmal leider nur Andeutungen eines nackten Arsches zu sehen. Schade, schade. Neben zahlreichen anderen kleinen Obskuritäten erweisen sich DIE REITER als DIE Partyband schlechthin und wir allen hoffen, dass diese Jungs bald zrölfundachtzäg Trillionen Alben verkaufen, durch Afiko und Ameriki touren und der Welt den Marsch blasen, damit alle wissen, was aus Deutschland so alles lustiges kommen kann. Und wenn dann wie in diesem Fall auch noch das Songmaterial stimmt und die Band gar nicht mehr alle ihre Hits spielen kann, weil es mittlerweile so viele sind - wer soll das noch aufhalten?
Setlist: Intro, Seid willkommen, Wahnsinn, Iron Fist, Reitermania, Du kleiner Wicht, Komm, Die Sonne scheint, Drum-Solo, Sehnsucht, Unter der Asche, We Will Never Die, Dschingis-Kahn, Vier Reiter stehen bereit, Terra Nola
Die Polen BEHEMOTH, welche Black- und Deathmetal als perfektes Konglomerat vermengen, blasten anschließend alles in Grund und Boden und sind dabei so abartig evil, dass sich die Sonne verzieht, über Abtsgmünd spontan dunkle Gewitterwolken aufziehen und es fortan vorbei war mit dem schönen Wetter. Es kübelte aus Eimern. Und da oben gibt es scheinbar eine ganze Menge Eimer, denn dieses Sauwetter wollte während des restlichen Festivals nicht mehr aufhören. Im Gegensatz zu NOCTE OBDUCTA wußte man, wie man sich böse zu kleiden hatte: Corpsepainting, mit Nieten gespickte Killerstiefel und Leder ohne Ende. Vor der Bühne betrug mit zunehmendem Regen der Regentropfenweitwurf kreisender Matten mittlerweile einige Meter, aber Rückzug - das war für die Meute dort ein Fremdwort. Geile Show!
Bei DARK TRANQUILLITY wurde der Regenschirm-Faktor dann immer größer, doch die Anzahl der Fans schrumpfte nur geringfügig. Schließlich handelt es sich bei den Schweden um eine der Mitbegründer des Melodic-Death und die Jungs um Mikael Stannes warteten mit einem grandiosen Best-Of Karrierequerschnitt auf, der sich gewaschen hatte. Nur ob es denn gleich vier neue Songs vom laschen aktuellen Album hätten sein müssen, das ist ein leiser Kritikpunkt. Ein lauter Kritikpunkt allerdings ist zweifelsfrei, dass der Sound mit den letzten so langsam aber deutlich immer mehr nachließ (zu baßlastig war er bereits die ganze Zeit), aber bei DARK TRANQUILLITY kaum noch Instrumente zu unterscheiden waren. Entweder wurde der Klang vom nicht vorhandenen Winde verweht oder hinterm Mischpult hatte jemand bereits einen kompletten Kasten Bier geleert. Unglaublich. Zum Glück scheint sowas aber die meisten Zuhörer nie zu interessieren und so wurden auch dieser Schwedentod ordentlich abgefeiert.
OPETH. Melodie. Death-Metal. Prog-Metal. Andere Sphären. OPETH sind eine der unglaublichsten Bands der letzten Dekade. Ein Klangkosmos ganz für sich allein. In dem einstündigen Set gab es nur fünf Stücke zu hören. Eines davon "The Grand Conjuration" gar vom noch nicht erschienenen Album "Ghost Reveries". Völlig überraschend nach dem totalen Soundmüll bei DARK TRANQUILLITY ist der astreine Klang sämtlicher Instrumente. Die Stücke werden einem Computer gleich perfekt umgesetzt und Goldkehlchen Mikael Akerfeldt versteht es auch noch einem großen Entertainer gleich das Publikum perfekt mit einzubinden. So werden diverse Songs bekannter Metalbands angespielt, einem Ratequiz gleich, den Fans mitteilend, dass er MANOWAR abgöttisch liebt "sind MANOWAR immer noch so groß in Deutschland?" (es folgt ein Auszug aus "Metal Warriors". Wir erfahren, dass JUDAS PRIEST zu den Haupteinflüssen zählen und wie geil die SCORPIONS sind. Beim Thema SCORPIONS erwähnt Mikael, dass er Krautrock im Allgemeinen sehr schön und genial findet (was einige Soundaspekte bei OPETH in ganz neuem Licht erscheinen lässt) und just hatte er es gesagt, fragt hinter mir jemand seinen Kumpel: "Ey, was ist denn Krautrock?", worauf dieser antwortet: "Na, Crowd-Rock halt". Zum Scheißen geil. Tipp: www.wikipedie.de und "Krautrock" eingeben. OPETH waren ganz, ganz, ganz großes Kino!
Setlist: Drapery Falls, Deliverance, To Rid The Desease, The Grand Conjuration, Demon Of The Fall
Die Rustikal-Metalpunker THE EXPLOITED direkt nach dem Traumspektakel OPETH - sowas gibt es wohl nur auf dem Summer Breeze. Und deshalb ist eb ja auch so geil. Obwohl THE EXPLOITED mit Alben wie "Let's Star A War...Said Maggie One Day", "Troops Of Tomorrow" oder "Punks Not Dead" zur Speerspitze der zweiten und letzten großen Punk-Generation zählen, eroberten die Engländer erst mit ihrem 1996er Geniestreich "Beat The Bastards" mein Herz. Das lag daran, dass auf diesem Album erstmals der ursprüngliche und einfache Drei-Akkorde-Punk mit hartem Heavy Metal gekreuzt wurde. Mit dem Unterschied, dass daraus weder ein Crossover- noch ein Hardcore-Album entstanden war, sondern eine echte und nie gehörte perfekte Melange aus beiden Stilen, welche zu toppen die Band mit dem sieben(!) Jahre später erscheinenden Album "Fuck The System" aber nicht in der Lage war. Genug Geschichtsunterricht. Das gab der Gig her? Leider nicht so viel wie erwartet. Der überwiegende Teil der Songs stammte von den alten Punkrotz-Tagen ("UK 82", "Lets Star A War", "Troops"), während die letzten beiden Alben eher vernachlässigt wurden. Allerdings schafften es Wattie und Co. immerhin, die Songs deutlich härter zu spielen. Als ein Fan es schaffte die Bühne zu entern, zeigte Wattie, dass er wohl immer noch ein dummer Punk ist: er schubste den Fan radikal nach vorne, dieser flog zuerst über eine Monitorbox und danach in den Fotograben, eine Fotografin unter sich begrabend. Das hätte auch noch viel schlimmer kommen können. Ob sich THE EXPLOITED mit dieser Aktion neue Freunde gemacht haben, wage ich zu bezweifeln.
Ein großer Anhänger von Mittelalter-Bands bin ich nicht. Was aber nicht heißt, dass ich sie nicht mag. Alle paar Jahre einmal einen Auftritt sehen finde ich immer noch großartig. Gut, dass ich sowohl SCHANDMAUL, als auch SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO zuletzt vor fünf bzw. sieben Jahren gesehen und zwischenzeitlich nur die neuen Alben kurz "an"gehört habe. Denn so dürfen heute IN EXTREMO zeigen was sie alles so draufhaben, ohne dass ich das Weite suche (hatte ich beim Summer Breeze auch schonmal getan). Nun. IN EXTREMO sind der Headliner des zweiten Tages und so erstaunt es nicht weiter, dass überall und immer irgendwelche Pyros explodieren und die Barden eine grandiose Lichtschau abhalten. Die Party ist gewaltig und auch die Interaktion mit dem Publikum ("Sucht euch eine Partnerin und fickt euch dann richtig durch!" z.B.) ist eher unkonventionell, macht aber den Heiden Spaß. Neben bereits erwähnter Licht- und Pyroshow wirft man auch immer mal wieder ein paar kleine Gimmicks mit ein (Mönchsbesuch und andere Spielereien) und hottet zusammen mit der Meute vor der Bühne richtig ordentlich ab. Auffallend, dass sich die Songs des aktuellen Albums "Mein rasend Herz" stilistisch nicht so recht in das restliche Material integrieren wollen. Hier bleibt es interessant, welchen Weg die Band in der Zukunft gehen wird.
Setlist: Erdbeermund, Hiamali Tempore, Krumma Visur, Omnia Sol, Horizont, Wesserbronner, Wind, Vollmond, Spielmannsfluch, Mein rasend Herz, Gier, Poc Vecem, Nur Ihr allein, Nymphenzeit, Spielmann, Villeman Og Magnhild
Den zweiten Tag beenden WINTERSUN. Und wieder handelt es sich um Finnen. Die Band um ex-ENSIFERUM-Sänger Jari Mäenpäa hat zwar erst ein Album auf dem Markt, dieses bietet aber enorme Durchschlagskraft und kam bei Veröffentlichung sehr gut am Markt an. Die Folk-beeinflussten Melodic Deather spielten ihr komplettes Werk mit bereits erstaunlicher Bühnenkompetenz herunter und hatten dabei noch einen bestens gemischten Sound. Ich bin überzeugt, dass wir von WINTERSUN in den nächsten Jahren noch viel erwarten können. Die Sprechchöre fingen bereits bei IN EXTREMO an und hörten auch nach dem Gig längere Zeit nicht mehr auf. Wohl auch deswegen, weil die Band pünktlich um 0h Schluß machte und eh keine Zugaben mehr geben durfte und auch konnte, denn mehr Songmaterial war ja noch gar nicht vorhanden.
Samstag
Deutscher, melodischer Folk-Black-Death von SUIDAKRA früh am morgen vertreibt normalerweise Kummer und Sorgen, sagt man. Bei Songs vom Schlage "Darkane Times", "Reap The Storm", "Wartunes", "Loch Loment", "Pendragon's FalL" und "Gates Of Nevermore" allein würde das auch uneingeschränkt zutreffen. Leider war vorallem Bandleader und Sänger Arkadius wohl mit einem ordentlichen Kater "gesegnet" (er war die Nacht zuvor von der Security mehr oder weniger sanft aus dem Jack Daniel's-Zelt begleitet worden) und so blieb auch nicht verborgen, dass die Band sich teilweise noch im Halbschlaf befand und dementsprechend eine Menge Spielfehler herunterzockte. Sehr schade.
ENTHRONED gehören zu dieser Art Black Metal, die ihn noch roh und unverfälscht spielen. Ganz klar, dass hierzu auch noch tonnenweise Corpsepainting, Leder und Nieten zählen und die Band nicht viel sagt. Denn alle andere ist untrue. So bolzen die Jungs ihr Programm radikal durch die Zeit, bekommen für die Raserei auf der Bühne noch einen dicken Zusatzpunkt fürs Stageacting und noch einen weil sich keiner die Blöse gibt, aus dem Einheitsrhythmus auszubrechen. Bei soviel Gespühr für den Takt muß man sich jedenfalls nicht gefallen lassen, dass einen jemand alls puren Krach abstempelt. Guter Gig, aber ein wenig zu monoton auf Dauer.
Dass es noch radikaler geht als bei ENTHRONED, beweisen gleich danach die Deutschen Extrem-Blackmetaller ENDSTILLE. Im Ernst - wer hält solchen monotonen Unsinn länger als 6,66 Minuten aus? Keiner von uns jedenfalls. Kein Aas weiß, wo der eine Song aufhört und der andere anfängt, kein Mensch um was es da eigentlich geht. Das einzige was zu verstehen war: das Intro am Anfang. Dort wurde uns mitgeteilt "Hitler is dead". Warum sagt mir sowas denn keiner?
Eine der großen Überraschungen des Festivals waren ORPHANED LAND aus Israel, welche aus jüdischen und arabischen Bandmitgliedern besteht und beweist, dass man auch lieber gute Musik machen kann, als sich gegenseitig zu hassen. Die Mischung aus orientalischem Flair in den Stücken, gespickt mit einer Prise Prog-Rock und -Metal und feinen Refrains fand im nu Zuspruch bei etlichen Besuchern, die sogar eine Israel-Flagge direkt vor der Bühne schwenkten. Es tat mal wieder richtig gut, Musik weit abseits des westlichen Metals zu hören und es wäre längst mal an der Zeit, dass sich in dieser Gegend viel mehr Menschen die Mühe machen um derartig eigenständige Musik zu kreieren. Was gibt es schöneres, als Einflüsse anderer Kulturen über Musik kennenzulernen?
DISBELIEF gehören eher zu den nicht wirklich melodischen Death-Metallern und haben somit einen gehörigen Spirit der Anfangszeit in sich, welchen sie auf ihren Studiowerken auch bis aufs äußerste ausleben. Dass man damit heutzutage nur noch eine sehr eingeschränkte Fangemeinde hat, zeigte sich schon bald: der Platz vor der Bühne war mehr als nur überschaubar. Am Wetter lags eher nicht, denn so manche Band vorher hatte bewiesen, dass auch mal ein paar tausend Regenschirme und Regenjacken herumstehen können, die sich für das Wetter ansonsten nicht weiter interessieren. Da die Band nicht gerade ihren besten Tag erwischt hat, das Sonmaterial zu schnell zum bangen und zu unmelodiös zum mitwippen oder -singen ist, kam auch kaum große Stimmung auf. Erst beim Abschlußtrack "Rewind It All" blitzte das Potential der Band hell auf und zeigte, dass man auch sowas wie einen kleinen Hit schreiben kann.
Schon wieder deutlich voller ward's bei den Gothic-Metallern THE VISION BLEAK, die dann auf einen bunten Haufen Regenschirme und -mäntel blicken durfte und somit nicht wirklich auch nur annähernd den Versuch unternahm, ihrem Aussehen mit untergangsgewaltiger Gothic-Stimmung Nachdruck zu verleihen. Da das zweite Album "Carpathia - A Horror Epic" erst nach dem Festival erschien, gab es schonmal eine gut klingende Kostprobe, des ansonsten auf das Debüt "The Deathship Has A New Captain" beschränkten Fundus an Liedern. Obwohl die Band noch ein echter Newcomer ist, wußten sich bereits eine ganze Menge Fans dafür zu begeistern und zollte mit ordentlich Applaus und Stimmung Tribut. Was allerdings bei aller guten Musik völlig unterging war die Horror-Landschaft, welche Rückgrat und Konzept der Alben bildet und Erinnerungen an Horrorfilme erwecken soll. Davon war während des gangen Auftritts nichts zu sehen. Ob's am Wetter lag, daran, dass es noch sehr hell war oder einfach daran, dass man noch noch nicht so wiet ist - die Zukunft wird es zeigen. Immerhin schonmal: Daumen hoch.
Da war er nun: der letzte Headliner. Das direkte Aufeinandertreffen der beiden größten Mittelalter-Bands. Wär würde am Ende als Sieger daraus hervorgehen? Die bereits am Vorabend aufgetretenen IN EXTREMO? Oder sind es am Ende doch SUBWAY TO SALLY? Letztere hatten zwar Flammensäulen anzubieten, die Pyroeffekte waren allerdings deutlich weniger. Ansonsten war die Lightshow ähnlich gigantisch und das Stageacting bestens. Die Stimmung stieg von Minute zu Minute und über die großen Hits brauchen wir uns gar nicht lange auszulassen. Vom neuen Album "Nord Nord Ost", welches erst nach dem Festival in den Regalen liegen wird, gab es nur die Vorab-Single "Sieben" zu hören. Diese versprach Bodenständigkeit. Schade, dass der Regen so einiges an Zuschauern fernbleiben ließ, was aber dem Spaß keinen Abbruch tat. Wie auch bei IN EXTREMO war die Songauswahl quer durch die Bandhistorie verzüglich gelungen. Am Ende bleibt Gleichstand festzustellen. Wie in Punkto Musikqualität eben auch. Aber wie sagt man so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft.
Setlist: Veitstanz, Knochenschiff, Unsterblich, 2000 Meilen unter dem Meer, Die Schlacht, Sieben, Mephisto, Henkersbraut, Sag dem Teufel, Ohne Liebe, Falscher Heiland, Die Räuber
Quasi fast zum Summer Breeze gehören END OF GREEN, eine Band aus der Nachbarschaft, welche fast jedes Jahr dort zu sehen ist. Mittlerweile ist die Band schon fast so bekannt wie das Festival, was daran liegt, dass EOG einen relativ einständigen Rock'n'Roll-Gothic zelebrieren, welcher wirklich nicht alle Tage zu vernehmen ist. Scheinbar nicht die geringste Angst all den ganzen Matsch in die Fresse zu kriegen hatten wohl auch die meisten Fans, die die dutzenden von Crowdsurfern geduldig über sich herziehen ließen wie auf einer Luftautobahn. END OF GREEN verbreiteten eine Menge Spaß und gute Laune, trotz oder vielleicht ja auch gerade Gothic-Nummern wie "Weakness" mit im Programm waren. Die Meute vor der Bühne forderte noch etliches später Zugaben um Zugaben, die Band war euphorisch wie nie und war wohl auch sichtlich überrascht, was da in Abtsgmünd heuer so abgeht. Denn es gab auch mal schlechtere Zeiten für die Band. Die sind zum Glück vorbei.
Die Norweger TRISTANIA gehören in Punkto Gothic-Metal längst zu den ganz Großen und so traten sie mit gleich drei Gesangsstimmen an, in deren Mitte natürlich Sängerin Vibeke Stene stand. Leider waren die beiden männlichen Stimmen nicht der Rede wert, sie trafen oft nicht die richtigen Töne, standen immer an der gleichen Stelle und waren ziemlich unsicher, was im Verlauf des Auftritts wohl die ganze Band erfasste. Der Sound war bestens abgemischt wie leider nicht immer in den letzten drei Tagen und so fielen die ganzen Ungereimtheiten nur noch mehr auf. Pluspunkte waren die gute Lightshow und das Bemühen um Stimmung. Eher Durchschnitt.
LACUNA COIL aus Mailand gehörten nie so richtig zu meinen großen Favoriten, doch zogen die Jungs und Frontmädel Cristina Scabbia eine der geilsten Shows des ganzen Festivals ab, brachten eine tolle Stimmung auf die Bühne und gaben einen bunten Querschnitt ihrer Geschichte zum Vorschein. Mittlerweile hatte es tatsächlich auch zu regnen aufgehört und so konnte man Hymnen wie "When A Dead Man Walks", "Swamped" oder "Soul Into Hades" so richtig genießen.
Wenn das letzte große Sommerfestival sich seinem Ende entgegenneigt, dann tut das schon auch ein bißchen weh. Was liegt da näher, als dass Peter Tägtgren's Krawalltruppe PAIN da den Abschluß macht und uns große endgeile Abrißbirnen vom Fließband präsentiert. Die noch einigermaßen gut gefüllten Plätze vor der PAIN-Stage ließen die Mähnen kreisen und schüttelten die Matten aus, auf dass sie endlich trocknen mögen, denn der Regen war nun entgültig Geschichte und das Summer Breeze 2005 um Punkt Mitternacht auch.
Summer Breeze Wetter
Donnerstag: groesstenteils sonnig
Freitag: grossenteils Regen
Samstag: groesstenteils Regen
Fazit
Von den Wetterverhältnissen her eigentlich genauso wie Wacken. Mit dem großen Unterschied eben, dass der Weg zwischen Festivalgelände und Campinplätzen zumindest geteert ist. Das Festivalgelände selbst war allerdings größtenteils dermaßen matschig, dass zentnerweise Stroh ausgelegt wurde. Auf den Zeltplätzen machten sich einige ihre Gedanken, ob es an diesem Abhang nicht Matschabgänge gibt und alles mit in die Tiefe reißt bzw. der Regen irgendwann einfach alles komplett wegschwemmt. Zum Glück ist da nichts passiert. In Punkto Organisation ließe sich noch so einiges nachbessern - so beispielsweise ein größerer Eingangsbereich und ein Container am Eingang für Flaschen, Dosen und sonstigem Müll, der die Straße vor dem Festivalgelände ordentlich verwüstete. Alles in Allem hat es aber mal wieder ordentlich Spaß gemacht. Und dass die Summer Breeze-Crew auch bestrebt ist die ein oder anderen Macken auszuräumen, das hat man ja auf dem Festivalgelände gesehen: so verschwand bereits die furchtbare Engstelle zwischen Händlermeile und Bühnenvorplatz, in dem die stinkenten Dixis die auch noch ausliefen einfach anderswo aufgestellt wurden und somit auch der Durchgang breiter wurde. Da kann man nur sagen: weiter so!
Im Gegensatz zum letzten Jahr, bei dem die Anreise wegen des ONKELZ-Andrangs im reinen Chaos (ver-)endete, klappte dieses Jahr wie ansonsten üblich wieder alles am Schnürchen. Allerdings sollte Wacken an diesem Wochenende gnadenlos im Schlamm versinken, wie bereits 2002 zuletzt geschehen. Auf dem Festival-Gelände sorgten dicke Strohballen für Durchkommen, auf den normalen Besucher-Campingplätzen herrsche jedoch das totalitäre Schlamm-Inferno vor.
Donnerstag
TRISTANIA durften heuer das größte europäische Metal-Fest eröffnen. Wobei der Auftritt doch sehr mysteriös wirkte. Der Soundcheck war wohl eher Sound als Check, denn was am Anfang dünn und verwaschen klang, klang im weiteren Verlauf höchst unterschiedlich. Zum Beispiel waren einige Instrumente zeitweise nur zu erahnen, während der Gesang vom Tonband kommen zu schien. MANOWAR, ick hör dir trappsen. Das Stageacting war eher mager und die Stimmung wollte nicht so recht aufs Publikum überspringen. Allerdings muß man sagen, dass es vor der Bühne bereits kachelvoll war.
Danach wurde es nochmal merklich langsamer, aber auch merklich besser: Die Doom-Götter CANDLEMASS enterten die Bühne und boten ein ähnliches Programm wie bereits einige Wochen zuvor in Balingen. Im Gegensatz zu den gleich anschließenden NIGHTWISH hatten die Doomster jedoch richtig Spaß und waren mit Herz bei der Sache. Ein grandioser Querschnitt durch die Historie mit leichtem Überhang zum neuen, selbstbetitelten Album. Welches meiner Ansicht nach das beste und in sich homogenste seit "Nightfall" ist. Alle Daumen hoch!
Um's kurz zu machen: NIGHTWISH spielten exakt das gleiche Programm ab wie bereits zwei Wochen vorher auf dem Earthshaker-Fest. Mit einem Unterschied allerdings: während auf dem Earthshaker noch die Flamme des Wahnsinns loderte und NIGHTWISH einen superben Auftritt darboten, überwog in Wacken der Eindruck, als sei das Programm mittlerweile sowas ähnliches wie den Amboss rauf und runter zu hauen: langweilig und eintönig. Ist ja auch kein Wunder, wenn man mehrfach hintereinander genau die gleiche Setlist abnudelt. Die Fans haben das glücklicherweise nicht so deutlich gemerkt, so dass die Finnen um Frontfrau Tarja durchaus richtig abgefeiert wurden.
Freitag
Tödliche Uhrzeit: 11 Uhr. Und zwar Vormittags. NAGLFAR waren schon auf (wie auch immer die das gemacht haben) und eine Heerschar Fans ebenfalls (wie auch immer die das gemacht haben). Ich hab da so gemacht: ich war erst gar nicht pennen. Eine mehrfach tödliche Dosis Finlandia Wodka mit einer hier nicht näher zu nennenden Band war schuld daran. Während dem Rest vor der Bühne die Äuglein im Verlauf des Sets immer größer und wacher wurden, trat bei mir das Gegenteil ein. Das lag aber mitnichten an der verzüglichen Performance der Band: diese lieferte ein hammerhartes Programm ab, welches lediglich durch sehr ärgerlich abgemischtem Sound beeinträchtigt wurde. Hiernach gab ich zurück an meine Kollegen im Zentralzelt und fiel im Zelt ins Koma.
MORGANA LEFAY küßten direkt anschließend sämtliche wahren True Metaller wach und das waren doch schon eine ganze Menge. Ich persönlcih muß dazu sagen, dass mir ein Album von denen wirklich reicht, denn: kennste eines, kennste alle. Aber da ich die lange Geschichte der Band kenne, wünsche ich ihnen jedesmal trotzdem immer das Beste. Das liegt an so einigen Dingen: zu einen hatte sich die Band völlig unschuldig durch endlose Rechtstreitigkeiten zu hangeln, welche sie zu Namensänderungen zwang, zum anderen habe ich von dieser Band noch nie einen auch nur annähernd mittelmäßigen Auftritt gesehen. So machten LEFAY, welche endlich ihr MORGANA wieder tragen dürfen dann auch keine Gefangenen und boten eine sehr überzeugende Show.
Finnen und kein Ende. Diesmal: SONATA ARCTICA - eine Band, welche ein sehr gutes, aber stark STRATOVARIUS-beeinflusstes Debüt herausbrachte, dass sie auf anhieb in die Bundesliga schoß und im weiteren Verlauf ihrer Karierere dann zwanghaft versuchte eigenständig zu klingen und damit um einiges abbaute. Es war für mich daher schon interessant welche Songauswahl uns hier erwartete, zumal in Japan in letzter Zeit wesentlich interessanteres released wurde, was in Europa bis heute nicht erschien. Davon war natürlich dann auch nichts zu hören, aber viele große (und kleine) Songs wie "My Land" oder "Don't Say A Word". Leider krankte auch hier der Sound, welcher die Instrumente völlig willkürlich klingen ließ.
Die Party-Stage hat ja zumindest für "Presse-Fritzen" wie uns den Vorteil, dass man Bands auch auf gleicher Höhe fotografieren kann. ENSIFERUM überzeugten hier mit ihrem Folk-Metal über die ganze Strecke.
Danach roch es kriminell nach Gänsehaut: METAL CHURCH mit neuem Sänger Ronny Munroe spielten ein Best-Of Programm ihrer ersten beiden Alben, ergänzt durch die beiden neuen Stücke "Leave Them Behind" und "Cradle To Grave" vom neuen Studioalbum "Weight Of The World". Auch wenn noch ein quentchen Genialität zu David Wayne fehlt, an diesem Abend war Ronny Munroe doch schon sehr nahe dran. Leider war der Sound über den größten Teil des Gigs fast schon unterirdisch, was eine sehr große Sauerei darstellt. Manchmal fragt man sich echt, ob diese Mixer genauso blau sind wie der größte Teil des Publikums.
Setlist: Ton Of Bricks, Start The Fire, Let The Children Play, Leave Them Behind, Cradle To Grave, Batallions, Gods Of Wrath, Beyond The Black, Metal Church
OBITUARY sind wieder da. Es regnet ohne Ende, doch es wird trotzdem immer voller vor der Bühne. Am Anfang: schlechter Sound und eine entrückt wirkende Band, welches sich im Laufe des Auftritts zwar steigert, aber denoch nicht unbedingt gut wird. Die einzelnen Mitglieder scheinen mit Pattex auf der Stelle zu kleben, die Songauswahl könnte besser sein und trotzdem werden die Todesmetaller abgefeiert ohne Ende.
Die Melodic Deather SUIDAKRA gehören nicht nur für mich zu einer diesen Bands, die sehr stark begannen, ihren Höhepunkt fanden und danach immer langweiliger wurden. Wie bei OBITUARY hatte das kaum jemanden der anwesenden Fans in der brodelnden W.E.T. Stage gestört, aber im Gegensatz zu jenen wirbelden Arkadius und Co. ordentlich auf den Brettern. Beim nächsten Mal wünsche ich mir aber wieder mehr ältere Stücke, abgemacht?
EDGUY sind ja für spektakuläre Gig-Eröffnungen bekannt. Von KISS- über Volksmusik-Intros bis hin zu Schlager. Diesmal hatte man sich kurzfristig dazu entschieden mit einem Hubschrauber anzufliegen und direkt auf einer Wiese neben dem Gelände zu landen. Respekt. Beim zweiten Auftritt dann (auf der Bühne) fliegen wie immer die Kühe mitsamt Hosen und Stiefeln und Tobi lässt es ordentlich krachen. Ansonsten gibt es zu verzüglich unterirdisch-genialer Unterhaltung Melodic-Metal vom feinsten, mit Schlagseite auf das neuste Album. Fett. Wie immer.
WITHIN TEMPTATION haben sich mittlerweile trotz recht weniger Veröffentlichungen einen festen Platz im Herzen vieler Metaller gesichert. Das liegt natürlich an den eigentlich immer überzeugenden Live-Auftritten und natürlich am immer noch hoch gehandelten "Mother Earth". Das enttäuschende letzte Album konnte da auch nichts daran ändern. Und so gibt es auch hier wieder die ganzen großen Hits aus dem Mutter Erde-Fundus, einige neue Stücke, bei denen natürlich vorallem die Hitsingle "Stand My Ground" zu überzeugen wußte sowie mit mit "Enter" und "The Other Half (Of Me)" zwei ganz alte Stücke für die DieHard-Anhänger. Inklusive bösem Grunzgesang. Ein weiterer gelungener Auftritt, bei dem man Sharon ob ihrer guten Gesangsleistung und der gut ausgewählten Garderobe gerne mal verzeiht, dass das hin- und hergefuchtel am Mikro doch auch etwas nervig ist auf Dauer.
Zwei "SURPRISE ACTs" wurden für das Wacken Open Air angekündigt. Einer sogar mit einem "SPECIAL" vorne dran. Obwohl die Gerüchteküche wie immer in solchen Fällen heftig kochte, vermuteten viele Fans im Vorfeld bereits, dass einer davon STRATOVARIUS sein müßte. Und damit hatten sie auch vollkommen recht! Der 20-Minuten-Auftritt beschert uns die Hits "Hunting High And Low", "Black Diamond" und "Maniac Dance", welche souverän dargeboten werden und auch die inzwischen zahlreichen Gäste, welche beim Wort "Timo Tolkki" wahlweise Gänsehaut oder Hassgefühle bekommen fürs erste wieder versöhnlich stimmen.
Was als METALLICA-Coverband begann hat sich inzwischen zur ernst zu nehmenden Band entwickelt: APOCALYPTICA. Leider kickt live nunmal METALLICA besser als ernsthaftes Zeug, und so war dieser Gig dann auch eine Mischung aus Totaler Party und Mitgröhlen bei METALLICA-Covers und Beine-in-den-Bauch-Stehen bei den Eigenkompositionen. Zum Zeitvertreib gabs dann weltweit erstmalig Crowdsurfing aus Langeweile! Insgesamt also ein eher durchwachsener Gig. APOCALYPTICA sind sicher eine prima Band, aber hätte man irgendeine Schülerband ganz "normal" alte METALLICA covern lassen wäre da sicher mehr losgewesen!
GOREFEST war für mich echt eine Überraschung. Mit so euphorischen Reaktionen des Publikums hätte ich nie gerechnet, aber scheinbar war hier halb Holland im Publikum. Sperriges Zeug von Soul Survivor gab's hier nicht, dafür jede Menge alte Klamotten - also genau was die Leute hören wollten. So einfach zieht man also auch nach dem Überschreiten des Zenit noch Tausende Leute in seinen Bann!
Zu frühmorgendlicher Stunde zwischen 2:15h und 3h beenden SAMAEL auf der Black Stage zusammen mit TURISAS auf der Party Stage den zweiten Abend. Da mittlerweile so ziemlich alle vor den Bühnen in einem elenden Schlamm-Morast eingesunken sind, standen um diese Zeit (und immer noch im Regen) eine ganze Menge Leute. Vielleicht weil sie die Musik hören wollten, vielleicht weil sie aber auch einfach nicht mehr weglaufen konnten. Die Schweizer konzentrierten sich auf Songmaterial des letzten Longplayers "Reign Of Light" und auch das restliche Songmaterial bezog sich auf eher neuere Dinge. Einige alte Klassiker blieb man also schuldig. Das machte aber nichts, denn die Show war äußerst Tight, das Lichtspiel sehr kultig und das Stageacting sehr lebendig. Die ideale Gute Nacht-Vorstellung für aufgeschlosene Metal-Fans.
Samstag
MOB RULES waren für mich nie eine der Bands, die man unbedingt kennen muß. Das lag wohl vorallem an den ersten Alben, die eben auch nicht wirklich zu überzeugen wußten. Insofern war der Auftritt, mit dem am Samstag die Party Stage eröffnet wurde, doch schon als kleine Überraschung zu betrachten: die Band hatte ein gutes Händchen für die Songauswahl und Frontmann Klaus Dirks lieferte eine endgeile Gesangsleistung ab. Respekt! Das war Melodic Metal vom Feinsten, aus deutschen Landen und mit ordentlichem Kawumms. Das beweißt man wieder: man sollte Bands nicht abschreiben, sondern ihnen beim wachsen immer mal wieder zusehen. Am Ende verpasst man es noch, wenn sie erwachsen sind.
In eine ähnliche Kerbe, allerdings drölfzig mal schneller, hauten gleich darauf DRAGONFORCE. Mit Sam Totman und Herman Li hat man augenscheinlich gleich zwei Malmsteen's parallel auf der Bühne spielen, die sich dann auch noch so anhören, als wären es vier. Ich habe wirklich selten in letzter Zeit so schnellen Heavy Metal gehört, vermutlich seit "Agents Of Steel" und "Screams From The Grave" nicht mehr. Der Unterschied ist nur, dass es sich bei diesen genannten um unsterbliche Ohrwürmer von AGENT STEEL und ABBATOIR handelt, während die DRAGONFORCE-Stücke genauso schnell ins Ohr rein- wie wieder rausgehen. Schnell spielen ist eben doch nicht immer alles im Leben. Auf der Habenseite stehen aber ein wirbelndes Stageacting, eine abwechslungsreiche Setlist und ein tolles Publikum sowie das gutklassike Debüt "Valley Of The Damned", mit dem der Nachfolger "Sonic Firestorm" nicht so wirklich mithalten kann. Auch hier gilt wie im Falle MOB RULES: unbedingt mal reinhören und weiterverfolgen.
Ein großer Doom-Fan war ich nie, doch das Album "High On Infinity" steht zusammen mit CANDLEMASS' "Nightfall" und einigen BLACK SABBATH-Werken doch sehr stolz in meiner Sammlung. Dieses Album ist unsterblich geil und so kam es sehr gelegen, dass sich die Jungs reformierten. COUNT RAVEN hatten dann auch meine geheimen Wünsche erkannt und spielten so ziemlich dieses komplette Album durch, inklusive eines Stückes vom kommenden Reunionswerk, welches große Hoffnungen weckte. Dass die Jungs so lange weg waren, davon war auf der Bühnte absolut nichts zu sehen. Genial.
Zeit für Thrash with class: die Ami Old-School Thrasher OVERKILL um Sänger Blitz wußten was das Wacken-Publikum wirklich will: alte Klassiker statt neuem Mist (was ja leider nicht von der Hand zu weisen ist). So knallten dann tödliche Hits der Marke "Rotten To The Core", "Hello From The Gutter", "In Union We Stand", "Wrecking Crew", "Elimination" und zahlreiche andere Nackenzertrümmerer von der Bühne, unterbrochen lediglich vom aktuellen "Old School" (na sowas). Wie es sich gehört, wurde der Pulk vor der Bühne am Ende ordentlich mit "Fuck You!" verabschiedet. Ein unglaublich tighter und furztrockener Auftritt, von welchem sich die meisten jüngeren Bands mal noch ein paar Scheiben abschneiden dürfen.
Niemand wird vermutlich je das Jahrtausendalbum "Storm Of The Lights Bane" toppen können in dieser Stilnische aus unendlich genialen Melodien und heftigstem Black/Death in ultrabrutaler Geschwindigkeit. DISSECTION haben einfach gefehlt. Nun sind sie wieder da. Fragt sich nur wie lange. Natürlich gab es überwiegend Stücke der bereits bekannen zwei Alben und der EP zu hören. Zwei neue Songs unterscheiden sich stilistisch erheblich und lassen wohl eher ein Gothic-beeinflusstes Power-Metal-Werk erwarten, denn eine konsequente Fortsetzung der alten Klassiker. Als beim zweiten Lied "Frozen" plötzlich massenweise kleine Stofftierchen auf die Bühne fliegen, reagieren Teile der Band zunächst ziemlich angepisst, was sie aber nicht daran hindert ihr Material fehlerfrei herunterzuprügeln. Als dann der frisch aus dem Knast entlassene Bandleader Jon Nödtveidt sowohl Satanismus als auch noch seinen Mord rechtfertigt, fragen sich unweigerlich so einige Fans ob der Depp denn wirklich gar nichts gelernt hat in den letzten Jahren. Musikalisch ein höchst gelungener Auftritt mit einem leider sehr schalen Beigeschmack von einem geistig verwirrten Genie, welcher scheinbar hart am Rande des Wahnsinns steht.
Bei einem AXEL RUDI PELL-Auftritt weht immer ein gehöriger RAINBOW-Wind mit von der Bühne. Stört aber auch keinen. So gab es mit "Temple Of The King" auch gleich ein Stück von eben jener Combo. Ansonsten bietet uns der Saiten-Hexer ein tolles Best-Of Programm mit Titeln wie "Call Herr Princess" (ich glaube das war die 15-Minuten Version oder so...), "Tear Down The Walls", "Nasty Reputation" usw. - es gab nichts daran zu meckern. Nur der Sound, der war ein wenig verwaschen zeitweise. Wie das Wetter von Donnerstag bis Sonntag.
MARDUK traten mit einem neuen Sänger auf, der sich auf der großen wohl etwas verloren vorkam, aber einen guten Job machte. Der Rest der Band war ebenfalls gut in Form und die Setlist lies keine Wünsche offen. Zu "Slay The Nazarene" rächte sich der Himmel mit einem fiesen Regenschauer. MARDUK macht live eigentlich nie etwas falsch, einzig der Sound war nicht so toll. Trotzdem ein sehr guter Gig!
FINNTROLL zockten auf den kleinen, völlig von Fans überfluteten Party Stage eine Show ab, dass es eine wahre Freude war! Dieser Band beim spielen zuzugucken macht einfach nur Spaß, und wer hier nicht abgeht ist tot! Höhepunkt des Gigs war natürlich "Trollhammaren", eine schöne Mitsinghymne. Mächstes Mal bitte auf die große Bühne! Den Gig wollten sehr viel mehr leute sehen (und hören) als vor der kleinen Bühne möglich war.
Mille und Co. sorgten mit einer germanischen Thrash-Keule für Irrsinniges Augenleuchten im Publikum. Wenn KREATOR aufkreuzen, gibts ohne Ende auf die Glocke. So war es auch diesmal. Allerdings als Bonus mit eigener Lightshow, die doch sehr zu überzeugen wußte und die gelegentlich holprigen Verspieler überleuchtete. Ansonsten gab es eine unglaubliche Stimmung, mit jedem Stück wurden die Jungs abgefeiert ohne Ende. Leider wirken sie an diesem Abend allesamt ein wenig steif. Dazu kommen noch Mille's Ansagen, welcher auf Englisch eher Kult als gut sind. Macht aber nichts, denn wer will von KREATOR etwas anderes als musikalischen Terror?
Setlist: Choir Of The Damned, Enemy Of God, Impossible Brutality, Pleasure To Kill, Phobia, Violent Revolution, Suicide Terrorist, People Of The Lie, Terrible Certainty, Betrayer, Flag Of Hate, Tormentor
Direkt nach dem peinlichen und unerwünschen "Auftritt" von Martin Kesici legten EQUILIBRIUM mal so richtig alles in Schutt und Asche. Den ganzen Gig über würde nur gefeiert, gemosht, gepogt und gesurft. Von der Party her auf jedenfall der beste Gig des ganzen Festivals! Die Party Stage war mal wieder gnadenlos überfüllt, die Black Stage wäre wohl auch nicht zu groß gewesen. Richtig sympathisch ist, dass sich die Mitglieder von EQUILIBRIUM noch anmerken lassen, wie beeindruckt sie von ihrem Publikum sind. Ganz viele Credibility-Punkte! Wer "Unter der Eiche" und "Met" live spielt hat eh schon gewonnen. Jetzt wird es aber mal langsam Zeit für ein neues Album...
Zum letzten Mal spielen ACCEPT in Deutschland. Danach noch kurz in Ausland und dann ist Schluß. Für immer. Man mag es kaum glauben. ACCEPT liefern einen der wohl besten Auftrittet ihrer Karriere ab, unter einer perfekten Lightshow mit allen großen Klassikern, einem glasklaren Sound und ausnahmsweise regnet es auch grade nicht (nur ein paar Tröpfelchen fallen ab und zu hernieder, vermutlich hat hier sogar Petrus geweint). Während Udo Dirkschneider krächzt wie ein junger Gott, spielt Wolf Hoffmann genial ohne Ende, bei einem ellenlangen Instrumental sogar unterlegt mit Ravel "Bolero" und Grieg "Peer Gynt Suite", anders als bei MANOWAR vor zwei Wochen weder peinlich noch aufgesetzt wirkend ein riesiges Highlight unter Highlights. Danke, dass ihr nochmal da wart, ACCEPT!
Setlist: Living For Tonight, London Leatherboys, Metal Heart, Breaker, Neon Knights, Instrumental, Restless And Wild, T.V. War, Turn Me On, Monsterman, Love Child, Princess Of The Dawn, Fast As A Shark, Burning, I'm A Rebel Balls To The Wall
Zu PRIMORDIAL zog es mich das einzige Mal auf diesem Festival in die Zeltbühne (W.E.T.-Stage), in der man aber auch schon bis zu den Knöcheln im Matsch stand. Die Luft war so stickig dass an Bewegung kaum zu denken war. Und überhaupt ins Zelt reinzukommen war auch nicht ganz einfach, aber es sollte sich lohnen. PRIMORDIAL spielen unheimlich intensiven, atmosphärischen Metal irgendwo zwischen Black und Pagan, mit bedeutungsschwangeren Songtexten. "Coffinships" rührte jedenfalls nicht nur den Sänger zu Tränen. Sehr guter Gig! Hätte übrigens ruhig auch auf der Party Stage stattfinden können.
SENTENCED. Ist das nicht unheimlich? Ich meine... gibt es denn außer gerade eben verschiedenen (ACCEPT), belanglosen (IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST), hinweg gepusteten (NIRVANA), ähm naja, also... gibt es denn außer FINNEN noch andere aktuell sehr gute Bands? Es ist beängstlich. Wie muß es da um den Heavy Metal stehen, wenn sich Kapellen derartigen Blutes auch noch freiwillig auflösen? Ein Erbeben der Macht und vorallem der Nacht erschütterte das Universum. Zum zweiten Mal bereits, nach dem grandiosen Abgang von ACCEPT. Dass dies auch der Band wehtat, merkte man wohl einerseits am Alkoholkonsum von Ville, der damit auch auf der Bühne nicht aufhörte und damit seinen Einsatz mehrfach nicht korrekt traf. Wie dies auch die restlichen Bandmitglieder nicht immer taten. Dafür stimmte die Songauswahl, die einen kompletten Querschnitt durch die Bandgeschichte bot und somit ältere wie neuere Fans zufrieden und dennoch unglücklich zurück ließ. R.I.P. SENTENCED.
Wacken-Toter
Zum ersten Mal hatte das Wacken Open Air einen Unfall-Toten zu beklagen. Ein 37-jähriger stark angetrunkener Besucher stolperte dabei vor einen mit Schrittgeschwindigkeit fahrenden Krankenwagen und wurde dabei überollt. Er verstarb anschließend im Krankenhaus Itzehoe an den Folgen der schweren Verletzungen. Der Fahrer des Rettungswagens erlitt einen Schock.
Wacken-Biergarten
Was gab es schöneres als Bayer bzw. Franke, als im WOA Pauler Biergarten ein Paulaner Weißbier, zwei Weißwürste und eine Salzbreze zu verköstigen? Hoch oben im Norden ein kleines Stückchen Heimat. Seit 2004 - Vergangenheit. Eine völlig unbedeutende Brauerei Namens Maxemiliansbräu aus München schickte sich an uns grottenschlechtes Weißbier aufzutischen. Und dabei blieb es leider auch im Jahre 2005.
Wacken-Wetter
Donnerstag: ok
Freitag: im Laufe des Tages immer mehr Regen
Samstag: größtenteils Regen
Fazit
So verregent wie heuer war Wacken seit 2002 nicht mehr. Zum Glück diesmal jedoch ohne größeren Sturm überlebten auch viele Zelte und auch früher abgereist scheint kaum jemand zu sein. Bei der wie üblich sehr guten Auswahl an Bands aber auch kein Wunder. Das größte Highlight dürfte wohl zweifelsfrei der ACCEPT-Abschied gewesen sein, der doch schon sehr weh tat. Man sollte nicht vergessen, welch grandiose Hits sie uns gegeben haben. Übrig bleibt der Trost, dass unser Udo uns wohl noch hoffentlich sehr lange erhalten bleiben wird. Zum Abschluß wünschen wir uns alle für die Zukunft, dass zumindest die Hauptwege von den Campingplätzen zum Festivalgelände künftig auch bei Regen noch passierbar bleiben. Dies war heuer nur sehr bedingt der Fall. Fans von den entlegenen Campingplätzen berichteten von bis zu 40 Minuten Fußmarsch, welcher ständig wegen endlos tiefer Matsch- und Schlammberge zum erliegen kam.
EARTHSHAKER FEST (21.-23.07.2005, GEISELWIND)
Obwohl es nicht das erste Earthshaker Fest war, gelang es dem Veranstalter erst in diesem Jahr, das Open Air zu einer Marke zu machen und zu etablieren. Dies lag ganz allein an nur einer Band: MANOWAR. Wann und wie oft zuvor spielten sie auf einem deutschen Open Air? Eben. Höchst selten.
Donnerstag Nachmittag: Chaos und Entdeckung
Im Gegensatz zu einigen anderen größeren Festivals kann man das Earthshaker gar nicht verfehlen: es liegt quasi direkt an der A3, einer der meist frequentierten Schnellstraßen Europas, am Puls zwischen Wien, Regensburg, Nürnberg, Würzburg, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, dem Ruhr-Gebiet und Holland.
Auch die Ausfahrt ist kaum zu übersehen: rechts leuchtet ein skurriles Etwas in die Höhe um uns mitzuteilen: hier ist der berühmte Freizeitpark. Etwas weiter links und noch etwas weiter vorne leuchten McDonalds und Burger King um die Wette, umrahmt vom größten Rasthof Deutschlands, welcher mitsamt Autobahnkirche und regelmäßigen Bikertreffen weithin bekannt ist. Zumindest allen Truckern und vielen Mopedfahrern.
Neben bereits erwähnten Fastfood-Ketten gibt es noch ein normales Restaurant, eine Tankstelle, ein Hotel und eine Autobahnkirche. Dies alles gehört Anton Strohofer. Er ist zwar nicht direkt Veranstalter des Festivals, aber eben der Besitzer des ganzen Geländes. Dies hat er im weiteren Verlauf der Veranstaltung unmißverständlich klar gemacht.
Wir kamen am Donnerstag Nachmittag an, weit bevor die erste Band spielen sollte. Doch es waren bereits einige Tausend Besucher da. Ein Phänomen, mit dem der Veranstalter scheinbar nicht gerechnet hatte. Wir warteten ewige Zeiten, weil die Dame an der Bändchenausgabe erstnoch eingewiesen werden mußte. Danach hatten wir den am weitesten entfernten Campingplatz bekommen, obwohl dazwischen etliche fast leere lagen. Ein Dixi-Klo sollte es für unseren Platz erst geschlagene 24 Stunden später geben.
Donnerstag Abend: Manowar Generalprobe
Besitzern der "Manowar Fan Convention"-Tickets und "Pressefritzen" war es vorbehalten, MANOWAR am Donnerstag Abend bei der Generalprobe mitsamt kompletter Bühnenaufbauten und Orchester bewundern zu dürfen. So wurde die Bühne links und rechts um jeweils einen Anbauturm erweitert, welcher in drei Stockwerke unterteilt wurde: der links für den Chor, der rechte für's Orchester. Es verging einige Zeit bis alle Musiker ihre Plätze gefunden und den Dirigenten ausgemacht hatten, welcher etwas verloren vor der Bühne herumstand.
Die Bandprobe war sehr unterhaltsam und kurzweilig, wurde teilweise untermalt von Testvideos auf einer großen Videoleinwand, welche direkt hinter der Bühne eindrucksvolle Bilder in den Abendhimmel warf. Der Auftritt des Orchesters mitsamt Chor war höchst eindrucksvoll und man konnte es kaum noch erwarten, dieses am Samstag im Einsatz zu sehen.
Der Donnerstag
Das Festival verfügt über zwei Bühnen: die Megastage ist die eigentliche Freilicht-Bühne auf dem Open Air-Gelände. Die "Event Hall" ist ein festes Gebäude, welches zum großen Rasthof-Areal gehört. Eine Multifunktionshalle mit diverse Bars. Hier allein spielen am Donnerstag Abend alle Bands, während teilweise zeitgleich auf der Megastage MANOWAR ihre Generalprobe abhielten.
Das dumme dabei ist wohl nur, dass niemand mit einem derart großen Andrang von Fans bereits am Donnerstag gerechnet hat und so wollen mehr Leute in die Halle als eigentlich reinpassen. Noch dümmer: die Security lässt bereits keinen mehr rein, obwohl noch eine ganze Menge Platz gewesen wäre. Bereits hier sind zahlreiche Besucher ziemlich angepisst. Doch das war ja erst der Anfang. Die sichtlich uninformierten Sicherheitsleute wollen die Presse zuerst nicht in den Fotograben lassen, weil ihre Namen(!) nicht auf dem Anhänger stehen. Das ging noch ewig so weiter, hat hier aber erstmal nichts weiter zu suchen.
LOUDNESS kommen aus Japan und sind trotz zahlreicher Alben weiterhin leider sehr unbekannt in Europa. Sie durften auf diesem Festival (deshalb???) gleich zweimal spielen, denn am nächsten Tag standen sie auch auf der Megastage. Der Auftritt indes war ohne Tadel (technisch), konnte aber ob der langweiligen Stücke nicht recht überzeugen. Dies lag an zu viel neuem und zu wenig altem Material, welches auch am nächsten Tag von Nachteil sein sollte.
Bei FINNTROLL war das Fest dann entgültig eröffnet, denn zu großen Humppa-Hymnen vom Schlage "Trollhammaren" oder "Nattfödd" kann man eben nicht viel falsch machen. Mit zunehmender Länge wurde das Publikum immer breiter, denn der Alk floß in Strömen. War auch kein Wunder bei der Musik und über 30 Grad in der Halle.
Groß angekündigt: POWERGOD & GUESTS. Die lustigen Ruhrpott-Metaller haben zwei Seiten: die mit überzeugenden Coverversionen der 80er (unter der Reihe "Bleed For The Gods") und die mit belanglosen bis teilweise sogar guten Eigenkompositionen auf ihren regulären Alben. Glücklicherweise entschieden sich die Jungs für Ersteres und so donnerten gewaltige Hymnen in die durchgeschwitzte Menge, verstärkt durch die angekündigten Gäste Schmier (DESTRUCTION), Ferdy Doernberg (ROUGH SILK) und Rod Gonzales (DIE ÄRZTE).
Obwohl HOLY HELL noch zu grünen Newcomern gehören in Punkto Bandhistorie, zählen sie doch einige bekannte Leute in ihren Reihen: da wäre beispielsweise ex-MANOWAR Drummer Rhino, der Gitarrenhero Joe Stump und Sängerin Maria Breon, welche durch ihre sagenhafte Stimme zu überzeugen weiß. Musikalisch gehts in Richtung Melodic Power, welcher mal episch, mal in hardrockige Gefilde abdriftend, durchaus zu überzeugen weiß. Auf der Bühne wird ordentlich herumgewirbelt und so kommt man zur Erkenntnis: diese Band macht Hunger auf mehr.
Die Franken JUSTICE haben ein ähnliches Problem wie POWERGOD, nur noch viel ausgeprägter: ihre Coverversionen, welche sie weit über Nordbayern's Grenzen hinaus bekanntgemacht haben, sind allererste Sahne. Die Eigenkompositionen hingegen braucht nun wirklich keine alte Sau. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig hart. Doch wenn's die Musik ist, muß es die Wahrheit auch sein. Live gaben die Jungs trotzdem alles und weil sie eben wissen wie man Stimmung macht, bildete das überwiegend thrashige (mit H!) Programm einen würdigen Tagesabschluß.
Beim nächtlichen Besuch auf einem komplett unbeleuchteten Campingplatz zog sich MightySCI dann übrigens einen Bänderriss zu. Doch echte Metalheads reisen dann nicht ab (wie von Tante Doktor im Krankenhaus gefordert), sondern halten durch. Bis zum bitteren Ende.
Der Freitag
Um die Mittagszeit herum beackerten die Südtiroler GRAVEWORM die Fans unter einem verregneten Himmel. Der Gelände war bereits ordentlich gefüllt und so regnete es vom Himmel Wasser und von der Bühne feinen Melodic Death Metal, gespickt mit subtilen Black Metal-Einflüssen und abwechselungsreichen Arrangements. Querbeet von ihren bisherigen fünf Alben wußten GRAVEWORM genau, was man spielen muß, damit man den Metalheads den restlichen Sand aus den Augen spült. Genialer Höhepunkt des Auftritts war das IRON MAIDEN-Cover "Fear Of The Dark", welches genial verfremdet für Begeisterungsstürme sorgte.
Noch eine gewaltige Schippe drauflegen konnten auf diesen Gig DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Stehts für eine harte Party gut, kann man mit diesen Jungs auch rein gar nichts falsch machen. Bei der Songauswahl überwogen die Stücke der letzten beiden Alben. Doch am Ende hieß es wie immer: "Metal Will Never Die!". Genau!
LOUDNESS machten leider dort weiter, wo sie Nachts zuvor aufgehört hatten: zuviel Neues, zuwenig Altes. Die Performance war etwas mühselig, die Band bemühte sich um Stimmung, doch die kam nur bei den einzigen drei alten Stücken auf: mit "Esper" (übrigens genial von POWERGOD auf deren erstem "Bleed For The Gods"-Album gecovert), "Crazy Doctor" und "S.D.I." zuckte kurzzeitig auf, warum LOUDNESS weiterhin Kultstatus besitzen. Hoffentlich besinnen sich die Asiaten auf die gute alte Zeit und bringt mal wieder ein starkes Album. Schade, da wäre weitaus mehr drin gewesen.
Obwohl die letzten beiden GRAVE DIGGER-Alben richtig überflüssig waren und rein gar nichts zu bieten hatten, waren die Teutonen-Metaller live bisher IMMER eine Bank. So auch diesmal. Zu Chris Boltendahls Monsterröhre ertönte Hit an Hit.
Bei CHILDREN OF BODOM macht sich erstmals der Wellenbrecher bemerkbar. Vor ihm moshen massig Bodomkinder, hinter ihm wippt der Rest. Der Stimmung tat das indes keinen Abbrucht: ähnlich wie HYPOCRISY spielten COB ein solides Best-Of Programm. Sogar ein Stück vom kommenden Album gab es exklusiv vorab.
Ebenfalls aus Finnland stammen MACHINE MEN, welche gleich nach COB auf der Event Stage ran durften. Diese war im Gegensatz zur Vornacht entsetzlich leer. Fast schon eine Schande. Vermutlich ist die Band, die klingt wie eine Kreuzung aus IRON MAIDEN, Bruce Dickinson Solo und einigen Prog-Einsprengseln, noch zu unbekannt. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie nach der wirklich großartigen Debüt-EP von 2002 nicht mehr in der Lage waren mit den beiden Nachfolge-Alben noch eins draufzusetzen. Die überschaubare Menge, die es bis vor die Bühne geschafft hat, ging aber ordentlich ab und war durchaus begeistert. Die Band hatte sichtlich Spielfreude und wußte das Publikum gut zu animieren. Mal sehen, was da in Zukunft noch kommen mag.
Im Vorfeld RIESENGROSS angekündigt, sollten RHAPSODY an diesem Abend mit Orchester und Christopher Leer auftreten. Eine Sensation, welche nur noch durch den MANOWAR-Auftritt am Folgetag getoppt werden sollte. So wurde es zumindest angekündigt. Die Enttäuschung kam gleich am Anfang: mit einer Videobotschaft entschuldigte sich Christopher Lee. Er wäre verhindert wegen der Dreharbeiten zu einem Film. Wußte bestimmt niemand vorher, denn so ein Film wird ja immer recht kurzfristig gedreht. Auch vom Orchester weit und breit keine Spur. RHAPSODY wie immer: durchschnittlich spielende Musiker, welche live ein ums andere Mal überfordert wirkten, dazu Orchesterpassagen vom Tonband. Tolle Sache. Immerhin gab es diesmal auf der Videoleinwand bildreiche opulente Untermalung um von diesem Durchschnitt abzulenken. Geholfen hat es wenig. RHAPSODY wie immer: nettes Hintergrundgeplänkel, während man sich was zu Essen holt.
Ganz anders FORCE OF EVIL anschließend auf der Event Stage: endlich wieder solide Handarbeit. Michael Denner, Hank Sherman, Hal Patino und Bjarne T. Holm (alle von MERCYFUL FATE), verstärkt um ex-IRON FIRE Frontmann Martin Steene, überzeugten mit ihren traditionellen Songs im modernen Soundgewand. Gut, dass die Halle nun deutlich voller ist als noch bei MACHINE MEN. Die Post geht ab, sobald die Jungs MERCYFUL FATE-Stücke spielen. Dann gibt es kein Halten mehr und es entsteht zeitweise ein tödlich geiler Moshpit.
Den Abschluß des Tages auf der Megastage bildeten NIGHTWISH, welche mit ihrem aktuellen Album "Once" einen riesigen kommerziellen Erfolg verbuchen dürfen. Selbstredend, dass auf diesem Album auch das Hauptprogramm des Auftritts lag: mit "Dark Chest Of Wonders", "Nemo", "Wish I Had An Angel", "Planet Hell", "The Siren", "Ghost Love Score" und "Kuolema Tekee Taiteilijan" waren gleich sieben Stücke davon zu hören, welche allerdings auch mit zum Besten gehören, was die Finnen bisher von sich gegeben haben (ohne die anderen Alben abzuwerten). Der Rest des Programms wuchtete man natürlich Lieder des restlichen Backkatalogs in die Menge. Begleitet wurden die Songs von einer gewaltigen Pyro- und Effekte-Show, die nichtmal MANOWAR Tags darauf toppen konnten. Zwischen das Set mogelten sich dann noch zwei Coverversionen: da wäre das von Marco Hietala alleine gesungene PINK FLOYD-Cover "High Hopes". Wobei, von "SINGEN" kann da kaum eine Rede sein. Bei dieser Interpretation fällt jeder PINK FLOYD-Kenner in Ohnmacht, bekommt einen Gehörsturz oder beides auf einmal. So völlig ohne Emotionen dahingelallt, das tut schon weh. Besser künftig die Finger von sowas lassen. Das zweite Cover ist bereits allseits bekannt: "Over The Hills And Far Away" von GARY MOORE kommt da bedeutend überzeugender. Das liegt aber auch daran, dass hier wieder Tarja singt.
Setlist: Dark Chest Of Wonders, The Siren, Ever Dream, Deep Silent Complete, The Kinslayer, High Hopes, Planet Hell, Wishmaster, Slaying The Dreamer, Kuolema Tekee Taiteilijan, Nemo
Zugaben: Ghost Love Score, Over The Hills And Far Away, Wish I Had an Angel
DER SAMSTAG
AFTER FOREVER haben wir verpasst, da alle Bands plötzlich 30 Minuten früher spielten. Damit MANOWAR am Abend 30 Minuten länger spielen durften. Ob das eine Idee des Veranstalters war, eine von MANOWAR oder von beiden gleichzeitig, ist völlig egal. Fakt ist: niemand wurde von diesen Verschiebungen unterrichtet. Weder Fans noch Presse. Auch die Security wußte keinen Rat. Nur diverse Zettel mit der neuen Running Order hingen vereinzelt herum, um die sich zahlreiche Besucher schaarten.
Beim deutschen Thrash-Urgestein DESTRUCTION haben sich die 30 Minuten bereits spontan auf 40 Minuten erhöht und so beginnt der Opener "Curse The Gods" eben um 13:15h statt um 13:55h. Auch hier wieder lange Gesichter bei vielen Fans die später kommen. Währenddessen liefern Schmier und Co. allerdings ein gigantisches Gewitter ab, bei welchem es u.a. bei "Thrash Till Death", "Total Desaster" oder "Nailed To The Cross" abwechselnd blitzt und donnert. dass an diesem Platz ursprünglich TESTAMENT spielen sollten, daran denkt ob des überzeugenden Gigs wirklich niemand.
PRIMAL FEAR böllern danach ein Melodic-Speed Feuerwerk ab, sprinten auf der Bühne auf und ab und kommen irgendwie gut an. Dennoch wird ihr Songmaterial dadurch nicht besser und die meisten Stücke können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das hier alles zweite und dritte Liga ist.
Bei MASTERPLAN standen recht wenige Fans vor der Bühne herum. Vermutlich weil alle die MASTERPLAN sehen wollten nicht wußten, dass alle Bands nach vorne gezogen wurden. Bei MASTERPLAN waren aus den anfänglich 30 Minuten bereits 50(!) geworden und so sahen etliche von MASTERPLAN nur noch die letzten 10 Minuten. Schon mysteriös, aber nach fünf Bands sollte man schon langsam davon ausgehen, dass sich die geänderte Playlist mittlerweile auch auf den Campingplätzen herumgesprochen hat. Indes auf der Bühne: Jorn Lande liefert ein ums andere Mal eine Bravourvorstellung ab. Die Band kommt sehr gut an und wird heftig abgefeiert.
Zu HYPOCRISY noch viel zu schreiben ist sinnlos wie ein Festival ohne Bier. Daher nur kurz: perfekt wie immer - Melodic Death in Vollendung.
J.B.O. sind sicher toll. Nur nicht zum Aushalten für uns. Leider konnte ich nicht wegrennen mit meinem Bänderriss und so mußte ich mir den tausendmal abgenudelten Müll eben nochmal geben. Nebenan, im Pressezelt. Denn da kann man gut sitzen (wenn man schon nicht laufen kann). Was soll man sagen: sehr gute Musiker, eine Menge Blödsinn, tolle Songs, die man aber nur einmal hören kann. Da hilft nur eins: Bier. Achja, da war er ja wieder... mein Fuß. Zum Glück gibts im Zelt eine Cocktailbar.
Mit DIMMU BORGIR ist dann noch die einzige Black Metal-Band des Festivals anwesend. Schöne Aussichten für mich, der alles hört, weniger interessant für das Gros der angereisten Besucher, denn die hören wohl überwiegend etwas anderes. Dennoch haben sich so einige eingefunden um der Band Tribut zu zollen, auch wenn es noch ein wenig sehr hell ist für soviel evil Metal. Spätestens hier fiel auf, dass bisher so ziemlich alle Bands eine Menge Spielfreude mit eingepackt hatten, denn auch die Düsterheimer spielten hier ohne Fehl und Tadel einen großen Auftritt inkl. einem höllisch starken Stageacting mit Posing ohne Ende.
Bei einem normalen Tagesablauf hätten STORMWARRIOR FEAT. KAI HANSEN auf der Event Stage genau zwischen DIMMU BORGIR und MANOWAR gespielt. Durch die ganzen Verschiebungen spielten sie irgendwo zeitgleich mit beiden Bands oder wie auch immer. Die Halle war voll. Denn hier kündigte sich Großes an: ein einmaliger Auftritt der Hamburger mit ihrem Haupteinfluß Kai Hansen. Auf ihren Studioalben ist es ja unüberhörbar: STORMWARRIOR klingen wie eine Fortsetzung von HELLOWEEN's "Walls Of Jericho"-Klassiker. Wer die Band noch nicht kannte, bekam indes fünf schwerst überzeugende Songs aus dem bisherigen Band-Repertoire zu hören, bevor es entgültig endgeil und elektrisierend wurde: Kai Hansen stürmte die Stage, das Publikum raste und dann gab es voll auf die Zwölf! "Ride The Sky", "Judas", "Heavy Metal (Is The Law)", "Murderer", "Phantoms Of Death", "Victim Of Fate"!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ist das geil oder was?!
MANOWAR
Und dann kamen SIE: MANOWAR - Die selbsternannten "Kings Of Metal". Nebenbei: ich war selbst lange Fan. "Hail To England", "Sign Of The Hammer", "Kings Of Metal" - Göttergaben für die Ewigkeit. Danach feierten MANOWAR nur noch sie selbst. Und hier stand ein komplettes Festival unter diesem Motto: alle feiern MANOWAR. Hurra! Drei Stunden lang! Hurra! Zuerst fehlt Christopfer Lee. Dann ein ordentlicher Sound. Beim Eröffnungstripple "Manowar", "Brothers Of Metal" und "Call To Arms" sind die Instrumente kaum zu erkennen, alles ein einziger Soundmatsch. Dazu kommt noch, dass gerade die leiseste Band der Welt spielt und sogar mein Nachbar im Rollstuhl gerade lauter schmatzt als MANOWAR spielen. Achja, da fällt mir ein: wegen meines Bänderrisses stehe ich bei MANOWAR auf der Rollstuhlbühne. Jemand bietet mir seinen Rollstuhl an, da er gerade seine Beinprothesen ausprobiert. Eine Wohltat. So erlebe ich MANOWAR bei bester Sicht. Ein wohl einmaliges Erlebnis. Nach einem grottigen Gitarrensolo wird endlich der Klang besser und auch die Lautstärke stimmt mittlerweile einigermaßen. Es folgen "Kings Of Metal", "Sign Of The Hammer", "Blood Of My Enemies" und "Kill With Power". Es geht aufwärts. Bis zu dieser Stelle versprach es ein genialer Auftritt zu werden.
Nach einem wie immer nervtötenden Bass-Solo folgen "Metal Warriors", "Ride The Dragon", "Metal Daze" und "Dark Avenger", ergänzt durch diverse vorher angekündigte Gäste aus der MANOWAR-Historie (u.a. Ross The Boss).
Ab jetzt sollten MANOWAR dann SPINAL TAP an den Rande der Bedeutungslosikeit katapultieren: wir müssen einen minutenlangen Soundcheck erleben, weil angeblich eine Bassdrum leiser ist als die andere. Danach fallen links und rechts neben der Bühne die schwarzen Verkleidungen ab und zum Vorschein kommen die vom Donnerstag bekannten Chor- und Orchester-Musiker. Sie spielen zu "Herz aus Stahl". Allerdings nur Playback. Damit nicht genug des Blödsinns wird uns noch ein Akt aus Wagner's Oper "Lohengrin" vorgespielt. Natürlich vom Playback-Orchester. Mit einer nicht enden wollenden Rede von Joey DeMaio.
Weiter gings mit Gigantenhymnen: "King Of Kings" ist ein neuer Song vom kommenden Album, welcher stilistisch nahtlos am letzten Album anknüpft, gefolgt von "Hail And Kill", "Warriors Of The World United" und "Black Wind, Fire And Steel". Genial. Vermutlich dachte die Band, dass letzteres Stück wohl zu schnell fürs Publikum war. Denn anschließend liest der gute Joey ca. sechs Minuten lang alle Auftrittsorte mitsamt Veranstaltungsorten der kommenden Tour vor. Als ein Teil der Fans bereits eingeschlafen und ein anderer Teil gegangen war, ertönten tatsächlich noch "Battle Hymn" und "The Crown And The Ring".
Fazit: ich habe ja schon etliche MANOWAR-Auftritte gesehen. Von Pleasure Slave-Gelabere über minutenlang herumkreisende Motörräder auf einer überlangen verlängerten Bühne bis hin zu einem 15 minütigen Bass-Gitarren-Drum-Solo der Klasse "Supertodbringend". Aber so eine Zirkusvorstellung wie an diesem Abend noch nie. Auf der anderen Seite hingegen stand ein Best-Of-Programm mitsamt sehr vielen Gästen, von denen man einige gern wieder gesehen hat. Insgesamt war das alles schon sehr enttäuschend, wenn man bedenkt, dass man ohne diesen ganzen sinnfreien Zusatzmüll die Running Order nicht hätte ändern müssen. Aber die Haben-Seite lässt sich eben auch nicht wegdiskutieren: technisch waren MANOWAR ab dem Gitarrensolo nach den ersten drei Songs jederzeit auf der Höhe und die Songauswahl wog einen Großteil des Ärgers fast wieder auf. Aber eben nur einen Großteil und eben auch nur fast. Denn die größte Verarsche an diesem Abend war das Playback-Orchester. Dumme MANOWAR-Fans merken eben nicht, dass da kein Orchester spielt, sondern ein Kassettenrekorder. Dazu sei noch angemerkt, dass die Generalprobe am Donnerstag NICHT vom Band kam.
Setlist: Manowar, Brothers Of Metal, Call To Arms, Gitarren-Solo, Kings Of Metal, Sign Of The Hammer, Blood Of My Enemies,
Kill With Power, Bass-Solo, Metal Warriors, Ride The Dragon, Metal Daze, Dark Avenger, Outlaw, Herz aus Stahl (inkl. Playback-Orchester),
Lohengrin, dritter Akt, Ausschnitt (inkl. Playback-Orchester), King Of Kings, Warriors Of The World United, Hail And Kill, Black Wind, Fire And Steel
Zugaben: Battle Hymn, The Crown And The Ring
Zwischen Abzocke, Elite und Exklusiviät: Die Manowar Fan Convention
Wer 50(!) Euro zusätzlich zu Festival-Ticket, Park-, Camping- und Müllgebühren abdrückte, durfte die MANOWAR Fan Convention betreten. Diese fand in der sogenannten "Music Hall" statt. Eine weitere Halle außerhalb des eigentlichen Festivalgeländes, welche aber zum Rasthof-Gelände gehört. Die Music Hall sieht von innen aus wie ein alter Western-Saloon. Das meiste ist Holz. Da mag es wenig überraschend sein, dass hier desöfteren Biker-Festivals stattfinden.
Für diesen Preis bekommt man dann - Tusch - erstmal ein paar Bikes zu sehen. Tolle Sache. Dann erfährt der geneigte Fan, dass man um MANOWAR zu treffen eine bestimmte Nummer haben muß. Jedes Armbändchen ist nummeriert. Hat es einen erwischt, darf man in einem stillen Eckchen dieses Gemäuers ein paar Sätze mit seiner Lieblingsband sprechen. Sagte ich Band? Nun, meistens trifft man nur ein Bandmitglied. Oder einen Gast. Oder sonstwas. Damit der Rest nicht einschläft, gibt es nebenher noch ein paar sinnfreie Spiele. Die Fans finden's toll. MANOWAR-Fans finden eben alles an MANOWAR toll. Sogar wenn sie sehenden Auges verarscht werden. Nur andere Bands, die finden sie nicht toll. Sonst würden sie sich nämlich Perlen wie COB, DIE REITER, NIGHTWISH oder STORMWARRIOR ansehen statt 12 Stunden am Stück auf der Convention herumzuhängen.
Earthshaker Wetter
Donnerstag: windig Freitag: groesstenteils Regen, kühl Samstag: teilweise Regen, teils sonnig, überwiegend bewölkt
Fazit
Die Organisation des Festivals war bis dahin eines der größten Desaster, welche ich je auf einem Open Air erleben mußte. Es gab auf unserem Campingplatz 24(!!!) Stunden lang kein Dixi-Klo. Das nächste war auf dem nächsten Campingplatz, ca. fünf Minuten Fußweg entfernt. So kam es, dass die Leute teilweise hinter Autos und Zelten ihre Notdurft verrichtet haben. Eine unglaubliche Sauerei, für die es keine Entschuldigung gibt.
Dazu kam das Vorverlegen sämtlicher Bands am Samstag ohne vorherige Ankündigung und eine schlechte Beschilderung zu einzelnen Orten. Ein Teil der Campingplätze war komplett unbeleuchtet und die Besucher die als erstes kamen, hatten die weitesten Fußwege. Dazu kam noch, dass diese entgegen vorheriger Ankündigungen nicht am Auto zelten durften. Somit waren ganze Völkerwanderungen damit beschäftigt Gegenstände zwischen Zelt und Auto herumzutragen.
Am Samstag öffnete Autohof-Besitzer Anton Stohofer ohne Absprache mit dem Veranstalter das VIP-Zelt, weil die dort angebrachte Cocktail-Bar nicht genügend Umsatz machte. Die Presse dankt. Die Security war am Donnerstag und Freitag bar jedweder Orientierung, wußte teilweise gar nichts, hatte weder Ahnung wo welche Campingplätze noch welche Bändchen für was sind. Am Samstag fehlte ein Teil der Security ganz.
Positiv hervorzuheben gibt es allerdings auch einiges: im Rasthof gab es günstige, saubere Duschmöglichkeiten samt WC. McDonalds, Burger King, der Rasthof selbst und eine dort integrierte Metzgerei boten eine ordentliche Verpflegungsauswahl abseits des Festivalgeländes in dessen direkter Umgebung. Das würde man sich von mehreren Festivals wünschen.
Alles zusammen betrachtet ist das Festival in dieser Form aber nicht zukunftsfähig. Die Organisation muß grundsätzlich neu bedacht und verbessert werden, sonst macht das alles keinen Sinn. Obwohl sich ein Teil der Besucher durchaus positiv geäußert hat (nämlich der, der später kam, neben dem Auto zelten konnte und ein Dixi-Klo in reichweite hatte), hat sich der Großteil sehr negativ geäußert. Hier ist also ein gewaltiger Verbesserungsbedarf.
NACHTRAG: Der Veranstalter hat sich inzwischen entschlossen künftig keine Festivals mit Rasthof-Eigentümer Anton Strohofer mehr zu veranstalten. Es wurde ein neues Festivalgelände in der Oberpfalz gefunden. Na, da sind wir aber mal neugierig!
Für Euch auf dem Earthshaker waren: MightySCI, HellDragon, X-Over, und einige
Verstärkung von anderen Magazinen. Eines davon hat den letzten Winter nicht
überlebt. Kopf hoch, es geht weiter! Und natürlich ganz viele Metalheadz,
welche um die Wette gemosht haben! Bedanken möchte sich MightySCI auch
explizit noch einmal an den netten Rollstuhlbesitzer, in dessen Zweitwohnung
er sich während des MANOWAR-Auftritts netterweise niederlassen durfte.
Fotos vom Earthshaker Fest 2005
BANG YOUR HEAD (24./25.06.2005, BALINGEN)
Das Bang Your Head Open Air machte sich im Jahre 2005 dazu auf, etwas ganz besonderes zu werden: zum zehnten mal ging es an den Start, besetzt mit einem Best-Of Programm bestehend aus den überzeugensten Bands der letzten Festival-Jahre. Doch noch eine andere Besonderheit machte das Jubiläums-Fest zu einem unvergesslichen Ereignis: der wohl größte Sturm Deutscher Open-Air Historie. So liegen die guten und die schlechten Dinge eben immer dicht beieinander.
Der Freitag
Nicht sehr oft erlebt man es, dass bei der Eröffnung eines Festivals der Platz vor der Bühne bereits mehr als mächtig gefüllt ist. Vorallem nicht morgens um 10 Uhr. Das lag wohl an den Schweden MORGANA LEFAY, die endlich ihren alten Namen wieder verwenden dürfen. Ganz nach dem Motto des Jubiläums-Festivals wirft die Band ebenfalls mit einem Best-Of-Programm um sich, so beispielsweise "Out In The Silence", "Hollow", "To Isengard", "I Roam", "Maleficium" oder "Master Of The Masquerade" - ein Querschnitt aus allen Epochen. Der langsame Power-Metal wirft mit seinem gelegentlichen U.S.-Riffing, dem Gesangsstil und dem Groove gelegentliche leichte SAVATAGE Lava-Metal Anleihen aus den 80er-Jahren auf, um dann zwischen europäischem Gitarrenspiel und teilweise martialisch stampfendem Teutonen-Rhythmus eine perfekte Melange aus dem zu bilden, was aktueller und moderner Metal zu bieten hat. Somit schon wieder ein Anflug von Zeitlosem, was gewiss die Magie ausmacht, wegen der es hier bereits so voll war. Die Band war ebenfalls sichtlich angetan von soviel Zuspruch und spielte sich bei bester Laune in einen wahren Rausch. Genauso SO muß ein Festival beginnen!
Mit den Amerikanischen Speedstern EXCITER kam anschließend die erste Legende angesputet, deren respektabler Ruf in jüngster Vergangenheit allerdings unter diversen Besetzungsproblemen zu leiden hatte. Dazu kam noch das unter Fans sehr umstrittene letztjährige Album "New Testament", welches ein Konklomerat aus alten Klassikern enthielt, welche in aktueller Besetzung zu neuen "Ehren" kam. So mancher sprach in dieser Verbindung eher von "Entehrung". Aber lassen wir das. Was zählt, ist letzten Endes das aktuelle Bühnenprogramm. Und dies knüpfte direkt an diese Diskussionen an. Dabei versuchten John Ricci und Co. doch nur, es allen anwesenden recht zu machen. Dies äußerte sich dreigeteilt: zu einem gab es mit "Violence & Force", "Pounding Metal", "Heavy Metal Maniac" und "Long Live The Loud" vier alte Gassenhauer, zum anderen mit Stücken wie "The Dark Command" oder "Aggressor" neueres, härteres Material und zum dritten mit "In Mortal Fear" und einem weiteren Lied auch noch zwei neue Songs vom kommenden Album. Somit gab es eigentlich all das, nur dass diesmal im Gegensatz zum MORGANA LEFAY-Auftritt einige verwirrte alte Herren unzufrieden waren, dass diese Band es wagt auch neueres Material zu spielen. An EXCITER nämlich lag dies keineswegs: die Spielfreude war ähnlich ausgeprägt wie bei den Schweden kurz zuvor und die meisten Headbanger vor der Bühne wußten dies auch gebührend zu feiern. Ein weiteres mal also: Beide Daumen hoch.
Nach den beiden Krachern MORGANA LEFAY und EXCITER folgte ein reiner Routineauftritt von KAMELOT, welche erst spät und als Ersatz für die absagenden VIRIGN STEELE ins Billing aufgenommen wurden. Reichlich von Pyros unterstützt absolvierte die vierköpfige Band einen soliden Auftritt, der vor allem vom neuen Album "The Black Halo" lebte und die Fans vor der Bühne sichtlich überzeugen konnte. Frontman Roy Khan erwischte einen besonders guten Tag, schwang sich - im Gegensatz zum Rest der Band - zur neuen Höchstform auf und sang nahezu fehlerfrei. Dass Khan zumindest im Studio ein Ausnahmesänger ist, wissen wir. Dass er es auch live schafft, jeden Ton zu treffen und klar zu halten, war bis dato allerdings noch zu beweisen.
Nach dreimal Metal in Folge wurde die schweizerische Hardrock-Flagge gehisst und KROKUS enterten die Bühne. Sänger Marc Storace rannte wie ein Berserker über die Bühne, Publikum und Mitspieler ununterbrochen zu Höchstleistungen animierend. Bei dieser Affenhitze von über 30 Grand im Schatten kein leichtes Unterfangen, aber was will man denn sonst anderes machen, wenn sämtliche Muskeln zu Klassikern wie "Nightwolf", "Long Stick Goes Boom" oder dem Cover "American Woman" von ganz alleine in alle Richtungen zucken? Eben. Gar nichts.
Mit dem germanischen Thrash-Urgestein DESTRUCTION steigerte sich der Härtegrad anschließend gleich um mehrere Punkte, was angesichts des drohenden Melodic Deathmetal-Gewitters gleich danach immerhin eine gelungende Bergauffahrt darstellte. Dazu gehörten neben den üblichen Klassikern wie schon bei EXCITER zwei neue Stücke in Form von "Soul Collector" und "The Alliance Of Hellhounds". Bei letzterem Titel stürmen Doro, Johan von AMON AMARTH und Charles von MORGALA LEFAY die Bühne um dem Mikroföngerät ein wenig Abwechslung zu gönnen. Verstärkt wurden DESTRUCTION übrigens durch krachende Pyros, geschwächt durch anfängliche Soundprobleme. Dem Auftritt geschadet hat allerdings beides nicht.
Der Auftritt von AMON AMARTH gehört wohl neben dem "Very Special Guest" (*sic*) wohl zu den umstrittensten des ganzen Festivals. Passt die Band doch nicht ganz in das sonstige Billing und musikalische Ausrichtung des Wochenendes. Auch darf man sich berechtigter Weise fragen, wie es die Vikinger geschafft haben, auf die "Best Of The Best Of BYH!"-Liste zu kommen. So war der Innenraum vor der Bühne zwar anständig gefüllt, hätte allerdings trotzdem noch eine ganze Menge mehr Fans vertragen. Der Rest des Geländes gähnte sich mehr oder weniger durch den Auftritt und nutzte die Gelegenheit, die Bier- und Pizzavorräte aufzufrischen. So kam es dann auch, dass selbst zu sonst totsicheren Hits wie "Bloodshed" oder "For The Stabwounds In Our Back" der Funke nicht so recht überspringen wollte obwohl das Publikum nach DESTRUCTION ja bereits auf die härtere Gangart eingeschworen war. Der Spielfreude der Schweden um Frontsau Johann Hegg tat das dennoch keinen Abbruch und die Band legte die von ihnen gewohnte Leistung auf die Bretter. AMARTH-Fans und uns hat's gefreut, der Rest stand sich an den Buden die Beine in den Bauch.
Dann kam die Zeit von DORO, ganz im 80er-Jahre Look als Leder-Zebra verkleidet, legte sie einen souveränen Auftritt vor, bei dem sie diesmal ein hervorragendes Lineup mitgebracht hatte, welches Deutschlands "Metal-Lady" durchaus ebenbürtig war. Die Setlist war überraschend WARLOCK-lastig und ließ langweilige Ausflüge in Schmalzballadengefielde glücklicherweise weg. Bis auf das zwingende "Für immer" natürlich, speziell gewünscht vom guten alten Horst in Hinblick auf seine Ines, nicht wahr. Ansonsten gab es pfundige Alltime-Hits wie "All We Are", "I Rule The Ruins", "True As Steel" und "Earthshaker Rock", gen Ende ein famoses Cover von "Breaking The Law" in einer interessanten (und zum Glück Udo-losen) Interpretation. Hier sang wohl zum ersten mal das komplette Festivalgelände unisono mit.
U.D.O., GAMMA RAY und SAXON spielen ja eigentlich jedes Jahr auf jedem Festival, um es mal (fast) ein wenig zu übertreiben. Und so spielen sie dieses Jahr auch mal gleich alle direkt hintereinander. Nach dem Motto "heuer gibts uns inklusive Abrißbirne". Wobei - die hat Udo mit "Balls To The Wall" ja im wahrsten Sinne des Wortes ja eh dabei. Damit den Fans nicht langweilig wird, wurden die belanglosen Eigenkompositionen "Thunderball", "The Bullet And The Bomb" und "24/7" geschickt mit ACCEPT-Krachern Marke "Metal Heart" und "Midnight Mover" vermischt, bevor es mit "Man And Machine" und "Animal House" erstmals und letztmals zwei GENIALE Stücke aus der Solo-Phase zu bewundern gab. Danach folgten mit "Balls To The Wall", "I'm A Rebel", "Princess Of The Dawn" und "Burning" nur noch ACCEPT-Klassiker. Das mag sich jetzt ein wenig negativ anhören, war es aber zu keinem Zeitpunkt. Auch wenn der Auftritt nicht ganz so zwingend und energiegeladen war wie letztes Jahr im klatschenden Regen auf dem Summer Breeze, so verlangte Udo vom Publikum doch so einiges ab: Oohhohohhoo-Chöre (endlos) und "Princess, Princess, Princess Of The Dawn"-Sing-A-LONGs (noch endloser) sind richtig geile Erfindungen in Sachen "interaktive Beziehungen mit dem Diskussionspartner suchen", beim regelmäßigen Genuß (alle paar Wochen auf einem anderen Festival) aber nur noch mit sehr hohem Alkoholpegel lustig. Am Ende bleibt neben dem Lob einer wie großartigen Show der Hinweis: aus dem reichhaltigen Backprogramm von ACCEPT und U.D.O. lassen sich durchaus noch viele geile ANDERE Songs picken als immer noch die gleichen. Tipps: "Run If Yo Can", "Neon Nights", "Head Over Heels", "Bound To Fail", "We Want It Loud" ...
Endlich mal Happy Metal! Naja. Fast. Ganz happy waren Kai Hansen uns seine Mannen mit dem Auftritt nicht. Versagte doch direkt beim ersten Song und Titeltrack des letzten Albums "No World Order" die Endstufe von Gitarrist Henjo Richter. Bühnenroutinier Hansen nutzte, nachdem er ein paar unfreundliche Worte loswurde, die Gelegenheit und vertrieb sich die Zeit mit ein wenig Smalltalk über das anstehende Studioalbum "Majestic". Die Stimmung im Publikum sank derweil in den Keller, meldete sich aber dafür fast umgehend wieder zurück als das Set mit "Land Of The Free" fortgesetzt wurde. Weiter ging es danach unter anderem mit den obligatorischen Stimmungsgaranten "Rebellion In Dreamland" und "Heavy Metal Universe". Mit "Bloodreligion" gab die Combo dann auch einen Song vom angesprochenen Album zum Besten und probte die Mitsingtauglichkeit des neuen Materials. Für meinen Geschmack übertreiben es GAMMA RAY mittlerweile allerdings etwas mit den singalongs. Statt jeden einzelnen Song bis in die Unendlichkeit durch Mitsingspielchen zu überdehnen täten sie gut daran, ein oder zwei zusÇÏtzliche Stücke zu spielen. Alles in allem dennoch ein gelungener Auftritt der mit dem aus Hansens Feder stammenden HELLOWEEN-Kracher "I Want Out" einen würdigen Abschluss fand.
Zum englischen NWoBHM-Dampfer SAXON muß man eigentlich langsam aber sicher gar nichts mehr schreiben: ich kennen keinen Menschen im ganzen Universum, welcher je einen auch nur mittelmäßigen Auftritt dieser Jungs gesehen hat. Das ist schon fast beängstigend. Auch diesmal gab es wieder zum bestem Sound quer durch die Bank ein perfektes Programm, so richtig neu war ja eigentlich nur der Titelsong vom aktuellen Album. Lediglich der neue Mann hinterm "Trommelfell", Jörg Michael, hatte wohl noch nicht ganz das komplette SAXON-Programm in petto und hinkte zwischenzeitlich ein paar kurze Augenblicke etwas. Aber so wie wir Jörg kennen, wird das bereits beim nächsten Auftritt nur noch eine lustige Geschichte von früher sein.
Auch mit MOTÖRHEAD ist weiterhin (und hoffenltich noch lange) zu rechnen. Und auch wenn ihre neueren Alben im Gegensatz zu SAXON eine noch viel geringere Rolle im Repertoire spielen, so ist Lemmy bestimmt auch beim dreimillionsten Konzert immer noch angespornt, das jeweils Beste zu geben. Nicht wenig tragen dazu natürlich auch Drummer Mikkey Dee und Gitarrist Phil Campbell bei, die hart am Limit alles wegfegten. Zum ersten mal am Abend sah man dann auch eine echt Lightshow, denn es wurde tatsächlich dunkel. So kamen die Pyros zur Geltung und tauchten MOTÖRHEAD ins rechte Licht. Leider wie so oft bei Lemmy und Co. ließ die Abmischung des Sounds so einiges zu wünschen übrig und kam seltsam verwaschen mit morbidem Bass beim Publikum an. Aber wie sagte neben mir jemand "wir sind hier ja nicht beim HiFi-Händler sondern beim Rock'n'Roll". Recht hat er.
So gings ab:
Dr. Rock
Stay Clean
Shoot You In The Back
Love Me Like A Reptile
Killers
Metropolis
Over The Top
No Class
I Got Mine
In The Name Of Tragedy
Dancing On Your Grave
R.A.M.O.N.E.S.
Sacrifice
Drumsolo
Just 'Cos You Got The Power
Going To Brazil
Zugaben:
Killed By Death
Ace Of Spades
Overkill
DER STURM
Nach den letzten Tönen von MOTÖRHEAD hieß es wie üblich: Weiterfeiern auf dem Campingplatz. Zusammen mit ca. 30.000 weiteren Metalheads. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Kaum saßen wir in den Stühlen, wich das Sternenbild über uns zunehmend schneller einer geschlossenen Wolkendecke. Als die ersten Tropfen uns erreichten, flüchtete DoCFReD ins Zelt, während wir gerade noch rechtzeitig ins Auto hüpften.
"Und dann geschah das Unfassbare" - kleiner Seitenhieb an alle 08/15 Autoren.
Nun, wir saßen im Auto und es regnete mehr, als physkalisch möglich war. Es kam uns zumindest so vor. Vermischt mit einem bösen Grollen der Marke "wir sind VENOM, wir sind böse, und wir waren nicht eingeladen" und abartigen Blitzen einer merkwürdig entrückten Stroposkopanlage kam der Niederschlag in Form von monströsen(!) Hagelkörnern(!) sodann komplett WAAGERECHT(!) von der Seite, peitschte mit unbarmherziger Wucht gegen die Seitenscheiben des Wagens, begleitet von der Musikanlage, die "Who Wants To Live Forever" krächzte. Halt nein, das war bei einiger anderen Gelegenheit. Eigentlich war es bereits viel zu laut, um noch Musik hören zu können.
Das Schauspiel dauerte wohl nicht länger als 15 Minuten. Doch als wir dann wieder ausstiegen, war nichts mehr wie vorher. Mein Auto nicht (gewaschen), der Campingplatz nicht (zerstört), das Festivalgelände nicht (unter Wasser) und der Baumbestand nicht. Der Makroorganismus einiger Bäume hatte sich nämlich in und auf einige Autos und Zelte individualisiert (Insider). Während DoCFReD aus dem Zelt kroch "kann es sein, dass es hier gerade gehagelt hat?", standen wir bereits dumm in der Gegend herum und sahen verwirrte Menschen durch den Regen laufen. Menschen wie Du und ich. Mit den Überresten ihres Zeltes oder Teilen von Kleidung in der Hand, manche vielleicht sogar mit den Überresten ihres Autos. Es war ein Chaos, wie es die Festivalgeschichte wohl noch nicht gesehen hat.
Glücklicherweise gehören wir zu den Menschen, die vernünftige Zelte haben und so waren wir wohl weit und breit die beiden einzigen Zelte, die innen trocken waren. Als wir uns gerade in unseren trockenen Zelten zur Ruhe gelegt hatten, ertönten außen Lautsprecherdurchsagen: "Hier spricht das Deutsche Rote Kreuz, sie werden evakuiert". Im gesamten Landkreis war kurz zuvor Katastrophenalarm aufgerufen worden. Aus allen umliegenden Gemeinden kamen Hilfskräfte, um verletzte und vorallem obdachlos gewordene Festivalbesucher zu versorgen. In Balingen wurde sehr schnell reagiert, Sporthallen und Schulen geöffnet um schnellstmöglich Übernachtungsmöglichkeiten zu schaffen und warme Getränke zu reichen. Wir schliefen friedlich in unseren Zelten weiter.
Was in dieser Nacht blieb war die Frage: konnte dies wirklich niemand vorhersehen und die Besucher warnen? Wie man erst später erfahren hat war dem wohl (trotz gegenteiliger Gerüchte) nicht so. Selbst das Rote Kreuz wußte den Sturm erst 20 Minuten vorher zu deuten. Doch da war das Handy-Netz bereits teilweise ausgefallen und die kurzfristig losgeschickten Autos mit den Lautsprechern waren bereits mitten im Chaos verendet. Vermutlich irgendwo im Nirgendwo, auf einer einsamen Waldlichtung.
An dieser Stelle möchte ich alle, die regelmäßig auf Festivals fahren die Empfehlung geben: lieber einmal in ein gutes Zelt investieren, als jedes Jahr ein neues bei Aldi oder Lidl für 20 Euro kaufen. Gute Zelte haben versiegelte Nähte und halten auch so einen Sturm aus. Kosten: 150-250 Euro. Im Resteverkauf beim Auslaufen der alten Modelle bekommt man auch bereits für 120-160 Euro wesentlich teurere Zelte die entsprechend nochmals robuster sind und eine höhere Wassersäule haben. Lieber einmal ein gutes Zelt gekauft als 20x eins wo es reinregnet. Bis auf den Campingplatz, bei dem wirklich ein halber Meter Wasser stand, hätte somit vieles verhindert werden können.
The Day After
Nachdem in der vergangenen Nacht glücklicherweise niemand ernsthaft verletzt wurde (eine Zeltstange bohrte sich bei einem Besucher in die Wade, der Rest der Verletzten kam mit leichten bis mittleren Schürf- und Platzwunden davon), war bei Veranstaltern, Rettungskräften und Festivalbesuchern erstmal das große Wundenlecken angesagt. Das Festivalgelände selbst hatte es wohl mächtig erwischt. Wie im Nachhinein zu erfahren war, lief einiges an festinstallierter Bühnenhardware wohl voll Wasser und wurde von den Mitarbeitern teilweise von Hand trockengeföhnt(!). Zahlreiche Stände standen wie der Rest des Messegeländes zeitweise unter Wasser. Einige Stände waren völlig unbrauchbar, so dass es am Samstag merklich überschaubarer war am Gelände. So war dann an einen geplanten Einlaß von 9 oder 10h kaum zu denken. dass es überhaupt weiter ging, war wohl nur einem enornem Kraftakt aller beteiligten Mitarbeiter zu verdanken, denen es gelang bis zum frühen Nachmittag die erste Band wieder komplett auf die Bühne hieven zu können. Und nicht nur dass, in dem man die ersten Bands des Tages jeweils auf ca. 15 Minutn Spielzeit zurechtgestutzt hatte, gelang es tatsächlich, dass noch JEDE Band des Samstags spielen konnte! Los ging's um 12:45h mit DEMON.
Der Samstag
An der Pole-Position für den Samstag standen die Engländer DEMON, welche vom Songmaterial eigentlich auf einer Stufe mit IRON MAIDEN, SAXON oder zumindest mal GAMMA RAY stehen sollten und müssten, hätten einige falsche Entscheidungen innerhalb der Band sowie verschiedene Schicksalsschläge dies nicht verhindert. An den hier gespielten Klassikern "Night Of The Demon" und dem von BLIND GUARDIAN einstmals gecoverten "Don't Break The Circle" kann es nicht gelegen haben. Der Zuspruch vor der Bühne war immens, die Stimmung aus dem Nichts präsent und der überraschend vom neuen Album gespielte Song "Standing On The Edge" erwieß sich ebenfalls als Knaller. Bleibt am Ende nur eine Frage: wieso vergeudet man die kurze Spielzeit mit einem endlosen Intro, anstatt einen weiteren Song zu spielen? Niemand weiß es, doch DEMON haben groß regiert. Das alleine zählt.
Leider dann auch viel zu kurz der Auftritt von VICIOUS RUMORS, einer weiteren Legende mit harten Schicksalsschlägen und dummen Zufällen. Leider brachten die Amis seit dem Tod von Carl Albert aber auch rein gar nichts mehr vernünftiges auf die Reihe. Einzig und allein ihre meistens sehr guten Bühnenauftritte blieben als Schatten zurück. Dabei sollten die ersten vier Alben eigentlich zum Hauptinventar eines jeden Metallers zählen. Viereinhalb Songs lang ("Don't Wait For Me", "Minute To Kill", "Lady Took A Chance/Abandoned", "Six Stepsisters") gab es auf die Glocke feinsten U.S.-Powermetal der Champions League zu bestaunen. Dabei gab es gleich mehrere Auffälligkeiten zu den letzten Gigs der Jungs: der alte Drummer Larry Howe ist zurückgekehrt und der zwischenzeitlich ausgestiegen(geworden)e Frontmann Brian O'Connor hatte plötzlich lange Haare und sah irgendwie ein wenig aus wie Carl Albert (RIP). Ja was ist denn das... und er sang auch noch wie Carl Albert. Zumindest fast so. Ein unglaubliches Erlebnis, von dem man sich mehr als von allen anderen zu kurz gekommenen Bands dieses Nachmittags gewünscht hätte, dass sie noch einige Songs mehr hätten spielen dürfen.
Den ersten wirklich zwiespältigen Eindruck des Tages machten die U.S.-Thrasher NASTY SAVAGE, die auch nur vier Songs (darunter den kleinen Hit "XXX") spielen durften, dabei aber seltsam hölzern, brutaler als auf der Platte und etwas neben der Kappe agierten. Woran das lag, weiß vermutlich niemand so genau, ich jedenfalls hatten die Jungs erheblich tighter in Erinnerung. Diese beruht jedoch auf dem 1998er Bang Your Head.
Gods Of Weather I curse you! - um mal im Metalklischee zu bleiben. Auch meine heiß und innig geliebten JAG PANZER fielen natürlich dem vorherigen Sturm zum Opfer und durften gerade mal für lächerliche zwanzig Minuten auf die Bühne. Harry "The Tyrant" Conklin schaffte es trotzdem, mit seiner unnachahmlichen Stimme und Performance das Publikum zu begeistern und holte aus der kurzen Spielzeit raus, was ging. Dieser Mann ist Metal pur und IHM kauft man es im Gegensatz zu so manch aufgesetztem Quotenmetaller auch wirklich ab. Der Rest der Band lies sich von Harry nach einer kurzen Aufwärmphase mitziehen und lieferte wie immer eine klasse Leistung ab! Live ist diese Band in jeder Situation über jeden Zweifel erhaben.
Direkt im Anschluss enterten die hessischen Urgesteine des deutschen Thrash die Bühne. Den verkürzten Auftritt nahmen TANKARD "wie auch alles andere" mit Humor und Shouter Gerre philosophierte regelmäßig über die restlichen drei Stunden des Auftritts. Musikalisch schöpften die Frankfurter unter den gegebenen Umständen aus dem Vollen und brachten mit "Chemical Invasion", "Die With A Beer In Your Hand" sowie den Klassikern "Freibier" und "Empty Tankard" die Kuh zum Fliegen. Balingen feierte fröhlich ein Thrashfest und TANKARD katapultierten sich mit diesem Auftritt de facto in die Top 5 des Wochenendes!
Mit NEVERMORE wurden die Setlists dann glücklicherweise so langsam wieder länger. Immerhin etwas über 20 Minuten durften Warrel Dane und Co. dann zum Besten geben. Es blieben jedoch trotzdem nur vier der Stücke über. Neben den fetten Glocken "Enemies Of Reality" und "The River Dragon Has Come" gibt es mit "The Heart Collector" eine völlig unsentimentale, aber furchtbar schöne Midtempo-Ballade und mit dem SIMON & GARFUNKEL Cover "The Sound Of Silence" eine überzeugend verthrashte Interpretation eines Pop-Klassikers der 70er. Auffällig hier: Warrel Dane hatte sichtbar abgenommen und hatte wohl etwas Mühe, den jetzt zusätzlich vorhandenen Bühnenplatz auszunutzen ;)
Ich frage mich ernsthaft ob das was nach NEVERMORE folgte überhaupt für die Nachwelt festgehalten oder doch lieber in die intergalaktische Klospühlung des Vergessens gestopft werden sollte. Heavy-Oder-Was?!- sowie Bang-Your-Head-Chef Horst betrat mit seinen engsten Mitarbeitern die Bühne und wollte die Gunst der Stunde nutzen um ein paar Dankesworte an die örtlichen Sicherheitskräfte, Polizei, Rotes Kreuz und THW für ihren Einsatz in der Sturmnacht zu richten. Auch die Fortführung des Festivals in 2006 wurde versprochen. Bis hierhin: soweit so gut. Als Horst dann allerdings begann, seine Crew endlich mal dem Publikum vorzustellen nahm das Elend seinen Lauf. Bei seiner Kollegin und langjährigen Lebensgefährtin Ines angekommen fragte er in einem genuschelten Nebensatz "Zitat - Achja, wenn ich schon dabei bin: Willst du meine Frau werden?" Die sichtlich(?) überrumpelte(?) und perplexe Frau (ob aus Überraschung oder Ärger über diesen hingerotzten Antrag sei mal dahin gestellt) rang sich mit etwas Würgen dann zwar noch ein "Ja" ab, das Publikum wusste allerdings nicht so recht, was da gerade vor ihren Augen ablief und benötigte einige Zeit um zu realisieren, dass Klatschen angesagt war. Was die beiden herbeigerufenen Trauzeugen Dee Snider und Sebastian Bach dabei dachten wird wohl auch ihr Geheimnis bleiben.
CANDLEMASS sind nach einer viel zu langen Pause endlich wieder mit einem neuen Album zurück. Mit der bebenden Originalstimme von Messiah Marcolin hat man schon die halbe Miete, doch zu behaupten, dass das selbstbetitelte Neuwerk das beste seit "Nightfall" sei, ist keineswegs untertrieben. Der neue, etwas flottere Stil, ist weiterhin im Doom-Bereich anzusiedeln, kann aber auch getrost als "SloMo-Powermetal" bezeichnet werden. Mit dem Stück "Black Dwarf" von jenem Album gehts los und schon kreisen die Matten und fliegen die Kühe. Wie überzeugt man selbst vom neuen Material ist, beweisen desweiteren die beiden neuen Stücke "Copernicus" und "Assassin Of The Light". Mit den Klassikern "Solitude", "Bearer Of Pain" und "At The Gallows End" wird das klasse Set vervollständigt. Einzig das Fehlen von "Samarithan" kann als kleines Manko angesehen werden.
Kommen wir zum nächsten Ei, das sich Horst selbst ins Nest gelegt hat. Der lang und breit angekündigte VERY SPECIAL GUEST! Über Monate wurden ein Staatsgeheimnis über den so besonderen Gast gemacht und die Spekulationen durch immer wieder gesetzte Nadelstiche aus der Redaktion angeheizt. Was da alles für Namen gehandelt wurden... von ANTHRAX über MÖTLEY CRÜE, IRON MAIDEN bis hin zu ACCEPT oder CRIMSON GLORY war eigentlich alles vertreten und die Erwartungen waren dementsprechend riesig. Nur eine Band hatte - zurecht! - niemand auf der Rechnung...
Nach Horsts "Please welcome kick ass Rock'n'Roll from Finland: HANOI ROCKS!" breitete sich jedenfalls erstmal eisiges Schweigen im Publikum aus. Die Stimmung sackte in Sekundenbruchteilen vom Siedepunkt auf weit unter Null zurück und kurz darauf lichtete sich auch bereits der Platz vor der Bühne. DEMON am Morgen haben vermutlich vor mehr Leuten gespielt. Fragen, wer das überhaupt sei machten die Runde und die ersten Bierbecher zogen ihre Kreise über der Bühne. Da half es auch nichts, dass Front(wo)man Michael Monroe sich buchstäblich den Arsch aufriss und eine energiegeladene Performance auffuhr. Sie hatten verloren und ausser ein paar Mittelfingern sowie den angesprochenen Wurfgeschossen erntete die Band keine Reaktion. Dazu trug auch der Umstand bei, dass sich die Band viel zu häufig verspielte und alles in allem recht unprofessionell wirkte. Ob dies eine Folge der Publikumsreaktionen war, welche eine Band verständlicherweise nervös machte oder ob dies zum Standard der Band gehört kann ich nicht sagen. Habe sie vorher nie gesehen und will sie auch nie wieder sehen. Horst: Das war nix! (Anm. MightySCI: also ich kenne die Band, zu meinen Favoriten zählte sie nie und es wird schon einen Grund haben, warum sie auf dem offiziellen Wacken-Flyer sehr klein am unteren Ende stand.)
Ui ui ui. Nach dem Desaster mit HANOI ROCKS stand glatt ein zweiter VERY SPECIAL GUEST auf dem Programm: MIKE TRAMP'S WHITE LION. Keine echten WHITE LION also, doch hier war alles ganz anders. Das liegt wohl einerseits daran, dass das Publikum seine Enttäuschung und den Hass bereits an HANOI ROCKS ausgelassen hatte, zum anderen daran, dass WHITE LION eigentlich so ziemlich jeder kennt. Ganz andere Voraussetzungen somit. Ich muß hier auch gesondert nochmal betonen: HANOI ROCKS konnten einem einfach nur Leid tun. Das ist vergleichbar mit "stellt euch vor ihr wartet auf MANOWAR und MAJESTY spielen", "stellt euch vor ihr wartet auf PINK FLOYD und Daniel Kübelböck kommt" und "stellt euch vor ihr wartet auf HELLOWEEN und Andi Deris singt". Ok, das waren jetzt gleich mehrere unglaubliche Verwegenheiten in Folge. Zurück zu WHITE LION: mit "Hungry", "Lonely Nights", "Broken Heart", "Fight To Survive", "Lights And Thunder", "Little Fighter" und dem "Radar Love"-Koffer, den GOLDEN EARING nicht in Berlin, sondern in Balingen stehen ließen, konnte man ja nichts falsch machen. Fairerweise muß man noch anhängen: bei HANOI ROCKS haben dermaßen viele Besucher das Gelände verlassen, dass wohl eh nur noch eher "softer" gestimmte Artgenossen anwesend waren.
Wenn man bedenkt, auf welches gigantische Repertoire an Klassikern bereits Bands wie U.D.O. (mit dem kompletten ACCEPT-Backkatalog neben seinem Solo-Programm), TWISTED SISTER, DEMON, DORO, SAXON, MOTÖRHEAD oder GAMMA RAY zurückgreifen können - doch DIO toppt sie alle. Er hat nicht nur selbst schon einen langen Veröffentlichungsindex, er hat auch noch seine Jahre bei RAINBOW und BLACK SABBATH in Petto. Und weiß das auch auszunutzen. Natürlich hat auch die große Stimme des Heavy Metal unter der verkürzten Spielzeit von nur 75 Minuten zu leiden, doch die Songauswahl lässt über derartige Nichtigkeiten alles vergessen: Los geht's etwas verhalten mit "Killing The Dragon", der sich jedoch als echter "Grower" erweist um ein Publikum gemächlich einzustimmen... auf einen ersten großen Klassiker: "Egypt (The Chains Are On)" bietet bereits kurz nach Beginn ganz großes Heavy Metal-Kino. "Stand Up And Shout" folgt, das Publikum bereits bei bester Laune und auch der Meister persönlich war sichtlich bewegt von soviel Zuspruch. Danach folgte ein ewiges Drum Solo von Simon Wright, bevor es mit dem fantastischen Titeltrack seines Debütalbums und "Sunset Superman" gleich zügig weiterging. Mit "Man On The Silver Mountain" kramte Dio alsbald den ersten RAINBOW-Titel aus seinem Fundus und sang ihn wie ein junger Gott. Er hat eben weit im Voraus gedacht, bei seiner Namenswahl. Soviel Stimme benötigt Pause. Craig Goldy sah das auch so und setzte zu einem ausufernden Gitarrensolo an. Schon wieder ein Solo. Bei der kurzen Spielzeit. Ein honoriger Gott, der seine Diener so lieb hat. Oder einfach nur seine Stimme von Zeit zu Zeit resetten muß. Was für ein Glück zumindest, dass die Begleitband über alle Zweifel erhaben ist und technische Höchstleistungen vollbringt. Der Regenbogen steht noch groß am Himmel als das Solo endet und so lebt erstmal der Rock'n'Roll und danach die Tore von Babylon. Gänsehaut. Erinnerungen. Man bin ich alt. Zum Glück aber noch lange nicht so alt wie der Gott, der da auf der Bühne steht. Er kann sich so gar nicht entscheiden, zwischen Himmel und Hölle, da er ja beides regiert, spielt somit erstmal "Heaven And Hell" und zaubert gen Ende einen Regenbogen in die Nacht "Rainbow In The Dark". Unter der sogar Nachts lichtbrechenden Verdunkelung dieses Naturschauspiels werden anschließend TWISTED SISTER nur im Schatten spielen.
Himmelarschkruzifixsakramenthalleluja (kan nix dafür, komm aus Bayern). Da reißt sich Dee Snider zuerst Solo mit seinen Sick Mother Fuckers den Arsch auf um richtiges TWISTED SISTER-Feeling nach Balingen zu bringen. Schafft es aus dieser Heldentat heraus sogar diese geniale Band zu reformieren und mit diesem unsterblichen Namen 2003 wieder zurückzukommen. Und was passiert AUSGERECHNET zum großen Bang Your Head-Jubiläum? AUSGERECHNET als letzte Band dieses Festivals? Nachdem dieses Open Air zehn Jahre überlebt hat und eine Nacht zuvor sogar einen Monstersturm wegsteckte [wegen seinem Zwillingsbruder waren ein paar Jahre vorher die Dinosaurier ausgestorben (bis auf DEEP PURPLE und PROCUL HARUM)], muß Dee Snider auf die selten dämliche Idee kommen, anstatt einem Best-Off Programm ein komplettes Album zu spielen. Dabei ist doch eigentich eh jedem TWISTED SISTER-Kenner klar, dass diese Band noch nie ein Album aufgenommen hat, welches irgendwer von vorne bis hinten komplett durchhören will. Vorallem nicht auf einem Festival. Und dabei hatten wir sogar noch Glück, dass das Set gekürzt war. Jedenfalls nahm das Schicksal seinen Lauf, als Dee ankündigte, das komplette "Stay Hungry"-Album spielen zu wollen. Das mit gleichnamigem Titelsong begann und die Stimmung schonmal sehr gut anschwellen ließ. Als danach gleich "We're Not Gonna Take It" folgte, ja eigentlich der größte und tödlichste Hit überhaupt, stellte sich ein seltsames Phänomen ein. Von Star Trek-Fans vermutlich als Quantentempodrom bezeichnet oder wie auch immer. Einerseits ging das Publikum gut mit, war aber weder darauf vorbereitet noch soweit aufgeheizt, um das ganze wirklich schon verarbeiten zu können. Vermutlich entstand daraus eine Singularität, in welcher ich zwischenzeitlich gefangen war, denn an die Langweiler "Captain Howdy" und "Street Justice" (auch bekannt als "Horror-Teria" Teile A und B) kann ich mich gar nicht mehr so recht erinnern. Oder hab ich sie verdrängt? Mit "I Wanna Rock" und "The Price" kamen Stimmung und Erinnerung temporär zurück, um anschließend mit "Don't Let Me Down" und "The Beast" gleich wieder zu verschwinden. Als TWISTED SISTER einen Teil des Festivalgeländes schon sehr gekonnt leergespielt hatten, folgten noch "S.M.F." und "It's Only Rock'n'Roll". Danach fing bereits das Abschlußfeuerwek an. Nichtmal die Veranstalter rechneten wohl damit, dass da noch jemand "Zugabe" rief. Tat ja auch keiner. Doch so leicht lässt sich ein galaktischer Zwischenfall nicht korrigieren. Die Band stürmte mitten im Feuerwerk nochmal auf die Bühne, spielte "You Can't Stop Rock'n'Roll". Der Veranstalter tat es trotzdem. Bis zum nächsten Jahr.
So gings (leider) ab:
Stay Hungry
We're Not Gonna Take It
Burn In Hell
Horror-Teria
A) Captain Howdy
B) Street Justice
I Wanna Rock
The Price
Don't Let Me Down
The Beast
S.M.F.
It's Only Rock'n'Roll
Zugabe: You Can't Stop Rock'n'Roll
WETTERBERICHT
Freitag: heiss, 30+ Grad Freitag auf Samstag: schwerer Sturm mit Hagel und Platzregen Samstag: etwas kuehler, sonnig, im Laufe des Tages warm
FAZIT
Die Bandauswahl zum Jubiläum war so gesehen gigantisch. Sieht man von HANOI ROCKS ab und die seltsame Besetzung von AMON AMARTH, die zwar sehr gut waren, aber mit ihrem Stil allein auf weiter Flut (oh weh, da sieht man mal, was der Nachhall dieses Sturms so verursacht, heißen muß das natürlich Flur) standen. Lobenswert ist natürlich ohne Ende, dass das Festival nach dieser Sturmnacht überhaupt fortgesetzt werden konnte. Ein gigantischer Drahtseilakt aller Beteiligten, die hoffentlich auch bei den Fans im Nachhinein die Enttäuschung über den "Very Special Guest" mildern konnte. Gehapert hatte es auch heuer wieder ein wenig an anderen Stellen in Sachen Organisation: so wollte man uns bereits am Donnerstag Nachmittag nicht mehr auf den Campingplatz lassen, weil er voll war. Die Frage war natürlich eher, WER hier voll war, denn der Campingplatz wars nicht. Wir waren sehr froh, trotzdem da hineingefahren zu sein und unser Plätzchen gefunden zu haben, denn wer weiß wo wir gelandet wären wenn wir weitergefahren. Am Ende noch dort, wo ein kompletter Campingplatz einen halben Meter unter Wasser stand.
Details über unsere Erlebnisse der Sturmnacht stehen ja weiter oben.
Unterm Strich blieb es aber wie immer ein Festival, welches eine Menge Spaß gemacht hat und es spricht wohl auch sehr für die Fans, dass nach dem Unwetter nur ein kleiner Teil der Fans abgereist ist. Der größte Teil blieb ganz nach dem Motto "jetzt erst recht!" und hielt bis zum Ende durch.
Für Euch (und für uns) in Balingen waren 2005: DoCFReD, Mara, MightySCI, Stormbringer und ca. 30.000 weitere seltsame Wesen.
Beim Betreten der Venue fiel mir zunächst der eigenwillige Merchandising-Stand auf: Poster "Erste Bombardierung: LAIBACH uber dem Deutschland", Armbinden mit SS-Totenkopf (inkl. Einschussloch in der Stirn), NSK-Pässe (LAIBACH ist teil eines Künstler-Staates) und vieles weiteres Sonderbares. T-Shirts und CDs gab's übrigens auch, aber keine Feuerzeuge. Dafür waren etwa zwei Drittel des Publikums Düsterheimer und -innen, der Rest verlaufene Metaller (wie ich) und einige Kunstinteressierte. Viele ganz schön alte waren da, denn LAIBACH gibts ja auch nicht grade erst seit gestern.
Doch nun zum musikalischen Teil des Abends: Ohne Vorgruppe (wer würde auch passen?) gingen LAIBACH auf die Bühne und legten mit "In The Army Now" gleich auf hohem Niveau los. Der Song war auch dem Abend angemessen, es herrschte durchaus militärischer Kleidungsstil. Auf Passkontrollen am Zugang wurde dieses mal aber verzichtet. LAIBACH bestehen live aus einem Sänger, einem Drummer hinter so 'nem elektronischen Plasik-Dings, einem E-Gitarristen und einem E-Bassisten. Durchaus Metal-kompatibel also, wären da nicht die fiesen Samples vom Band, die Leinwand, die die halbe Bühnenbreite einnimmt mit lustig verspulten Sachen drauf (z.B. vier Mann in Offiziers-Wehrmachtsuniform gehen in Zeitlupe in den Supermarkt) und der ganz spezielle LAIBACH-Gesang, mal englisch, oft deutsch, immer rauh, und von Akzent geprägt. Der nächste Song war dann "Alle Gegen Alle" und dabei kamen dann auch einige der Düsterheinis in Bewegung, die ansonsten wohl eher mit der Maxime "Rumstehen und gut aussehen" auf Konzerte gehen (immernoch besser als "traurig gucken und depressiv werden"...). Dabei ist "Alle Gegen alle" doch eigentlich DIE Pogo-Steilvorlage schlechthin. Schade irgendwie. "Dogs of War" war dann etwas weniger energiegeladen, "Mars On River Drina" verwirrte mich völlig: Schon sehr episch und vor Pathos triefend, im Kern natürlich auch sehr bewegend, aber was bitte hat sowas live verloren? Sicher alles Taktik... Mit "God Is God" gings dann wieder aufwärts, und bei "Tanz Mit Laibach" war dann so richtig was los. Hammersong, funktioniert live auch richtig gut. Lag sicher auch an den beiden blonden Trommel- und Klatschmäusen, die dazu auf die Bühne kamen. Der Rest des Sets bestand dann aus Material von "WAT". "Das Spiel ist aus" war der Abschluss des regulären Sets. Als Zugaben gabs dann "Leben Heisst Leben" (geil!), "Sympathy For The Devil" (JAAA!!), und natürlich "Geburt Einer Nation" (*spritz*). Danach lief nochmal "Tanz Mit Laibach" vom Band und dann war's auch schon vorbei, nach etwa 100 sehr kurzweiligen Minuten.
Insgesamt also ein sehr schöner Gig. LAIBACH ist ja an sich eine sehr spezielle Band, mit diesem Auftritt haben sie sicher keine Fans gewonnen, weil keine nicht-Fans da waren; aber auch keine verloren, weil es eben doch sehr gelungen war. Und wenn euch mal ein schwarzer 911er Porsche neuesten Baujahrs mit einem 666-Kennzeichen auffällt: Der war auch da.
Trotz einiger Gerüchte nach dem letztjährigen Summer Breeze ist das Festival noch immer am gleichen Ort: im schwäbischen Abtsgmünd. Größer als Wacken und kleiner als Balingen liegt der Ort nicht ganz so leicht zu finden abseits der großen Welt und ist somit ein idealer Austragungsort für ein Open Air, welches nicht nur jedes Jahr die Heavy Metal-Saison im Freien beendet, sondern auch ob des alternativen Billings immer wieder ein Anreiz ist neben den allseits bekannten Größen so einige Newcomer kennenzulernen, welche in der allgemeinen Veröffentlichungsflut leider allzuoft übersehen werden. Das Wetter meinte es dieses Jahr nicht allzugut, bei recht angenehmen Temperaturen gab es sehr oft sehr viel Naß, welches mitunter in Sturzbächen vom Himmel zu fluten schien. Die Veranstalter nahmen's gelassen und konterten mit einigen Lastern Stroh. Die Besuchern nahmen's gelassen und konterten mit Regenumhängen und Gummistiefeln. Und der Wettergott hatte auch ab und an Mitleid mit den eingeweichten Schwermetallern da unten im fernen Abtsgmünd und ließ zwischendurch immer mal wieder die wärmende Sonne durchblitzen. Kleiner Tipp am Rande: bei klarem Wetter kann man über diesem Ort tatsächlich noch die komplette Milchstraße sehen. Ein kleines Wunder für ein Großstadtkind wie mich.
Donnerstag
SONATA ARCTICA sind so eine Band, die nach einem starken Debüt immer deutlicher nachgelassen hatten, was die Qualität ihrer Alben betrifft. Ohne jedoch völlige Rohrkrepierer zu veröffentlichen. Das sah das Publikum anders und feierte die Finnen mit gegen Ende der Vorstellung immer deutlicherem Applaus. So wurde am späten Nachmittag kräftig abgerockt mit einem feines Best-Of Programm und der neuen Single "Don't Say A Word" im Gepäck.
Dass HYPOCRISY live eine Macht sind, ist hinlänglich bekannt. Selten hat die Stimmung so gut gepasst wie an diesem Abend: bei einem blutroten Abendhimmel entfaltete sich das Bühnen-Backtrop in Form von Alien-Köpfen und dem Cover des neuen Albums zusammen mit einer effektiven Lichtshow so richtig gut. Zu einem mittlerweile gewohnten Best-Of Programm gesellten sich u.a. die Stücke "Adjusting The Sun", "Fire In The Sky", "Slaves To The Parasites", "God Is A Lie" und natürlich auch "Roswell 47". Selbst SENTENCED schafften es da nicht, mehr Zuschauer vor die Bühne zu bringen. Lediglich der undiffernzierte Sound war ein Manko, welches bis zum Ende nicht ausgemerzt wurde.
Schon wieder Finnen! SENTENCED sind in ihrer Heimat längst Megastars und verweilen mit einem neuen Album dort inzwischen gerne einige Wochen auf Platz 1 der Nationalcharts. Doch auch hier im Germanenland werden die Männer mit lustigen Namen wie Ville Laihiala oder Aika Multaa Muistot - halt nee, das ist ja ein Songtitel - immer populärer. Die Headliner des ersten Abends durften beweisen, dass sie diese Kredite völlig zu recht besitzen, dampften gleich zu Beginn mit "The Suicider" und "Sun Won't Shine" in tiefster Endzeitstimmung, kochten das Publikum im weiteren Verlauf mit "Broken", "Brief Is A Light", "Ever-Frost", "Noose" und anderen Stimmungsdrückern weich und hatten dabei ironischerweise sichtlich Spaß daran. Vermutlich lag's auch ein wenig am Wodka, den Ville sich da mehr oder minder regelmäßig nach einigen Songs in größeren Einheiten hinter die nicht vorhandene Binde kippte. Eine große Vorstellung einer mittlerweile großen Band. Als geniale Zugabe wurde die Keule in Form des IRON MAIDEN-Klassikers "The Trooper" ausgepackt. Der kommt zwar auf dem "Greatest Kills"-Album noch etwas schneller und gewaltiger, war aber trotzdem ein sehr hübscher Ausklang.
Freitag
EVERGREY aus dem Schwedenländle sind alles andere als "grau", denn mit einer perfekten Mischung aus nachvollziehbaren Hooklines, atmosphärischen Songstrukturen und mehreren Pfund schweren Riffs sind sie eine Mischung aus verspieltem Progressive-Metal der Oberklasse und traditionellem, aber sehr modernem Powermetal. Am Start mit ihrem neuen Album "The Inner Circle" warten EVERGREY weiterhin auf den großen Durchbruch. Der wird aber vermutlich weiterhin auf sich warten lassen. Zum einem sind die Technik-Meister viel zu selten auf Tour um sich einen gewissen Status zu erspielen, zum anderen wollte sich auch auf dem Summer Breeze weder beim Publikum noch bei der Band selbst eine gute Stimmung aufbauen. Nichtsdestotrotz: ich hoffe, dass die Jungs mal aus dem Pott kommen und fleißig Erfahrung sammeln, damit sie uns bald live genauso überzeugen können wie mit ihren Studio-Scheibletten.
LEAVES' EYES. Komischer Name. Komische Band. Auf den ersten Blick. Hinter dem Namen stecken jedoch allseits bekannte Sternchen des Metal-Himmels: Liv Kristine (ex-THEATRE OF TRAGEDY) und ihr Mann Alexander Krull von ATROCITY, welcher gleich den Rest seiner Band miteingebracht hat. Die Musik indes hat mit den Stilen der Genannten aber wenig zu tun. LEAVES' EYES sind sehr melodisch, haben poppige Melodien und schiffen am äußeren Rande der Definition "Heavy Metal" herum. Liv hat eindeutig eine Entwicklung hinter sich, klingt spürbar kompakter und gereifter als noch zu T.O.T.-Zeiten, Alex stimmt bei einigen Stücken am Mikro mit ein. Die Musiker schaffen es, live sehr nah an ihrem Album "Lovelorn" zu bleiben, dem Publikum gefällt's. Das liegt nicht nur daran, dass das Summer Breeze-Publikum beim stilistisch sehr breit gestreuten Billing eh um einiges toleranter ist als auf anderen Festivals, nein, die Band konnte wirklich überzeugen und so sehen wir mal weiter, was uns die Zukunft noch an feinen Alben bringen wird.
Beim letzten Studioalbum hat sich Cheffe Andreas Hedlund ein wenig ins seltsame verzettelt. Doch hat er mittlerweile genug Material um zu beweisen, dass VINTERSORG das anspruchsvolle und technisch komplexe Songmaterial auch vor Publikum großartig umzusetzen wissen. Die undefinierbare Mischung aus Folk, Prog, Death und weiß der Geier war hat immerhin Hits wie "Ödemarkens Son" und "Till Fjälls" hervorgebracht. Bis dahin (die beiden Songs waren der große Abschluß) wars noch ein weiter Weg, aber die Minuten vergingen im Fluge, denn 40 Minuten sind nicht viel Zeit, wenn man es mit Perfektionisten zu tun hat. Und das sind Mattias Marklund, Steve DiGiorgio, Asgeir Mickelson und Andreas Hedlund auf der Main Stage auf alle Fälle. Auch wenn die Musiker über weite Teile des Auftritts scheinbar den Begriff "Stageacting" nicht in ihrem Wörterbuch hatten, steigerte sich die Stimmung vor der Bühne bis hin zu einem spontanen Moshpit. Überraschung geglückt.
SODOM aus'm Ruhrpott und gleich danach TANKARD aus der Mainmetropole. Der Tod für alle Biermetaller. So verteilte Tom Engelrippchen zwischen seinen Alltime-Hits "Outbreak Of Evil", "Napalm In The Morning", "Remember The Fallen" oder "Der Wachtturm" sogar Bier in den ersten Reihen. Das ist wahre Fan-Nähe. Ich erinnere mich noch an die ersten Jahre von SODOM, die live noch deutlich weniger zu ertragen waren als auf ihrem Debüt. Ich nannte sie "die VENOM vom Ruhrpott". Seit "Agent Orange" schon gehören sie neben KREATOR, DESTRUCTION und mittlerweile eindeutig mit eingeschlossen: TANKARD zur absoluten Speerspitze des deutschen Heavy Metal. Und international muß man sich längst nicht mehr vor Konkurrenz fürchten. Speziell dann nicht, wenn ein Gig so gut gelingt wie heuer in Abtsgmünd. Mit "Die stumme Ursel", "Aber bitte mit Sahne" und "Bombenhagel" klingt das Thrash-Fest bei bester Laune aus. Eine hohe Messlatte für...
...TANKARD: die nahmen das Anspiel gerne auf und torkelten das angeheiterte Publikum mit "Dead Men Drinking", "Die With A Beer In Your Hand", "Under Friendly Fire", "Endless Pleasure" oder "Space Beer" ins Halbkoma und sorgten für beste Stimmung. Der dicke Gerre zeigte wie üblich sein Bauchfleisch und -fett, machte kultige Ansagen und schaffte es sogar, dass ein BH auf die Bühne flog. Man muß also keineswegs Tobias Sammet heißen, um derartiges zu erleben. Was für eine gute Nachricht für unzählige Nachwuchsbands. Wer sich die Musiker genauer betrachtet, wird feststellen, dass TANKARD sich spieltechnisch vor KEINER Band verstecken müssen. Das hört man auch ihrem aktuellen Album "Beast Of Bourbon" an, welches bereits jetzt zu den Referenzwerken der besten Thrashalben gehört. Eine leider arg unterschätze Band, welche aber jedesmal aufs neue beweist: Image ist nur Fassade.
Das ursprüngliche Seitenprojekt-Konglomerat aus CANNIBAL CORPSE- und OBITUARY-Musikern ist längst eine feste Größe geworden im internationalen Todesmetall-Bereich: SIX FEET UNDER waren allerdings noch nie für ihr hervorragendes Fegen über die Bühne bekannt oder für große Shows. Sie sind in erster Linie eine gnadenlose Bolzfabrik ohne viele Kompromisse. Das zeigten sie auch an jenem Abend, an welchem man sich plötzlich um Agilität auf der Bühne bemühte und auch darum, die Fans zu animieren. Ein großer Fortschritt, denn Stücke wie "Hacked To Pieces", "War Is Coming" oder "When Skin Turns Blue" auch unbedingt benötigt hatten. Es war rattenvoll vor der Bühne und als am Ende der AC/DC Klassiker "TNT" erschallte, gab es entgültig kein halten mehr. Nur schade, dass Chris Barnes weder singen noch wirklich überzeugend rülpsen kann. Aber: nobody is perfect. Nunja, Ausnahmen bestätigen die Regel...
Samstag
Die Saupreiß'n PARAGON dümpeln bereits seit Anfang der 90er im nationalen Untergrund herum. Seit ihrem dritten Album "Chalice Of Blood" (1999) kennt man sie immerhin auch außerhalb von Hamburg. Mit ihrem 2002er Meisterwerk "Law Of The Blade" (Hymnen: "Palace Of Sin", "Across The Wastelands"...) lieferten sie sogar ein dickes Ausrufezeichen ab, was sie aber leider danach nicht mehr ganz so überzeugend halten konnten. Und so stehen sie als einer der Opening-Acts am Samstag immer noch am Anfang ihrer bereits so langen Laufbahn, geben vor einem viel zu kleinen Publikum wirklich alles und sind sehr um gute Stimmung bemüht, was sich auch auszahlt und einige noch müde Seelen aufweckt. Auf die 30 Minuten Spielzeit gestreckt werden drei Dinge klar: die Band hat viel Live-Erfahrung, das Songmaterial ist teilweise mehr als nur gutklassig aber: mit einer Mischung aus Power- und Speedmetal mit leichtem Teutoneneinschlag hat man es alles andere als leicht, auf einem gnadenlos übersättigten Markt noch eine Nische für sich selbst zu finden.
EQUILIBRIUM sind einer der großen Überraschungen der letzten Zeit: ausgerechnet Bayern spielen Viking-Blackmetal, haben einen hörbaren skandinavischen Einschlag und das auch noch mit deutschen Texten. Wieder mal eine Nische gefunden. Doch den Erfolg der Band auf allein dieses zurückzuführen, wäre ziemlich ungerecht. Die Band hat nur ein Demo benötigt für einen Plattenvertrag und das Debütalbum gehört in jede vollständige Sammlung. So jung, so neu und schon so professionell, als währen sie alte Hasen präsentierten sich EQUILIBRIUM zu viel zu früher Stunde. Es sollte bis zum Abend dauern, bis wieder soviel Publikum vor der Bühne stand, als es hier der Fall war. Und das auch noch bei strömendem Regen. Respekt. Wieder einladen. Nächstes Jahr!
Niemand kennt Devon Grave. Aber Buddy Lackey kennen viele. Dabei ist Letzeres nur sein PSYCHOTIC WALTZ-Pseudonym gewesen. Mit DEAD SOUL TRIBE hat er nach dem Ende einer der genialisten Prog-Metal Kapellen des Universums eine neue Heimat gefunden, die leider auf dem Summer Breeze äußerst ungünstige Bedingungen vorfand: zuerst kam die Band viel zu spät, um dann doch noch mit nur fünf Minuten Verspätung anzufangen, dann regnete es nicht gerade wenig und somit wurde wie dieses Jahr leider öfters hier wieder vor viel zu wenigen Leuten gespielt. DEAD SOUL TRIBE stellten ihr neues Album "A Murder Of Crows" vor, dessen Songs zwar weiterhin hochkomplex, aber inzwischen um einiges eingängiger sind als auf dem Debüt. Zum Schluß gab's noch 'nen Song vom kommenden Album. Wollen viele nochmal sehen. Und zwar ohne Regen.
HONIGDIEB sind mir sehr suspekt: "Sir Hannes Smith", seines Zeichens Begründer dieser obskuren Konstellation, ist einerseits ein echter Lebenskünstler: als Geschäfsführer von Idiots Records, Besitzer eines Kaffeehauses und Frontmann der PHANTOMS OF FUTURE ist "Herr Schmidt" bereits ziemlich beschäftigt. Das hinderte ihn keinesfalls daran, mit HONIGDIEB eine weitere Gelegenheit zu schaffen, sich zu verwirklichen.
Es ist schon bizarr und manchmal macht es einem Angst. Aber die besten und abwechslungsreichsten deutschen Metal-Bands kommen nun seit so einigen Jahren aus den östlicheren Teilen unserer Heimat, welches einstmals "Mitteldeutschland" genannt wurden. DISILLUSION spielen so eine Mischung aus allen möglichen Stilen, ohne einen neu zu erfinden: Akkustik-Metal, gepaart mit Thrash und ähm... ja... man sollte es Progressive-Metal nennen. In einigen Jahren *g* / DISILLUSION nahmen, um ihr bisher einziges Album ordnungsgemäß unters Volk zu bringen, die Musiker der Band DARK SUNS mit dazu und zockten das anspruchvolle Material zu ACHT auf der Bühne. Dabei gab es sogar immerhin noch Stageacting. Unfassbar. Unfassbar interessant noch dazu. Das Publikum war sehr angetan und die Fans, die die Band kannten, waren erst recht aus dem Häuschen. DISILLUSION schafften das beinahe Unmögliche und setzen ihre komplettes Debütalbum von Anfang bis Ende so ziemlich 1:1 um. Und das live. Und nahezu fehlerfrei. Respekt.
Man könnte böse sein und die Bayern SCHANDMAUL als Trittbrettfahrer der ost-importierten Mittelalter-Fraktion zu titulieren. Doch die sechs haben mittlerweile ihren eigenen Stil gefunden und damit auch ihre Daseinsberechtigung. SCHANDMAUL konzentrierten sich in Abtsgmünd darauf, einen harten und sehr metallischen Auftritt zu bieten, ließen dabei einige sehr schöne langsame Stücke leider weg. Als einige der ganz wenigen Kapellen wurden sie dabei fast durchgehend von Sonnenschein begleitet und gaben auf der Bühne einfach alles. Eine DER Bands, die sehr dicke Pluspunkte kassierte. Und AUCH bei DEN Zuschauern, die sie bisher NICHT kannten. Weiter so.
ENSIFERUM sind eine weitere Band mit einem höchst genialem weil eigenständigem und neuartigem Debüt, welche es nicht schafften da noch eins draufzulegen. Ihr Zweitwerk "Iron" ist zwar alles andere als übel, jedoch nicht unbedingt hochklassig. Umso erstaunter ist man, wie viele Fans dann doch anwesend waren und wie homogen die Band auf der Bühne agierte. Innerhalb von kürzester Zeit (mehr als ein paar Monate waren das nicht) haben die Humppa-Folkmetaller - ach leckt mich doch am Arsch mit diesen ganzen Unter-Sub-Sub-Sub-Übersubgenres - ihr Auftreten gnadenlos nach vorne korrigiert, hart an sich gearbeitet und sich um mindestens 300% verbessert. Das tat zwar dem Stageacting und der Publikumseinbindung etwas weh (quasi nur in kleinsten Ansätzen vorhanden), aber nicht der Darbietung. Denn so fähig und konsequent gab es ENSIFERUM vorher noch nie.
Ich weiß langsam nicht mehr, was ich über BRAINSTORM noch schreiben soll. Sie sind immer gut drauf, immer bemüht sich und das Publikum in Ekstase zu versetzen. Sind so angestrengt, nicht angestrengt zu wirken und dann tun sie es doch immer wieder: sie wirken altbacken, durchschnittlich, austauschbar. Haben einige sehr gute Songs, die leider genauso schnell wieder aus dem Ohr sind wie sie dort reingekommen sind, wollen immer das beste für ihre Fans (die es ihnen gewiß sehr oft danken) und scheitern dennoch immer in der höchsten Kategorie: "Wer braucht diese Band?". Ich würde sagen: "Niemand." - wie immer.
Hundertachtunzwölfzigtrillionenachthundertvierundfünfzig Milliarden Male hat man ihn bereits gesehen: U.D.O. - den ehemaligen ACCEPT-Schreihals mit der könglich-ostfriesischen Armee-Uniform. Udo kann mittlerweile so richtig aus dem Vollen schöpfen, was geilstes Songmaterial betrifft. Nicht nur der wie ein allmächtiger Schatten über allen Solo-Veröffentlichungen stehende ACCEPT-Backkatalog, nein, auch wenn die Alleingänge bei weitem nicht immer Klassiker-Status erlangten, so gab es doch auf jeder Scheibe mindestens drei, vier Songs mit Kult-Ambitionen. So kam da über die Jahre eine ganze Menge zusammen. Und dann gabs da ja auch noch die beiden großen Alben "Animal House" und "Holy", wobei Udo speziell mit letzterem bewiesen hatte, dass auch in der Spätphase seines bisherigen Schaffens immer wieder mit ihm zu rechnen ist. Das Wetter war sau mies, es schüttete teilweise aus Eimern, manchmal regnete es "nur" ordentlich und nur in kurzen Stücken ließ dieses Sauwetter ein wenig nach. Das hatte natürlich Konsequenzen: es war nicht ganz so voll wie man es sonst auf einem U.D.O.-Auftritt gewohnt ist. Ich spare mir hier die ganzen ACCEPT- und U.D.O.-Klassiker nochmal alle durchzukauen, aber spätestens bei der Zugabe "Fast As A Shark" (schnellste Version, die ich je gehört habe), bewegten plötzlich ganz viele Leute vor der Pain Stage, die auf PRIMORDIAL warteten, ihre ganzen Körper in Richtung Main Stage und stiegen teilweise sogar ordentlich dazu ein. Wenn das mal nicht bedeutet, dass an jenem Abend noch so einige Neukunden hinzugekommen sind.
Die irischen Black-Metaller mit ihren tollen Folk-Melodien hatten wahrlich keinen leichten Stand nach U.D.O., doch gelang es ihnen von der ersten Sekunde an bereits einige Funken Magie ins Publikum zu schleudern, die sich im weiteren Verlauf des Auftritts zu einem wahren Feuerwerk mutieren sollte. PRIMORDIAL sind da! Zwar etwas blutverschmiert, aber mit bester Laune. Wie die Berserker tobte die Meute über die Bühne und dazu gab es bei strömendem Regen u.a. "Gods To The Godless", "A Journeys End", "The Heretics Age" und natürlich "To Enter Pagan". Während auf und vor den Brettern alles gegeben wurde, war der Sound leider stellenweise nicht mehr als solcher zu titulieren. Schade schade. Der Stimmung tat's jedenfalls keinen Abbruch.
Zusammen mit U.D.O. wohl der Headliner des Tages: Glenn DANZIG. Zwischen beiden Auftritten lagen Welten. Welten so groß wie ihre Musik unterschiedlich. Während der gute Udo sich nicht scheut sich sowohl in der Mixed Zone blicken zu lassen als auch auf so manchem Festival mal kurz im Publikum unterzutauchen, lässt Glenn Danzig einfach den komplette Backstage-Bereich räumen. Denn im Umkreis von mindestens 10 Metern ist nur Platz für sein Ego. Andere Ameisen, die dort neben ihn herliefen, würden vor diesem Batzen Selbstherrlichkeit bestimmt binnen Sekunden zerdrückt. Somit sorgt sich der Gute bestimmt nur um das Wohlbefinden seiner Umwelt. Man muß ihn bei allen (längst von der Wirklichkeit überholten) Starallüren jedenfalls neidvoll anerkennen, einen blitzsauberen Auftritt hingelegt zu haben, frei von Spielfehlern und langen Ansagen (dazu ist sich der Meister auch viel zu schade). Was vorallem auffällt: das ganze neuere Material (welches sich leider sehr in der Überzahl befand), kann mit den älteren Songs nicht mal ansatzweise mithalten. Somit hatte auch niemand großartig etwas verpasst, als er gegen Ende von einer Stunde, 20 Minuten vor der Bühne eintraf: nach unendlicher Wartepause auf die Zugabe gab es die zwei größten Hits "Mother" und "Dirty Black Summer". Was will man mehr?
Nach dem aufgeplusterten Gockel Glenn Danzig gab es keine bessere Wahl das Festival zu beenden mit einer ordentlichen Portion Humppa-Metal: FINNTROLL eroberten mit ca. 18 Promille die Bühne. Wir wissen das, wir führten kurz vorher ein Interview mit ihnen mit ungefähr 900 Falschen Finlandia. Davon merkten aber die Zuschauer wenig, was eindeutig für FINNTROLL spricht: mit einem hohen Grad an Spielfreude und fetten Grinsekugel-Gesichtern steckten die Trolle binnen Sekunden das Publikum an und spielten um ihr Leben. Denn der Superposer Mr. Danzig hatte maßlos überzogen und so durfen FINNTROLL nur noch einen Teil der geplanten Spielzeit nutzen, um uns alle nochmal den Humppa zu lehren. Ein Gastauftritt der EINSIFERUM-Bande mit einem kultigen Jam war nur einer der Höhepunkte. Zum Schluß wurde das Set leider etwas radikal bei bester Stimmung beendet: Saft ab, hieß es um Punkt 1:00h. Immerhin liegen in unmittelbarer Nähe Wohnhäuser. Somit kann man hier nur einem die Schuld geben: der Möchtegern-Diva Glenn Danzig. Hail FINNTROLL!
FAZIT
Obwohl das Wetter den Festivalbesuchern heuer weniger wohlgesonnen war, ein großer Spaß. Die Security war äußerst freundlich, die Stimmung friedlich und die Organisation wie immer reibungslos. Sehr erfreulich war, dass die Engstelle zwischen Händlermeile und dem Bühnenvorplatz heuer deutlich verbreitert und die dort ansässigen Dixiklos verlagert wurden. Es gab auf dem Campingplatz erstmals einen Biergarten. Da kann man nur sagen: weiter so! Was ich auch weiterhin bemängeln muß sin die Zeltplätze auf einem Berg. So will doch niemand Zelten, Jungs. Noch dazu der lange Fußmarsch bis man endlich oben ist. Doch immerhin gabs dann dort heuer auch erstmalig einen Biergarten. Diese Abkühlung hat man am Gipfel angekommen auch redlich verdient.
Für Euch rockten dieses Jahr auf dem Summer Breeze: The Mighty SCI!, Bad Peon und X-Over.
Donnerstag
Es gibt wohl kaum eine bessere "Vorband" für die ONKELZ als MOTÖRHEAD! Lemmy ist trotz seines fortgeschrittenen Alters immer noch jederzeit in der Lage, den bereits zu Tausenden vor der Bühne stehenden Fans den Valhalla-Marsch zu blasen. Die geradelinige Rock'n'Roll Attitude, gepaart mit der richtigen Portion Straßendreck und Alkohol in jedweden Varianten war ein idealer Anheizer. Und das, obwohl das Thermometer bereits 30° im Schatten anzeigte. Vor der Bühne versuchten sich alle vergeblich mit Bier zu kühlen, auf der Bühne hatte man das mit Wodka schon vorher getan. So krachten ganz unbeschwert ins Gebälk: "We Are Motörhead" (jawoll!), "No Class", "Shoot You In The Back", "Metropolis", "Doctor Rock", "Over The Top", "Going To Brazil", "Sacrifice", "Life's A Bitch", "R.A.M.O.N.E.S.", "Killed By Death", "Iron Fist", "Ace Of Spades", "Overkill"!!! Das hat gesessen, nicht wahr? Nicht so ganz gesessen hat indes der Sound, der an manchen Stellen desöfteren unheimlich matschig, übersteuert, einfach seltsam oder sogar gleich alles drei zusammen war. Ein Fall von Sonnenstich beim Mixer. Ansonsten hoppelten die Altrocker wie junge Stiere über die Bühne und zeigten so manchem Newcomer, was eine echte Harke ist. Ein Volk, ein Reich, ein Lemmy eben.
Was danach kam, war Magie. Diese hörte heuer in Wacken auf den Namen BÖHSE ONKELZ. Sie waren
bereits viele Monate für Wacken angekündigt (eigentlich seit einem Jahr), als die
Schocknachricht für alle Anhänger der ehemaligen Frankfurter Jungs bekanntgegeben wurde: Wacken
wird der Auftakt zur Abschiedstour. Aus. Vorbei. Für immer. Der Donnerstag Abend verlief unter
dem Motto: "A Night To Remember". Und zum Erinnern gab es genug: 15 Jahre Wacken - und die
ONKELZ waren es, die dieses Festival acht Jahre zuvor so richtig groß gemacht hatten. Eine
Ehrensache, dass sie heute da waren.
"Hier sind die Onkelz" war der passende Anfang, der sämtliche Fans sogleich totalitär
ausrasten ließ. Zeit zum Ausruhen sollte es erst zweieinhalb Stunden später wieder geben.
Denn Stephan Weidner kündigt "einen der längsten Gig der Onkelz-Geschichte" an. Während
Sänger Kevin Russell an diesem Abend etwas ausgelutscht wirkt, nicht immer die Noten
richtig trifft und bei "Heilige Lieder" sogar eine komplette Textzeile vergisst
(augenzwinkender Kommentar von Stephan Weidner: "Jetzt wisst ihr, warum wir uns auflösen -
wir vergessen schon unsere eigenen Texte"), ist der Rest der fantatischen Vier voll auf
der Höhe und beackert mit größtem Einsatz die Bühne. Während man hinterm Mischpult langsam
wieder zu sich selbst findet, kommt aber auch hier der Sonnenstich noch einige Male zum
Einsatz und wirkt sich negativ auf den Sound aus. Das spielt jedoch längst keine Rolle mehr:
im Publikum war die Stimmung bereits bei den ersten drei Songs nahe dem Siedepunkt. Bei
alten Klassikern der Marke "Stunde des Siegers" gab es entgültig kein Halten mehr. Die
Band war sichtlich beeindruckt. Die Zuschauer bunt gemischt: deutlich weniger Onkelz-Shirts
als gedacht, aber von den 49.000 Festivalbesuchern insgesamt standen bereits an diesem
Donnerstag Abend locker 25-30.000 vor der Bühne. Spätestens bei ihren Soli bewiesen die
ONKELZ auch dem letzten Zweifler: sie sind auf dem Höhepunkt ihres Könnens. Wer speziell
das Gitarrenspiel solcher (mittleren) Frühwerke wie "Es ist soweit" mit den aktuellen
Fingerfertigkeiten vergleicht, muß erstaunt und neidvoll anerkennen: die ONKELZ sind
technisch mittlerweile versiert. Vielleicht ist ja auch das mit ein Grund, dass man nun
auf zu neuen Wegen geht, neues versucht und das festgefahrene Bandgefüge Vergangenheit
sein lässt. So verschweisst die Jungs noch bis zum Schluß waren: das Songwriting befand
sich in einer Sackgasse und die punkige "Drei Akkorde für ein Halleluja"-Einstellung
wurde längst durch das Leben überholt. All dies war jedoch an diesem Abend kein Thema.
Zurück bleibt einer der geilsten ONKELZ-Auftritte die ich je sah (und ich sah seit 1988
bereits so einige). Da passte noch die schöne Geste, "Auf gute Freunde" Lemmy und MOTÖRHEAD
zu widmen. Macht's gut, Jungs.
Setlist:
Hier sind die Onkelz
Dunkler Ort
Finde die Wahrheit
Immer auf der Suche
Narben
Ich bin in dir
Onkelz vs. Jesus
So sind wir
Langer Weg
Terpentin
Buch der Erinnerung
Danke für nichts
Wieder mal 'nen Tag verschenkt
Superstar
Nie wieder
Nichts ist für die Ewigkeit
Nichts ist so hart wie das Leben
Gehasst, verdammt, vergöttert
Für immer (Version 2004)
Danket dem Herrn
Wie tief willst du noch sinken
Heilige Lieder
Nur die besten sterben jung
Schutzgeist der Scheiße
Stunde des Siegers
Lieber stehend sterben
Firma
Auf gute Freunde
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Kirche
Mexico
Erinnerung
Freitag - True Metal Stage
Die Hamburger Teutonenbrigade PARAGON eröffnete den Freitag mit dem Vorteil eines Heimspiels, liegt doch dieses Dorf gar nicht soweit von der Metropole Wacken entfernt. PARAGON bewiesen gleich von Anfang an, dass Songs vom Schlage "The Legacy", "Palace Of Sin" oder "Across The Wastelands" bereits in der Heavy Metal Bundesliga mitspielen. Ein wenig undankbar, da bei so früher Stunde auftreten zu müssen. Die Band aber nahm's locker und vor der Bühne stand bereits eine ordentliche Anzahl Germanenkämpfer mit Bier und Met.
Während vor der Black Stage kurz zuvor massenweise ORPHANAGE-Fans ob der brütend heißen Frühmittagsonne zu Staub zerfallen waren, staubte bei WEINHOLD (das neue Projekt von ex-ZED YAGO-Sängerin Jutta) nur eins: das bodenlos langweilige Konzept dieses Auftritts. Da erzählt die gute ewig Geschichten, Shakespeare-Gedichte in langweilige Songs verpackt, sinnlose und scheiternde Hintergrunderklärungen ans Publikum. Was für eine Verschwendung von einer der besten Sangesstimmen im Heavy Metal. Dieses Talent sollte bei diesem Auftritt nur ein einziges mal durchblicken: zum Abschluß dieses anstrengenden Vortrags mit dem ZED YAGO-Klassiker "Black Bone Song". Sowas von schade...
BRAINSTORM sind ein Phänomen: in regelmäßigen Abständen bringen sie Alben heraus, die zwar spieltechnisch einwandfrei sind, deren Songs aber genauso schnell wieder aus dem Ohr sind, wie sie dort hineingelangt waren. Live sind BRAINSTORM allerdings eine Macht: Andy B. Francks geniale Stimme und sehr gute Eigenkompositionen im Schlepptau zeigen, warum die Band wohl sehr bekannt und beliebt ist. Das Publikum ging ordentlich ab und was sowohl Herrn Franck als auch mich sehr verwunderte: mehr Leute als hier standen gleich darauf bei GRAVE DIGGER auch nicht vor den Brettern. Kein Wunder - mit Reißern wie "Hollow Hideaway" oder "Doorway To Survive" in der Hinterhand.
Gut und gerne 25.000 Recken standen bei GRAVE DIGGER zum Apell. Und diese bließen wie es sich für ein Festival gehört ein Best-Of Programm der Sonderklasse in die Meute: den Beginn markierte "Rheingold", weiter gings über "The Grave Dancer", "The Dark Of The Sun" zu "Excalibur" bevor mit "The Battle Of Bannockburn" der Siedepunkt bereits mehrfach erreicht wurde. Das merkte man vorallen am heftigen Luftverkehr, welcher da ständig über meinem Kopf vorbei schwebte: die Crowdsurfer kamen in Scharen vorbei. Und über mir mußte wohl die Hauptsegelroute vorbeigelaufen sein. Weiter gings mit "Son Of Evil", "Morgane Le Fay", "Knights Of The Cross", "The Round Table" zu "Scotland United". Die Pyros explodierten, der Moshpit tobte. Es folgten "The Grave Digger", "Rebellion" und "Valhalla", bevor natürlich DER GRAVE DIGGER-Song an sich das Publikum entgültig ausflippen ließ: "Heavy Metal Breakdown". Einer der besten Gigs des Festivals.
NOCH besser als GRAVE DIGGER war allerdings dann der Metalgott persönlich: DIO! Der reine Wahnsinn, spielte doch "The Voice of Heavy Metal" nicht nur eigene Stücke, sondern ein buntes Highlight-Programm, welches durch BLACK SABBATH- und RAINBOW- Klassikern geadelt wurde. So gab es von RAINBOW unsterblich geile Orgasmen in Form von "Stargazer" (aaaaaaaaaaaaaaarrrgggglxxx), "Long Live Rock'n Roll" und "Gates Of Babylon", von BLACK SABBATH z.B. "The Sign Of The Southern Cross" und "Heaven And Hell" und natürlich eigene Perlen wie "Rock'n'Roll Children", "Holy Diver", "Rainbow In The Dark", "Don't Talk To Strangers" und viele weitere tödliche Hits. Mit "The Eyes" gab es auch noch einen Ausblick auf das kommende Werk "Master Of The Moon". Der Meister gönnte sich einige kurze Pausen, was gleich mit einem Endlos-Drumsolo bestraft wurde, der Stimmung aber natürlich keinen Abbruch tat. Dafür sorgte allein schon das original "Holy Diver"-Backdrop auf der Bühne. Mmmjamm... was für ein Abend!
Dass DIO noch jemand toppen konnte, glaubten vermutlich nicht einmal mehr DieHard-Fans von DORO, die jetzt ihren großen Auftritt hatte. Dabei hat die deutsche Metal-Lady eigentlich mittlerweile ein großes Problem: weil sie einfach auf JEDEM Festival auftritt, kann und will man sie mittlerweile gar nicht mehr so richtig sehen. Zum Wacken-Jubiläum ließ sie sich allerdings etwas besonderes einfallen: eine "Classic Night". Das Programm setzte sich im ersten Teil dermaßen zusammen, als dass diverse Klassiker mit einem Orchester verbraten wurden. Im zweiten Teil sollte dann tatsächlich die 1986er-Besetzung von WARLOCK auf der Bühne stehen, in welcher Doro ja einst Frontfrau war. Doch der Reihe nach:
Als der Anfang von IRON MAIDEN's "Fear Of The Dark" erklang dachte das Publikum zuerst an ein Intro. Als dann plötzlich Blaze Bayley die Bühne stürmte, dachten so einige daran, ob da nicht kurzfristig das Billing verändert wurde. Von Froillein Pesch während des ganzen Liedes weit und breit nichts zu sehen und Blaze lieferte zusammen mit über 30.000 anwesenden Fans eine überzeugende Nummer inkl. Singalong-Part. Danach gesellte sich Doro mit dazu und das Orchester setzte mit ein - "I Rule The Ruins". Neben den eigenen Songs gab es in Form von "The Trooper" und "Man On The Edge" noch zwei weitere MAIDEN-Bretter mit Unterstützung von Blaze, die für ordentlich Stimmung sorgten. Völlig verhunzt wurde das JUDAS PRIEST-Cover "Breaking The Law" - zu einem Kitsch-Müll erster Klasse. Das sah auch Doro so, brach den Song ab und spielte ihn nochmal in einer Metal-Version neu. Ansonsten war da noch Chris Caffery (SAVATAGE) bei "Für immer" mit von der Partie/Party. Insgesamt gesehen waren vorallem "I Rule The Ruins" und "Metal Tango" mit Orchester hörenswert, bei den anderen Stücken ging das Orchester völlig unter, da der Metal-Anteil zu sehr im Vordergrund stand. Bei "Für immer" war mir etwas zuviel Kitsch im Spiel. Der erste Teil klang mit der WARLOCK-Hymne "All We Are" aus, natürlich in einer etwas zu verkehrsberuhigten Orchester-Fassung.
Es folgte eine 15minütige Umbaupause, bei welcher so mancher Festivalbesucher ging, da er dachte der Abend wäre gelaufen. Denkste! Es folgte der zweite Teil:
WARLOCK! Wie lange mußten wir auf diese Reunionsshow warten! Die Band hatte hörbar viel Spielfreude mitgebracht und war in erstaunlich guter Verfassung, was Zusammenspiel, Stageacting und Komptaktheit betraf. Doro sang ohne Fehl und Tadel und beim tödlichen Triple "Burning The Witches", "True As Steel" und "Hellbound" brodelte nochmal die Stimmung auf DIO-Niveau. Wie schade, dass es DIE Bandhymne schlechthin, "All We Are" da nicht zum Abschluß nochmal in der ultimativen Metalfassung zu begutachten gab. Man kann eben nicht alles haben. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt - vielleicht schafft es diese Besetzung ja, mal eine komplette Tour auf die Beine zu stellen? Ich wäre dabei.
Freitag - Black Stage
Der Hauptteil des Festivals wurde um 11 Uhr morgens eröffnet von ORPHANAGE, einer holländischen
Death/Doom-Metal-Kapelle aus dem Dunstkreis von WITHIN TEMPTATION. ORPHANAGE sind schon lange
eine meiner Lieblingsbands, und es tat richtig gut sie live vor überraschend grossem Publikum zu sehen,
erst recht weil sie alles richtig machten. Perfekter Sound, perfekte Songauswahl, überzeugendes
Stageacting mit Sänger und Sängerin. Einzig die Sängerin könnte ein wenig weniger theatralisch und
mehr tanzend rüberkommen, aber sei's drum. Die knappe Spielzeit (30 Minuten) wurde optimal genutzt,
indem die Band auf Ansagen und zeitraubendes sich-feiern-lassen weitgehend verzichtet hat, was bei
Songs über 6 Minuten Länge ja eine durchaus gute Idee ist. Zu "At The Mountains Of Madness", dem
wahrscheinlich geilsten ORPHANAGE-Song, habe ich vor Glück geweint. Kann zwar auch am Staub gelegen
haben, ist mir aber an diesen Wochenende nicht nochmal passiert.
Den Song gibts auf zwei verschiedenen Veröffentlichungen übrigens jeweils auf deutsch und englisch,
hier war es gemischt: männlicher Gesang englisch, weiblicher auf deutsch. Warum auch nicht?
Ebenfalls bemerkenswert: "Cold" (wenn auch unpassend zum Wetter, aber naja) mit genialem Gesang.
Der Rausschmeisser war das wunderbare "The Sign", das scheinbar auch nicht-Eingeweihten bekannt war
und so nochmal für wunderbare Stimmung sorgte.
Insgesamt ein Gig, der so gut war, dass ich anschließend eigentlich auch gleich wieder nach Hause
fahren hätte können, denn alleine für diese 30 Minuten haben sich die 18 Stunden Fahrt gelohnt.
Wenn Ihr eine Chance bekommt diese Band live zu sehen, geht unbedingt hin! Und wer Doom oder Death
Metal mag, oder meinetwegen auch WITHIN TEMPTATION gerne ein ganzes Stück weniger poppig und dafür
mit Growls hätte, der sollte sich dringend mal den ORPHANAGE-Backkatalog zulegen. Bitte wieder
einladen, und zwar länger! (so ca. zwei Meter fufzig? - Anm. The Mighty SCI!)
ARCH ENEMY waren mit Frontgröhlerin Angela Gossow eines der Highlights der Black Stage an diesem Tag. Die Show war bestens und ein verdammt großes Publikum war am hellichten Nachmittag bereits zugegen. Crowdsurfer-Autobahn inklusive. Was soll man da noch großartig sagen. Achja: "We Will Rise" ließ dann natürlich entgültig alle Dämme brechen. Auch bei hellstem Sonnenschein.
MAYHEM kämpften anschließend zusammen mit dem Publikum gegen die glühende Nachmittagssonne an "Fuck the heat, fuck the sun!", doch die Sonne hört nicht auf ihn. Selbst dann nicht, als die Band Schweineköpfe verbrennt oder aufspießt oder einfach so in die Menge vor der Bühne wirft. Weil Tierblut alleine hier nicht reicht, gibt es auch noch ordentlich Menschenblut: Frontgaul Maniac bricht sein Monstermesser auseinander (kommt davon wenn man sowas bei Aldi kauft) und spaltet seine Hand. Dass der Kerl nun plötzlich selbst blutet wie ne abgestochene Sau, stört ihn eigentlich herzlich wenig. Völlig unter geht dabei, dass MAYHEM technisch anspruchsvollsten Black Metal der Bundesliga spielen. Vielleicht nur ein wenig zu eintönig. Kein Wunder, wenn man sich da lieber auf die Show konzentriert. Und auf das kühlende Bier.
Beim anschließenden Doppelpack FEINSTEIN / THE RODS wurde es dann seltsam: warum spielen sie auf der Black Stage? Schließlich gibts hier traditionellen 80er Hardrock/Metal zu hören. Dann noch groß angekündigt "Erstes Konzert seit 10 Jahren, zum ersten mal überhaupt in Deutschland" - und einigermaßen groß gescheitert. Gründe gab es mehrere: zum einen war es vor der Bühne extrem leer (beim gleichzeitigen KOTIPELTO-Gig auf der Party Stage waren deutlich mehr Gäste zugegen), zum anderen kannte kaum jemand die Band außer wirkliche Underground-Fetischisten. Die Leute um David "The Rock" Feinstein spielten zuerst nur drei THE RODS-Stücke ("Hurriance", "Crank It Up" und "Power Lover" und machen anschließend Platz für die Bestzung von David's neuer Kapelle FEINSTEIN, bei welcher MANOWAR-Bassist Joey DeMaio kurz vorbeischnuppert. Somit nichts Halbes und nichts Ganzes. Obwohl die beteiligten Musiker zwar ordentliche Mucke abliefern, fragt sich jeder, warum die Band im Billing dermaßen hoch platziert ist und warum wenn schon nicht eine komplette THE RODS-Show gefahren wurde, anstatt auch noch eine neue Band vorzustellen, die so gut auch nicht ist, als dass man sie unbedingt kennen müßte.
Klingt ein wenig ausgelutscht, trifft aber auf kaum eine andere Band dieses Jahr zu wie auf DESTRUCTION: sie kamen, spielten und siegten. Bei einem Best-Of Set quer durch alle Alben folgen mit "Mad Butcher", "Nailed To The Cross", "Metal Discharge", "The Butcher Strikes Back", "The Ravenous Beast", "Life Without Sense" Hit and Hit. Bei bestem Sound und lustigen Ansagen auf Englisch und Deutsch gab es im Publikum kein halten mehr. Perfekt endet der Auftritt mit drei Gästen: Sabina Classen (HOLY MOSES), Peter Tägtgren (HYPOCRISY) und Abbath (ex-IMMORTAL) entern die Bühne und fackeln zu "Total Desaster" ein Inferno sondergleichen ab. Hammergeile Show!
Und gleich noch ein ausgelutschter Spruch: zu AMON AMARTH noch viel zu sagen hieße Eulen nach Athen zu tragen. Jetzt ist aber Schluß mit diesen blöden Zitaten. AMON AMARTH haben sich in kurzer Zeit (sechs Jahre) vom Wacken-Opener zum Headliner gemausert. Das schaffen nicht sooo viele. Das hat aber auch einen Grund: ich habe von den Melo-Deathern noch NIE einen auch nur ansatzweise mittelmäßigen Auftritt gesehen. Sei es auf Konzerten vor 50 Zuschauern oder auf Festivals mit 20.000 Headbangern. Kein Halten gibt es, als "Victorious March" eröffnet (die deutsche Version käme auf der Bühne sicherlich köstlich urig daher) und im weiteren Verlauf so ziemlich alle großen Hammerstücke folgen sollten, die man eben unbedingt hören muß. Das einzige, was ich hier vermisst habe: passend zum neuen Album "Fate Of Norns" gab es keinen einzigen wirklich schnellen Song zu hören. Da herrscht Verbesserungsbedarf. Ansonsten: geil wie immer!
Freitag - Party Stage
Wie sangen J.B.O. auf ihrer letzten Scheibe so schön: SATAN ist wieder da. Und zwar im einzig wahren "Caught In The Act"-Linup (ohne Drummer Sean Taylor). Die Engländer sind aber alles andere als Spaßmusik. Sie sind die eine letzten lebenden Vertreter der NWoBHM. Sänger Brian Ross, welcher inzwischen eher mehr Leuten über die Band BLITZKRIEG bekannt sein dürfte, kam im alten Leder-Outfit angeturnt und schon gings los mit einem der besten Alben der NWoBHM: sie spielten tatsächlich das komplette "Caught In The Act"-Album. Größter Hit: "Trial By Fire", 1992 dreimal so schnell gecovert von BLIND GUARDIAN. Doch auch das "Restmaterial" weiß zu überzeugen und wird von den leider viel zu wenigen Zuschauern bestens abgefeiert. Zum Schluß gabs noch "Pull The Trigger" und "Oppression" zu hören. Damit hatte sich der Kreis zu BLITZKRIEG wieder geschlossen. Zusammenfassend sei festgestellt: SATAN präsentierten sich mit dieser Besetzung erstaunlich tight, haben kräftig arschgekickt bei bestens abgemischtem Sound und kommen deswegen hoffentlich bald wieder zu einem Festival. Oder auf Tour? Ich will es stark hoffen.
Während zeitgleich auf der Black Stage THE RODS mittelprächtig vor kleinem Publikum abkackten, war es vor der Bühne der Party Stage gerammelt voll. KOTIPELTO war da und mit ihm überwiegend STRATOVARIUS-Fans. Er hatte Stücke seiner beiden Soloalben im Gepäck, welche auf Platte äußerst durchschnittlich sind und die Frage nach der Existenzberechtigung dieser Solokariere war nicht unberechtigt. Live war die Stimmung besser, vorallem da die Fans kräftig miteinstimmten, der Sound gut abgemischt war und es zwischenzeitlich eine hervorragend dargebotene Coverversion von QUEENSRYCHE's "I Don't Believe In Love" zu bestaunen gab. Nichtsdestotrotz: das Lied zusammen mit dem STRATOVARIUS-Stück "S.O.S." waren die größten und eingängisten "Hits". Und da war sie wieder, die Frage: braucht man Kotipelto ohne seine Hauptband wirklich? Ich finde nein.
Wer ELÄKELÄISET noch nicht kennt, dem sei das Konzept kurz erklärt: zehn finnische Rentner spielen Metal-Klassiker mit finnischen Texten (die vermutlich Schwachfug sind) auf Akkordeon, Blasinstrumenten und absichtlich schlechten Keyboards nach, und alle gehen dazu ab wie Sau. Besonders die Nordlichter natürlich, aber alle anderen auch. Pogo zu einer Humpa-Version von "Run To The Hills"? Warum denn bitte nicht? Aus "We Will We Will Rock You" wird eben etwas, wo alle "HUMPA!" schreien, aber das macht ja auch Spass so. Denn um Spass geht es hier, und der war reichlich vorhanden. Die Party Stage war für diesen Gig deutlich zu klein und wer will denn bitte stattdessen DESTRUCTION sehen...? Vermutlich nur Leute, die nix trinken.
Freitag - W.E.T. Stage
HOBB'S ANGEL OF DEATH spielten Oldschool Bay Area Thrash, dass die Schwarte nur so kracht. Im kleinen, heissen, stikenden WET-Stage-Zelt wurde hier reingebolzt, dass es eine wahre Freude war. Erstaunlich guter und klarer Sound, deutlich zu laut, und ganz arg schnell. Mit anderen Worten: Die ideale Thrash-Party. Bitte wieder einladen. Und wer SLAYER-Fan ist und die erste Scheiblette der Band nicht im Regal stehen hat, der ist kein SLAYER-Fan. Pasta!
Samstag - True Metal Stage
DEATH ANGEL eröffneten zu sengender Mittagshitze den dritten und letzten Wacken-Tag. Und zwar mit erhöhter Durchschlagskraft: während sich die Massen (und es waren bereits wirklich MASSEN vor der Bühne) mit Bier und Wasser ohne zufriedenstellendem Ergebnis sinnlos versuchten abzukühlen (wie soll das klappen, wenn vor einem eine Hyperspeed- Thrashkanone im Sekundentakt Salven abfeuert), bließen Marc Osegueda und Co. immer wieder und wieder zum Angriff. Das Manko, nur ein durchschnittlicher Sänger zu sein, machten er und seine Mitstreiter durch eine gehörige Portion Spielfreude wieder wett. Dazu gibts Knaller quer durch alle Veröffentlichungen. Das Publikum fand's geil, der Verfasser dieser Zeilen auch.
ANTHRAX spielten ganz schön früh: 14:35-15:35 sind für eine deart beliebte und in Europa eher seltene Band ziemlich früh, ziemlich kurz und in Anbetracht des Abgeh-Potentials auch ziemlich heiß. Wer weiss wie es da rund gegangen wäre, wenn den Fans nicht schon ohne Bewegung der Schweiss in Strömen hinuntergelaufen wäre. ANTHRAX hatten Spass, spielten ein Best Of-Set wie man es sich besser nicht wünschen kann und das auch noch bei gutem Sound. Hoffentlich lassen die sich mal öfters blicken. Bei diesem Gig war jedenfall alles im sattgrünen Bereich. Wer Bands wie DEATH ANGEL und ANTHRAX einen Festivaltag eröffnen lässt, muß schon ein verdammt gutes Billing in der Hinterhand haben. Ohne Zweifel: das hatte Wacken heuer auf alle Fälle. Aber warum spielen ANTHRAX vor NEVERMORE?
Obwohl die Seattler NEVERMORE ja nach Definition U.S.-Metal spielen, sind sie zeitgleich auch die einzigen hier, die progressive Klänge von sich geben. Los geht's mit "Seven Tongues Of God" und dann weiter mit "Enemies Of Reality", "The River Dragon Has Come", "Beyond Within", "This Sacrament" und und und. Bei der superben Ballade "The Heart Collector" singt ganz Wacken mit. Die technische Versiertheit aller Beteiligten kommt bei jeder Note zum Tragen, nur Frontmann Warrel Dane singt nicht ganz so hoch wie sonst. Könnte daran liegen, dass er bei ca. 35° Celsius (im Schatten!) mit Lederhose und Hut auf den Brettern herumwackelt. Kann aber auch sein, dass es ihn gefroren hat.
HELLOWEEN. Einst meine Lieblingsband, mittlerweile nur noch eine Lachnummer. Schade, schade. Das fing bei Frontkrächzer Andi Deris an, welcher kaum eine Note traf und auch mal gerne den Einsatz verpasste, ging weiter über betont lässiges auftreten sämtlicher Musiker "wir sind die größten und ihr kniet besser vor uns" und endete mit einem total schwachsinnigen Michael Weikath, welcher alle fünf Minuten "Der Weiki ist bescheuert" sagte. Das wissen wir auch so. Weikath ist nicht nur bescheuert, er nervte damit ohne Ende. Aua, aua, auaaaa! dachte man sich bereits bei gnadenlos verschandelten HELLOWEEN- Klassikern wie "Starlight" oder "Eagle Fly Free", aber die Stücke der Deris-Ära "Hey Lord!", "If I Could Fly", "Power", etc. konnte der Depp am Mikro auch nicht viel besser umsetzen. Dabei sind sie doch extra für ihn geschrieben worden und manchmal sogar von ihm selbst. Ein Gastauftritt von HELLOWEEN Bandgründer Kai Hansen zu "How Many Tears" und "Future World" rettete diesen Reinfall gerade noch vor der Totalkatastrophe. Hier wurde klar, warum der arme Kai 1989 diesen Schwachmatenverein verließ. Amen.
Neben AMON AMARTH sind SAXON eine weitere Band, von welchen ich NOCH NIE einen schlechten Auftritt gesehen habe. So auch an diesem Abend. 30.000 stehen bereit, als mit "Heavy Metal Thunder" ein 130(!) Minuten Auftritt eröffnet wird. Neben Klassikern die einfach immer dabei sein müssen "Crusader", "Dallas 1 PM", "Strong Arm Of The Law", "Wheels Of Steel", "Princess Of The Night", "Denim And Leather", "The Eagle Has Landed", "Solid Ball Of Rock" kommen auch unbekanntere Stücke wie "Backs To The Wall" oder "Rock Is Our Life" zum Zuge. Zahlreiche Ehrengäste sind mit von der Part(ie/y): Nigel Glockler und Jörg Michael als Drummer, Chris Caffery und Schmier, sogar Wacken-Veranstalter Thomas Jensen zoggt eine Runde am Baß mit. Dazu wird bei "Wheels Of Steel" der 12m breite SAXON-Adler enthüllt, welcher mit seinen tausenden von Birnchen bis kurz vor Rom leuchtet. Dieser grandiose und fehlerfreie Auftritt steht auf einer Stufe mit dem DIO-Konzert vom Vortag und beweist: mit alten Herren ist jederzeit zu rechnen.
J.B.O. haben als letztes gespielt, was sonst ja immer Onkel Tom (in welcher Kapelle auch immer) vorbehalten blieb. Überraschend früh gab's "Roots Bloody Roots" und die Fans dankten es durch Abgehen wie sonst kaum irgendwo. Und wenn Pabarotti schon auf der Bühne steht, dann gibt er eben auch gleich noch "Highway to Hell" zum besten, wobei die Leute erst recht ausrasten. Zwei neue Songs ("Glaubensbekenntnis" und "Gänseblümchen") wurden fröhlich angenommen, dienten aber wohl eher als Verschnaufpause. Wie soll man auch etwas mitsingen, dass man nicht kennt? Warum die letzte Band des Tages nur eine Stunde spielen darf ist mir allerdings schleierhaft, da wäre Potential für deutlich mehr dringewesen.
Anmerkung am Rande: Beim Crowdsurfen sollte man seine Route so planen, dass sie sich nicht mit der von anderen Crowdsurfern überschneidet. Der dabei entstehenden doppelten Last für die Zuschauer stehen nämlich nicht automatisch doppelt so starke Besucher entgegen. Dadurch kann es zu hässlichen Löchern in der Zuschauermasse kommen.
Ebenfalls Kult: "Unser neues Album ist seit Montag im Handel, wer hat's schon?" - (vereinzeltes Gröhlen) - "Und wer hat's gekauft?" - (Stille) - "Und wer hat's gebrannt?" - (deutliches Gröhlen) - "Ihr Drecksäue!!"
Samstag - Black Stage
BAL-SAGOTH zählen zu einer meiner Lieblingsbands. Obwohl ich absolut kein Mensch bin, der von irgendwem Autogramme benötigt (warum auch, wenn man mit den Helden auch ein Bier trinken kann...), aber der Klassiker "Starfire Burning Opon The Ice-Veiled Throne Of Ultima Thule" ziert Byron's Handschrift. BAL-SAGOTH spielen stark melodischen Death/Black-Metal mit ganz großen J.R.R. Tolkien-, aber auch Science-Fiction Einflüssen. Ihre Songtitel sind länger als die von MEAT LOAF. Das schafft nicht jeder. Leider war das nicht der Tag von BAL-SAGOTH: vor der Stage standen noch nicht soooo viele Jünger des harten Stahls herum, obwohl die True Metal Stage bei der ersten Band bereits hochgrade gefüllt wurde. Schade. Noch viel ärgerlicher war der beschissen abgemischte Sound. So gingen die starken Hymnen wahlweise in einem Keyboardteppich unter, bei dem die Gitarren nur noch zu erahnen waren, mal war die Stimme zu leise oder der Baß fehlte. Das hatten BAL-SAGOTH bestimmt nicht so verdient und ich hoffe, dass ich die Band nochmal auf einer vernünftigen Tour begutachten darf.
Bei CANNIBAL CORPSE ging's los mit "Oarghgnrksbfrm", diverse Fan-Wünsche wurden mit "You know we can't play this song, it's illegal" verneint, aber der Party tat das scheinbar keinen Abbruch. Erkennt denn wirklich irgendwer Unterschiede zwischen Songs wie "Hrghnzpffrm" und "Arrgnorkchr"? Diese Band werde ich wohl nie verstehen... Vielleicht könnte man Gage sparen und stattdessen Splatterfilme auf der Leinwand zeigen. Das Publikum fänds sicher prima.
Der gute Peter darf natürlich auf keinem Festival fehlen und so materialisierte er sich in Form von HYPOCRISY auf der Bühne und gab durchweg melodisch geprägten Death Metal zum besten, wie man ihn von HYPOCRISY nunmal so kennt. Live ist der Mann eine Bank, aber am Sound hat's zumindest anfangs ein wenig gehapert. Zuerst fragt er sich, wie es die ganzen Leute bei der Affenhitze den ganzen Tag überhaupt aushalten, dann gibts "Eraser", "The Final Chapter", "God Is A Lie", "Fire In The Sky", "Deathrow (No Regrets)" und diverse andere Knallkörper zu begutachten. Gegen Schluß formiert sich spontan ein Moshpit und Peter macht kurzfristig ein "ren Hypocrisy-Roswell_47.mp3 Hypocrisy-Wacken_47.mp3", was die Meute entgültig in Richtung Sonnenstich pogen lässt. Fein!
Bei CHILDREN OF BODOM war während des Sonnenuntergangs dann nun so ziemlich alles vor der Bühne, was Eintritt bezahlt hatte (und so manche mehr). Außerdem gab es bei keiner anderen Band auch nur annähernd so viele Crowdsurfer zu begutachten als hier. Heerscharen dieser Spezies flogen über einem vorbei. Eine bis zu 50spurige Bundesstraße zog ihre Bahnen. Faszinierend. Dazu gab es natürlich alles, was man haben will: "Hate Me!", "Sixpounder", "Needled 24/7", "Something Wild", "Hate Crew Deathroll", "Bodom After Midnight", "Silent Night, Bodom Night"... und die Bühne wechselte dementsprechend die Farbe und war mal rot, mal grün, mal blau. Letzteres war auch ich. Schön :)
SATYRICON feat. Nocturno Culto von DARKTHRONE war wohl der Hammer-Gig schlechthin dieses
Jahr, inbesondere wenn man Black Metal mag. SATYRICON sind ja dafür bekannt, eingängige
Songs in ein Black Metal-Gewand zu kleiden und das ganze verbal verständlich rüberzubringen,
bei durchaus beachtlichem Tempo und auch ansonstem hohem technischen Niveau. Hier gab's
dann also erwartungsgemäß 90 Minuten gnadenlos voll auf die Ohren bei bemerkenswert gutem
Sound, der so brechbeutelschnell und doch punktgenau rüber kam, dass weder hüpfen noch
bangen in Frage kamen um seiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Das alles in völliger
Dunkelheit, mit sehr stimmiger Beleuchtung und einem Sänger, der es offensichtlich todernst
meint. Als Nocturno Culto sich dann gegen Ende des Sets zu SATYRICON gesellte und wechselweise
Gitarre und Gesang übernahm wurde dann auch DARKTHRONE-Material gespielt, und zwar alles von
drei Gitarristen so schnell, präzise und mächtig eingesägt, dass halb Wacken vor Ehrfurcht
erstarrte.
Dieser Gig war die pure Demonstration von Stärke. Dagegen sah MAYHEM aus wie eine Schülerband
bei der ersten Probe. Besser geht's jedenfalls nicht. Buntere Lichter? Kinderkram! Weniger
Nebel? Wer will denn schon den Keyboarder sehen? Spätestens bei "Filthgrinder" hatte SATYRICON
schon gewonnen, und beim Rausschmeisser "Mother North" war auch allen SATYRICON-Unwissenden
klar, dass hier grade etwas ganz großes passiert. Für mich der beste Gig dieses Jahr. Und der
letzten 3 Jahre. Und überhaupt seit ich Wacken besuche. Und dabei kannte ich Band vorher
nicht wirklich. Eigentlich wollte ich mir direkt danach an sämtlichen Plattenständen sofort die
vollständige Discographie von SATYRICON zulegen, aber die Säcke hatten schon abgebaut. So musste
ich dann eben bis zu hause warten...
Samstag - Party Stage
Wenn in Wacken plötzlich griechische Fahnen auf der Bühne wehen, weiß man was die Stunde geschlagen hat: die Griechisch-Deutsche-Multikultitruppe MYSTIC PROPHECY hat die Bühne geentert, um zu bestätigen, dass die Stücke ihres Debütalbums leider in der Veröffentlichungsflut ziemlich untergingen. Die ideale Mischung aus Power- und Thrashmetal, gepaart mit den nötigen Melodien und einer gewissen Fingerfertigkeit der Rhythmusfraktion muß man sagen: da könnte noch was größeres entstehen. Auch wenn nur ein paar Hundert Leute das ähnlich sahen.
Ebenfalls lange unterbewertet waren AFTER FOREVER, welche ihre liebe Mühe hatte, sich von ewigen NIGHTWISH und WITHIN TEMPTION-Vergleichen abzusetzen. Dass sie das bestens geschafft haben, bewies man hier: Sängerin Floor Jansen hat eine völlig eigene Stimme und Art zu Singen, meistert die Songs mit Bravour und überrascht alle mit einem grandiosen IRON MAIDEN Cover in Form von "The Evil That Men Do". Eines der besten Konzerte dieses Jahr in Wacken. Daumen hoch!
Zu KNORKATOR kamen denn alle Spass-Metaller und alle, die keinen Bock auf CHILDREN OF BODOM hatten. Spaß-Metaller gibt es scheinbar immer mehr, und so wurde es hier ganz schön voll. Geboten wurde ein gut durchmischtes Set mit ordentlichem Sound, halbwegs leidenschaftlicher Performance und guter Stimmung im Publikum. "Wie weit ist es bis zum Horizont"? Wer diesen Gig gesehen hat, weiss es. Anhand eines Flipcharts wurde musiklisch erläutert, wie der Satz des Pythagoras angewendet werden muss, um diese Frage zu lösen. In Abhängigkeit von Augenhöhe und Erdradius natürlich (Entfernung bis zum Horizont = Wurzel aus der Differenz der Quadrate von der Summe aus Erdradius und Augenhöhe und dem Erdradius). Zu "Ich hasse Musik" kreiste dann eine Fake-Orgel (aus Schaumstoff) crowdsurfend von der Bühne durch das Publikum und wieder zurück. Spätestens bei "Böse" gab es dann kein Halten mehr. Guter Gig, aber keine Erleuchtung.
Samstag - W.E.T. Stage
DISBELIEF sind mir auf Dauer mehrere Spuren zu eintönig, lieferten aber hier eine gute Performance ab. Das lag einerseits an den fähigen Musikern, andererseits an vielen Fans, die dazu abgingen wie ein Zäpfchen. Vielleicht sollten DISBELIEF als nächstes eine Tour durch deutsche Bauernhöfe machen. Dort riechts nämlich auch nicht anders: eine verdächtige Mischung aus Kuhmist, Urin und nassem Stroh bei mindestens 50 Grad in diesem ekelhaften Zelt, ja pfui Teufel! Aber wenn's der Stimmung hilft...
Fazit:
Bis auf die nervige Anfahrt, welche alle (Fans, Presse, Krankenwagen) gleichermaßen in den Wahnsinn trieb, war das Jubiläums-Wacken eine grandiose Sache. Top-Organisation (mit Ausnahme des Donnerstags eben), viele Verbesserungen wie die große Videoleinwand zwischen den beiden großen Bühnen und die Aufstellung der Party Stage parallel zu den beiden großen Bühnen. Dabei wurde auf der Party Stage immer auch parallel zur Black Stage gespielt, so dass genug Platz zwischen den Bühnen war, um sich nicht mehr wie in der Vergangenheit so ärgerlich zu überlappen. Einzig an der W.E.T. Stage sollte ganz dringend etwas getan werden. Natürlich heißt sie W.E.T. Stage, weil darin bei Backofen- Temperaturen alle Naß werden. Aber dann stinkt's dort auch noch furchtbar, es wird nicht immer das gespielt, was auf dem Plan steht, wodurch man einige Bands verpasst und das Zelt steht generell ungünstig im Weg herum. Nichtsdestotrotz: gegenüber dem Disaster vor drei Jahren hat sich gegen über dem Vorjahr noch so einiges positive getan, so dass Wacken noch weit in die Zukunft erhalten bleiben dürfte. Und das wollen wir doch alle hoffen, oder?
Es moshten für Euch in Wacken: The Mighty SCI!, Bad Peon, X-Over, Stormbringer und diverse andere Leute unseres Teams.
Man glaubt ja gar nicht wie schnell die Zeit vergeht. Eben war das Bang Your
Head noch ein Hallenfestival, da wird es auch schon wieder neun Jahre alt.
Die Bandauswahl ließ auf einige überraschungen hoffen, die auch tatsächlich
eingetreten sind. Bands, mit denen man schon gar nicht mehr gerechnet hatte,
waren viel besser als erwartet. Nicht alltäglich und mutig zugleich, mit
MAGNUM, QUEENSRYCHE, ANGEL und SEBASTIAN BACH gleich vier Bands zu präsentieren,
die schon seit Jahren die besten Zeiten hinter sich haben. Doch: unverhofft
kommt oft. Und so fing es an:
- | Unter aller Sau |
* | Bescheiden |
** | Mäßig |
*** | Gut |
**** | Sehr gut |
***** | Außerirdisch |
In relativ kurzer Zeit hat sich das Summer Breeze von einem kleinen beschaulichen Underground-Festival zu einer der ganz großen Open Air-Veranstaltungen Deutschlands gewandelt. Bisher ohne dabei den Ort zu wechseln und sich somit einen Teil seiner Gemütlichkeit erhalten. Heftig heiß war es, wie bereits den ganzen Sommer über. Der perfekte Ausklang einer weiteren schwer gelungenen Freiluft-Saison des harten Stahls. An die 12.000 Headbanger verirrten sich in das kleine Städtchen Abtsgmünd, welches irgendwo zwischen Schwäbisch Gmünd und Aalen im tiefsten Schwabenländle liegt. Wie immer war das Gelände zweigeteilt in eine "Händlermeile" und den eigentlichen Auftrittsort, an welchem die Main- und die Pain-Stage abwechselnd für Krach sorgten. Dabei hatte ausgerechnet die große Bühne desöfteren mit Soundproblemen zu kämpfen, was sich mal in purem Instrumentenmatsch und ansonsten in seltsamen Zwischenfällen einiger beteiligter Musiker kund tat. Die Painstage hatte derartige Probleme selten bis gar nicht. Außerdem war mir das Gedränge bei den Headlinern (vorallem am Freitag und Samstag) viel zu groß: der viel zu schmale Durchgang zwischen der Fress- und Saufstraße zum Bühnengelände ist eine grandiose Fehlkonstruktion und sollte schnellstmöglichst abgeschafft werden. Letztes Jahr war es bereits kaum auszuhalten, heuer war es eindeutig zuviel. Wenn man für zehn Meter Weg 20 Minuten benötigt, einem dabei ca. 80x auf den Fuß gestiegen wird und es einfach kein Durchkommen mehr gibt, dann möchte ich nicht dabei sein, wenn man da mal "ganz schnell" einen Verletzten rausbringen muß oder sonst was passiert. Sowas darf nicht sein! Davon abgesehen war es jedoch von Anfang bis Ende eine lustige Party ohne Zwischenfälle.
Donnerstag
Main Stage
SLEEPINGGODSLIE eröffneten den Drei-Tages-Marathon und spielten eine Mischung aus Nu-Metal und alternativem Irgendwas-Rock. Obwohl die Band sich redlich bemühte auf der Bühne herumzuturnen, konnten die Songs zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Eine unterdurchschnittliche Band mit einem annehmbaren Auftritt.
Die Grindcore-Todesschwadrone von NAPALM DEATH warteten mit einer etwas seltsamen Besetzung auf, die wohl Einmaligkeitscharakter haben dürfte: Bandleader Barney Greenway moshte und flog quer und längst über die Bühne wie ein Hornissenschwarm - trotz Knieverletzung. Da sollten sich einige Pussy-Metaller mal eine Scheibe abschneiden! Der zweite Gitarrist Jesse Pintado fehlte ebenso wie der Drummer (der hier durch DIMMU BORGIR's Nick Barker ersetzt wurde). Gemerkt hat das allerdings kaum jemand: die Musiker strahlten über alle Backen vor guter Laune und rotzten Hits wie "Siege Of Power", "Suffer The Children", "Instinct Of Survival" oder "Take The Poison" im Hochgeschwindigkeits-Modus herunter. Kurioserweise begann das Publikum erst dann auszuflippen, als es anfing zu regnen. Seltsam wie die ganze Konstellation dieses Gigs. Aber genauso kultig.
Über RAGE muß man nicht mehr viel schreiben. Sie räumten drei Wochen zuvor bereits in Wacken auf und taten es auch hier: ein Best-Of Programm quer durch die Schaffensperioden ihrer langen Geschichte, wobei das neuere Material (vorallem Stücke der letzten beiden Werke) deutlich überwog. Macht nix.
Die Schweizer Taschenmesser KROKUS (unscheinbar, aber überraschend scharf und vielseitig) waren DIE Überraschung des Festivals. Ähnlich wie in den letzten Jahren beim Bang Your Head mit Bands wie THIN LIZZY, den SCORPIONS oder DEEP PURPLE schienen KROKUS auf den ersten Blick nicht wirklich zum Billing zu passen. Sie kommen zwar nicht aus den hardrockigen 70ern, sondern aus den metallischen 80ern, ihr Stil aber hat eindeutig in erstgenannter Dekade seine Ursprünge. Nur wenige des teilweise sehr jungen Publikums kannte die Band überhaupt. Das lag daran, dass die meisten hier auftretenden Bands erst Anfang bis Mitte der 90er gegründet wurden und somit die ganzen Alt-Metaller fehlten, die sich auf anderen Festivals wie dem Bang Your Head oder Wacken in glückseeliger Eintracht mit dem Nachwuchs vermischen. Alle Vorurteile waren ausgeräumt, als Alltime-Klassiker der Marke "Long Stick Goes Boom", "Bad Boys, Rag Dolls", "Rock City", "Stayed Awake All Night" oder "American Woman" abgefeuert wurden und ausschließlich für wahre Begeisterungsstürme sorgten. Der Spirit von AC/DC lebt in all diesen einfachen, aber doch so ewig jungen und straighten Rockern, nur dass Songs nicht so abgegriffen (weil im Radio totgespielt) wirkten. Dazu kam die Professionalität und Erfahrung dieser alten Haudegen, die sich sakrisch freuten. Der Funke sprang bereits nach den ersten paar Titeln vollends aufs Publikum um, das kräftig mitbangte und -rockte und mehr als als nur höflich applaudierte. Unglaublich, wie schnell sich eine Gruppe, die kaum 20 Minuten vorher jemand kannte, in die Herzen aller anwesenden Fans spielen kann. Für mich das größte Comeback von alten Haudegen seit TWISTED SISTER. Das soll was heißen!
Nach einem gelungenen Konzert Minuten zuvor auf der Nachbarbühne betraten die Mittelalter-Metaller SUBWAY TO SALLY die Bühne, um zu beweisen, dass es ein Leben (vor und auf der Bühne) nach der KROKUS-Steilvorlage geben kann. Das Material lag ominöserweise leider im ziemlich harten Bereich, was daran lag, dass man sich zu sehr auf die neuen Stücke des aktuellen Outputs "Engelskrieger" versteift hat, anstatt sich und die Besucher festivalwürdig mit einem Best-Of Programm zu beglücken. Man sah es ihnen nach, denn die Stimmung stieg und stieg und alle Songs wurden lauthals mitgesungen. Die neuen weniger, die alten umso mehr. Mit "Julia und die Räuber", "Henkersbraut", "Falscher Heiland", "Ohne Liebe" oder "Veitstanz" kann man ja auch nicht viel falsch machen, oder? Herrliche Lightshow und Pyroeffekte eingeschlossen. Rein stimmungsmäßig wurden KROKUS somit getoppt, musikalisch gesehen standen beide Bands jedoch auf einer Stufe.
Pain Stage
Die Österreicher EDENBRIDGE um den Weltmusikgitarristen Lanvall haben mit Sabine Edelsbacher eine süße Frontstimme. Beides zusammen vom Label ohne Ende gepushed und gehyped, bot das Debüt "Sunrise In Eden" mit dem Hit "Cheyenne Spirit" damals gehobene Edelrock-Kost, die jedoch mit Metal nichts zu tun hatte. Zwei Alben später muss man feststellen: statt sich zu steigern, verhedderte sich die Band in belanglosem Keyboard-Rock ohne jemals wieder in die Nähe dieses kleinen Hits gekommen zu sein. Seichte Pampe, die zu allem Überfluß viel zu falsch abgemischt wurde. Sabine war bis zum Ende kaum zu hören, ging zwischen Gitarrenwand und Keyboardkitsch völlig unter und konnte nur bei den langsamen Passagen einigermaßen Akzente setzen. Das fade Stageacting und das belanglose Songmaterial trugen ihren Teil dazu bei, dass EDENBRIDGE eine der großen Enttäuschungen waren.
SYMPHORCE wussten mit ihrem teutonisch angehauchten Power Metal so einige Besucher zu überzeugen, doch die ganze große Stimmung kam nicht auf. Das lag an durchschnittlich bis guten Stücken, denen jedoch allen die ganz großen Melodien oder Riffs fehlten, um sich bei irgendwem in den Gehirnwindungen zu manifestieren. Das gelungene POWERMAD-Cover "Nice Dreams" war bezeichnenderweise auch der Höhepunkt. Immerhin punkteten die Mannen um Frontmann Andi B. Franck mit einer ordentlichen Portion Agilität und Spielfreude, so dass man den Gig insgesamt als sehr solide bezeichnen kann.
Den Abschließ zum Abschluß bildeten am ersten Abend die mittlerweile zu Elektro-Metallern konvertieren THE KOVENANT. Leider spielten sie viel zu wenig Material ihren eternalen Meisterwerks "Nexus Polaris", dem wohl genialsten Bombast-Blackmetal Werk aller Zeiten und viel zu viele Stücke ihres aktuellen Langeweilers "SETI". Licht und Schatten zwischen einer grandiosen Lightshow mit vielen Effekten und Pyros und schwachsinnigen Ansagen mit überflüssigem Techno-gerave auf der Bühne. Sowas braucht nun wirklich keine Sau, vorallem nicht auf einem Metal-Festival. Grandiose Kanonen wie "Jihad", "Mannequin", "Mirror's Paradise" und dem leider einzigen "Nexus Polaris" Song "Chariots Of Thunder" wussten allerdings trotz teilweise schiefem "Gesang" zu überzeugen. Ein Auftritt, der einigermaßen zufrieden machte, aber sehr viele Fragezeichen hinterließ. Vorallem, was die Zukunft dieser Band betrifft.
Freitag
Main Stage
Die schwäbischen FARMER BOYS zelebrierten an diesem Tage ein weiteres mal ihr Motto "legalize farm-sex". Denn nichts anderes als der pure Sex ist das Songmaterial. Die Jungs hatten hier bereits zum dritten mal ein Heimspiel und so schwappte die Stimmung bereits nach wenigen Minuten über, gab es Rock'n'Roll pur. Obwohl man stilistisch irgendwo zwischen Nu-Metal, Hardcore und sonstigem Independent pendelt, wissen die hypotisierenden Stücke auch sehr viele Wahrmetaler zu überzeugen. Das soll etwas heißen. Mit sehr großen Melodien und einem völlig eigenständigen Sound ist das zu erklären, mit Spaß pur und Humor ohne Ende. Alle Hits waren anwesend. Alle Fans auch. Noch Fragen? Achja: Bier her!
Der Sound auf der Main Stage war ja bisher schon meistens schlecht abgemischt und deshalb obernervig. Doch wenn dann melodische Death-Metal Kapellen wie AMON AMARTH die Bühne entern und eben jene Melodien gänzlich weggemischt werden und nur noch totalitärer Instrumentenmatsch zu hören ist, dann regt man sich mehr auf, als dass man sich über die Band freut. Nichtsdestotrotz sind die Skandinavier mittlerweile echter Kult, der ohne Mühe auch Headliner sein könnte. Ein Album nach dem anderen rotzen sie hervor, ohne das hohe Qualitätslevel zu verlassen. Und etliche Todesblei-Hits haben sich da mittlerweile angestaut. Ohne Ausnahme wurden sie abgefeiert. Ohne Kompromisse wurden sie durch die Boxen gedrückt. Die kontrollierte Aggresivität, die sich im Moshpit entlud, Wellen der Begeisterung ins "Hinterland" schwappend.
Noch so eine Band, die erst einige Wochen zuvor in Wacken aufgetreten ist. Im Gegensatz zu RAGE hätten wir auch sehr gut darauf verzichten können. PRIMAL FEAR schafften es zwar wie so oft, ein Best-Of Programm ohne große offene Wünsche aufzufahren, aber wie immer ändert das nichts am peinlichen Herumgepose von Frontmann Scheepers, der fast alle Lieder gnadenlos in Grund und Boden schreit. Sehr schade, wie da Sangestalent vergeudet wird. Noch dazu, wenn man der Bandleader ist und die Gelegenheit besitzt, aus einer Stimme somit alles herauszuholen.
CHILDREN OF BODOM gehören mittlerweile zu den ganz, ganz Großen im Metal-Business. Spätestens mit "Hate Crew Deathroll" gibt es keine Zweifel mehr, ob dieser bereits von so vielen anderen Kapellen ausgeschlachtete Sound noch Zukunft hat. Auch wenn COB im Gegensatz zu IN FLAMES bei ihren Leisten bleiben und dem Sound, der sie groß gemacht hat weitgehend treu bleiben, so veredeln sie ihren Sound von Album zu Album ein wenig mehr. Von all den Gröhlern vom Schlage "Sixpounder", "Towards Dead End", "Silent Night, Bodom Night" und vielen anderen mal abgesehen. Ihr Flug wurde an diesem Tag gestrichen, erst kurz vor Spielbeginn trafen sie mit einem Ersatzflieger ein. Kaum Zeit war für einen Soundcheck und doch dauerte er lange. Gekrönt von einem ultramiesen Sound, der allerdings von Stück zu Stück besser wurde, waren das keine guten Voraussetzungen. Dem Publikum wars egal und so überzeugten beide Fraktionen mit ordentlich Laune und Power. Wenn auch nicht ganz so überzeugend wie bei ihrer letzten Hallentour. Lag wohl am Stress des Tages.
Nach SUBWAY TO SALLY betraten auf dem Höhepunkt des Abends IN EXTREMO die Bühne. Die zweite Mittelalter-Kapelle des Festivals. Wer die größere von beiden ist, war an jenem Tag unschwer zu erkennen: während es auf der Pain Stage noch ordentlich tönte, bekamen die ersten vor der IN EXTREMO-Bühne bereits Platzangst. Es war unheimlich voll. Fast ZU voll. Trotz einiger fehlender Bandmitglieder, die kurzfristig ersetzt wurden, gelangen den "Barden" wunderschöne Momente einer Zeitreise. Nach dem Eröffner "Stetit Puella" sangen ALLE die Bandhymne "In Extremo" mit, bevor es mit "Wind" und "Herr Mannelig" den "Erdbeermund" zu küssen galt. Natürlich durften die "Merseburger Zaubersprüche" mit beiden Teilen nicht fehlen, "Vollmond" und "Küss Mich", "Spielmannsfluch" und "Über den Wolken". Da muß das Glück wohl grenzenlos sein. Zumal, wenn es technisch perfektes Stageacting, Pyros ohne Gnade, Flammen und Bühnentänze gibt. Ganz ganz groß!
Pain Stage
Sehr früh (zu früh!) ging es auf der Pain Stage ausgerechnet mit Doom-Metal los. Die Italiener THUNDERSTORM sind neben CANDLEMASS und COUNT RAVEN eine der ganz, ganz, gaaaanz wenigen Langsam-Spieler, die mir wirklich gefallen. Umso entsetzlicher, dass so eine Aufführung, die einfach Zeit benötigt, einfach keine Zeit hat. Sagenhaft kurze 25 Minuten wurden ihnen zugedacht und zu allem Überfluß auch noch bei sengender Hitze um 12 Uhr Mittags. Für eine derartige Band absolut katastrophal. Leider fanden sich deswegen auch nur ziemlich wenige Metalheads vor der Bühne ein, was dem grandiosen Spiel der Doomster glücklicherweise keinen Abbruch tat.
Als die Tiroler Dunkelschwarz-Kapelle GRAVEWORM die Bühne betrat, war es fast schon tödlich heiß geworden. Zeit für die Security, die Sprinkleranlage einzuschalten. Aus Schläuchen benetzte man die ersten Reihen mit frischem Naß und das Publikum bedankte sich mit Crowdsurfen und aktivem Mitmachen. Durch die stilistische Bandbreite zwischen Black- und Dark-Metal und mit eine feinen Gespür für Melodien und tollen Riffs schaffte man es, bereits zu relativ früher Stunde eine ordentliche Stimmung zu kreieren, die einen im wahrsten Sinne des Wortes "heiß" machte auf den Rest es Tages. Geil!
An den Deathern DISBELIEF war es, als Ersatz für VINTERSORG einzuspringen. Ich muß leider sagen, dass ich kein Fan von ihnen bin, war aber dennoch angenehm überrascht von der nervenzerfetzenden Power (im positiven Sinne!), den die Darmstädter da boten. Auch wenn ich persönlich ein wenig Melodie und Abwechslung vermisste, so zog mich doch die hohe technische Raffinesse und Komplexität von Musikern und Songstrukturen in ihren Bann. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir die Band komplett ansehe, aber am Schluß stand ich immer noch da. Das nennt man dann wohl "unfreiwillig begeistert worden". Oder wie der Volksmund sagt: assimiliert.
Alter Schwede! (klingt abgenutzt, ist aber so...) - was NAGLFAR da von der Bühne nagelten (klingt abgenutzt, ist aber so...) - der reinste Wahn! Neben den leider von uns gegangenen EMPEROR, die für mich nach-wie-vor die DREAM THEATER des Black Metal waren, sind NAGLFAR sicherlich die technisch perfekteste derzeit noch amtierende Blackmetal-Band. Mit ihrer Mischung aus klirrender Kälte sogenannter "Old-School Elite Black Metal"-Releases, den melodischen Ansätzen modernerer Schweden-Death-Akrobatik und bedächtig verweisenden Zitaten an Uralt-Vorbildern der Marke BATHORY meets MERCYFUL FATE zelebrieren NAGLFAR Anspruch in Vollendung. Wenn dabei das Songwriting nachvollziehbar und das Black schwarz, der Death tot und der Dream Traum bleibt (für Normalbürger: wenn diese Kombination Hits in Vollendung verspricht), dann ist Polen offen. Quer durch alle bisherigen Alben rodeten sie sich durch den Dschungel der Endzeitvisionen, verhüllt in klarem Sound und umjubelt von einer Horde "Children Of Steel". Klingt nach EDGUY, ist aber nicht so.
DIE APOKALYPTISCHEN REITER. (Punkt!). Es sind immer die Bands aus Mitteldeutschland, im Volksmund "die neuen Länder", "Ossiland" oder "DDR" genannt, die die wahren Innovationen setzen in diesem, unserem Lande. DAR spielen allerdings keinen Mittelalter-Metal und auch nicht einfach Death- oder NS-Blackmetal, wie es dort "drüben" denn so weit verbreitet ist, nein, sie spielen einfach Metal. Spätestens mit ihrem aktuellen Album "Have A Nice Trip" haben sich die symphatischen Allrounder von jedweden stilistischen Einengungen gelöst und spielen einen Breitwandsoundtrack in Technicolor. Auf ihren Alben - und auf der Bühne sowieso. Voll auf die Glocke gongten u.a. "Vier Reiter stehen bereit", "Kleiner Wicht", "Terra Nola", "Unter der Asche", "Licked By The Tongues Of Pride" und der MANOWAR kompatible Mitgröhlgroover "Metal Will Never Die". Ich schätze, die Reiter werden spätestens mit ihrem nächsten Album richtig fett noch viel mehr Anhänger quer durch alle Stile anhäufen und dann entgültig auch international etwas zu melden haben. In der Bundesliga sind sie bereits.
AMORPHIS. Die Finnen hatten damals mit "Tales From The Thousand Lakes" zuerst einen Death-Metal Klassiker und gleich danach mit "Elegy" einen Dark-/Gothic-Metal-Klassiker abgefeuert. Danach haben sie sich leider wie viele 90er Dunkel-Metaller zu sehr in Kommerz-Anbiederungen an die Wave-Pop Welt verstrickt. Ich erwartete an jenem Abend also nicht sehr viel, dachte man würde sich auf die letzten Releases beschränken. Doch weit gefehlt! AMORPHIS verzückten mit einem Best-Of Programm, dass auf Kompatiblität setzte: die neueren Songs härter und die älteren softer und fertig war der rote Faden gesponnen. So durfte man sich nicht nur über ein grandioses Hitfeuerwerk mit besten Sound freuen, sondern auch noch altbekannte Stücke in einer völlig neuen Interpretation vernehmen. So manches Lied, dass einem im Ohr hängenblieb, erklang hier wie eine alternative Coverversion. Aber eine sehr gute. Und das ist nicht nur mehr, als viele erwartet hatten, das zeugt von Mut und Können. Jetzt fehlt nur noch ein neues, überzeugendes Album, welches all diese Vorzüge vereinen kann. Ich hoffe sehr darauf. Von "In The Beginning", "Divinity" und "Alone" über "My Kantele" Richtung "Black Winter Day". Stoff für eine Live-DVD.
Nochmal Finnen. FINNTROLL ließen zuerst Gerüchte aufkommen, ob sie denn überhaupt erscheinen, dann war da noch der Tod ihres Gitarristen Somnium im Hinterkopf) und so war man doch froh, als sie auf der Bühne standen. Humppa-Troll-Black-Metal der eigenständigsten Art gab es wie üblich zu bestaunen und die Band hatte sichtlich Spaß, rockte permanent auf der Bühne herum und animierte das Publikum bis kurz vor den Exitus. Was etwas auffällig war ist, dass die Folk-Parts etwas arg im Hintergrund verharrten. Da der Sound auf der Pain Stage eigentlich immer sehr differenziert war, würde ich hier fast Absicht unterstellen. Der Stimmung tat es keinen Abbruch.
Samstag
Main Stage
Gothic-Rock im gleisenden Tageslicht bei 30 Grad im Schatten. Das ist ungefähr so, als wenn Horrorfilme überwiegend am Tage spielen und statt kreischender Teenies ständig Monster und Schlachter sterben. Die Münchner DARK SEED juckte das glücklicherweise wenig und auch das Publikum war mittlerweile zahlreicher vertreten, als zuvor bei DEFENDING THE FAITH und KORODED, deren Auftritte wir hier nicht näher analysieren, da zu weit von unserem Geschmack entfernt. DARK SEED hingegen hatten nicht nur einen neuen Sänger, sondern auch erstmals ein Album am Start, das auch Songs beinhaltet, welche in guter Erinnerung bleiben. Die Mischung aus PARADISE LOST, SAMAEL, CREMATORY und diversen Dark- und Gothic-Zutaten von anderen Bands war zwar nicht wirklich als innovativ zu bezeichnen, jedoch weit weg von vielen anderen Stümper-Bands, die in diesem Fahrwasser herumplantschen. Das merkte auch sehr bald das anwesende Publikum und somit war der letzte Festivaltag endlich richtig eröffnet.
DEW-SCENTED werden mittlerweile von einigen Presse-Fuzzis und wenigen Fans als SLAYER-Nachfolger gehandelt. Einiges spricht dafür: sämtliche Musiker fuhren schwerste Geschütze auf und agierten wie die Berserker, tobten herum als wäre es ein Kampf zwischen Leben und Tod. Tödliche Gitarrensalven, heftiges Drumgewitter und eine massive Sound-Wand prügelten auch die letzten Langschläfer wach und sorgten für einen ordentlichen Moshpit. Mir persönlich fehlen allerdings richtig herausragende Songs. Vielleicht kommen die ja noch auf den nächsten Alben. Die technischen Voraussetzungen sind schonmal vorhanden.
SINNER: zuerst hatte das Publikum gerafft, dass da nur langweiliger Schund von der Bühne kommt. Dann packten Mat und Co. die paar wenigen "Antörner" heraus und schafften es gegen Ende sogar, so manchem Metaljünger mehr als nur ein Gähnen abzuverlangen. Warum weiß niemand. SINNER sind nämlich irgendwie genauso überflüssig wie SYMPHORCE und PRIMAL FEAR. Der Objektivität halber sei mal wieder gesagt: jeder, der hier auf der Bühne stand, rockte sich den Arsch ab und gab sein Bestes. Also bitte keine Hass-Mails schicken. Aber guter Wille nützt nichts, wenn das Songmaterial bedeutungslos ist.
Die Holländer WITHIN TEMPTATION waren zum zweiten mal in Folge auf dem Summer Breeze. Schuld daran wohl der große Hype, der aus einer Underground-Band mittlerweile Superstars gemacht hat. Und das, obwohl man nochmal exakt das gleiche Album veröffentlicht hat, wie schon zwei Jahre zuvor. Sehr mysteriös. Den Auftritt vom Vorjahr konnte man indes nicht toppen, da der Sound eine einzige Katastrophe war, das Sonmaterial überwiegend das gleiche wie ein Jahr zuvor (wie soll's auch anders sein, mit dem gleichen Album im Gepäck) und einem deshalb alles irgendwie vorkam, als hätte man es bereits genauso schonmal gesehen. Was ja auch stimmte. Das Publikum war da gänzlich anderer Meinung und verstopfte bereits ansatzweise den schmalen Durchgang Richtung Ausgang. Ein allerdings noch relativ harmloser Vorausblick auf das, was bei J.B.O. und IN FLAMES noch kommen sollte.
J.B.O. kommen aus Erlangen, unserer "kleinen" Nachbar-"Groß"stadt., welche seit Jahren hauptsächlich damit beschäftigt ist, die 100.000 Einwohner-Grenze zu verteidigten. Das James Blast Orchester verteidigte an jenem Abend auch etwas, nämlich den wahren Blödsinn. Der überkam die Meute gar schröcklich und rücksichtslos, hatte kein Mitleid mit Black-/Death- und Gothic-Anhängern, die nicht schnell genug weglaufen konnten und denen deshalb vor Lachen die Schminke in die Nase lief. Ich so ganz, Ganz, GAAANZ persönliche finde, dass sich diese ganzen Ulk-Songs ja fast in Lichtgeschwindigkeit abnutzen. Aber was spielt das für eine Rolle, wenn man erstmal die zwei Promille Grenze erreicht hat? Eben - keine! Neben harmlosen Spaß-Kanonaden der Marke "Ein Fest", "Ein guter Tag zum Sterben", "J.B.O." oder "Ich will Lärm" gab es leider nur sehr wenig Metal. So waren meine Höhepunkte der genialst arrangierte "Roots Bloody Roots" in der "Ich bin der Dickste Tenor der Welt"-Version und die unsterbliche Hymne "Verteidiger des Blödsinns".
Die Schweden IN FLAMES bescherten uns anschließend den mittlerweile von ihnen gewohnten Nuclear Blast (hihi) in Form einer umfangreichen Diskographie ihres bisherigen Schaffens. Von den Folk-Death Anfängen wie "Moonshield" über Gothenburg-Standards vom Schlage "Clayman", "Colony" oder "Episide 666" bis hin zum aktuellen Album "Reroute To Remain", welches ohne lange Soli und mit umso mehr Groove eine deutliche Nu-Metal Schlagseite aufweist, war alles dabei, was das Melodic-Death Herz begehrt. Dazu eine perfekte Lightshow mit allerlei Pyros und formidablem Stageacting - ein Headliner wie er im Buche steht.
Pain Stage
DESASTER aus Germanien waren dann leider wieder eine dieser Bands, die im gleisend hellen Licht Musik fabrizierten, deren Zuhause die Nacht ist. Die brachiale Mischung aus Black- und Death-Metal, die in dieser Form eigentlich nur noch WITCHERY bieten, verdient einen Nachtauftritt. 30 viel zu kurze Minuten mit einer Band, die alles gab - das wußte man zu schätzen. Im Publikum war beste Stimmung.
Die Österreicher HOLLENTHON haben sich mit nur einem Album in mein Herz katapultiert: "With Vilest Of Worms To Dwell" ist eine abartig geniale Mischung aus Black-, Death- und Trash-Metal, gemischt mit Klassik- und Mittelaltereinflüssen und getränkt in einem Bombastinferno. Auch wenn live viele Effekte vom Band kommen (müssen), so wurde eine aufregende Show von kompetenten Musikern geboten, welche teilweise auf eine langjährige Erfahrung bei den Kult-Deathern PUNGENT STENCH verweisen können. Ich hoffe stark, wir hören noch viel mehr von HOLLENTHON, denn dieses Album ist das genialste in diesem Bereich, was ich seit "Nexus Polaris" vernehmen durfte. Genialität mit der seltenen Gabe, totalitär eigenständig zu sein - wie oft gibt es das? Eben!
Da unsere Crew überwiegend True-Metal fixiert ist (wie unser Magazin eben auch), konnten wir aufgrund fehlender Objektivität leider nicht alle Bands berücksichtigen. Wir bitten um Verständnis.
Nachdem Wacken 2002 Desaster flog das Festival erstmal aus der sogenannten Hard Union, einem Konglomerat aus Bang Your Head, With Full Force, Wacken Open Air, RockHard und Heavy, oder was?!. Was nichts anderes heißt, als dass das Open Air nun keine Unterstützung dieser beiden Magazine mehr hat. Die Veranstalter gelobten Besserung und das kam dabei heraus:
Obwohl das Gelände immer noch sehr voll war, war das Gedränge an heiklen Punkten nicht mehr ganz so groß, was auch daran lag, dass einige Stände umgestellt wurden. Zwischen Party-Stage und den zwei Hauptbühnen gab es zwar immer noch hörbare Überschneidungen, jedoch nur noch auf der rechten Hälfte. Leider liefen (wie immer) auf der linken Seite die Dixies über, was zu Gestank und Schwammboden führte. Aber immerhin: dort waren der Sound am besten. Vielleicht lassen sich die Dixies ja nächstes Jahr woanders unterbringen oder man schafft es endlich, die Party-Stage irgendwie direkt vor die anderen Bühnen zu positionieren. Dadurch würde zwar das Gelände zweigeteilt, aber der Sound optimiert. Nunja, bei so vielen Verbesserungen 2003 haben wir das Gefühl, dass auch an diesem Punkt noch weiter gearbeitet wird.
Kommen wir zum wichtigsten Teil des Festivals - den Bands:
Donnerstag
CIRCLE II CIRCLE durften das Festival eröffnen. Und die Truppe um ex-SAVATAGE Frontmann Zachary Stevens machte ihre Sache wirklich gut. Sound und Wetter stimmten perfekt und die Band wollte da in nichts nachstehen. Und so erfreuten sich schon eine ganze Menge Fans an "Out Of Reach", "The Circle", "Into The Wind", "Forgiven" und etlichen anderen Nummern. Natürlich durften auch einige SAVATAGE-Stücke nicht fehlen: "Edge Of Thorns" und "Taunting Cobras" fügten sich bestens in das Bild ein, klingt doch das Debüt von CIIC immer noch verdächtig nach Zaks ehemaliger Band. Einer der großen Höhepunkte war aber das METALLICA-Cover "Welcome Home (Sanitarium)", welches mit einer Frische und Spiellaune dargeboten wurde, dass die Interpretation fast schon besser war als von den Schreibern dieses Stückes selbst. Daumen hoch!
Dave Padden heißt der neue Sänger von ANNIHILATOR, welcher das Problem hatte, dass so mancher behauptete, er hätte die ersten Auftritte versaut. Ob das stimmt oder ob diese Ohrenzeugen nur Joe Comeau hinterher weinten - ich weiß es nicht. Allerdings lieferte er an jenem Abend mehr als nur solide Leistung ab und stand dem Bandleader Jeff Waters nur in wenigen Dingen nach (z.B. in der Erfahrung auf großen Bühnen). Auf die Lauscher gab es ein ordentliches Best-Of Programm mit Perlen wie "Alison Hell", "Never, Neverland", "King Of The Kill", "Set The World On Fire", "Phantasmagoria" oder "Shallow Grave". Genauso sollte das auf einem Festival sein. Das Publikum war höchst erfreut.
Bei VICTORY ging die Stimmung dann etwas nach unten. Zwar waren viele Fans der Deutschen anwesend, doch weder hat man sie vermisst, noch hat die Reunion irgendwer gebraucht. Die Gruppe freute sich, die Spiellaune war da, aber was nützt das alles, wenn das Songmaterial (ein bunter Querschnitt durch alle Schaffensperioden) nicht mehr als Durchschnitt ist?
Ein Teil der Fans war bereits eingeschlafen und wollte gerade gehen, denn es wurde eine Präsentation der neuen "The SAXON Chronicles"-DVD angekündigt. Völlig baff war die Meute, als Biff mitsamt kompletter Band auf die Bühne stürmte und den Metalheads zeigte, was er unter einer "Präsentation" versteht: einen LIVE-Auftritt nämlich! Nirgendwo angekündigt und höchstens als Gerücht im Umlauf, doch es war wahr: spätestens als "Motorcycle Man" erklang, wußte jeder: das ist kein Traum! "Denim & Leather" folgte auf dem Stand und dann noch "Princess Of The Night". Dann war leider schon Schluß. Aber die Überraschung war perfekt. Nicht jede Band schafft es ohne große Ansagen und eine längere Warmlaufphase ein großes Publikum von 15 (mehr hatten VICTORY nicht vorgelegt) auf 100 zu bringen. SAXON können das. Und zwar genialst. Das erhöht die Vorfreude auf nächstes Jahr nur noch umso mehr - denn da kommen sie als Headliner.
Die so aufgebaute Stimmung war natürlich eine riesige Startunterstützung für RUNNING WILD, dem Headliner des Abends. Rock'n'Rolf hatte die Jahre zuvor nicht immer überzeugen können auf Festivals, aber was an diesem Abend abging, hat dann doch viele überrascht: die Piraten spielten einen ihrer besten Gigs seit langem! Zwischen massenweise Klassikern wies Oberpirat Rolf immer wieder auf das 20 jährige Bandjubiläum und die damit erscheinende Best-Of Doppel-CD hin. Um das ganze noch zu unterstreichen, gabs die beiden Demo-Tracks "Prowling Werewolf" und "Apocalyptic Horsemen" zu hören, welche auf dieser CD sein werden. Nunja, ist ja ganz nett, aber was suchen diese mittelmäßigen Nummern auf einem Festival? Hier will man einen Best-Of Querschnitt hören und keinen Worst-Of Dachbodenfund. Ansonsten stimmte aber alles: wie gewohnt zog sich Rolf ca. 120 mal um, die Pyros krachten ordentlich und es gab etwas zu sehen, was ich so in Wacken noch nie gesehen habe: Crowdsurfing bis zum Untergang. Es war schlichtweg unglaublich: eine wahre Autobahn von Crowdsurfen gleitete über die Menge, buchstäblich im Sekundentakt. Ich selbst mußte mindestens 30 Leuten beim "weitersurfen" helfen. Dieser Effekt zog sich durch den kompletten RUNNING WILD-Gig und war auch die nächsten beiden Tage zu späteren Stunden bei den Headlinern zu beobachten, jedoch bei weitem nicht mehr so intentiv wie hier. Ums mal so zu sagen: echt krass ey! "Under Jolly Roger" und "Chains & Leather" gabs als Zugabe und so klang der erste Abend aus: FETT!
Setlist: Genghis Khan, Little Big Horn, Prowling Werewolf, Riding The Storm, Branded & Exiled, Welcome To Hell, Apocalyptic Horsemen, The Brotherhood, Drumsolo, Bad To The Bone, Treasure Island, Conquistadores, Prisoner Of Our Time, Victory; Under Jolly Roger, Chains & Leather.
Freitag
- True Metal Stage -
Altmetaller wie ich freuten sich am frühen Samstag Vormittag auf DIAMOND HEAD. Leider zu früh gefreut. Außer Gitarrist Brian Tatler war weit und breit kein Gründungsmitglied zu sehen. Das bestätigte die Verwirrungen im Vorfeld, denn auf der offiziellen Band-Homepage war von einem Wacken-Auftritt auch zu keinem Zeitpunkt etwas zu lesen. Sänger war dann seltsamerweise ex-TYGERS OF PAN TANG Frontmann Jess Cox. Wäre alles nicht so schlimmt, wenn man dann nicht auch noch zum größten Teil Songs eben dieser Band präsentiert bekommen hätte, die auch noch alles andere als überzeugend dargeboten wurden. Bei DIAMOND HEAD-Klassikern wie "Helpless", "It's Electric" und dem Rausschmeißer "Am I Evil" klingelte es hingegen wieder und auch das (überwiegend ältere) Publikum ging ordentlich mit. Beim Rest des Auftritts hingegen nur Staunen und fragende Gesichter über diese Setlist. Der Anfang von "Am I Evil" kam sogar vom Band. Die Musiker zwischen lustlos, verwirrt und unsicher wechselnd, kam sich so mancher irgendwie verarscht vor. Was will man von einer quasi Coverband aber auch anderes erwarten?
Es folgte Songmaterial, das gute 20 Jahre später geschrieben wurde: Die Franken FREEDOM CALL enterten die Bühne und versprühten fast schon verboten gute Stimmung mit Bierzelt-Metal vom feinsten. Nun - Metal - das ist ja fast schon eine Beleidigung für diese Musik. Pop-Rock vielleicht? Naja, zumindest Hardrock - irgendwie. Am Anfang gabs größere Soundprobleme (wenn Sänger Chris Bay nicht auf der Bühne gestanden hätte, ich hätte schwören können, dass niemand singt), aber das ignorierten die Fans, denn bei soviel Schunkelmusik sangen eh die meisten mit und so war zumindest dieses Problem auch gar kein richtiges - eben Karaoke. Nach einigen Stücken stimmte dann auch der Sound. Insgesamt ein sehr symphatischer Auftritt. Aber Metal wars halt irgendwie nicht, gell?
PRIMAL FEAR langweilten anschließend wie eh und je mit teilweise grauenvollem Songwriting, einer zeitweise nervenden Stimme, die bei GAMMA RAY damals viel besser kam (weil nicht permanent künstlich hoch gehalten) und Proll-Musikern sondergleichen. Überraschend war das JUDAS PRIEST-Cover "Metal Gods" , bei dem Ralf Scheepers bewies, dass er seine Stimme auch gut einsetzen kann. Wenn er denn mal will. Die Fans der Band sehen das natürlich alles ganz anders und so sei fairerweise gesagt: der Auftritt selbst war routiniert und professionell.
Anschließend kamen die deutschen Aushängemetaller GAMMA RAY, die statt ihrem üblichen Best-Of Programm die Setlist ihrer "Skeletons In The Closet" Mini-Tour feil boten. Dass dieses "B-Seiten" Material auf einer Stufe mit dem sonst dargebotenem Programm steht, beweist, wieviel geile Songs die Hamburger bereits in petto haben. Alle, die nicht dabei waren und das nicht glauben können, sollten sich unbedingt die gleichnamige Live-Doppel-CD reinpfeifen! Obwohl die Stimmung bei Band und Publikum durch die Bank saugut war, gab es einige Probleme: zuerst technisch und dann mochte auch Kais Stimme nicht so recht. Nach grandiosen Nummern wie "Gardens Of The Sinner", "Armageddon", "Heart Of The Unicorn" und dem alten HELLOWEEN-Knaller "Victim Of Fate" versagte spätestens bei "Shine On" die Stimme fast gänzlich und es war nur noch heißeres Gequiecke zu vernehmen. Zum Glück kam bei "The Silence" Ralf Scheepers auf die Bühne und half dem völlig fertigen Kai ein wenig aus. Und genau da bewies Ralf auch, dass er denn auch sehr gut singen kann. Bei PRIMAL FEAR ist er uns diesen Beweis bis heute schuldig geblieben. Egal, "No World Order", "Heaven Or Hell" und auch die MANOWAR-Stampfhymne "Heavy Metal Universe" (mit etlichen Riff-Querzitaten) sind feinster Bangerstoff und so kann man über ein "Stimmtief" von Kai locker hinwegsehen.
Und dann kamen SIE! Die Götter! Nach GAMMA RAY und IN FLAMES, die beide die Stimmung zum (vermeintlichen!) Siedepunkt getrieben hatten, übernahmen TWISTED SISTER das Ruder. Der Verfasser dieser Zeilen war bereits fünf Wochen zuvor in Balingen Zeuge von der grandiosen Wiederauferstehung und in Wacken sollte dieser Siegeszug seine Fortsetzung finden. Die Stimmung fand hier ihren totalitären Höhepunkt und trotzdem reichte der Auftritt nicht ganz an den auf dem Bang Your Head Festival heran. Der Grund lag aber nicht an der Band, sondern ausgerechnet am Publikum. Vermutlich sind in Wacken einfach Anhänger von zu vielen Stilrichtungen aufeinander gestapelt, als dass ein komplettes Festivals ratzeputze eine Band abfeiern könnte - in Balingen feierte das Publikum TWISTED SISTER ab, wie noch nie zuvor eine Rock 'n'Roll Ikone abgefeiert wurde, in Wacken war es eben "nur" ein Jahrhundertgig, bei dem viele erst später den wahren Sinn erkannten. Aber nochmal: ich will hier nichts schlecht reden, denn es lag zu keinem Zeitpunkt an der Band. Jay Jay French, Eddie Ojeda, Mark Mendoza und A.J. Pero, die Jungs um Frontsau Dee "fuckin'" Snider, betraten die Bühne und nach dem allseits bekannten AC/DC-Intro "It's A Long Way To The Top" war der komplette Auftritt ein einziger, fehlerfrei dargebotener Alarm. Da war einfach alles zu spät, da rockten sogar die "eviligsten" (was für ein Wort) Todesmetaller ab, da platzte einfach alles weg - da fehlen einfach die Worte. Zwischen kriegerischem Tunten-Outfit, explodierenden Pyros und einem gnadenlosen Stageacting blieb einfach nichts anderes übrig, als JEDEN Song mitzusingen, ja mitzuGRÖHLEN und jeder, der das nicht verstanden hatte, der ist ein verfuckter Poser. Jawoll! :)
Setlist: What You Don't Know (Sure Can Hurt You), The Kids Are Back, Stay Hungry, Destroyer, Like A Knife In The Back, Under The Blade, You Can't Stop Rock 'n' Roll, I Am (I'm Me), The Fire Still Burns, Ride To Live, Live To Ride, Shoot 'em Down, We're Not Gonna Take It, The Price, I Believe In Rock 'n' Roll, Burn In Hell, I Wanna Rock; Come Out And Play, S.M.F.
- Black Metal Stage -
DEW-SCENTED eröffneten den Freitag mit Neo-Thrash vom feinsten. Spätestens seit "Inwards" gehören die Jungs ja zu den großen Hoffnungen in diesem Bereich. Mit "Bitter End", "Inwards", "Reprisal", "Unconditional" und "Life Ending Path" bolzten sie dem Publikum deshalb auch absolutes Elite-Material von diesem Album vor. Leider war der Sound bis fast zum Ende unter aller Sau. Die Gitarren waren kaum zu hören, der Bass höchstens zu erahnen - so macht das nur bedingt Spaß. Vermutlich war der Tontechniker noch volltrunken von letzter Nacht oder einfach noch nicht wach.
Zeit für "Willi Lalala". Mr. Laihiala war nämlich bereits sturzbetrunken, als er mit dem Rest von SENTENCED die Bühne fand (welch ein Glück) und sich für finnische Verhältnis überraschend redseelig gab. Das lag aber garantiert NUR am Alkohol, denn: nur seltenst sieht man dermaßen gutgelaunte Musiker, die auf der Bühne Bier trinken, dem Publikum zuprosten, sich mit ihm unterhält(!) und herumpost, was das Zeug hält, wenn man gleichzeitig Songs über Selbstmord und eine aussichtslose Welt singt. Und das auch noch bei 30 Grad im Schatten! Verrückt, aber geil. Wen wundert es da, dass SENTENCED abgefeiert werden und selbst der aussichtsloseste Text noch mit einem breiten Grinsen im Gesicht mitgesungen wird. "Sun Won't Shine" (alles klar, sie scheint nicht, sie brennt!), "Noose", "Cross My Heart And Hope To Die" (eh klar), das Suizid-Medley "The Suicider/Excuse Me While I Kill Myself", der Hit "Nephente" und "Broken" - all das fehlte nicht. Schade nur, dass das bei sengender Hitze war und viel zu kurz. Als Headliner beim Summer Breeze kam das alles echter rüber. Aber um einiges toter (null Stageacting, keine Ansagen, kein Bier). Mir war Wacken da viel lieber.
Die Kalifornier TESTAMENT um Krawallröhre Chuck Billy bot daraufhin den besten Auftritt, den ich von ihnen je gesehen habe (und ich habe schon so manchen gesehen). Zu hören gab es überwiegend Songs aus dem Album "First Strike Still Deadly", bei welchem alte Gassenhauer neu eingespielt wurden. So ertönten dann auch "True Believer", "D.N.R.", "Practice What You Preach", "Disciples Of The Watch", "Into The Pit" und "Alone In The Dark" sowie ein paar mehr fette Klassiker und ließen dem Publikum kaum Zeit zum Atmen. Gut so!
IN FLAMES. Punkt! Noch nie zuvor wurde eine Death Metal Band so populär. Respekt verdient die Band auch deshalb, weil sie es als einzige Gothenburg-Band schafft, ihren ureigenen Sound über all die Jahre ständig weiterentwickeln zu können, ohne dadurch aufgesetzt zu wirken oder größere Heerscharen ihrer Fans zu vergraulen. "Reroute To Remain" hat stilistisch mit dem Debüt außer den Growls nicht mehr viel gemein, doch während CHILDREN OF BODOM es schaffen, auf ausgelatschten Pfaden immer bessere Alben zu veröffentlichen, so schaffen IN FLAMES immer wieder gut bis geniale Alben, deren Stil immer ein wenig vom Vorgänger abweicht. Und das ist toll. In Wacken sah man eine abgebrühte Band, die sich hervorragend präsentierte. Neben Pyros und anderen Feuer-Spielen gab es sogar ein Feuerwerk zu bestaunen, wobei die Schweden ihrem Namen alle Ehre machten. Dazu gab es "Episode 666", "Only For The Weak", "Trigger", Cloud Connected", "Colony"... wer da was von "Ausverkauf" oder "Kommerz" faselt, ist nicht ganz dicht. IN FLAMES sind groß, ganz groß - und werden uns hoffentlich noch lange erhalten bleiben. Die Stimmung war übrigens grandios!
- Party Stage -
Was DIE APOKALYPTISCHEN REITER auf der Party Stage zu suchen haben, weiß vermutlich keiner mehr so genau. Dafür sind sie meiner Meinung nach mittlerweile einfach zu groß. Nach zwei GENIALEN Alben mit Klassiker-Status "All You Need Is Love" und "Have A Nice Trip" gehören die lustigen Gesellen eindeutig auf die ganz großen Bühnen. Parallel dazu spielten TESTAMENT und leider mußte man sich schon ganz verwinkelte Plätze vor der Bühne aussuchen, damit man die REITER richtig hören konnte, ohne vom Sound der Hauptbühne was mitzubekommen. Dazu kam noch eine gnadenlos miese Abmischung von einem Mixer, der mit "Dilettant" noch viel zu freundlich abgekanzelt wird. Das Tat der Stimmung keinen Abbruch - wie auch, bei endgeilen Stücken mit Namen "Terra Nola", "Warum?", "Kleiner Wicht" oder "Metal Will Never Die"?
Den Abschluß am Freitag bildeten die Finnen LORDI, die ein erstaunliches Debütalbum im Gepäck hatten und die Songs daraus natürlich auch alle vortrugen. Perfekt passend mit Pyro-Effekten ohne Ende und Horrorkostümen, gab es 70er und 80er Supertunten-Mucke zu hören. Ein Killerhook jagte den nächsten und mit "Midnight Mover" (ACCEPT) und "He's Back (The Man Behind The Mask)" (ALICE COOPER) gab es noch zwei perfekt inszenierte Coverversionen oben drauf. Geil!
Samstag
- True Metal Stage -
MASTERPLAN gehören derzeit sicherlich zu den angesagtesten Newcomern überhaupt. Die beiden ex-HELLOWEENies Uli Kusch und Roland Grapow hatten das glückliche Händchen, um mit Jorn Lande einen der besten Sänger im Metalbereich zu verpflichten. Und weil das noch lange nicht alles ist, um erfolgreich zu sein, fanden sich auf dem Debüt gleich reihenweise geile Songs, die es nun live umzusetzen galt. Kein Problem natürlich, denn erfahrene Recken haben ja bereits Erfahrung gesammelt. Nur Herr Lande sollte nochmal ein wenig Nachhilfeunterricht in Punkto Bühnenacting nehmen. Zu oft stand er ein wenig hilflos vor dem Mikro herum, während der Rest der Kapelle sich abmühte. Macht aber nichts: mit Songs wie "Spirit Never Dies", "Enlighten Me", "Crytal Night", "Soulburn", "Kind Hearted Light" oder "Crawling From Hell" kann man eh kaum etwas falsch machen. Als Bonusschmankerl gab es noch das HELLOWEEN-Stück "The Chance" und vom JORN-Soloalbum "Sunset Station" zu begutachten. Sehr schön!
Zeit für RAGE - Mike, Peavy und Victor sind ein Traum-LineUp, wie man unschwer auch bereits auf einem Album nachhören kann. Überraschend gut war der Sound (um diese Uhrzeit) und so knallten zusätzlich zur heißen Sonne noch ordentliche Dezibels in die Menge. Auch RAGE boten ein Best-Of Programm, quer von "Welcome To The Other Side" über "Set This World On Fire" hinzu "Solitary Man" und "Black In Mind". Die drei spielten dermaßen tight zusammen, dass mir scheint, diese Konstellation wird uns noch etliche feine Alben bescheren!
Finnland vor, noch ein Tor! Mit STRATOVARIUS stand an jenem Abend ein saftiger Headliner-Anheizer auf dem Programm. Auch wenn speziell das neue Album "Elements, Pt. 1" hundslangweilig und öde ist, das Stageacting größtenteils etwas aufgesetzt wirkte und die Band schon in weitaus besserer Verfassung zu sehen war, so kamen die Mannen um Timo Tollkühn (trotz beinahe-Katastrophe beim letzten Wacken-Auftritt explodierten Pyros und Feuerwerke im Sekundentakt) doch mit einer mehr als soliden Leistung angefahren. Der Funkte wollte aber irgendwie nicht so richtig zum Publikum überspringen. "Kiss Of Judas", "Against The Wind", "Forever Free", "Hunting High And Low", "Twilight Symphony", "Visions (Southern Cross)", "Black Diamond" - auch STRATOVARIUS gingen keine Experimente ein und zeigten einen Querschnitt ihres Schaffens.
SLAYER waren dann die mit Abstand größte Enttäuschung des Festivals. Nach dem grandiosen Auftritt im letzten Jahr auf dem Bang Your Head in Balingen, kam Wacken direkt einem Offenbahrungseid gleich. Zuerst startete die Band mit ca. 15 Minuten Verspätung (weil man so viele Autogramme geben mußte) und als dann alle 30.000 Anwesenden endlich erhört wurden (Slayer, Slayer, Slayer...) und das Intro von "Darkness Of Christ" er- und wieder verklang - hörte man NICHTS! Hätten sich die Musiker auf der Bühne nicht bewegt, niemand hätte vermutet, dass sie bereits angefangen hatten. Dabei spielten sie gerade "Disciple" und "Threshold". Statt "Slayer, Slayer, Slayer"-Rufen erklangen minutenlang "LAUTER!, LAUTER!!, LAUTER!!!"-Rufe. Tom Araya und Co. sind auf der Bühne sichtlich verwirrt, merken nicht, dass der Sound viel zu leise ist. Das Set an sich war höchst genial (siehe Setlist), die Band hatte sichtbar keinen Spaß und das Publikum auch nicht. Erst nach über einer halben Stunde Spielzeit kam jemand auf die Idee, den Sound "etwas" lauter zu drehen. Zu wenig für Slayer. Erst bei Interviews nach Wacken stellte sich heraus, was für ein tragischer Dominoeffekt zu diesem schlechten Auftritt führte: die Band kam nicht in Fahrt, weil sie dachte, das Publikum hat keinen Spaß an Slayer, das Publikum hatte keinen Spaß, weil es viel zu leise war und die Band nicht in Fahrt kam. Ein tödlicher Kreislauf. Schade für Slayer. Schade für die Fans. Und falls jemand den Tontechniker findet: erschlagt ihn! (Hängt ihn an den Eiern auf und zündet ihn an! - BP)
Setlist: Intro (Darkness Of Christ), Disciple, Threshold, War Ensemble, The Antichrist, God Send Death, Stain Of Mind, Mandatory Suicide, Hell Awaits, South Of Heaven, Angel Of Death, Piece By Piece, Necrophobic, Altar Of Sacrifice, Jesus Saves, Dead Skin Mask, Criminally Insane, Reborn, Epidemic, Postmortem, Raining Blood.
- Black Metal Stage -
Zu MALEVOLENT CREATION muß man nicht viel sagen: eine Packung satten U.S. Death auf die Glocke. Killerriffs en masse und knüppeldickes Gegrunze bei maximalem Stageacting!
Zusammen mit TWISTED SISTER, den REITERN und GAMMA RAY waren ausgerechnet die norwegischen Schwarzmetaller CARPATHIAN FOREST mein ganz persönliches Highlight-Quartett. Das fing schon beim Outfit an (Corpsepainting - viel as hell - Killernieten - noch vieler as heller), ging über die kompromisslose Show mit Alltime-Klassikern der Marke "It's Darker Than You Think" (was für ein Songtitel hihi) und "One With The Earth" hin zur perfekten Frontsau Nattefrost, der sich die Seele aus dem Leib schrie, kreischte und dann beim Abschluß in Form von "Bloody Fucking Necro Hell" auch noch kotzte. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes! Zuerst ins Mikro, dann aufs Mikro, dann auf die Bühne und nochmal ne Ladung in den Fotograben. Ein Glück, dass ich da gerade nicht drin war. Bevor er die Bühne schlagartig verlies, schmierte er sich einen Teil der Kotze noch so richtig evil auf die Brust. Lecker! Das Publikum wußte nicht so recht, ob das Teil der Show war oder nicht, wir wissen es mittlerweile besser: nein, war es nicht! Die Band geriet am Vorabend in eine Drogenkontrolle und der gute Nattefrost schob sich die komplette Ration Magic Mushrooms schnellstens hinter die Kiemen, bevor die Pozilei daran naschen konnte. Beim Gig hat er dann so lange herumgekreischt, bis die leckeren Teile, die gerade im Magen noch Mittagschlaf hielten, plötzlich aufgewacht sind und dieses Geknüppel um sie herum mitfeiern wollten. In Zukunft wird sich Nattefrost das mit dem "Drogen schnell wegfuttern, bevor sie weg sind" wohl nochmal durch den Kopf gehen lassen. In welcher Form auch immer.
Wesentlich gesitteter ging es anschließend bei SOILWORK zu. Die schwedischen Melo-Deather holzten hauptsächlich Stücke der letzen beiden Alben herunter - und das sogar noch etwas heftiger und härter als auf den Studioalben. Obwohl deutlich weniger Zuschauer anwesend waren, als noch zuvor bei CARPATHIAN FOREST, war eine gute Stimmung vor der Bühne und nach anfänglichen Soundproblemen stimmte in der zweiten Hälfte der guten 40 Minuten einfach alles.
- Party Stage -
13:00h, sengende Hitze, die Frisur sitzt. TWISTED TOWER DIRE-Frontmann Tony Taylor reiste sogleich mit kompletter Familie an und so durfte einer seiner beiden Söhne (mit seinen so ca. sechs Jahren) die Band ansagen. Sehr niedlich. Nicht niedlich, sondern richtig Heavy und ordentlich Metal erklangen dann die ersten Riffs: purer, wahrer Stahl mit der Reinheit eines 225er Goldbriketts. Drei Alben haben sie bereits in petto, doch leider sind sie immer noch viel zu unbekannt. Speziell die beiden letzten Werke, "The Isle Of Hydra" und "Crest Of The Martyrs" bieten mit Krachern wie "Some Other Time, Some Other Place" oder "The Daggers Blade" (im Duett mit Sohnemann!) allerfeinsten U.S.-Metal, der jedoch frisch europäisch angefärbt ist, so dass TTD stellenweise wie eine erwachsene Ausgabe von HAMMERFALL klingen. Und? Ein größeres Kompliment geht doch kaum, oder? Klar, dass die anwesenden paar hundert Nasen Hymnen wie "Axes & Honor", "Fight To Be Free" oder "To Be A Champion" frenetisch bejubelten und mitsangen. Bei "Guardian Bloodline" sollte dann Schluß sein. Doch gehen durften sie nicht. Und so gab es als Zugabe noch den IRON MAIDEN Brachialkracher "The Trooper". Spätestens hier gab es kein halten mehr und es stürmten von allen Richtungen hunderte von weiteren Besuchern heran. Zu spät. Die hatten gerade alle eines DER Highlights des Festivals verpasst.
Gleich nochmal U.S.-Metal. Diesmal mit weit weniger Melodien - und leider auch weniger Spaß. Denn obwohl EIDOLON zuletzt richtig interessante Alben veröffentlicht haben, konnten sie die Songs zu keinem Zeitpunkt auf der Bühne richtig umsetzen. Man klebte statisch an der Bühne fest, hielt sich mit Ansagen zurück und hinterließ ein richtig gelangweiltes Publikum. Schade.
Nach VICTORY eine weitere Band, die eigentlich niemand so richtig braucht: SINNER. Ihre Fans haben sie aber immer dabei und so legten sie sich auch diesmal ordentlich ins Zeug und machten gute Laune (zum eher langweiligen Spiel). Ich habe bis heute nicht herausgefunden, wo da die guten Songs sind. Das große Highlight kam am Ende noch in Form des BILLY IDOL Covers "Rebel Yell". So verschafft man sich sogar nach Nullnummern-Songs noch Zugaberufe.
Um ein Uhr Nachts mußten SONATA ARCTICA nach SLAYER und parallel zu VADER ran. Scheinbar waren aber noch sehr viele Melodic-Speedster wach, so dass der Platz vor der Bühne mehr als nur ordentlich gefüllt war. Nach anfänglichem, ziemlich ärgerlichen Soundmatsch besserte sich der Ton im weiteren Verlauf des Auftritts und wir durfen schön brav artig zu "Replica", "My Land", "Fullmoon" und "Victoria's Secret" mitträllern. Auffällig war, dass die Band zwischen selbst gemerkt hat, dass ihr Zweitling "Silence" nichts weiter als reine Langeweile ist und so gab es entsprechend auch nur den einzig guten Song davon "Black Sheep" auf die Lauscher. Wie sagt man so schön: eine Band, die merkt, was richtig und falsch ist, die ist richtig groß. Und SONATA ARCTICA waren an jenem Abend richtig groß, hatten alles richtig gemacht und bewiesen, dass STRATOVARIUS bereits einen Erben haben, falls sie weiterhin mittelmäßige Alben veröffentlichen.
- W.E.T. Stage -
Was suchen ANCIENT RITES in so einem kleinen Zelt? Ich weiß es nicht! Die gehören meiner Meinung nach mindestens auf die Party-Stage. Das sahen auch sehr viele Fans so, denn es war mehr als nur über voll. Es war DICHT. Aus aller Herren Länder waren sie da, um die Belgier um den symphatischen Frontmann Gunther so richtig abzufeiern. Diese spielten nahezu identisch die Stücke der aktuellen Live-CD - nichts anders wollten wir hören. Prima!
In Wacken bangten für Euch: The Mighty SCI!, Stormbringer, sweet sweet Quendoline ;), Sentinel Steel, Metal
Mike, LordByte, Dragonlady und noch ein paar Jungs unserer Redaktion (die waren aber alle zu besoffen,
um etwas zu schreiben *g*).
Balingen wie immer: eine hervorragende Bandauswahl, eine ziemlich perfekte Organisation, ein funktionierender Spielplan ohne Absagen und das Wetter hat auch mal wieder (größtenteils) gepasst. Na, was heißt gepasst, der Sommer 2003 ist wohl eh als tropisch zu bezeichnen (inkl. kurzen Tropenschauern). Ansonsten weiß man gar nicht mehr, was man noch großes schreiben soll über Deutschlands gemütlichstes Open Air Festival. Es wurde wohl schon alles gesagt, oder? Eines sollte an dieser Stelle aber bereits im Vorfeld erwähnt werden: fast alle angereisten Kapellen gaben hier mehr als nur ihr Bestes und spielten schon fast Jahrhundertgigs. Bei TWISTED SISTER konnte man sogar noch das "fast" weglassen. Doch beginnen wir am Anfang:
Freitag
Geschlagene 18 (ACHTZEHN!) Jahre ließen die U.S.-Metaller DESTRUCTOR ihre Fans warten, bis endlich der "Maximum Destruction"-Nachfolger "Sonic Bullet" in den Regalen stand. So lange mußten die Fans zum Glück live nicht warten, denn so lange hat keine Sau Urlaub. Vorsichtshalber eröffneten Dave Overkill, Matt Flammable und Pat Rabid lieber das Festival, bevor da noch was dazwischen kommt. Und wie! Ein Power-Thrash Feuerwerk ohne Gleichen, im klassischen 80er Jahre Nieten- und Leder-Outfit. Zu Klassikern wie "Pounding Evil", "Take Command" oder "Destructor" passte das neue Stück "Sonic Bullet" vom Reunionsalbum hervorragend - das lässt großes erwarten.
Und anschließend gleich nochmal eine Formation, die bereits vor langem das Zeitliche gesegnet hatte: BITCH kamen nach 10 Jahren Totsein urplötzlich zurück - und überraschend viele kannten sie noch. Hymnen en masse wurden präsentiert, die man eigentlich schon längst vergessen glaubte, denn ich muß gestehen, dass BITCH noch nie zu meinen großen Favoriten gehört haben. Dennoch: Betsy Weiss zog nicht nur eine ordentliche Show ab, sondern war auch noch überraschend agil und knackig unterwegs. Da machten Gröhler vom Schlage "Head Banger", "Be My Slave" oder das geniale "Live For The Whip" gleich noch viel mehr Spaß. Im sauberen und druckvollen Soundgewand kamen die Teile deutlich moderner und heavier rüber, so dass ich mir demnächst wohl wieder mal ne alte BITCH-Platte auflegen werde. Der alten Zeiten willen.
Deutlich aktueller war dann der gute ROB ROCK, der eine neue Band samt neuem Album im Gepäck hatte. Klar ist das ein geiler Sänger und klar war er bei M.A.R.S. und IMPELLITTERI und hat dort dafür gesorgt, dass aus diesen Aufnahmen Klassiker wurden und deswegen ist es auch kaum verwunderlich, dass die Stücke "Rage Of Creation" zwischendurch ordentlich mit alten Stücken seiner (ex-)Bands aufgepeppt wurden. Neoklassische Gitarreneskapaden im MALMSTIL (was für ein herrlich schlechtes Wortspiel) inklusive. Kann da was schiefgehen? Nein!
Nach soviel Wahrmetall am Stück blasteten AMON AMARTH den alten Säcken mit den noch viel älteren Kutten (zumindest sahen sie so aus) die Ohren weg, denn der hitsprießende Melodic-Todesmetall der schwedischen Wikingerjungs überzog das friedliche Balingen mit Dampfhammerkeulen vom Schlage "Bleed For Ancient Gods", "Versus The World", "The Last With Pagan Blood" oder "Victorious March" und sorgte so für eine willkommene Abwechslung. Leider gabs den Sound schon weitaus besser: ein etwas breiiger und dünner Sound nahm so einiges von der nordischen Durchschlagskraft, was die bestens aufgelegte Band aber durchaus zu kompensieren wußte.
Den Westfalen-Rockern AXXIS stand dann die Aufgabe zu, den zuvor aufgebauten Stimmungspegel halten zu müssen. Meiner Meinung nach gelang das zwar nicht so ganz, da das ganze nach diesem Todesdurchmarsch eben schon etwas arg softig war, aber dennoch ändert das nichts daran, dass die Setlist überwiegend nur Klassiker zu bieten hatte. Die hörten dann aber doch nicht ganz so viele Zuschauer, auch wenn sie es gerne getan hätten: der plötzlich einsetzende Platzregen führte teilweise zu fluchtartigem Wegrennen. Mysteriöserweise hörte es mit dem letzten Song auch fast zeitgleich wieder auf. ast könnte man ja denken...
TNT waren dann eine ziemlich große Enttäuschung: statt Hits am Fließband (davon haben auch sie genug) gab es langweiliges Gedüdel von neuem Songmaterial, das niemand kennt und nach dem Auftritt auch niemand kennenlernen wollte. "Seven Seas" war doch tatsächlich der einzige Klassiker und Höhepunkt zwischen belanglosem 08/15 Rock. Sehr schade.
ANNIHILATOR hatten da wesentlich bessere Stücke in petto: "Set The World On Fire", "Never Neverland", "Refresh The Demon", "Fantasmagoria", "Alison Hell" - dumm nur, dass der neue Sänger Dave Padden keine Akzente setzen konnte, er viel zu weit in den Hintergrund gemischt wurde und stimmlich den großen Vorgängern in keinster Weise das Wasser reichen konnte. Dafür sprang er herum wie von der Tarantel gestochen und versuchte auch ständig, das Publikum mitzureißen. Gelungen ist ihm das leider nur in Ansätzen. Somit muß man feststellen: riesige Songs, nicht optimaler Sound und alles etwas verschandelt - alles in allem also durchschnittlich aufregend.
Die aktuelle DOKKEN-Besetzung ohne George Lynch haben hingegen alles richtig gemacht: guter Sound, perfekte Songauswahl "Tooth And Nail", "Breaking The Chains", "Kiss Of Death" usw. - lediglich am Stageacting sollten die Jungs noch etwas tun, denn man fühlte sich desöfteren an ein Wachsfigurenkabinett erinnert.
Tom Engelrippchen schlurfte auf die Bühne: SODOM waren da. Und mit ihnen der Thrash. Der Mob schüttelte die Matten zu Kultstücken der Marke "Napalm In The Morning", "The Saw Is The Law", "Remember The Fallen", "Wachturm" und "Bombenhagel", zwischenzeitlich robbten Soldaten über die Bühne, aufgepeppt mit genauso kultigen Ansprachen "Kauft alle das neue Album, dann kann ich mir endlich ein neues Auto kaufen!" - was will man mehr? Da viel es gar nicht so sehr auf, dass SODOM nicht unbedingt eine typischen "Balingen-Band" sind. Aber wie dem so ist: genauso wie AMON AMARTH eine sehr willkommene Abwechslung unter ganz viel True Metal. Die Fans sahen es genauso.
Da kann man machen, schimpfen, jubeln oder auch hassen wie man will: HAMMERFALL versackten nach ihrem mittlerweile zum Kultklassiker avanchierten Debüt "Glory To The Brave" immer mehr in die Vorhersehbarkeit und live, ja live waren sie schon immer deutlich unter Durchschnitt. Ich will jetzt nicht sagen, dass "Way Of A Warrior", "Legend Reborn", "Let The Hammer Fall", "Metal Age" oder "Hammerfall" keine Hymnen für die Ewigkeit sind, will keinesfalls sagen, dass da nicht jeder(!) mitgesungen hat und dass die Stimmung im Publikum bestens war. Aber gute Songs machen leider nicht unbedingt eine gute Live-Band. Da haben HAMMERFALL noch seeehr viel zu lernen.
DIO beendete den Abend dann mit einem wahren Sensationsauftritt. "Dream Evil", "Evil Eyes", "The Last In Line", "Long Live Rock'n'Roll", "Holy Diver", "We Rock", "Heaven And Hell", "Man On The Silver Mountain", "I Speed At Night" und sogar der "Stargazer" wurde ausgepackt. Da rappelte es fast 100 Minuten lang im Karton. Und zwar ständig und unendlich geil! Eine Best-Of Tour zwischen allen Solo-Werken und den Highlights von seinen Gastspielen bei BLACK SABBATH und RAINBOW, eine Jahrtausend-Setlist ohne gleichen, über dem DIE Stimme des Metal schlechthin trohnt. Das war beileibe nicht von dieser Welt. Die ganze Band verausgabte sich Stück für Stück, DIO war sichtlich angetan und bedankte sich mehrfach und das Publikum war so hin und weg, dass man sogar das Bangen zeitweilig vergaß. Ein Hauch von Ehrfurcht schwebte zwischen Himmel und Hölle auf der Erde Balingens...
Samstag
Ähnlich wie Tags zuvor DESTRUCTOR begannen HIRAX zu früher Stunde bereits mit einem grollenden Power-Speed Inferno. Heruntergeprügelt in einer halben Stunde gab "Sänger" Katon samt Band erstmal so richtig alles. Inklusive der Tatsache mit auf den Weg, dass man nicht unbedingt singen können muß, um ordentlich Arschtritte Richtung Publikum zu verteilen. Ein perfekter Start, welchem...
... ANGEL WITCH gleich noch eins draufsetzten. Der NWoBHM-Dampfer von der Insel Engeland hatte ein sehr überraschendes Line-Up aufzubieten: Kevin Heybourne ist das einzige Original-Mitglied, während Lee Altus und Darren Minter (beide ex-HEATHEN) sowie Jon Torres (ULYSSES SIREN) allesamt aus den U.S. von A. kommen und somit das mit der Insel ja schon fast nicht mehr stimmt. Dafür stimmte der Rest: die Bandhymne "Angel Witch" und unsterbliche Hits Namens "Angel Of Death", "Sweet Danger" oder "White Witch" - was soll da noch schiefgehen? Der Sound kam amtlich und sehr intensiv und ich glaubte ein paar leichte Thrash-Einflüsse der neuen Mitspieler hätten sich in die alten Klassiker eingeschlichen. Was aber eher interessant als störend war.
Mit MASTERPLAN, BRAINSTORM und PINK CREAM 69 folgte ein deutsches Melodic-Power-Band-Tripple der Spitzenliga: der Norweger Jorn Lande (ursprünglich sollte tatsächlich kein anderer als Goldkehlchen Michael Kiske das MASTERPLAN-Debüt einsingen, was jedoch daran scheiterte, dass dieser keinen Bock mehr hat, das Zeug live zu singen!) ist eine wahrhaftige Fundgrube an Stimmvolumen und fütterte das Debüt seiner deutschen Restband mit der besten Gesangsleistung seit dem legendären MUNDANUS IMPERIUM-Album (welches leider das einzige geblieben ist).
Indische Tempeltänzerinnen und T-Shirts gratis gab gleich im Anschluß bei BRAINSTORM zu bewundern, bestaunen und abzugreifen (letzteres galt leider nur für die Shirts, nicht für die Templerinnen). Auch die Songauswahl, die Bühnenshow und der Sound haben gepasst und somit gaben BRAINSTORM eine hervorragende Steilvorlage für...
... PINK CREAM 69, die mit ihren Hits "Keep Your Eye On The Twisted", "Talk To The Moon", "Do You Like It Like That", "Livin' My Life For You", "Shame" oder "Lost In Illusion" nur so um sich warfen. Dabei kamen ihnen zugute, dass man mit David Readman einen hervorragenden Sänger aufzubieten hat und der Sound an diesem Abend mit ein paar Briketts Härte besser als je zuvor klang.
Nach soviel Melodic-Metal am Stück mußte unbedingt eine Abrißbirne her. Und die kam in Form von HYPOCRISY! Peter Tägtgren und Co., welche sich Abends zuvor totalitär ins Koma gesoffen hatten, prügelten ein Death-Metal Inferno sondergleichen herunter und verwandelten die ersten 20 Reihen in einen furiosen Todesstreifen mit wegbang-Garantie. Neben sämtlichen bekannten Hits gabs gegen Ende noch ein gewaltig schnelles und keine Gefangenen machenendes DESTRUCTION-Cover in Form von "Total Desaster", bei dem Thrash-Opi Schmier höchstpersönlich das Mikro übernahm und sichtbar alles gab. Geil! Da konnte nur noch "Roswell 47" folgen. Operation gelungen, Publikum tot (sengende Hitze mit Todesblei ohne Ende - eine fatale Mischung).
Verschnaufen konnte man anschließend nach einigen weiteren Bieren bei den Kaliforniern Y&T, die doch auffallend unbekannt sind bei sehr vielen jüngeren Headbangern auf dem Gelände. Aber auch die meisten älteren Herrschaften, die die Band kannten, sahen diese heute zum allerersten mal live, denn: zuletzt spielten Y&T sage und schreibe 1982(!) in Deutschland. Unglaublich. Unglaublich gut war aber dann auch der Auftritt. Bekannte Größen gabs in der Setlist zu bestaunen: "Rescue Me, "Hell Or High Water", "Mean Streak", "Midnight In Tokyo", "Hurricane", "Black Tiger" - und so alt die Bandmitglieder auch sind - sie performten sich ie die Berserker durch den Gig und spielten um ihr Leben. So schaut man auch alten Säcken erne beim Rocken und Rollen zu, so und nicht anders muß das sein. Ich denke mal, dass Y&T an jenem Abend auch unter den jüngeren Zuschauern so manch bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
OVERKILL holten danach die Thrash-Keule aus dem Sack und prügelten alles weg. Das heißt: fast alles, denn obwohl auch "Necroshine", "Bastard Nation" oder "Thunderhead" ordentliche Kracher sind, so fehlten (nicht nur mir) doch so manche Alltime-Granaten der Marke "Rotten To The Core" oder "Wrecking Crew". Lediglich "Fuck You", "In Union We Stand" und "Hammerhead" gab es aus alten Zeit in der Playlist zu finden und das ist doch ein wenig wenig. Gleicher Fehler also wie ihn bereits TNT gemacht haben. Dennoch: super Stimmung und gute Performance wogen diesen Mißstand zumindest teilweise auf. Sehr zu unserer aller Freude war auch Frontsirene Blitz wieder ganz der alte, hatte ihn doch letztes Jahr in meiner Heimatstadt Nürnberg ein Schlag getroffen, so dass die Band ihren bereits letztes Jahr geplanten Auftritt in Balingen um ein Jahr verschieben mußten.
Gar nichts mehr falsch machen kann eigentlich mittlerweile U.D.O. Dirkschneider in seiner Funktion als einzig glaubwürdiger ACCEPT-Ersatz. Die Stimme ist DIE Stimme und die Songs sind DIE Songs und wenn es dann alle paar Jahre noch ein paar ordentliche Soloalben obendrauf gibt, dann sind wir doch alles glücklich oder? Los ging's mit "Man And Machine", dem Titelgeber des aktuellen Albums (welches im Gegensatz zu "Holy" doch deutlich mittelmäßig ausgefallen ist). Aber das weiß wohl Udo selbst auch, denn anschließend prasselten unsterbliche Teutonenhymnen wie "Metal Heart", "Princess Of The Dawn", "Fast As A Shark", "Balls To The Wall" und sogar "I'm A Rebel" auf uns hernieder und zwangen uns in die Knie. Am Ende kochte Balingen in einem regelrechten tropischen Headbanging-Moshpit und somit wäre das die ideale Koma-Eröffnung für TWISTED SISTER gewesen. Aber da kam noch was dazwischen:
THIN LIZZY nämlich. Und John Sykes und Anhang hatte genauso viele Klassiker im Gepäck wie der gute Udo - begeistert wurden "Jailbreak", "Chinatown", "Cowboy Song" und all die anderen ganz großen Hardrock-Evergreens der 70er und 80er Jahre gefeiert und es dauerte gar nicht lange, bis man wußte: THIN LIZZY passen genauso gut aufs Bang Your Head wie vormals die SCORPIONS. Es muß eben nicht immer Metal sein. Ein paar Überraschungen hätte ich mir persönlich aber schon gewünscht. Ich habe THIN LIZZY die letzten Jahre schon öfters gesehen und die Setlist ist leider immer die gleiche. Das kehrt dann ganz schnell Routine ein und das hat man der Band auch deutlich angemerkt. Ein paar Improvisationen und vielleicht ein paar unbekanntere Perlen wie "Trouble Boys" oder "Don't Play Around" vielleicht?
Und dann kamen SIE: die gottverdammten Sick Mother Fuckers TWISTED SISTER! Nach dem allseits bekannten AC/DC-Intro "It's A Long Way To The Top" ging die Post ab: "What You Don't Know", "Burn In Hell", "I Believe In Rock'n' Roll", "Stay Hungry", "You Can't Stop Rock'n'Roll", "I Am (I'm Me)", "Under The Blade", "Ride To Live, Live To Ride", "The Kids Are Back", "Destroyer", "The Price" und natürlich "We're Not Gonna Take It", welches sogar zwischen den Songpausen mehrfach vom Publikum angestimmt wurde, ließen eine fast schon schockierte Band zurück, die es auch nach Ende des Auftritts noch gar nicht fassen konnte, dass sie in Deutschland eternale Superstars mit Gottstatus sind. Jawoll! Sichtlich ergriffen versprach Dee Snider auch brav, der ganzen Welt von diesem Wunder(auftritt) zu berichten. Dee Snider zwei Jahre zuvor mit Soloband war schon granatenstark - aber DAS hier, das hat alles getoppt und ich wage zu bezweifeln, dass das noch irgendwie zu toppen sein wird in den nächsten 300 Milliarden Jahren. Beendet wurde der Abend mit "Come Out And Play" und "S.M.F." unter einem subtropischen Himmel. Ein Sommernachtstraum in Heavy Metal.
Es moshten für Euch in Balingen ab:
The Mighty SCI!, DoC FReD, Stormbringer in FireFly - zusammen mit ca. 20.000 weiteren Schwermetallern.
Das Summer Breeze Open Air im schwäbischen Abtsgemünd ist ein aufstrebendes
Festival, dass jährlich deutliche Besucherzuwachsraten verbucht. Grund
genug für uns, sich die Sache mal aus nächster Nähe zu betrachten. Wir
waren begeistert: eine sehr Fan-nahe Veranstaltung!
02. Bands
SUIDAKRA:
Die germanischen Melodic Folk-Deathmetaller präsentierten sich im neuen
Line-Up ohne Keyboarder. Anfangs war die Meute vor der Bühne deswegen
eher verhalten und abwartend, doch schon nach kurzer Zeit sprang der
Funke der Spielfreude von der Bühne herab und auf die Fans über: ohne
das Tasteninstrument war der Sound wesentlich härter und noch metallischer
als je zuvor. SUIDAKRA entfachten im Verlauf des Gigs diesen Funken zu
einem wahren Feuerwerk und Arkadius sang sowohl seine heißeren Growls als
auch die cleanen Gesangsparts alle selbst und war in höchster Extase.
Wie sehr Keyboards den Sound verwässern (auch wenn sie auf den bisherigen
Alben immer eine Bereicherung für den ureigenen Stil der Jungs waren),
zeigte sich vorallem daran, dass man nun viel mehr Wert auf die eh schon
geilen Gitarrenparts legte. Die 80er lassen grüßen. Alles in Allem ein
sehr gelungener Auftritt mit Hits wie "Tunes Of War" oder "Pandragon's
Fall", der Lust auf mehr macht.
NIGHT IN GALES:
Weiter gings mit noch einer deutschen Band, die stilistisch in ähnlichem
Fahrwasser schwomm und die Stimmung vorantrieb: mit einem breiten Fundus
ihres bisherigen Schaffens "Razor", "Sylphlike", "Blades To Laughter" oder
"Doomdrugged" brodelten wahre Begeisterungsstürme im Publikum, die sich
in herben Applaus-Kundgebungen entluden.
BONFIRE:
Halb Sieben, Main-Stage, Zeit für die unverwüstlichen Ingolstädter
BONFIRE. Der Auftritt war überwiegend so unspektakulär wie ihr aktuelles
Album "Fuel To The Flames". Songtechnisch begab man sich auf die sichere
Seite und spielte erwartungsgemäß ein Best Of-Set, in dem nur zwei Songs
der neuen Scheibe Platz fanden. U.a. auch "Proud Of My Country", welches
den Gästen in Nationalfarben gewidmet wurde. Hierbei erklärte
Frontshouter Lessmann, dass dies ganz und gar nicht nationalistisch oder
rechtsaussen gemeint wäre, sondern man auch ganz normal auf sein Land und
seine Nation stolz sein dürfe, wie es Franzosen oder Amerikaner eben auch
seien. Claus nutzte die Gelegenheit und legte sofort nach mit der Aussage:
"Ich persönlich scheiß' auf WACKEN! Wir haben schon dort gespielt und als
Band wird man behandelt wie der letzte Arsch! Ich spiele lieber hier im
Süden, in Balingen und auf dem Summer Breeze!", was bei den Besuchern
geteiltes Echo hervorrief. Neben Buh-Rufen konnte man auch viel Applaus
vernehmen - ein deutliches Zeichen, dass das Wacken-Open-Air auch unter
den Fans mittlerweile sehr umstritten ist.
HYPOCRISY:
Ohne Zweifel einer der besten melodischen Todesbleitruppen überhaupt,
pfefferten Peter Tägtgren und Co. uns gleich zu Beginn mit "Roswell '47"
einen ihrer ganz großen Hits um die Lauschlappen. Im weiteren Verlauf
reihte sich Klassiker an Klassiker und die Stimmung wuchs und wuchs.
Dafür sorgten nicht nur Death Metal-Hymnen wie "The Final Chapter" oder
"Fire In The Sky", sondern auch die ruhigeren Momente, die ein wenig
für Luft und Abwechslung sorgten. Bei soviel Spielfreude und einem
glasklaren Sound ist es kein Wunder, dass die Schweden mittlerweile hoch
angesehen sind in der Metalgemeinde - weit über alle Stil-Fragen hinaus.
EDGUY:
Nahezu pünktlich um 21:15 eroberten die mittlerweile zum Co-Headliner
aufgestiegenen deutschen Shootingstars der letzten Jahre EDGUY die Bühne.
Gespannt, welchen Unfug sich Frontman, Mastermind, Sänger, Komiker und
allgemeies Allroundtalent Tobias Sammet wieder ausgedacht hat, stand
die gesamte Mannschaft vor der Bühne; schließlich war der Auftritt als
Abschiedsgig für die nächsten zwei Jahre angekündigt, da die Band sich
eine kleine Auszeit nehmen möchte, was man ihnen nach den aufregenden und
arbeitsreichen letzten vier Jahren nicht verdenken kann. Leider kam es
aber nicht zu Überraschungen und EDGUY spielten eine mit dem
W:O:A-Auftritt identische Setlist, wobei die eigentlich längere Spielzeit
mit Ansagen und ewig in die Länge gezogenen Singalongs ausgeglichen wurde.
Die Fans störte das allerdings wenig und so feierten sie Sammet & Co
nach allen Regeln der Kunst, sangen enthusiastisch jeden Refrain mit und
lachten sogar über die mittlerweile doch recht spärlich gesähten
Tobi-Antiwitze. Die Mannen hinter Sammet - so klar muss man das eigentlich
mal auf den Punkt bringen - leisteten sich dabei keine Schnitzer und
zeigten eindrucksvoll, wie eingespielt und praxiserprobt die Band
mittlerweile ist.
TIAMAT:
Johan Edlund ist einer dieser Visionäre, die sich gerne weiterentwickeln,
dabei irgendwann die Grenze zwischen Vorankommen und goldenem Mittelweg
übersehen und sich dann unbemerkt zurückentwickeln. Bis zu ihrem Klassiker
"Wildhoney" konnten sich TIAMAT jedenfalls mit Sieben-Meilen-Stiefeln
immer weiter steigern, danach ging es wieder Bergab. Der Zenith war wohl
überschritten. An diesem Abend sah man das überdeutlich: die wenigen
alten Songs, die wir hören durften ("The Ar", "Whatever That Hurts" oder
den Abschluß "Gaia" - alle vom Wilden Honig), rissen die Stimmung im
Publikum in die Höhe, während neues Material "The Return Of The Son Of
Nothing", "Vote For Love" eher für ein müdes Lächeln sorgten. Stücke aus
der Gründerzeit (wo war denn z.B. "In A Dream"?) gab es gar nicht, während
"As Long As You Are Mine" oder dergleichen doch eher langweilte. Das sah
wohl auch der Cheffe himself so, denn die Band stand wie angewurzelt auf
der Bühe und dödelte so vor sich hin. Dann war es endlich vorbei. Endlich.
DARK AT DAWN gehören zu den ganz, ganz großen deutschen Nachwuchs-Hoffnungen
im Wahr-Metall Bereich: mit ihrer ganz und gar eigenen Mischung
aus zweistimmigen Gitarrenleads, einer mystischen Stimme und einer
kleinen Portion Gothic gehört das 1999er Debüt "Baneful Skies" in die
ewige Top 25-Liste der besten deutschen Metalalben der Geschichte. Mit
ihrem Zweitling "Crimson Frost" konnten sie da zwar nicht unbedingt noch
eines draufsetzen, aber das änderte am Auftritt in Abtsgmünd rein gar
nichts: zu bestabgemischtem Sound ging die Band ab wie Schmidts legendäre
Katze und zu Hits der Marke "The Frozen Tear", "A Winter's Dream", "Silva
Mea" oder dem inzwischen fast schon berühmten Cover "Don't Pay The
Ferryman" tat es ihnen das Publikum gleich. Daumen ganz, ganz gerade nach
oben!
AFTER FORVER:
Mit nur einer halben Stunde kamen dann AFTER FOREVER meiner irrelevanten
Meinung nach eindeutig zu kurz. Die Holländer zogen fast schon erstaunlich
viele Fans an, wenn man bedenkt, dass sie in Deutschland noch recht
unbekannt sind. Vielleicht gab sich Sängerin Floor Jansen deshalb ganz
besonders viel Mühe und ging im Vergleich zu sonstigen Auftritten
deutlich enthusiastischer zu Werke. Während den Gesangspausen bangte sie
entweder was das Zeug hielt oder fegte über die Bühne wie ein kleiner
Wirbelwind (manchmal auch beides gleichzeitig). Die Band steckte hierbei
nicht zurück und so bot sich ein recht aktives Schaulspiel auf der Bühne,
was ein klein wenig in Kontrast zum gespielten "neoklassichen" Gothic
(Zitat Programmheft ;-) ) stand. Die Fans honorierten es, es gab
ordentlich Applaus und AFTER FOREVER haben sich mit diesem Auftritt eine
ganze Reihe neuer Fans gesichert.
MYSTIC CIRCLE:
Was haben die ganzen fiesen, pseudo-bösen Black-Metal Anhänger doch immer
gelacht über die lächerliche Bühnenshow von Herrn Beelzebub und seinen
beiden Mitstreitern. Darüber wurde dann ganz vergessen, dass MYSTIC CIRCLE
inzwischen hörbar gereift sind. Ihr letztes Album "The Great Beast"
nämlich war keines dieser stupiden Prügelorgien nach 08/15-Strickmustern,
sondern wartete mit echten 80er-Jahre Riffs auf, welche geschickt in den
Schwarz-Metall Sound miteingeflochten wurden. Und wenn auch die Melodien
nicht zu kurz kommen, kann man durchaus behaupten: kann nicht jeder.
Zumal auch das Songwriting hingenauen hat. Unter hellstem Sonnenschein
blastete den Menschen vor der Bühne ein infernalistisch-schnelles Konzert
um die Ohren, dass einem ganz schwindelig wurde. Gekrönt wurde das ganz
durch ein gelungenes "Reign In Blood"-Cover der unsterblichen SLAYER.
Schade nur, dass der Sound totaler Matsch war.
SOILWORK:
Schlimm. Die werden ja auch immer besser. SOILWORK tönen ganz in der
Tradition solcher melodischen Todesriff-Spieler wie CHILDREN OF BODOM,
IN FLAMES oder (inzwischen mit Abstrichen) DARK TRANQUILLITY. Doch genau
wie erwähnte Vorzeige-Schweden, klingen auch SOILWORK höchst eigenständig
und müssen sich gar nimmer nicht vor diesen Wohlklängen des gezügelten
Aggressivismus fürchten. Der Mob schüttelte sich sämtliche Läuse und Flöhe
vom Haupt, die schwuppsdiewupps auf alle anderen, noch still verharrenden
Anwesenden übersprangen und alsbald für ein freudiges Hüpf- und
Spring-Feuerwerk sorgten. Kein Wunder bei Granaten mit Namen "Like The Average
Stalker", "The Bringer" oder "Follow The Hollow". Der transparente Klang,
welchen wir mit größter Verzückung vernahmen, tat sein übriges für das
Fazit: ab in den nächsten Laden und "Figure Number Five" sofort verhaften!
Mit THE GATHERING stand nun auch der erste Headliner des Tages an, die den
von BLOODFLOWERS vorgegebenen Weg weiter beschritten und Tempo aus dem
Abend nahmen. Die Niederländer starteten dann sogleich mit einem neuen
Song, was ein erstmal abwartendes Publikum zur Folge hatte, doch das
legte sich dann recht zügig. Die Band nahm das Publikum mit ihren
verträumten Klängen in Beschlag und entführte es in eine kontrastreiche
Melodiewelt. Anneke, die mit hellblonden Haaren aufwartete, verpasste mit
ihrer grandiosen Stimme Songs wie "Strange Machines" oder "Probably Built
in the Fifties" den letzten Schliff zur Perfektion und die ausgeglichene
Setlist tat ihr übriges. Auch Nicht-Gatheringfans kamen hier auf ihre
kosten und konnten perfekt relaxen.
NIGHTWISH:
Ordentlich gefüllt war es zwar auch (oder besser erst recht) bei den
finnischen Opern-Stars NIGHTWISH, aber nach dem unterdurchschnittlichen
Auftritt sieben Wochen vorher in Balingen auf dem Bang Your Head, hatte
zumindest von uns niemand großere Erwartungen in diesen Gig gesetzt.
Positiv überrascht wurden wir alsbald, als dass die Tonleiter-Diva nicht
nur rauf- und runter trällerte was das Zeug hielt, sonden dabei sogar
ziemlich locker herumhüpfte und so nebenbei die ganze Band und die
Zuschauer mit ansteckte. Alle bis auf den neuen Bassisten, der mit einer
Kippe zwischen den Essenszerkleinerern völlig in sich versunken über der
Bühne schwebte. Und zwar immer an der gleichen Stelle. Das aber nur so
nebenbei, denn uns wurde ein Best-Of Programm aus allen Schaffensperioden
der (noch relativ jungen) Karriere dieser aufstrebenden Band präsentiert,
welches keine Wünsche offen ließ. Tracks zu nennen erspare ich mir hier
mal, denn welche das waren, dürfe jeder NIGHTWISH-Fan längst erraten
haben. Sofern er denn eh nicht selbst anwesend war.
AXXIS:
Lange hatten die Metalheads nicht Zeit, sich von Nightwish zu erhohlen,
denn die Altrocker AXXIS standen schon Gitarre bei Fuss auf der Painstage
bereit um uns zurück auf den Boden des Rocks zu holen. Die Band stellte
wieder eindrucksvoll unter Beweis, dass sie eine ausgezeichnte Live-Band
sind und auch Frontman Bernhard Weiß bestätigte Seinen Ruf als
Tratschtante. Nach den ersten beiden Songs "Eyes Of Darkness" und "When
The Sun Goes Down" hielt er also erstmal eine kleine Ansprache, fasste
sich jedoch kurz und überlies das Feld einer Best-Of Setlist sowie einer
Band, die nahezu jeden auf dem Platz begeisterte. Auch wenn man darüber
streiten kann, ob Gruppen wie AXXIS etwas zwischen NIGHTWISH und
DIMMU BORGIR verloren haben, so kann doch niemand bestreiten, dass die
Ruhrpottler das gewisse Etwas in ihrer Live-Performance bieten, das
vielen anderen Bands fehlt.
DIMMU BORGIR:
Mit ihren letzten drei Alben stiegen DIMMU BORGIR zu einer der größten
und besten Blackmetal-Bands überhaupt auf. Kommerz-Vorwürfen zum Trotz
ziehen sie ihr völlig eigenes Ding ohne Rücksicht auf Verluste oder
engstirnigen Ewiggestigen durch. Der Erfolg gibt ihnen Recht. An diesem
denkwürdigen Abend untermauerten die Jungs ihren Status mit unzähligen
Stobo-Blitzen, Pyro-Effekten und riesiger Lichtschau. Aber nicht mit einem
guten Sound. Und genau mit dem Sound steht und fällt der Erfolg einer
Blackmetal-Band auf der Bühne. So kam die Masse denn auch nur recht
zögerlich in Fahrt, denn es dauerte doch ein gutes Drittel des gesamten
Auftritts bis der Klang da soweit differenziert war, dass man völlig
überrascht sein musste, als man endlich die Drums aus dem ganzen Matsch
heraus hören konnte. Somit also ein nicht ganz überzeugender Auftritt,
auch wenn gegen Ende dann endlich alles stimmte bis auf das etwas mäßige
Stageacting.
Y NOT:
Man sollte den Veranstaltern endlich abgewöhnen, Bands schon morgens um
elf Uhr am dritten Tag in die Schlacht schicken zu wollen. Das ist den
Fans und vor allem den Bands gegenüber nicht fair. Trotzdem schafften es
einige Frühaufsteher sich zum Y NOT Auftritt auf der MAINSTAGE zu
versammeln. Ob es sich gelohnt hat, muss jeder für sich selbst
entscheiden. Geboten wurde jedenfalls der übliche, sich gerade
totlaufende Crossover, den die Band selbst allerdigns als Fancy-Free-Metal
bezeichnet. Harte Gitarren, ganz brauchbare Melodien und
ausgelutschter Sänger locken keinen Hund mehr vor die Tür und so waren
die angesetzten 20 Minuten auch nicht zu wenig. So gesehen kann man
wiederum doch den ein oder anderen positiven Punkt an dieser Uhrzeit
finden.. man wird von unnützem Schrott bewahrt und kann länger schlafen.
ASHES YOU LEAVE:
Viele Frontfrauen gab es auf dem Summer Breeze zu begutachten. Auch die
Kroaten ASHES YOU LEAVE hatten eine im Gepäck. Die war aber nicht das
einzige Präsent: hinzu kamen sehr abwechslungsreiche Songs mit teilweise
ausufernden Abschweifungen einzelner Instrumente. Ihren Fanclub hatten
sie auch gleich mitgebracht, wie man nur unschwer übersehen konnte. Die
Band gab sich große Mühe und wurde dafür mit mehr als nur
Höflichkeits-Applaus belohnt. Allerdings muß man dazu sagen, dass sie live homogener
und überzeugender rüberkamen, als es die Songs auf ihren Alben tun.
CRYSTAL BALL:
Auf der PAINSTAGE warteten dann die Schweizer CRYSTAL BALL mit einer
gehörigen Portion purem Rock, welche etwas Abwechslung in die Musik
brachte. Mit "Dance With The Devil" vom letzten Release "Virtual Empire"
unterstrichen die Eidgenossen auch sofort ihren Spruch "Wir sind
vielleicht nicht so böse, wie die anderen Bands, aber wir rocken
trotzdem!". Die nächste halbe Stunde wurde dann auch nicht langweilig und
das begeisterte Publikum unterstützte die Band nach Kräften.
AMON AMARTH:
Auch Melodic-Death, aber zum Glück ganz weit weg von Bodensee-Kindern,
in Flammen-stehenden und sonstigen Gothenburgern. Das Hitpotential ist
das gleiche: "Masters Of War", "Last Of Pagan Blood", "Death In Fire",
"Annihilation Hammerfest" oder "Bleed For Ancient Gods" gehören in jede
ernstzunehmende Banger-Sammlung. Das werden auch bald ein Live-Album und
eine Live-DVD beweisen. Die sollen nämlich in den nächsten Monaten das
Licht der Welt erbl(i/e)cken. Am Ende war es wie immer ein "Siegesreicher
Marsch", den man den Jungs eigentlich nach JEDEM Auftritt bescheinigen
muß ohne etwas zu beschönigen.
AGATHODAIMON:
Das Debüt ist ein Klassiker - Punkt! Die letzten beiden Alben konnten da
nicht mithalten. Aber man hatte entschuldigenderweise auch viel Pech:
mal durfte der rumänische Sänger nicht nach Deutschland einreisen, dann
wurden Bänder durch die halbe Welt geschickt, die Produktion war Mist -
und das Songwriting passte irgendwann auch nicht mehr so richtig. Mit
einem stimmigen Auftritt hätte man das alles wieder wettmachen können,
aber wer will schon Bandeinspielungen hören, weil man gerade keinen
Keyboarder im Gepäck hat? Niemand. Auch darüber hätte man hinwegsehen
können, wenn die Band und die Keyboardbandeinspielungen (was für ein Wort)
denn harmoniert hätten. Mal spielte die Band falsch zum Band, mal das
Band falsch zur Band (das totale Band/Band-Verhängnis sprach Bände - Anm.
der Red.), so dass letzten Endes nicht mal Highlights wie "An Angels
Funeral" oder "Tongue Of Thorns" so richtig Spaß machen wollten. Schade.
WITHIN TEMPTATION:
Um viertel nach Fünf standen dann die - in Sachen Bühnenshow - heimlichen
Headliner des Festivals WITHIN TEMPTATION auf dem Programm. Die
Niederländer geizten im Kontrast zu so manch erfolgereicheren Band nicht
mit Darstellung sowie Bühnenaufbauten und so zierten den gesamten
Auftritt über mehrere rießige Schlingpflanzen die Bühne, welche sich auch
noch bewegten. Hauptblickfang und wichtigstes "Bühnenelement" blieb aber
dennoch Frontfrau Sharon den Adel, welche an diesem Tag in einem
tiefroten Ballonkleid erschien und stimmlich top in Form war. Technisch
rangierte ebenfalls alles im grünen Bereich, so war der Sound zu jeder
Zeit gut und Sharons Stimme vernahm man glasklar. Die Playlist startete
mit dem Titeltrack des aktuellen Albums "Mother" und umfasste natürlich
auch Titel der Debutscheibe sowie "The Other Hall" von der "The Dance"-MCD.
Leider hat man sich bei der Spielzeit scheinbar etwas verschätzt, so musste
die Band die Playlist verkürzen und brach "The Promise" nach wenigen
Takten ab, um einem anderen Song den Vorzug zu geben. Recht so, denn mit
"Ice Queen" lieferten WITHIN TEMPTATION noch einen richtigen Hit ab, der
eindrucksvoll von einem großen Feuerwerk und unendlichem Konfettigestöber
begleitet wurde, welches wie eine große Wolke auch noch Minuten nach dem
Auftritt über dem Gelände hing. Somit hat sich die Band ein weiteres mal
als sehenswerter Liveact für weitere Open-Air-Auftritte in der nächsten
Saison empfohlen.
DIE APOKALYPTISCHEN REITER:
Seit ihrem letzten Meilenstein "All You Need Is Love" sind die Reiter für
mich die absolute Nummer Eins unter Deutschlands härtesten Bands. Sie
lassen sich nicht in irgendwelche engen Korsetts zwängen und spätestens
wenn man denkt man hat ihre Extreme ausgelotet, preschen sie in die ein
oder andere (aber am lieben in alle anderen) Richtung(en) vor und lassen
selbst die härtesten Anhänger erstmal wieder eine zeitlang mit einem
dicken Fragezeichen zurück. Da ist es nicht allzu verwunderlich, dass
die Reiter ohne große Mühe dazu im Stande sind, ihr unbestreitbares
Können auch live umzusetzen. Nicht, dass man Hymnen wie "Unter der Asche",
"Licked By The Tongues Of Pride" oder "Metal Will Never Die" irgendwie
kaputtmachen könnte - aber der fette Sound, der spaßige Auftritt (inkl.
Blumen-Werfen ins Publikum) und die überzeugende Performance lassen für
die weitere Zukunft noch viel größeres Erahnen. Auf alle Fälle aber ein
neues Studioalbum, dass uns mal wieder alle kräftig überraschen wird.
Wetten?
BRAINSTORM:
Nach den Reitern folgte auf der MAINSTAGE dann der Auftritt der
schwäbischen Power-Metaler BRAINSTORM, die nach dem Intro mit "Blind
Suffering" auch für kräften Sturm im Hirn sorgten. Fans von wahren
Headbangorgien kamen hier voll auf ihre Kosten und auch die Band verhielt
sich, als hätte sie Wespen im Hintern. Vor allem Sänger Andy Franck tobte
über die Bühne wie Blaze Bayley auf auf seiner letzten Tour. So sah man
Andy nicht nur einmal im Fotograben und wer die Augen nicht permanent auf
die Bühne richtete verlor ihn auch schon mal aus selbigen. Die Setlist
hielt sich überwiegend an den aktuellen Output "Metus Mortis", dessen
Cover auch die Rückseite der Bühne zierte. Dennoch kamen auch Songs der
letzten beiden Scheiben sowie vom umstrittenen Erstlingswerk "Hungry"
zum Zug und BRAINSTORM lieferten abermals einen beeindruckenden und
begeisterten Auftritt hin.
SENTENCED:
Zu den Suizid-veranlagten Finnen waren mehr Fans gekommen, als Tags zuvor
bei DIMMU BORGIR. Und das will nicht nur heißen, dass sie massenkompatibler
wären - was sie aber trotzdem sind. Kausalität? Egal! Obwohl die Band ja
eigentlich immer seichter und poppiger wird, ist ihr mit "The Cold White
Light" nach dem langweiligen "Crimson" doch tatsächlich wieder was Gutes
gelungen. Die Band zog es deshalb vor, von diesem Ausrutscher gar gar
nichts zu zitieren und konzentrierte sich auf Neues "Neverlasting", "Cross
My Heart And Hope To Die" und vorallem auch Altes "Sun Won't Shine",
"Noose", "Bleed" oder das unumgängliche "Nephente". Ein bißchen mehr aus
der ganz alten Zeit hätte zwar kaum geschadet, aber spätestens das "Some
happy songs"-Medley "The Suicider/Excuse My While I Kill Myself" hat ja
vor Freude sich die Pulsadern aufzuschneiden eh niemand mehr erlebt. Oder
doch? Feiner Auftritt. Geile Stimmung. Sonst noch was? Achja: happy
Selbstmording.
STORMWITCH:
Anhand der wiedervereinigten STORMWITCH sieht man mal wieder, wie schnell
sich eine frische und relativ unerfahrene Band steigern kann: der relativ
gute, aber etwas hölzern wirkende Auftritt in Wacken in aller Frühe vor
wenigen bereits aus den Zelten erwachten Fans - und ein Auftritt nach DEM
Headliner des Abends, SENTENCED. Volles Haus, denn die Finnen mit dem
Hang zum Dahinsiechen waren noch nicht fertig, als sich bereits der
Vorplatz der anderen Bühne deutlich füllte. Die Reihenfolge der Songs
unterschied sich nicht großartig von Wacken, aber genau daran sah man ja
auch den Unterschied: die Band wirkte aufeinander eingespielt, war bester
Laune und als "Dance With The Witches" erklang, war es bereits rappelvoll.
Mit "Stronger Than Heaven" gings, frenetisch abgefeiert, sogleich weiter
und es folgten kompositorische Sternstunden der Metal-Historie: "Russia's
On Fire", "Rats In The Attic", "Ravenlord" - und der zweite neue Song
"Devil's Pride". Leider sind ja der Opener und dieser Song auch die
einzigen wirklich überragenden Songs des neuen Albums, welche an diese
ganzen Klassiker herankommen, aber das hat an diesem Abend niemanden
interessiert: zu "Tears By The Firelight" (eine der schönsten Balladen,
die genreübergreifend jemals geschrieben wurden) gesellte sich sogar
Stefan Kauffmann aus der Ur-Besetzung mit auf die Bühne und das Publikum
rastete entgültig aus. Schade, dass um mich herum auch viele fragten, wer
diese Band denn überhaupt sei. Gut, alle waren sie begeistert - aber
STORMWITCH nicht zu kennen - das grenzt ja schon an Frevel, oder? Ganz
klar, dass da zum Abschluß noch "Walpurgis Night" kam und ein paar tausend
vollkommen glückliche Zuschauer zurückließ.
SAMAEL:
Nagut, Stücke von "Ceremony Of Opposites" oder noch weiter zurückliegendem
Kulturgut wird man von SAMAEL vermutlich nie wieder hören. Aber dafür
haben sich die Schweizer mit ihren beiden Elekto-Metal Scheiben "Passage"
und "Eternal" auch für Blicke über den Tellerrand empfohlen. Und genau
diese Stück gab es heute zu hören. Hier reihte sich Filethappen an
Filethappen - tödliche Geschosse wie "Rain", "Shining Kingdom" oder
"Together" reihten sich ohne Pause aneinander, eine unglaubliche
Licht-Show mit Flash-Lights und Stobo-Blitzen, mit Laser und Effekten,
im Hintergrund ergänzt durch bizarre Videoclips aus einer anderen Welt.
Dazu ein perfekter Sound. Der Soundtrack zum nächsten Terminator-Film.
Man hatte das Gefühl auf einem Schlachtfeld zu stehen und hunderte von
Panzer würden auf ihm rollen. Direkt aus dem Schlund der Hölle kommend
und auf dem Weg zurück alles mitzunehmen, was nicht schnell genug
wegkommt. Aber weg wollte ja auch gar niemand. SAMAEL waren an diesem
Abend keine Band, sondern ein Naturschauspiel. Das leuchtende Königreich
einer parallelen Anderswelt, in welche zu schauen uns für genau eine
Stunde erlaubt war.
PARADISE LOST:
Um es mal so auszudrücken: fast jede Band des heutigen Tages und viele
der zwei Vorangegangenen hätten einen besseren Festivalabschluß gebildet
als PARADISE LOST an jenem Abend. Gut, dass nach ihnen noch PRO-PAIN für
Schadensbegrenzung sorgten. Es ist ja nicht nur so, dass die letzten Alben
immer schlechter wurden, die letzten Alben einer Band, die so gerne
DEPECHE MODE heißen und am liebsten auf den Metal, der sie groß gemacht
hat, kacken würde. Das gute daran ist, dass genau dieser Metal sie auch
wieder klein machen wird. Die Setlist war zwar einigermaßen ausgewogen
(sieht man davon ab, dass bis auf "As I Die" (frenetisch abgefeiert) nur
neueres Material gespielt wurde. Wo "Say Just Words", "True Belief",
"Forever Failure" oder "One Second" wenigstens noch wirken, verlieren
noch neuere Stücke doch schon deutlich Qualität. Hinzu kam, dass die Band
durch diverse technische Probleme bis aufs äußerste strapaziert wurde
und dann irgendwann die Lust verlor. Nett hingegen war die richtig
geniale Lightshow mit den ganzen Videos. Aber im Großen und Ganzen wars
dann doch eher ein Satz mit X.
03. Backstagebericht
Bands und Presse gleichermaßen geben sich ihr Stelldichein auf dem
allseits bekannten "VIP-Parkplatz". Ausgerechnet direkt neben unserem
Großfamilienzelt stand da mitten in der Nacht ein gewisser Simen Hestnaes,
eines Zeichens Gitarrist bei DIMMU BORGIR. Nun, wir schliefen bereits den
Schlaf der Gerechten, als dieses Individuum sich da hinstellte und
mehrmals hintereinander "Stand up, your german shepherds!" lauthals in
die Nacht plärrte, gefolgt von einigen Grundlauten und unüberhörbaren
"Sieg Heil" und "Heil Hitler"-Rufen. Irgendwann gingen dann endlich
Diskussionen los, was das denn soll, worauf die schwachsinnige Antwort
kam, dass er das ja als Nicht-Deutscher durchaus dürfe. Zum Glück sahen
das einige Anwesende anders und hauten dem Deppen erstmal eins auf seine
zurückgebliebene Fresse. Soviel mal wieder zum Thema Black-Metal...
Auch noch erwähnenswert wäre, dass unsere Kollegen von powermetal.de an
ihrem Stand Drohungen von zwei total verpeilten NARGAROTH-Anhängern
bekamen, die die Autogrammstunde der völlig "untruen" MYSTIC CIRCLE an
deren Stand wohl verhindern wollten. Die Security sorgte für Abschreckung,
aber wie heißt es doch so schön: Hunde die bellen, beißen nicht. Und so
ließen sich diese Deppen erst gar nicht blicken.
04. Fazit
Das Summer Breeze ist uns vom ersten Tag ans Herz gewachsen: die
Organisation war gut, die Preise fair (auch bei der Verpflegung), die
Campingplätze sauber und Dixies auch. Das findet man bei den drei großen
ja seit Jahren nicht mehr. Nach dem Eingangsbereich kam erst einmal die
sogenannte "Ladenpassage" - links rein, rechts raus - das war schonmal
ziemlich gut gelöst. Danach kamen Dixies in Batterie-Stangen Längen,
zweireihig auf beiden Seiten. Leider war diese Gegend (also der Durchgang
zwischen Läden und Bühnenvorgelände) bald sehr matschig und hat auch
dezent gestunken. Das kann man aber noch aus dem Weg schaffen. Die
Campingplätze waren etwas weit weg (da das Gelände mitten im Ort liegt),
aber dafür gab es Shuttle-Busse, die nicht nur angekündigt waren, sondern
tatsächlich auch kamen. Leider nicht so häufig wie es sein sollte und
so bildeten sich oft lange Schlangen, eingepfärcht hinter Gittern, die
auf den Bus warteten. Die Lage besserte sich durch den Einsatz von
Gelenkbussen und einer zeitweisen Verdichtung des Taktes aber am zweiten
und dritten Tag.
Außerdem gab es auf dem Campingplätzen nirgendwo fließendes Wasser. Und
auch Security war so gut wie nie welche zu sehen. Dafür wurden auch hier
regelmäßig die Dixies geleert. Insgesamt hat das Festival somit einen
überdurchschnittlich guten Eindruck gemacht, was ich bei fast allen anderen
Open Air-Veranstaltungen dieser Größe in den letzten Jahren wirklich
vermisst habe. Daß es hier und da immer wieder Verbesserungsmöglichkeiten
gibt, ist aber auch klar. Perfektion wäre schließlich auch ein wenig
langweilig, nicht wahr? Bitte mehr Summer Breeze die kommenden Jahre. Und
bitte genauso toll wie heuer.
+ günstige Preise
(THE MIGHTY SCI!, DOC FRED)
Wacken. Sechs Buchstaben aneinander gereiht ergeben ein magisches Wort.
Jedes Jahr führt dieses Wort dazu, dass zehntausende von Headbangern sich
hunderte, manchmal sogar tausende von Kilometern auf den Weg begeben,
um dieses Ereignis zu feiern. So auch dieses mal wieder. Wechselhaftes
Wetter wie so oft - und doch war es heuer anders als sonst: nach dem
Festival äußerten unzählige Fans ihren starken Unmut gegenüber zahlreichen
Dingen: das organisierte Chaos in vielen Belangen. Aber zuerst kommt die
Musik:
02. Programm Donnerstag
Nachdem MESSIAH'S KISS schonmal ein wenig angeheizt hatten, wehte ein
Hauch STRATOVARIUS durch Wacken: Timo Kotipelto stellte sein Solo-Album
vor, welches stilistisch ja gar nicht sooo weit von seiner Hauptkombo weg
ist. Bis auf die Tatsache, dass die Gitarren leider fast gar nie zu hören
waren, bekamen die Zuhörer hauptsächlich Material von "Waiting For The
Dawn" vorgesetzt, welches mit dem STRATOVARIUS-Stück "Eternity" und dem
(überraschenden) QUEENSRYCHE-Cover "I Don't Believe In Love" aufgefüllt
wurde. Die Vorstellung war bis auf die schlechte Abmischung durchaus
überdurchschnittlich, aber ein Reißer war's nicht. Im Laufe des Sets
setzte als erstes ein ordentlicher Sturm an, der dann in Regen überging.
Typisch Wacken.
KOTIPELTO war vorbei, doch der Regen ging weiter. Umso erstaunlicher, dass
es vor der Bühne immer noch mächtig voll war. Aber wer sich von Regen die
Stimmung vermiesen lässt, fährt ja eh nicht nach Wacken. Los ging's mit
"Kill And Destroy" und weiter mit "Born As A Stranger", "Ghost In The
Machine", "Silicon Messiah", "Stare At The Sun" und anderen überaus guten
Stücken seiner beiden Alben, gewürzt mit ein wenig MAIDEN "Man On The
Edge" war's eine gute Mischung. Dass BLAZE dabei ganz weit weg von einem
guten Sänger ist, merkt man live deutlich weniger als auf seinen
Studio-Werken. Ein Grund, warum er bei den Jungfrauen nicht sofort wieder
rausgeflogen ist, wenn selbiges war auch dort der Fall: mieserabler
Gesang im Studio, Qualitätsarbeit live - und Stimmung, die kann auch ein
Blaze Bayley machen.
Die Aussie-Rocker im Pech: Bandleader Pete Wells konnte krankheitsbedingt
nicht mit und wurde kurzerhand durch Greg Jordan ersetzt, um den Auftritt
nicht absagen zu müssen. Interessanterweise spielte jener schonmal auf
einer ROSE TATTOO-Scheibe mit: auf dem 1984er "Southern Stars". Somit
sollte man meinen, dass damit der Auftritt gerettet wäre. War er aber
Anfangs nur teilweise. Es dauerte nämlich so vier bis sechs Songs, bis
die Rock'n'Roll-Urviecher zur gewohnten Hochklassigkeit aufliefen und
ihrem Namen alle Ehre machten. Verzeihlich, bei einer so kurzfristigen
Auswechslung im Line-Up. Aber an Greg lag das nicht, denn er fügte sich
gut ins Bild ein und wie gesagt: im weiteren Verlauf wurden sie immer
besser. Und so bangte, rockte und rollte sich Wacken bei sinnflutartigen
Regenfällen eine knisternde Stimmung an und feierte unsterblichen Kult
wie "Assault & Battery", "Nice Boys", "Rock'n'Roll Is King" und zig
weiteren Klassikern, unter denen sich die Stücke des nagelneuen Albums
"Pain" überraschend gut und vorallem nahtlos einfügten. Well Done!
03. Programm Freitag
TRUE METAL-STAGE
Es ist Freitag Morgen und STORMWARRIOR eröffnen den Tag. Und zwar mit
hammergeilen Songs, bei denen Fans alter HELLOWEEN ("Walls Of Jericho")
zu wahren Freudentänzen animiert wurden. Trotz kackenervendem Dauerregen
und passend dazu eiskaltem Nordsee-Wind. Der Sound war zwar nicht optimal,
aber das konnte man bei kleineren Bands ja eh nicht erwarten (wie immer).
Dennoch waren bereits viele Kopfschüttler wach und die Performance der
Hamburger war beachtlich für einen Newcomer. Daumen hoch!
Um nicht völlig im Matsch zu versinken (teilweise bot das Festivalgelände
zu diesem Zeitpunkt einen moor-artigen Eindruck), ließen die Veranstalter
nun Traktoren mit riesigen Wagenladungen Stroh umherreisen, die überall
auf dem Gelände verteilt wurden. Während so mancher Allergiker dabei fast
zu verrecken drohte und panikartig die Flucht ergriff, freute sich der
Großteil des Rests (und die, die Gegenmaßnahmen wie Tabletten mitgebracht
hatten), endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Die
Italiener schlugen stilistisch in die gleiche (TrueMetal-) Sparte wie
STORMWARRIOR und zitierten das Beste aus ihren immerhin schon drei
vollständigen Studioalben. Eine ungeheuere Spielfreude und gutklassiges
Songmaterial sorgten dafür, dass man sie in guter Erinnerung behielt.
Mehr Masse als Klasse zeigten uns die Mannen um Piet Sielk bisher auf
ihren verschiedenen Studioalben und -EPs, von denen bisher nur das zweite
Werk "Unification" größtenteils zu überzeugen wußte. Als Piet mit den
Worten begann, dass sie eigentlich noch nicht soweit sind, aber trotzdem
schonmal anfangen, dachte sich so mancher, dass dieser Satz wohl auch
mehr als nur zweideutig zu verstehen sei. Die Band blieb meistens wie
angewurzelt auf der Bühne stehen und ratterte die Songs mehr oder weniger
lustvoll herunter, während das Publikum, auf ANGRA wartend, es vorzog
sich lieber einer ordentlichen Strohschlacht zu widmen. Das muß besser
werden!
Als ich die Brasilianer das letzte mal (in Wacken) sah, regnete es. Wacken
wie es bangt und kracht. Auch diesmal boten die symphatischen
Melodic-Metaller wieder einen feinen und streßfreien Auftritt der einem Best-Of
Programm alle Ehre macht. Leider bestand das Songmaterial größtenteils
nur aus Songs ihres neusten "Rebirth"-Longplayers, aber angesichtet der
Tatsache, dass vor diesem Teil die meisten Bandmitglieder austauscht
wurden, überraschte dies nicht unbedingt. Mit "Angels Cry", "Carry On",
"Holy Land" und "Nothing To Say" gabs aber glücklicherweise trotzdem ein
paar Pflichtstücke zu hören. Super Stimmung, geile Songs und wahre
Könner ihres Fachs - genau so muß es sein.
PRETTY MAIDS:
Die schönen dänischen Mädelz *hust* sind live normalerweise eine feste
Bastion, die es locker und lässig schafft, dass sogar mittelmäßige Songs
(und davon gab's auf ihren letzten Studioalben 'ne ganze Menge) von der
Bühne heruntergetrötet um einiges überzeugender klingen. Nicht so hier:
trotz Klassikern wie "Back To Back", "Future World", "Yellow Rain" oder
"Red, Hot And Heavy" wirkte der Auftritt ein wenig verschlafen und
langweilig. Der bisher beste und klarste Sound des noch frühen Tages und
das fantastische Songmaterial machte diesen Zustand aber mehr als wieder
wett und so durften sie mit dem letztgenannten Stück sogar noch eine
Zugabe geben. Mal gucken wie das Live-Album wird, welches nächstes Jahr
erscheinen soll.
SAVATAGE. Sollte eigentlich schon fast reichen, oder? Jedenfalls habe
ich noch nie ein Konzert von ihnen gesehen, welches in irgendeiner Form
auch nur den Hauch von Mittelmäßigkeit hatte. Sie zählen für mich
zusammen mit SLAYER, TWISTED SISTER/DEE SNIDER, ACCEPT, ROSE TATTOO,
IRON MAIDEN oder DREAM THEATER zu den wenigen ganz ganz großen
Live-Legenden, deren bloße Anwesenheit ein Konzert bereits unvergessen machen.
Im Gegensatz zu den anderen genannten Bands hatten SAVATAGE aber in der
Vergangenheit viele unfreiwillige Besatzungswechsel und Schicksalsschläge
hinnehmen müssen - doch aufgegeben haben sie nie. Auch an diesem Abend gab es
wieder eine neue SAVA-Konstellation: neben Sänger Damond Jiniya, der ja
längst bewiesen hat auf einer Stufe mit einem Zak Stevens zu stehen (und
vielleicht sogar noch darüber hinauswachsen zu können), stand doch
tatsächlich eine weitere schillerende Legende auf der Bühne:
ANNIHILATOR-Cheffe Jeff Waters ersetzte Al Pitrelli an der Gitarre und es war
unglaublich: Jeff fügte sich lückenlos in die Band ein und sorgte dafür,
dass dort eine dichte Einheit auf den Brettern stand, die den Eindruck
erweckte, die spielt seit vielen Jahren in dieser Zusammenstellung. Das
Programm selbst bestand natürlich aus Klassikern, die bei keinem Auftritt
fehlen dürfen ("Gutter Ballet", "Of Rage And War", "Sirens", "Believe" -
mit genialstem Gänsehaut-Feeling -, "Power Of The Night", "Hall Of The
Mountain King", einem "Chance"-"Wake Of Magellan"-"Edge Of
Thorns"-"Dead Winter Dead"-Medley oder eben "Strange Wings") und somit wenig
Platz war für größere Überraschungen. Aber wer will das schon, wenn
wirklich ALLES stimmt? Bombensound, fette Stimmung und zusammen mit BLIND
GUARDIAN die höchsten Besucherzahlen.
BRUCE DICKINSON:
Zusammen mit dem beschissenen Wetter und der saumäßig schlechten
Organisation gehörte Herr Luftsirene zu meinen ganz persönlichen
Ärgernissen in Wacken. Da beginnt dieser Mensch mit dem neuen Stück
"Silver Wings" sein Programm. Ein ärgerlicher Kriegssong, der mit den
Zeilen "Sound of Merlins fired up and their spoiling for the fight, 1000
bombers ready it's the target for tonight, deeper into Germany but we all
know the score..." - ein Stück also über die Zerstörung von Deutschland
durch britische Bomber im Zweiten Weltkrieg. Als Eröffnungsstück auf
deutschem Boden. Und alle jubeln ihm zu und dieser Depp auf der Bühne
wedelt stolz mit seiner dummen britischen Flagge. Welch eine Schande. In
jedem anderen Land wäre er dafür vom Publikum gelyncht worden (man
erinnere sich an den peinlichen Auftritt in Argentinien, auch konnten
IRON MAIDEN es nicht lassen, ihre imperiale Kolonialmacht-Flagge zu
zeigen, den gar nicht so lange zurückliegenden Krieg mit Argentinien
einfach ignorierend und dann die wütenden Fans mit "das wäre alles nur
Spaß zu verhöhnen). Also gut, der gute Bruce verarscht very british mal
eben Deutschland und niemand kriegt es mit. Gut. Dem nicht genug,
verprügelt er auch noch mitten auf der Bühne einen Kameramann, der es
gewagt hatte ihn zu filmen. Dabei gab's da wirklich wenig interessantes,
was man unbedingt geheimhalten müsste. Oder wollte Bruce etwa verhindern,
dass der ganze Scheiß des Abends der Nachwelt unbedingt NICHT erhalten
bleiben sollte? Das Set bestand nämlich zu 2/3 aus völlig unbekannten
Songs und die Stimmung war schon nach kurzer Zeit am Arsch. Erst im
letzten Drittel besann sich der gute Herr Dickinson seiner Aufgabe und
lieferte mit "Tears Of The Dragon", "Tattooed Millionaire", "Accident Of
Birth" und den MAIDEN-Classics "The Prisoner", "Powerslave" und
"Revelations" doch noch geilstes Material ab. Die Stimmung stieg zum
Ende hin dementsprechend wieder deutlich nach oben, aber ein guter
Auftritt war das beim besten Willen NICHT.
WARLORD. Wer sie kennt, gerät nur bei der Erwähnung ihres Namens bereits
in allerhöchste Verzückung und wird in selbigem Moment an verschiedenen
Stellen feucht. Wie viele Jahre mußten wir warten. Und dann war es soweit:
WARLORD standen zum zweiten mal in ihrer Geschichte auf der Bühne. Der
erste mal war übrigens einen Tag zuvor beim Aufwärm-Gig in Itzehoe. Nun
also zu den Fakten: der neue Sänger Joacim Cans lieferte nicht nur auf
dem Reunionsalbum "Rising Out Of The Ashes" (bei Erblicken sofort zu
verhaften) die beste Gesangsleistung seiner bisherigen (HAMMERFALL-)
Karriere, sondern wußte auch in Wacken spaktakulär zu überzeugen. Das
Set bestand zu aller Überraschung größtenteils aus neuen Nummern, aber
die Spielfreude aller beteiligten hypnotisierte alle Anwesenden. Das
einmalige Gitarrenspiel von William Tasmis, der glasklare Sound (eine
der besten Abmischungen, die ich jemals zu Gehör bekam!), die fantastische
Stimmung und das perfekte Licht auf der Bühne - unfassbar. Dazu die neuen
Stücke wie "Winds Of Thor", "Battle Of The Living Dead", "War In Heaven",
"Enemy Mind" oder "Invaders", welche alle bereits künftige Klasiker sind
und dann noch Götterhymnen der Marke "Lucifer's Hammer", "Deliever Us From
Evil" und "Lost And Lonely Days". Ich stand vor Ergriffenheit kurz vor
einem Ohnmachtsanfall. Wenn dann noch Leute daherkommen und behaupten,
Cans hätte die mystische Stimmung der Songs nicht verstanden und alles
kaputtgemacht - fuck him! Ein paar lustige Gesten zu später Stunde bei
einem totalen Sauwetter sind Aufmunterungspflicht. Geregnet hat's bei
diesem Auftritt zum Glück nicht. Trotzdem hätten es ein paar mehr
Zuschauer sein dürfen - aber als letzte Band mitten in der Nacht hat man's
eben schwer. Der WARLORD-Auftritt zählt für mich zusammen mit jenen von
SAVATAGE und U.D.O. zu den drei besten und genialsten des gesamten
Festivals!
BLACK STAGE
BORKNAGAR:
Selten sieht man sie mal auf einer Bühne in diesem, unseren Land. Die
Vorfreude war also entsprechend groß. Leider war der Sound die erste
Hälfte des Auftritts dermaßen kacke verwaschen, dass sich die Songs
stellenweise nur noch erahnen ließen. Das tat der magischen Stimme von
Sangeswunder Vintersorg zwar nichts, war aber höchst ärgerlich. Erst als
in der zweiten Hälfte auch die Gitarren von Bass, Keyboard und den Drums
zu unterscheiden waren, feierten die Fans die Melodic-Blackmetaller
entgültig ab und sorgten für superbe Stimmungsverhältnisse. Insgesamt
also ein eher zwiespältiger Auftritt, für den die Bands jedoch nichts
konnte. Was ja eigentlich umso schrecklicher ist.
CHILDREN OF BODOM :
Die Melodic-Deather aus dem Land der 1000 Seen (so viele gibts in
Deutschland alleine in Mecklenburg-Vorpommern...) gehören mittlerweile
zu den besten Live-Bands quer über alle Stile. Anhand der
fett-überwältigenden Publikumsreaktionen nach jedem(!!) Song ist das ja schon
ein Fakt. Dazu eine Spielfreude die unglaublich ist, ein perfektes
Stageacting und tödliche Granaten vom Schlage "Deadnight Warrior",
"Towards Dead End" oder "Silent Night, Bodom Night" sorgten für einen
wahren Hexenkessel vor der Bühne.
PARTY STAGE
WOLF:
Und schon wieder so Newcomer, die gleich mit ihrem zweiten Album sich
in die Fan-Herzen gebohrt hatten. Und das mit Grund: ihre Mischung aus
traditionellem Power-Metal und Iron Maiden-Gitarren ist ganz weit weg
von den tausenden 08/15-Kapellen mit ihren mehr oder weniger sinnlosen
Versuchen HELLOWEEN oder GAMMA RAY zu kopieren. So gab es dann auch eine
ordentliche Portion Power zu hören. Dabei machten die Schweden keine
Kompromisse: statt Showeinlagen, Lichteffekten und sonstigen Spielereien
konzentrierte man sich auf das Bandzusammenspiel, welches auch bestens
klappte. Die Anwesenden honorierten dies mit mehr als nur freundlichem
Beifall.
04. Programm Samstag
TRUE METAL-STAGE
STORMWITCH:
Samstag Morgen, 10h, die Frisur sitzt nicht, aber das ist ja auch egal.
Hauptsache das Wetter war wieder besser. Und mit einer Legende wie
STORMWITCH konnte der Tag ja wohl kaum besser beginnen, oder? Nunja, fast
zumindest. Erstes Pech: das neue Studioalbum war noch nicht auf dem Markt.
Zweites Pech: es war nicht unbedingt das beste Konzert der Band. Aber nach
langer Live-Abwesenheit sollte man ja auch nicht gleich Wunder erwarten,
schließlich braucht's da noch etwas mehr Erfahrung. Vorallem weil von der
ursprünglichen Band eigentlich nur noch Andy übriggeblieben ist. Dennoch
schlug man sich tapfer: vom neuen Album gabs zwei sehr gute Songs zu
hören: "Dance With The Witches" und "The Devil's Bride". Ansonsten
ausnahmslos Klassiker: "Eye Of The Storm", "Stronger Than Heaven",
"Walpurgis Night" und natürlich vorallem das von HAMMERFALL gecoverte
"Ravenlord". Diesen Umstand war es wohl letzten Endes zu verdanken, dass
die Band wieder zurückkehrte. Es gibt viel zu hoffen. Fangen wir an.
WIZARD: Nach STORMWITCH gleich nochmal eine Band aus deutschen Landen. Und was
für eine! True Metal vom feinsten gab's und alle bangten mit! Das heißt
nicht alle: die meisten schliefen wohl noch mit einer gehörigen Portion
Restalkohol friedlich und tief in ihren Zelten, denn mit "überschaubar"
war die Anzahl der Wartenden doch fast noch als "übertrieben" zu
beschreiben. Macht nix. Auch wenn das Material des aktuellen Albums nicht
ganz so zu überzeugen wußte wie das vergangener Alben (wo ist denn da
ein Hammer wie "Hammer, Bow, Axe And Sword"?), so waren am Ende doch alle
zufrieden gestellt. Inzwischen war es übrigens soweit: die SONNE war da!
Und das nicht zu knapp!
VICIOUS RUMORS:
Wer die ersten vier VICIOUS RUMORS-Alben "Soldiers Of The Night", "Digital
Dictator", "Vicious Rumors" und "Welcome To The Ball" nicht in seinem
Regal of Steel stehen hat, ist definitiv nicht Metal. Basta! Nachdem sich
die Band nach dem traurigem Ableben von Ausnahmesänger Carl Albert Mitte
der Neunziger für längere Zeit zwischen schlechtem Gesang und schlechten
Alben verhedderte und in einer gaaaanz tiefen Sackgasse steckte, erwieß
sich Bandkopf Geoff Thorpe in Wacken als Stehaufmännchen und präsentierte
uns ein fettes Best-Of Programm, welches sämtliche Nackenhaare zu Berge
stehen ließ: fast ausschließlich Stücke aus eingangs erwähnten Alben
gab es zu bestaunen - und mit Sänger Brian O'Connor einen definitiven
Carl Albert-Nachfolger. Zum weinen schön!
EDGUY:
Bombensound, Bombenstimmung: EDGUY sind wohl die schnellsten und
erfolgreichsten Aufsteiger der deutschen Metalgeschichte. In nur fünf
Jahren schafften sie es an die Spitze und gehören mittlerweile zu den
ganz großen. Und dabei spielten sie noch vor zwei, drei Jahren auf den
Festivals noch in kleinen Zelten. Heute sind sie nicht nur Anheizer für
BLIND GUARDIAN und U.D.O. - man darf durchaus sagen, sie stehen auf
einer Stufe mit ihnen. Das Publikum zollte Tobi Sammet und Co. mehr als
nur Tribut, indem es fast alles auswendig mitsang. Kein Wunder bei
Hymnen der Art "Tears Of A Mandrake", "Pharaoh", "Painting On The Wall",
"Avantasia" oder "Fallen Angels". Richtig gut kamen da auch die ganzen
Pyros und Lichteffekte - nur dass es noch viel zu hell war, um sie so
richtig zur Geltung zu bringen. Ansonsten: fantastisch!
BLIND GUARDIAN:
Nach EDGUY ging's gleich weiter mit hartem Teutonenstahl: die blinden
Gardinen gehören längst zur international Top-Elite, boten eine grandiose
Bühnenschow mit vielen Effekten, glasklarem Sound (sogar ein Quentchen
besser als WARLORD am Vortag) und das Publikum sorgte für mächtige Chöre,
ohne die das komplexe Material teilweise nicht mal halb so gut klingen
würde. Standards wie "Into The Storm", "Nightfall In Middle-Earth", "Born
In A Mourning Hall", "Imaginations From The Other Side" durften nicht
fehlen. Mit "Majesty" und "Valhalla" gabs neben dem unausweichlichem
"The Bard's Song - In The Forest" nur drei alte Songs. Meiner Meinung
nach viel zu wenige, wird doch die Anfangsphase der Band in den letzten
Jahren immer mehr totgeredet und weggelassen. Schade. Achja: "Lost In The
Twilight Hall" gab es ja auch noch. Einer der wenigen richtig geilen
Speedmetal-Hymnen von "damals". Ein weiteres Statement dafür, dass es der
Art zu wenig gibt im aktuellen Live-Set. Den Höhepunkt bildete schließlich
das 15-Minuten Überwerk "And Then There Was Silence", welches eigentlich
zuvor als "live unspielbar" (O-Ton Hansi) galt. Wer das Stück kennt, wird
mir zustimmen, dass es nur für die Qualitäten der Band spricht, wenn man
etwas derartig gigantisches dann doch noch auf der Bühne umsetzen kann.
Ein ums andere mal: ein Traumauftritt.
U.D.O.:
Dreimal Krupp-Stahl aus Germanien: EDGUY und BLIND GUARDIAN hatten die
Stimmung schon zum Siedepunkt gebracht, da legte unser Udo Dirkschneider
doch glatt nochmal ein paar Briketts drauf: ACCEPT- und U.D.O.-Klassiker
am Fließband, perfekt dargeboten von einem Udo samt Begleitband in
absoluter Höchstform. Bei tödlichem Material vom Schlage "Balls To The
Wall", "Princess Of The Dawn", "Holy", "I'm A Rebel", "Screaming For A
Love Byte" oder "Fast As A Shark" tobte die Masse dermaßen, dass man das
garantiert noch in Hamburg gehört hat. Nachdem es bei BLIND GUARDIAN
fast übervoll war auf dem Gelände, riss auch bei U.D.O. die Zahl der
Zuschauer kaum ab - die letzten standen wohl nur wenige Meter vom Eingang
entfernt. Auch bei diesem Triumphzug stimmte alles bis hin zur überaus
modern gestalteten Bühnenshow mit zahlreichen optischen Täuschungen bei
den Lichteffekten. Saustark!
BLACK STAGE
AMON AMARTH:
Unheimlich voll war es schon um 12 Uhr Mittags. Und das vor der Black
Stage bei AMON AMARTH, einer der besten melodischen Deathmetal-Bands
überhaupt. Der Sound klar wie Kloßbrühe, die Stimmung steigerte sich von
Minute zu Minute. Kein Wunder: was will man bei Sachen wie "Bleed For
Ancient Gods", "Ride For Vengeance". "The Last With Pagan Blood" oder dem
infernalen "Victorious March" schon anderes machen außer lauthals
zu feiern? Eben...
IMMORTAL:
Je dunkler die Bands, je heller die Sonne. Inzwischen war es unglaublich
heiß geworden und naß wurde man jetzt nur noch, wenn man sich im Bereich
des Gartenschlauchs befand, der da die ersten Reihen ordentlich abkühlte.
IMMORTAL sind die absolute Blackmörtel-Macht, zusammen mit EMPEROR, DIMMU
BORGIR, CRADLE OF FILTH bestimmt das beste überhaupt. Und genau das gab's
auch zu hören: fetter Sound, Druck im Magen und ein Moshpit der Todesliga.
Zu sehen war eher weniger: die Band bewegte sich zwar gut von links nach
rechts, vor, zurück und jetzt alle: "hier fliegen gleich, die Löcher aus
dem Corpsepaint..." - Lichteffekte und andere Leckerlis blieben jedoch
außen vor. Hätte aber eh nicht viel gebracht, denn der größte Lichteffekt
kam vom nachgerade unverschämt blauen Himmel herab und nannte sich Sonne.
KREATOR:
Vom Thrash zum Industrial zum Gothic und wieder "back to the Rotz" - die
Geschichte der Ausnahmethrasher in kurzen Worten. Und Mille scheute sich
keineswegs seine Ausflüge in (gelungene!!!) Experimente auch auf der
Bühne zu zeigen. Und zwar geschickt eingebunden zwischen allerlei
hundsgeilen Thrash-Klassikern und solchen, die es bald werden wollen.
Ein paar Auszüge gefällig? Ok... here we are: "Reconquering The Throne",
"Extreme Aggression", "Servant In Heaven, King In Hell", "Violent
Revolution", "Renewal", "Phobia", "All Of The Same Blood" und natürlich
unverzichtbares wie der Abschluß mit "Flag Of Hate / Tormentor" im
Doppelpack. Sound 1a, Stimmung auch - vom ganzen Rest konnte man das
natürlich genauso behaupten.
PARTY-STAGE
ROTTWEILLER:
Diese eher unbekannte U.S.-Metal Kapelle nahm bereits vor 17 Jahren ihr
Debütalbum auf. Veröffentlicht wurde es indes erst im Jahre 2002 auf
Hellion Records. Der Stimmung tat's keinen Abbruch. Im Gegenteil: die
Band sprühte vor Freude über, dass ihr Album doch noch irgendwer außer
ihnen hören darf, dass sie einfach alles gaben. Der Schwachpunkt daran
war nur, dass im Laufe des Sets auch so manchem klar wurde, WARUM das Teil
so lange gebraucht hat: das akzeptable, aber auch wenig einfallsreiche
Songwriting hatte eben bedeutend weniger zu bieten als andere Bands, die
um die gleiche Uhrzeit am Vortag oder am gleichen Tag auf anderen Bühnen
auftraten. Da war es denn auch kein Wunder, dass das Interesse sich in
Grenzen hielt. Dennoch: mal guggn, was aus dieser Band noch wird.
Vielleicht kommt ja nach 18, 19 Jahren mal ein zweites Album, dass das
so richtig einkracht? Zu gönnen wäre es ihnen nach diesem sprühendfrischen Auftritt schon.
FALCONER:
Keine alten, sondern überaus junge Schweden standen da auf der Bühne.
Und zwar nicht irgendwelche. Die beiden Alben der Jungs zählen schließlich
mit ihren herb-schönen Folkeinschlägen zum Innovativsten der letzten
Jahre. Kaum zu glauben, dass diese Art astreiner True Metal von einem
ehemaligen MITHOTYN-Mitglied kam, auch wenn gerade die Folk-Anleihen
schon ein wenig Verwandtschaft erahnen lassen. Da die Band noch so gut
wie keinerlei Bühnenerfahrung besitzt, wirkte das Stageacting etwas arg
hölzern und einstudiert, was die Musiker um Mathias Blad mit gern zu
sehender Spielfreude aber locker wieder wett machten. Arg gestört wurden
die schönen Stücke leider von einer viel zu laut aufgedrehten
Nachbarbühne, auf welche gerade IMMORTAL herumlärmten und einer Armee
gleich alles in Grund und Boden walzten, was sich ihnen an
Konkurrenz-Sound in den Weg stellte. Schade. Vielleicht üben die Veranstalter bei
Gelegenheit ja noch ein wenig am Bühnen-Positionieren?
SINERGY:
Eines muß man mal feststellen: Kimberly Goss hatte wohl mehr Mädelz um
die Bühne versammelt als alle anderen Bands dieses Festivals. Zumindest
verhältnismäßig. Aber wie oft gibt's im Heavy Metal (außer die auf jedem
Festival spielende Doro) schon eine weibliche Sängerin zu sehen (Und was
ist mit NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION, EDENBRIDGE, ...? - Anm. eines
Unbekannten)? Jedenfalls stellte sich auf der Bühne niemand dumm an und
so erfreuten sich viele Anhänger eines sehr guten Auftritts mit einigen
ohrwurmverdächtigen Songs. Hut ab!
HAGGARD:
Seinen traurigen Abschluß nahm das Festival mit HAGGARD, die nach diesem
Auftritt posthum zu Märthyrern erklärt wurden: zuerst versuchte sich die
15köpfige Big-Band vergeblich gegen den völlig zu laut lärmenden ONKEL
TOM auf der Nachbarbühne durchzusetzen (Proll-Rock vs. Klassik-Metal),
dann wurden sie verdammt nochmal scheiße abgemischt, so dass manche
Instrumente nicht einmal mehr zu erahnen waren und die Stimmen von
Sänger und Sängerin total verzerrt wurden - nein, dem nicht genug - ihnen
wurde einfach so noch vor 3h er Saft abgedreht, damit die Bier-schunkelnden
Proll-Affen auf der Gegengeraden in aller Ruhe zu Kotzkacke wie "Karambo,
Karacho, ein Whiskey" oder "In München steht ein Hofbräuhaus" brüllen
konnten. Die HAGGARD-Fans sahen das ganz und gar nicht ein und stimmten
weit über zehn Minuten Unterstützungschöre gen Bühne, was die Münchner
veranlasste, spontan nochmal auf diese zu treten und mit ihren Fans "The
Final Victory" anzusingen. Jetzt rastete die Wacken-Security aus: sie
schickte Invasionstruppen zu den HAGGARD-Fans und prügelte mit allen was
ihnen gerade in die Finger kam auf die wehrlosen und friedlichen Leute
ein, drängelte sie Stasi-like mit Absperrgittern auseinander und drohte
diversen Anwesenden mit Sätzen wie "halt die Fresse oder du wirst künftig
nur noch Suppe fressen können!". Dieses Horror-Szenario veranlasste die
Polizei, ebenfalls das Festivalgelände mit diversen Mannschaftswagen und
Kleinpanzern zu befahren und ausgerastete Security-Schläger von
aufgebrachten Fans zu trennen. Mich erinnerte das ganze irgendwie mehr
an Bürgerkrieg oder 1. Mai-Demonstrationen in Berlin, an Chaos-Tage in
Hannover und an Volksaufstände als an ein friedliches Heavy Metal-Open
Air. Da blieb wohl am Ende der Nacht nur noch ein eher trauriges
Kollektivbesäufnis übrig - aber selbst das wurde uns verwehrt: zuerst
kam die Sturmwarnung, dann kam der Sturm...
W.E.T. STAGE
HOLLENTHON:
War ist doch diesen Österreichern mit "With Vilest..." für ein geniales Werk
gelungen - eine perfekte Synthese aus Klassik, Black- und Deathmetal und
schlichtweg fesselnden Arrangements und Melodien. Dies auf der Bühne in
einem stickigen umzusetzen, ist wahrlich nicht einfach. Doch als wäre das
alles gar nichts, ist es dem PUNGENT STENCH-Mann Martin Schirenc und
seiner Begleitband (fast) perfekt gelungen: bis auf ein paar kleine
Ausrutscher beim Instrumente-malträtieren und einem nicht so optimalen
Sound, der die Komplexität der Stücke leider verwischte, kann man in der
Tat von einem perfekten Auftritt sprechen, der den Songs eines Klassikers
ihre Würde nicht nahm.
05. Zusammenfassung
Diesmal sollte alles besser werden: spätestens seit Wacken 2001 war das
dermaßen überfüllte Festivalgelände und die Verhältnisse der sanitären
Anlagen unerträglich geworden. Im Vorfeld hieß es, die Kartenanzahl
wurde begrenzt - Pustekuchen! Es waren mehr Besucher auf dem Gelände als
jemals zuvor! Auch das mit den Toiletten und Duschen haben wir wohl
irgendwo falsch verstanden: auf manchen Campingplätzen wurden die Dixies
tatsächlich öfters mal geleert, auf anderen eher gar nicht und auf so
manchem standen erst GAR KEINE dieser lustig-stinkenden Mobilscheißhäuser
herum. Dann gab's da ja noch die Bezahl-Klos mir 50 Cent Eintritt.
Eigentlich eine Schande, wenn dafür überhaupt etwas verlangt wird, aber
dafür sollten man wenigstens SAUBERE Klos erwarten können. Auch hier:
reines Wunschdenken. Die wenigsten waren wirklich sauber. Die Duschen
schnitten da nicht viel besser ab. Von den unendlich langen Wartezeiten
beider Fließend-Wasser-Einrichtungen mal ganz zu schweigen. Durchschnittliche
Wartezeit: ca. eine Stunde! Und dann wären da noch die unverschämten
Preise für Getränke und Essen: sagenhafte 3,00 Euro für 0,4l Bier oder
ne pappige Plastik-Pizza (10x10cm klein) - soviel zahlt man nicht mal in
einer Rock-Disko.
Keine Frage: viele Fans nahmen's eher gelassen - angesichts des
Alkohol-Pegels der meisten und wegen der Tatsache, dass an den Verhältnissen ja
erstmal eh nichts zu ändern ist - kein Wunder. Aber wenn sich die
Allgemeinsituation nicht bald WESENTLICH verbessert, dann sehe ich für
die Zukunft dieses Open-Air Festivals richtig schwarz. Und das wäre doch
eigentlich ziemlich schade, oder? Wir wollen kein zweites Dynamo, dessen
Ende genau wegen derartigen Dingen langsam aber sicher unausweichlich
kommen mußte. Wie man es richtig(er) macht, zeigen diverse andere
Festivals, die inzwischen ebenfalls mit sehr vielen Besuchern "zu kämpfen"
haben, aber derartige Probleme nicht haben. Keine Veranstaltung ist
perfekt, kein Festival ist so sauber wie eine Hotelübernachtung mit
heißer Dusche und einem frischen Bett. Aber das verlangt auch niemand.
Saubere Toiletten, Waschgelegenheiten jenseits von Bezahl-Duschen sollte
man auf jedem Campingplatz erwarten dürfen. Und auch die Preise für die
Verköstigung sollten in einem überschaubaren Rahmen bleiben. Wenn
Veranstaltungen dieser Art so teuer werden wie ein Kurzurlaub in Ägypten,
dann macht das alles keinen Spaß mehr.
Die Security war diesmal bei weitem besser als in der Vergangenheit (das
muß schon angemerkt werden an dieser Stelle), doch was sie sich bei
HAGGARD geleistet hat (die Polizei muß außer Kontrolle geratene
Security-Schläger vor friedlichen Besuchern beschützen), das ist ja wohl kaum
hinnehmbar.
Auch der Zustand der Campingplätze nach Regen: derartiges habe ich noch
auf KEINEM Festival erlebt. Gut, statt auf saftigen grünen Wiesen ist
nunmal ein Großteil Acker - aber wenn nicht gerade wenige ihre Autos
von Traktoren aus dem Schlamm ziehen lassen müssen - dann frägt man sich
schon einiges. Zum Beispiel, warum es keine geordneten Durchgangswege
neben den großen Zufahrtsstraßen gibt, so dass man nicht erst hunderte
von Metern durch ein Halbmoor fahren muß, um wieder festen Boden unter
den Füßen bzw. Reifen zu bekommen.
Dann war das ja noch das mit der Running Order: nicht wenige Fans haben
den Auftritt ihrer Lieblingsband verpasst, weil diese entweder früher
oder gar an einem anderen Tag gespielt hat und kaum genügend darauf
hingewiesen wurde. Am schlimmsten gestaltete sich die Running Order der
W.E.T.-Stage: das Zelt war erstens nur von AUSSERHALB des Festivalsgeländes
zugänglich und zweitens spielte kaum eine Band zu der Zeit, an der sie
laut Plan eigentlich dran gewesen wäre. Da waren die Interessierten so
manch guter Undergroundband doch ziemlich angepisst: erst spielt die Band
nicht und dann darf man sich wieder minutenlang anstellen, um wieder auf
das Gelände zu kommen. Ein Wunder, dass diese armen Bands überhaupt vor
Publikum gespielt haben.
All diese Punkte waren negative und wirklich mehr als nur störende
Eindrücke, die nur durch die niemals resignierenden Fans, das
fantastische Billing und den Kult an sich dafür gesorgt haben, dass den
Veranstaltern nochmal eine Chance zur Besserung gegeben wird.
Bei den Noten wird die Bandperformance gewertet (Spielfreude, Sound,
Spielfehler, Kommunikation mit dem Publikum etc.), jedoch NICHT das
Songmaterial.
01. Einleitung
Durch seine hervorragende Lage direkt am Industriegebiet in Balingen ist
das Bang Your Head-Festival immer noch das gemütlichste der drei großen
Festivals. McSpei, Supermarkt, Bank und relativ kurze Wege erfreuen des
Bangers Herz. So lange das so bleibt, soll mir das recht sein. Allerdings
waren diesmal fast zu viele Besucher auf dem Gelände, es war jedenfalls
(vorallem Abends) teilweise dermaßen voll, dass man nicht wirklich noch
alles sehen konnte, was auf der Bühne passiert, wenn man etwas weiter
hinten stand. Ich hoffe doch stark, dass künftig nicht NOCH mehr kommen,
denn Wacken-Verhältnisse wären äußerst ungemütlich.
Zu den Bands: leider gab's mal wieder einige Umstellungen, für die kaum
jemand etwas konnte:
OVERKILL: nur einen Tag vorher hat Sänger Bobby "Blitz" Ellsworth bei einem
auftritt in unserer Heimatstadt Nürnberg einen Schlaganfall erlitten und
fiel sogar für zwei Stunden ins Koma. Da es ihm scheinbar recht schnell
wieder besser ging, war der Rest der Band in Balingen anwesend um den
besorgten Fans und Pressekritzlern ausführlich zu berichten und zu
bestätigen, dass sich der gute Blitz wieder auf dem Wege der Besserung
befindet. Dermaßen kurzfristig konnte deshalb auch gar kein Ersatz mehr
gesucht werden, weswegen GAMMA RAY extralange Zeit hatten für die
Umbaupause und diesen Vorteil mit einem riesigen Sound beantworteten.
CANDLEMASS/TITAN FORCE: Die Doomster waren da, ihr Gepäck indes nicht. In
der Hoffnung, dass es bis zum nächsten Tag noch eintreffen würde, wurden
kurzerhand Plätze getauscht. Am Ende wurde alles gut. Welch ein Glück!
Das war es dann aber auch schon an unvorhersehbaren Zwischenfällen.
(THE MIGHTY SCI!)
02. Billing Freitag
03. Der Freitag
Nachdem's für RIVAL noch ein wenig zu früh war (Anfahrt aus Rottenburg
nach gemütlichen Frühstück), erzitterte am frühen Morgen das Gelände
unter einer unglaublichen Bombastwalze:
RHAPSODY legten los und schon bald mußte ich das Wort "Bombastwalze"
revidieren und durch "Bombastmatsch" ersetzen. Kaum ein Instrument war
in diesem Inferno aus Keyboards und Effekten mehr eindeutig zu erkennen.
Ansonsten gab's mittelmäßig bis guten Gesang, einiges an Gastverstärkung
(von Tänzerin über Flötenlady bis kitschige Ritterburg).
(THE MIGHTY SCI!)
Über JAG PANZER gibt es keine großen Worte zu verlieren. Diese Band ist
der Prototyp einer LIVE-Band. Mitreissende Songs, wahnsinninger Sänger
und spitzenmäßiger Leadgitarrist. Harry Conklin und Chris Broderick
heizten der gut versammelten Fangemeinde wie erwartet kräftig ein und
spielten so ziemlich jede andere Band an die Wand - nicht mehr und nicht
weniger. Was soll jemand sonst schreiben, der sich immer noch davon
erholt von diesem Panzer überrollt worden zu sein?
Wer JAG PANZER noch nicht LIVE erlebt hat, sollte sich aus dem
Kellerfenster stürzen, ein Kelly-Family-Konzert besuchen oder zur Strafe
bei McDonalds essen! Songs wie "Generally Hostile", "Iron Eagle", "Chain
Of Command" oder "Black" sind unvergleichbare Perlen dieses Genres und
ein MUSS für jeden Fan!
(DOCFRED)
TITAN FORCE: Nicht lange nach dem Panzer-Gig röhrten erneut die Amps auf, Freunde des
U.S.-Metals gesellten sich zueinander und harrten der Harry's, die da
kommen mögen. Jenerwelcher hatte gar nichts dagegen so kurz hintereinander
wieder zu singen, denn ursprünglich standen an jeder Stelle CANDLEMASS,
die irgendwo im Stau hingen und deren Auftritt kurzerhand verschoben
wurde. Ganz helle Köpfe neben mir haben schnell erkannt: "hey du, höramol,
der Sängäär do... der hört sisch fast wie der von Jag Panzer a..." - ja
sowas aber auch! In einem etwas anderen Outfit als beim Jagdpanzer
veredelte der Tyrant dann auch hier Klassiker der Marke "Chase Your
Dreams", "Master Of Disguise" oder die alternative Nationalhymne "Blaze
Of Glory" (hat nix mit dem ex-MAIDEN Heiner zu tun, gelle!). Unfassbar.
Hoffentlich hauen uns diese Titanen nochmal so nen Klassiker wie ihre
(leider einzigen) zwei Alben um die Ohren. Und zwar MIT dem Tyrant. Rulig!
(THE MIGHTY SCI!)
GAMMA RAY: Immer wieder gut: wenn Kai Hansen und Co. uns Klassiker an Klassiker an
Klassiker um die Ohren hauen, dann singt ganz Balingen mit - von vorne
bis hinten, von Stuttgart bis Villingen-Schwenningen. Was sollen "Land
Of The Free", "No World Order" oder "Rebellion In Dreamland" schon anderes
sein als Metal, Bier und Höllenstimmung? Und wenn dann noch "Ride The Sky"
ertönt, dann ist die schlechte Laune wieder ganz schnell vergessen, nicht
wahr? Schlechte Laune? Ja! Klar! Harry "The Tyrant" hat schließlich
aufgehört zu singen! Der Sound bei den Waterkant-Plantschern von der Elbe
war klasklar (hallo RHAPSODY!) und hat gedrückt wie Sau. Schade, dass nicht
noch ein paar lustige Ansagen dabei waren. Aber wie sagte unser
germanischer Lieblingsgitarrist und -sänger doch gleich am Anfang: "Ich
will nicht zu lange labern, wir haben keine Zeit!" - sprachs und riffte
sich in die Extase. Und Tausende taten's ihm gleich.
(THE MIGHTY SCI!)
FOZZY:
Fragende Gesichter wo man nur hinschaute: "wer ist das?", "kennst du die?"
und - "warum spielen die auf nem Headlinerplatz nach(!) GAMMA RAY? Tjo,
da hat sich wohl jemand öfters mal gebückt... um eine heruntergefallene
Münze aufzuheben. Wie dem auch sei: FOZZY sind die Band um WWF-Wrestlingstar
Chris Jericho, jener welcher sich hier "Moongoose McQueen" nennt. Und
sie spielen Coverversionen. Und was für welche! Mit allseits bekannten
Heavy-Hits wie "Stay Hungry", "Freewheel Burning", "Balls To The Wall",
"Eat The Rich", "T.N.T.", "Wrathchild" oder "Stand Up And Shout" wurden
TWISTED SISTER-, JUDAS PRIEST-, ACCEPT-, AEROSMITH-, AC/DC-, IRON MAIDEN-
und DIO-Anhänger gleichermaßen angesprochen. Hört sich schwerst geil an,
wars größtenteils auch - mit einigen kleinen bis mittleren Abstrichen
jedenfalls. Klang die erste Hälfte der Songs noch sehr überzeugend und
teilweise auch recht nah am Original, so ging der kompletten Band mit
zunehmender Spieldauer dann irgendwie die Luft aus. Anfangen vom Sänger
bis hin zur kompletten Band hing die Performance dann gegen Ende hin
ziemlich in den Seilen. Trotz (oder gerade weil) Chris Jericho auf der
Bühne umhertollte wie ein hyperaktiver Grizzlybär mit nem Schwarm Wespen
im Arsch. Zusammenfassend gesagt: nicht nur mir hat das Spaß gemacht,
aber weder der hohe Rang in der Running Order, noch die enorm hohen
Vorschußlohrbeeren waren letzten Endes gerechtfertigt.
(THE MIGHTY SCI!)
NIGHTWISH: Wie hab ich mich darauf gefreut sie endlich live zu sehen. Doch was für
eine Enttäuschung. Tarja stand einfach die meiste Zeit am Mikro und das
ganze erinnerte mich sehr stark an die DVD. Die Band spielte und bewegte
(!) sich wie auf der DVD. Die Setlist ließ aber trotzdem keine Wünsche
offen nachdem dann natürlich auch der neue Bassist Marco nach einer
Zigarette bei "Bless The Child" sein Live-Sing-Debut gab und dann gleich
noch ein neuer Song hinterher kam ("Dead To The World"). Der Sound war
einfach nur schlecht. Fazit: Die DVD kann ich mir auch zu Hause in Dolby
Sourround anschauen da seh ich Tarja in Nahaufnahme und nicht in 50 Meter
Entfernung mit schlechtem Sound. Und die neuen Lieder seh ich halt dann
nicht live, obwohl die neue CD nicht schlecht ist.
(HELLDRAGON)
SAXON:
Die Legende unter den Bands des Tages. Und in dieser Rolle fühlen sich
die "Sachsen" auch pudelwohl, nachdem sie in den 90er Jahren des
vergangenen Jahrhunderts (ach, wie sich das liest ;-) ) ein langsam aber
beständig vorranschreitendes Revival hingelegt haben. Und so kamen sie
gut gelaunt - hat man SAXON schon mal anders erlebt? - mit ihrem
berühmten Eagle-Stage-Set und einer (scheinbar hastig improvisierten)
Burgenkulisse inkl. begehbarer Gallerie ins Ländle, um den Schwaben zu
zeigen, wie man richtig feiert!
Das Set des Abends bestand (wie sollte es auch sonst anders sein) aus
einem Best-Of der gesamten SAXON-Ära, wobei natürlich Klassiker wie
"Strong Arm Of The Law", "Princess Of The Night", "The Eagle Has Landed"
oder "747 - Strangers In The Night" nicht fehlen durften.
Biff Bifford zeigte sich den gesamten Abend über von seiner besten Seite,
war bester Stimmung und sprach viel mit dem Publikum. Eigentlich blieb
ihm gar nichts anderes übrig, denn SAXON kamen gar nicht gegen die
irgendwann plötzlich aufflammenden "Es gibt nur einen Rudi Völler"-Chöre
der gesamten Fanschar an und so musste er sich wohl oder übel mit dem
Thema Fußball abgeben, was er mit dem mittlerweile bekannten Tipp des
WM-Endspiels 3:5 für Deutschland auch tat.
Diese Stimmung zog sich über den ganzen Abend durch Band und die
zahlreich anwesenden Fans, da SAXON es immer wieder aufs neue schafften,
das Publikum aufzuheitern und schon fast im familiären Kreis plauderten.
Als Biff seine Kollegen während einer Pause fragte, welcher Song als
nächstes käme und das Publikum lauthals "Crusader" forderte, grinste
er nur verschmitzt in die Menge und erklärte "Crusader kommt späydör".
Genauso erläuterte Biff dem erschrockenen Publikum, dass der große
Metalladler wohl nur betrunken sei, weil dieser nach einer Aktion
bedenklich an seiner Halterung zu schwanken anfing ("Oh, the eagle is
drunken"). So blieben zum Schluss nur eine zufriedene Fangemeinde und
eine noch zufriedenere Band, welche vollkommen zurecht nach allen Regeln
der Kunst abgefeiert und gelobt wurde.
Setlist:
Prelude To War (Intro),
Killing Ground,
747 - Strangers In The Night,
Dallas 1 p.m.,
Backs To The Wall,
Motorcycle Man,
The Eagle Has Landed,
Forever Free,
Power And The Glory,
Conquistadores,
Drumsolo,
Heavy Metal Thunder,
Strong Arm Of The Law,
Princess Of The Night
04. Billing Samstag
05. Der Samstag
Spätestens seit ihrem Doppel-CD Klassiker "Finisterra" zählen MÄGO DE OZ
nicht nur für mich neben SANTA und TIERRA SANTA zu den Alltime-Top-3 Bands
aus Spanien - BARON ROJO zum Trotz. Live wußte die sympathische Big-Band
bereits 2001 in Wacken das Publikum zu überzeugen. Leider waren zu
später bzw. früher Stunde (3:00h Morgens) fast ausschließlich spanische
Fans vor der Bühne um ihre Helden abzufeiern. In Balingen war das anders:
es war hell. Doch früh war es diesmal auch. Und zwar nicht zu spät, dafür
eben diesmal fast zu bald. Egal, ca. 140.000 Kilo Schwermetaller
(Durchschnittsgewicht 70kg) schleppten sich halb schlaftrunken vor die
Bühne und bejubelten eine der genialsten Folk-Rock Bands unserer Zeit.
Gitarrengewitter, Geigensolis, Flöten und so manch anderes (teilweise im
Metalbereich eher unbekannte) Instrument heizten die Menge unablässig an.
Eine gute Voraussetzung für den nachfolgenden Biermetal.
(THE MIGHTY SCI!)
Morgenstund hat Bier im Mund und Kater im Kopf - oder so ähnlich. Ob
TANKARD sich etwas besonders originelles einfallen lassen wollten oder
einfach nur zu spät antanzten, wissen nur sie selbst. Jedenfalls
entertete die Band (welche kürzlich ihr 20jähriges Bandjubiläum feierte)
in Schlafanzügen der Marke "Willy Winzig" die Bühne. Neben dem üblichen
Thrashbrett (u.a. "Kings of Beer" oder "Space Beer") gab es auch die
gewöhnlichen Freibierforderungen: Frontsau Gerre lästerte ein wenig
darüber, wie schlecht das Bier im Backstagebereich war und kippte danach
selbiges über dem Publikum aus. Für die angesagte Stunde von 11 Uhr
Morgens mit Sicherheit ein amüsanter Auftritt.
(DOCFRED)
IRON SAVIOR
Langweilig wie eh und je. Damit könnte man schon fast aufhören, doch wir
wollen ja wenigstens halbwegs ausführlich berichten, also die lange
Version: Mit "Protector" startend, legte Piet Sielck und Anhang einen
Standardauftritt hin, welcher einen Querschnitt der bisherigen Alben
darstellte. Keine große Bühnenshow, keine großen Ansagen, grundsolide
Instrumentenarbeit, keine Überraschungen. Doch, eine gab es: der Sound
war noch schlechter, als das Songmaterial, was einen dann doch
verwunderte...
(DOCFRED)
CANDLEMASS
Und dann kam er: der Messias höchstpersönlich: Messiah Marcolin und Co.
feierten ihre Reunion und die Religion des Langsamen. Wenn Doom-Hymnen
der Marke "At The Gallows End", "Samarithan", "Solitude" oder "The Well
Of Souls" erklingen, regt sich im Zentrum des Geschehens kein Grashalm
mehr, Menschen laufen in Zeitlupe vorbei, Wolken bleiben stehen und das
Bier rinnt zähflüssig in die Kehle. Der ultimative Slo-Mo Trip für alle,
die bei einem Quicky ein Schleudertrauma bekommen. Die Lacher zu Kult-
Ansagen wie "Bängen sie das fuckin' Kopf" und "Balingen, sie schmecken
sehr gut heute" hallen vermutlich heute noch im Dunstkreis des Geländes
nach. Anwohner sprechen noch heute davon, dass in so manch stiller Nacht
ein sich stundenlang hinziehendes Riff seine Bahnen zieht, welches noch
nicht mitbekommen hat, dass die Band längst aufgehört hat zu spielen.
(THE MIGHTY SCI!)
RAWHEAD REXX
Überbewertet bis ultimo, langweilig as hell. Die Zusammenfassung des
Album-Debüts. Live waren sie gar nicht mal so schlecht: geschlossenes
Auftreten, gutes Zusammenspiel, um Stimmung bemüht. Am schlechten
Songwriting änderte dies freilich nicht viel. Highlight: am Ende kam
VICIOUS RUMORS-Cheffe Geoff Thorpe und intonierte mit der Band Band
die unsterblichen U.S.-Metal Schlachthymnen "On The Edge" und "Abandoned".
Genau SO muß Metal klingen. Das nächste mal bitte ohne Eigenkompositionen.
Nagut, das war böse. Mal sehen, was das nächste Album bringt.
(THE MIGHTY SCI!)
NEVERMORE: Diese sympathischen Herren aus den unsympathischen US of A machten aus
ihrem Auftritt eine große Party, wie man sie nur selten sieht. Mit
gewaltiger Spielfreude und anfeuerndem Elan donnerten die Mannen um
Warrel Dane über die Bühne und schossen eine Granate nach der anderen in
die Menge, welche durch den Funkenregen an eigener Begeisterung nicht
lange benötigte um in Flammen zu stehen.
Songtechnisch bewegte man sich überwiegend innerhalb der letzten beiden
Studioalben, wobei auch eine Eigeninterpretation von "Ride The Lightning"
oder einem Stück vom neuen Studioalbum "Enemies Of Reality" zum Besten
gegeben wurden. Höhepunkt der Show war das Auftreten von ca. 30 Fans
mitten auf der Bühne, die gemeinsam mit der Band abfeierten und Warrel
schon fast in den Hintergrund stießen. NEVERMORE sind also alle Jahre
wieder eine Bereicherung für jedes Festival und Garant für einen
spitzenmßigen Auftritt.
(DOCFRED)
HALFORD: Was jetzt folgte, dürfte so ziemlich der umstrittenste Punkt des Festivals
sein - HALFORD. Dieser Auftritt hatte seine guten und seine schlechten
Seiten. Fangen wir mal mit den schlechten an:
Als Metal-God verehrt und herbeigesehnt, als unerträgliche Schreiwaffel
verwünscht. Klar, wenn HALFORD auf dem Programm steht steigen die
Erwartungen der Fans ins unermessliche, es wird Perfektion und die Hölle
auf Erden erwartet. Vor allem nach dem superben, kräftig tretenden
"Ressurection", Robs Einstand und Wiederaufnahme in die Metalgemeinde.
Doch was uns hier erwartete scheidet die Geister. Selbst in meiner
Eigenschaft als gläubiger Jünger muss ich sagen, dass er an diesem Abend
einen erbärmlichen Anblick bot. Rob Halford nutzte vielleicht 2qm der
Bühnenfläche aus, immer starr vor dem Teleprompter in gebeugter Haltung
stehend, als ob er den letzten Rest eines Tones aus seinen Eingeweiden
pressen müsste. Manchmal hatte man den Eindruck, dass dies wirklich der
Fall war, denn von Zeit zu Zeit verblasste das Organ, welches wie kein
zweites für "Heavy Metal" steht, in Seichtigkeit. Töne wurden verfehlt,
blendeten sich einfach aus, hohe Töne mussten eine Oktave tiefer
angesetzt werden als gedacht, etc.pp.
Wer sich den Metal-God auf Erden wünschte, sah sich zeitweise mit einem
Geist der Vergangenheit konfrontiert, der wie frisch aus dem Altersheim
exportiert auf der Bühne stand - Ozzy, ick hör dir trapsen! Dazu kam noch,
dass es Rob aus einem nicht klar ersichtlichen Grund nicht schaffte,
zwischen den Stücken auch nur ein einziges Wort über die Lippen zu
bringen. Er lief nur brav zwischen Mikroständer und Schlagzeug hinundher
um etwas zu trinken, nur um dann den nächsten Song zu intonieren. Ansagen
gab es keine, was den Fans sichtlich sauer aufstieß.
So, wer nun denkt, der Gig war vollkommen verhuntzt, irrt wenigstens zur
Hälfte, denn die Songauswahl und das Auftreten der Band zeugten genau vom
Gegenteil. Auch die stimmliche Einschränkung Halfords konnte nicht
verbergen, wer da auf der Bühne stand und deklassierte so manch anderen
Sänger weiterhin - nur entfaltete Rob eben nicht seine ganze Kraft. Neben
eigenen Stücken wie "Ressurection" oder "Made In Hell" schafften es
natürlich auch alte Priest-Klassiker wie das alles umwerfende "Painkiller"
oder "Electric Eye" auf die Setlist, was die Menge trotz der genannten
Fehlleistungen dennoch zum kochen brachte. Vielleicht ist auch hier einer
der Gründe für Robs enttäuschendes Verhalten zu suchen: Während Balingen
Priestsongs abfeierte, wurden seine Solostücke (die ja den jüngsten
Output der Priester um einiges übertreffen!) oft nur müde beklatscht, was
ihm wohl doch irgendwo aufs Gemüt drücken dürfte.
Was bleibt? Eine Darbietung wie sie zwiespältiger nicht sein könnte.
Setlist:
Crucible,
Golgotha,
Painkiller,
Riding On The Wind,
Cyberworld,
Exciter,
Resurrection,
Made In Hell,
One Will,
Betrayal,
Hearts Of Darkness,
Freewheel Burning,
The Hellion / Electric Eye
(DOCFRED)
Nach JAG PANZER und SAXON gibt es keine Steigerung mehr? Fehlanzeige!
Araya schrie wie ein Berserker, das Gitarren-Duo Hanneman/King fräste
sich quer durch alle umherstehenden Rüben und der zurückgekehrte Lombardo
trommelte sich wie ein Präzisionsuhrwerk durch die Stücke. Balingen
verwandelte sich quasi in Bruchteilen einer Sekunde in einen infernalen
Kriegsschauplatz. Wie mitreißend das wirklich war, ist bereits daran zu
erkennen, dass Euer Mighty sich kurzfristig einen zwei Köpfe größeren
Riesen schnappte, um mit ihm um die Wette zu bangen. Als diesem die Luft
aus ging, flog der liebe Mighty dann ca. 15 Meter durch die Luft, um
während des Fluges das gigantischste Luftgitarrensolo aller Zeiten zu
absolvieren. Keine Ahnung mehr, wann genau das war, irgendwo zwischen
"Bloodline" und "God Sent Death" vermutlich, da ich beim Landen fast
zwei Metaller erschlagen hätte. Egal, SLAYER passten als Abschluß eines
gar nicht so Thrash-Metal lastigen Festivals doch wie die Faust auf's
Auge, denn die kleinen BONFIRE- und RAWHEAD REXX-Kinderchen waren ja
alles schon im Bett, gell? Mighty bang-tactics of the Underground Empire
command - born with the power of metal in my hand...
Setlist:
Darkness Of Christ,
Disciple,
War Ensemble,
Stain Of Mind,
Dittohead,
Postmortem,
Raining Blood,
Hell Awaits,
Die By The Sword,
Born Of Fire,
Bloodline,
God Sent Death,
Spirit In Black,
Dead Skin Mask,
Seasons In The Abyss,
Mandatory Suicide,
Chemical Warfare;
South Of Heaven,
Angel Of Death
(THE MIGHTY SCI!)
06. Billing Sonntag
Deutschland:Brasilien
07. Der Sonntag
Langsam krochen wir am Sonntag gegen Mittag aus unseren warmen Betten und
mußten dann mit ansehen, wie King Kahn seiner Krone beraubt wurde. Im
Gegensatz zu vielen ungläubigen Technojünger auf dieser Welt hatten wir
jedoch einen Trost: zwei Tage mit schwerst geilem Metal lagen mal wieder
hinter uns. Und auf sowas müssen wir nicht vier Jahre warten, sondern
zum Glück immer nur eins. In diesem Sinne: man sieht sich 2003 in
Balingen. Hail and Kill!
(THE MIGHTY SCI!)
Noten:
Bei den Noten wird die Bandperformance gewertet (Spielfreude, Sound,
Spielfehler, Kommunikation mit dem Publikum etc.), jedoch NICHT das
Songmaterial.
01. Einleitung
Mit einem Toten, einem Tankstellenüberfall, der Plünderung eines Supermarktes,
einer versuchten Vergewaltigung und der Schändung des örtlichen Friedhofes
durch Satanisten fiel Wacken 2001 deutlich weniger friedfertig aus als in
der Vergangenheit. Ein neuer Besucherrekord (33.000 Geländebesucher,
ca. 40.000 Wacken-Besucher insgesamt), lange Schlangen an den beiden
einzigen Bankautomaten im Dorf, noch längere Fußwege und seltene sanitäre
Anlagen machten dem Besucher das Leben nicht leicht. Zumindest die
auftretenden Bands wußten größtenteils zu Überzeugen. Doch der Reihe nach:
02. Billing Donnerstag
knight errant
03. Bandberichte Donnerstag
Nachdem die Veranstalter den Akkreditierungstermin um eine Woche vorgezogen
hatten, wurde unser Antrag nicht angenommen (Meine Schuld - Bad Peon). Zu spät. Dies bedeutete für
uns, dass wir diesmal als Otto-Normal-Banger mal wieder überall Schlange
und im Stau stehen mußten. Stundenlang. Deshalb war das einzige, was wir
am Donnerstag Abend noch zu hören bekamen der Auftritt von W.A.S.P. -
wohlgemerkt - nur zum Hören, denn wir waren noch mit dem Zeltaufbau
beschäftigt. Blackie Lawless und Co. machten auf die Distanz einen sehr
guten Eindruck mit mächtig Stimmung, allerdings berichteten später Zuseher,
dass die Band wohl an diesem Abend ein Hornissen-Nest im Arsch hatte und
vorlauter rumzappeln auf der Bühne manchmal vergaß die Instrumente richtig
zu bedienen. Das war's dann aber auch schon vom Donnerstag. Leider...
04. Billing Freitag
05. Bandberichte Freitag
STIGMA IV
CAGE
NAPALM DEATH
EXCITER
PRIMAL FEAR
PAUL DIANNO
EXHUMED
OVERKILL
THERION
HELLOWEEN
SAXON
EXUMER
06. Billing Samstag
07. Bandberichte Samstag
GRAVE DIGGER
JAG PANZER
NIGHT IN GALES
NIGHTWISH
OPETH
HAMMERFALL
DEATH SS
DIE APOKALYPTISCHEN REITER
SODOM
MÄGO DE OZ
08. Zusammenfassung
Alles in allem mal wieder zigtausende von hochkarätigen Bands, bei der
man gar nicht soviel sehen KANN wie man sehen WILL. Auf der WET-STAGE
spielten natürlich auch so einige interessante Bands, doch leider spielte
NIE die Band, die um diese Uhrzeit eigentlich angekündigt war. Der größte
Nachteil an der WET-STAGE war, dass sie außerhalb des Festival-Geländes
war - wer nicht akkreditiert ist, mußte wieder Schlange stehen, wenn er
zurück aufs Gelände wollte. Darauf verzichtet man natürlich gerne, wenn
man das dreimal getan hat und dreimal die Band nicht sehen konnte, die
eigentlich angekündigt war. WIZARD, PARAGON, ARCH ENEMY oder CHINCHILLA
hätten mich sehr interessiert - aber es hat nicht sollen sein. Schade!
Die Security war diesmal die beste seit wirklich langem: um Freundlichkeit
bemüht - genau wie Pozilei und Sanitöter.
Bei den Toiletten und Duschen das gleiche Problem wie jedes Jahr: zwar
gab's von beiden deutlich mehr als in der Vergangenheit, jedoch immer noch
deutlich zu wenig. Bei den Spülklos (gab's für 1DM) und Kaltduschen (für
5DM) bildeten sich unüberschaubar lange Schlangen, für 1x Toilette mußte
man 20 Minuten Wartezeit einplanen, beim Duschen war man mit bis zu 45
Minuten dabei. Da konnte man also so manche Band schon aus diesen Gründen
nicht bewundern. Hinzu kamen teilweise unendlich weite Fußwege zum Gelände,
wir liefen jedesmal geschlagene 20(!) Minuten - einmal hin und her - und
schon ist ne dreiviertel Stunde vorbei. Fehlende Bankautomaten am Gelände
waren schuld daran, dass sich an den beiden einzigen Automaten in Wacken
selbst ebenfalls lange Schlangen bildeten. Die Stoppuhr meinte: Wartezeit
bis zu 50(!) Minuten. Ich war so schlau und bin mit einigen anderen zu
viert mit einem Taxi innen Nachbarort gefahren. Das hat nur 15 Minuten
gedauert hin und zurück.
Insgesamt gesehen hat Wacken auch im Jahr 2001 wieder Spaß gemacht. Allen
voran wegen schwer beeindruckender Auftritte von JAG PANZER, OPETH, MÄGO
DE OZ, SAXON, DEATH SS oder EXCITER. An der Organisation der Wet-Stage,
der Toiletten und Duschen müssen die Veranstalter aber noch so einiges
tun. Und vielleicht gibt's ja in Zukunft für Campingplätze die extrem
weit weg liegen ja nen Shuttlebus? Für ein paarmal hin- und her fahren
und dabei zwei Stunden Fußmarsch in 10 Minuten zurückzulegen wäre ich
sogar bereit 1,50 Euro für zu zahlen. Ihr nicht?
Wie immer soll an dieser Stelle nicht nur über die Bands dieses immer
wieder überzeugenden und großartigen Festivals berichtet werden, sondern
auch ein wenig vom "Drumherum", denn wer ist sonst die Stimme des Volkes,
wenn nicht wir? Statt uns völlig unmetallisch in vornehme Hotels
zurückzuziehen, berichten wir direkt von den Camping-Ghettos, Dixies und
Müllbergen vor Ort. Wobei das "von" gelegentlich auch mit "aus" getauscht
werden kann, dies aber vorzugsweise vorallem in Wacken. Doch dazu später.
Anfahrt
Ein Camper einige Zelte neben uns drückte es am besten aus: "Jedes Jahr
komme ich früher und trotzdem parke ich jedes Jahr weiter vom Gelände
entfernt". Tatsachenberichte. Wir versuchten diesmal auch so früh wie
nie zu kommen, nämlich in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag. Blöd:
der Akkreditierungsstand hatte bereits um 18h wieder die Pforten dicht
gemacht, was uns natürlich niemand mitgeteilt hatte. Da blieb nur eines
übrig: auf einem kaputten Matschausweichparkplatz völlig unbequem im
Auto die Nacht zu verbringen. Das sollte sich am nächsten Tag noch bitter
rächen, denn Euer lieber MightySCI kann im Auto nicht schlafen. Anfangs
hieß es noch um 8h wird aufgemacht, dann war es 9h und dann schließlich
9:30h und 10h, bis wir endlich unsere Bändchen bekamen. Das nächste
Hindernis war einen Platz zum Zelten zu finden: nach ewigem herumsuchen
fanden wir noch einen Platz der gute 20 Minuten Fußweg bedeutete. Schlecht,
wenn man über ein Festival berichten muß und dann bei Bands die einem
weniger zusagen und man nur 10 Minuten vorbeischauen will um einen Eindruck
zu erhalten, wenn man dafür 45 Minuten Fußweg opfern soll...
Freitag
Billing:
10:00h - 10:35h ... tierra santa
BRAINSTORM
KAMELOT
VICIOUS RUMORS
KREATOR
ARMORED SAINT
ROSE TATTOO
URIAH HEEP
SAVATAGE
JUDAS PRIEST
Samstag
Billing:
10:00h - 10:30h ... couragous
EIDOLON
SQUEALER
ANVIL
HELSTAR
COMPANY OF SNAKES
AXEL RUDI PELL
MEGADETH
DEE SNIDER
Fazit: We're all sick motherfuckers!
Zusammenfassung
Ingesamt gesehen wie jedes Jahr - Balingen ist eine Reise wert. Zu
wünschen wäre in Zukunft wie in Wacken ein gesonderter Presse-Campingplatz,
damit diese armen Leute, die nicht in Hotels übernachten nicht ständig
stundenlange Fußmärsche in Kauf nehmen müssen. Ansonsten: die Waschbecken
waren morgens nicht überlaufen, in den Dixies stand nicht wie in Wacken
ständig die Scheiße bis 20cm unters Dach, die Einkaufsmöglichkeiten sind
mit dem direkt am Gelände liegenden real,- Supermarkt hervorragend,
gefrühstückt wird bei McDonalds und die Security war überwiegend freundlich.
Das Bang Your Head ist somit immer noch das organisatorische NonPlusUltra
in Sachen Open Air Festivals, was auch mit an der beschaulichen Atmospähre
liegt, denn obwohl jedes Jahr mehr Besucher kommen, hat das Festival
seinen "Underground"-Charakter bis heute behalten können. Kompliment!
Änderungen der Runningorder: M.O.D. sagen in letzter Sekunde ab,
mehr Änderungen der Reihenfolge als hier sinnvoll zu nennen wäre.
Nur der Freitag und am Samstag die Main Stage blieben verschont.
Freitag
Bei der Ankunft war der Himmel in alle Richtungen bis zum Horizont dunkel,
kein gutes Vorzeichen. Kurz nachdem wir die Zelte aufgeschlagen hatten
fing es dann auch schon an zu regenen und zu regenen und zu regenen.
Dessenungeachtet begannen die ersten Gigs.
SAVATAGE waren recht früh dran, machten aber das beste aus ihrem Platz in
der Running Order und dem strömenden Regen. Sie spielten ein ausgewogenes
Best Of-Set mit "Gutter Balade" und allen anderen essentiellen und hinreichend
bekannten Songs. Gelungener Gig, wenn auch ohne Überraschungen und im Regen.
Als der Regen aufgehört hatte zelebrierten MEGADETH den totalen 80er-Rückfall mit Kult-Charakter:
Ihre Songs bestanden zu deutlich mehr als der Hälfte aus nicht enden wollenden
Gitarren-Soli. Einziger Hit im Set (und einziger Hit von MEGADETH) natürlich
"Symphony Of Destruction". Interessanter Gig mit guter Instrumentalisierung,
zum Glück (fast?) ohne Songs von "Risk". Sound ging auch in Ordnung.
Besonders bemerkenswert: Maximales 80er Outfit der Band inklusive
ozonlochverursachenden Mengen von Haarspray an den Köpfen.
CRADLE OF FILTH litten unter
beschissenem Sound und dürftiger Show trotz zwei Stripperinnen mit
mindestens 50% Silikon-Titten und einen auf Stelzen laufenden 3 Meter-Menschen
(was soll das denn?). Dani war über
den mickrigen Sound nicht grade erfreut. Während der ersten drei Songs war
von ihm kaum was zu hören, dafür war die Background-Sänger (die übrigens
den gesamten Gig über in ihrer starren Pose verharrte) unheimlich laut zu
hören, was besonders deshalb lächerlich wirkte weil sie nur alle 2 Minuten
mal "oh uh oh" machte, das dann aber auch im hinterletzten Eck des Geländes
zu hören war. Auch anschliessend war der Gesang nicht zu vernehmen und
von den Gitarren kam auch nix rüber, also eine reine Drum/Keyboard-Show.
Am Ende der Show schmiss Dani dann das Mikro weg... Wohl eher einer der weniger
guten Gigs von CRADLE OF FILTH, trotzdem haben die Musiker ihr letztes gegeben,
und das sollte man respektieren.
Dann waren MOTÖRHEAD dran. Trotz 45-minütiger
Verspätung wegen eines Busunfalls blieb die Stimmung im
Publikum locker, andere Bands sagen Auftritte deshalb ab.
Spätestens bei den Worten "Hello! We are MOTÖRHEAD!"
war auch der letzte Anwesende wieder versöhnt. Passend dazu ging's sofort
weiter mit dem Song "Motörhead" aus ihrem ersten Album. Insgesamt sehr
energiegeladen und mit erstaunlich gutem Sound gab das Trio die Kracher
aus sämtlichen Alben zum Besten. Bei der Special-Live-Version von
"Sacrifice" mit gigantischem Schlagzeugsolo von Mikkey Dee war dann
eindeutig der Siedepunkt erreicht. "Orgasmatron", den einzigen Song
der Welt den man ohne ihn zu hören oder gar zu überlegen einfach nur
an der Lightshow (grüne Beleuchtung von unten) erkennt, "God save the
Queen" und "Rock'n'Roll" gehörten auch zum Programm. Die erste Zugabe
war - wie könnte es auch anders sein - "Ace of Spades" und zur Abrundung
des Gigs ein Song aus ihrem gleichnamigen zweiten Album: "Overkill".
Tja - bei dieser Bandbreite bleibt eigentlich nicht viel zu
kritisieren... Wahre, eingefleischte Fans, hätten sich vielleicht
über etwas weniger Hitlastigkeit gefreut und wert auf echte Kult-Songs
wie "Eat the Rich", oder "Sex and Death" gefreut... dennoch keine Frage:
Lemmy rocks!
In der anschliessenden "Knüppelnacht" spielten SIX FEET UNDER einen
absolten Hammer-Gig von überirdischer Power mit ausgewogenem Sound,
üblen Rotz-Vocals, abgehendem Publikum und einer guten Songauswahl.
Besonders bemerkenswert: Death Metal-Mitsingparts ("och och"). Genialer
Gig.
VADER spielten einen routinierten Gig runter, bei dem nicht viel passierte.
Jemand sollte sie mal zwingen ihre "Silent Scream"- und "Raining
Blood"-SLAYER-Coverversionen zu spielen, dazu muss in 40 Minuten einfach
die Zeit sein, denn zumindest "Raining Blood" kennt nun wirklich auch der letzte
Dorfspack, während die VADER-Alben sich zwar ganz gut verkaufen, aber noch
lange nicht den Bekanntheitsgrad von SLAYER haben.
ZYKLON konnten die hohe Vorgabe von SIX FEET UNDER halten und
überzeugten live so richtig.
NAPALM DEATH traten Arsch. Viel mehr kann man dazu nicht sagen. Abgeschlossen
wurde das Set von einer DEAD KENNEDIES-Coverversion. Die 5-Sekunden-Songs
waren besonders umjubelt, aber auch "Suffer The Children" und andere All-Time-Classics.
Und dann war es auch schon halb fünf am Morgen, die Sonne war schonwieder am
Aufgehen und ich gönnte mir wohlverdienten Schlaf im nassen Schlafsack, aber
immerhin im trockenen Auto statt im nassen Zelt.
Samstag
Der Regen liess nach und setzte nur noch vereinzelt ein, z.B. wenn man grade
erst aufgewacht ist und merkt dass man JETZT SOFORT SCHNELL und am besten vor zwei
Stunden aufs Klo muss, dann prasselte es aber so richtig runter (ich meine
jetzt den Regen, ihr Gelbduscher). Zum Glück
nie lang genug um richtigen Schlamm/Matsch entstehen zu lassen.
DESCTRUCTION konnten nicht begeistern. Trotz Best Of-Set und Auftritt
von Tängtren bei einem Song ging die Masse nicht recht ab und das Moshpit
war nie grösser als 10-20 Leutchen. Sollte etwa rausgekommen sein dass
DESCTRUCTION nix können? "Mad Butcher" und "The Butcher strikes back"
waren die Höhepunkte eines eher langatmigen 50-minütigen Sets.
DEVIN TOWNSEND
war klar der Gewinner des Festvials, mit einem Set bestehend aus all seinen
bisherigen Werken all seiner Projekte (ausser PUNKY BRÜSTER, aber da erschien ja auch nie was von,
wäre aber eventuell angesichts des Punk/Hardcore-Publikums nett gewesen)
überzeugte er euch den letzten Zweifler im Publikum von
seinem Genie. Los ging's mit "Seventh Wave" von "Ocean Machine", dann kamen
"Velvet Kevorkian", "All Hail The New Flesh" und "Oh My Fucking God" von
STRAPPING YOUNG LAD - "City", dann etwas "Physicist" und am Ende wieder
STRAPPING YOUNG LAD mit "SYL". "Far Beyond Metal" von der STRAPPING YOUNG
LAD-Live-Scheiblette "No Sleep 'Till Bedtime - Live in Australia"
kam nicht dran. Machte
aber nix, denn DEVIN TOWNSEND konnte auch so jeden begeistern. Speziell
die Harmonien aus Bass, zwei Gitarren und Synthi/Keyboards/fertigen Samples
erzeugten einen fast unglaublich feinen Sound-Teppich, den ich so einer
Festival-PA nicht zugetraut hätte. Da zeigt sich wohl wer den besseren
Sound-Ingineur dabei hatte. Ausserdem war es mal schön, alle Projekte von
DEVIN TOWNSEND an einem Stück zu hören. Die Songauswahl war Spitze, und die 60
Minuten erschienen nicht nur mir viel zu kurz. Auch der Humor kam nicht
zu kurz, als Begrüssung gab's ein nettes, richtig lieb gesprochenes
"Hey You! Fuck You!", was wirklich fast niemand ernst nahm. Auch an
allen anderen Ecken und Enden zeigt sich DEVIN TOWNSEND als Metal-Satiriker,
sei es bei den Albentitel oder bei der Art und Weise wie Lyrics abgedruckt
werden und was sie mit dem tatsächlichen Text zu tun haben, von den live
vorgetragenen Texten ganz zu schweigen.
In der anschliessenden Nachtveranstaltung "Saturday Night Fever" war PAIN
als erstes dran.
Peter Tängtren kotzte während des Gigs (verlies dazu aber immerhin
kurz die Bühne),
zwei neue Songs wurden gespielt, einer davon hat noch keinen Namen
("This Song is called... uhm... its name is... well I don't have a clue")
und bei einem der anderen beiden Songs entfiel ihm
der halbe Text, ansonst war seine Leistung aber überzeugend.
Merkwürdig die Bühnendeko aus Festival-Bauzäunen mit weisser Plane darüber
(wie überall auf dem Festival, zumindest da wo noch keiner dagegengepisst
hat). Nunja, vielleicht ist die "echte" Deko ja abhanden gekommen. Jedenfalls
war's ein guter Gig.
Warum ich die folgenden NASHVILLE PUSSY angesehen habe weiss ich selbst
nicht so genau, jedenfalls kann man sie treffend als Mischung aus AC/DC und
Country bezeichnen. Und so klingt das dann auch, und so abwechslungsarm ist
das ganze dann. Mutmaßlich soft veranlagte MOTÖRHEAD-Fans fanden den Gig jedenfalls
gut, und instrumental und vom Sound her war alles im grasgrünen Bereich.
Sonntag
Schönes Wetter ist schön, aber wenn man schon beim Aufwachen feststellen
muss dass man sich im Schlaf einen Sonnenbrand eingefangen hat (und das durch
ein geschlossenes Autofenster), dann ist das ziemlich übel. Sonnenschutzfaktor
20 konnte mich nicht davor retten am Ende des Tages mit orange-roter Haut
rumrennen zu müssen. Immerhin war es recht windig, so dass Staub sich gar nicht
erst bilden konnte und die empfundenen Temperaturen waren so einigermaßen erträglich.
Schatten war trotzdem gefragt, und die Getränkeverkäufe sind sicher auch
besser gelaufen als die Tage zuvor, auch wenn inzwischen schon einige Alkohol-Leichen
des Gelände verzierten. Und so begann der Tag dann doch recht friedlich.
MAMBO KURT nervt mich inzwischen nur noch, er fuhr genau die gleiche
Show auf wie letztes Jahr im VIP-Zelt.
Am Abend davor spielte er übrigens ebenfalls im VIP-Zelt, damit die VIPs
sich mal so richtig vollaufen lassen können ohne ihn am nächsten Morgen
um 12:30 (erster Gig des Tages) zu verpassen. Geboten wurde das Set aus
Alleinunterhalter/Hochzeitsfeier-Band-Coverversionen von Hardrock- und
Metal-Klassikern, z.B. "Paradise City", aber auch von NIRVANA und TYPE O NEGATIVE,
zumindest wenn man meinen verschwommenen Erinnerungen vertrauen kann.
Dem Vernehmen nach kam MAMBO KURT bei seinem Gig für die Besucher des
Festivals ziemlich gut an, was ja auch kein Wunder ist, denn sie hatten
das erste Mal Gelegenheit ihn zu sehen, und einen gewissen Unterhaltungswert
kann man ihm einfach nicht absprechen, schon garnicht nach 27 Bier, 9 Wodka
Lemon, 2 Joints, 4 Meter Koks, einem Eimer Pattex und einem A4-Bogen LSD, oder
mindestens drei dieser Posten (Das Gesundheitsministerium warnt: Nehmen Sie
immer eine ungerade Anzahl von verschiedenen Drogen, sonst heben sich die Effekte möglicherweise
gegenseitig auf).
4LYN sind eine deutsche "Nu Metal"-Band, die irgendwie mehr nach Alternative/Indie/Crossover
klingt, also quasi "Nu Nu Metal". Ahja, und sie werden zufällig auch dauernd
auf MTViva rauf und runter gespielt, haben deswegen auch schon ordentlich
Verkäufe von ihrem Debut-Album und diversen EPs/Singles, die in unserem Mag
nicht besprochen wurden, da wir uns mit sowas ja eigentlich nicht abgeben.
Aber anschauen kann man sich's ja mal. Positiv ist mir aufgefallen, dass
4LYN nicht versuchen mit irgendwelchen Larifari-Show-Elementen von der Musik
abzulenken, und die Kommunikation mit dem Publikum verlief auf einer sehr
natürlichen Basis. Höhepunkt des Set war der Hit und gleichzeitig die erste
Single-Auskopplung mit dem aussagekräftigen Titel "Whoo". Im 30-minütigen Set
war neben der zweiten Single "Bahama Mama" wegen den relativ langen
Kommunikationsphasen nicht mehr viel Platz für andere Songs, so das
insgesamt nur ca. sechs Songs gespielt wurden. Kamen ganz gut an,
und untalentiert sind sie auch nicht. Live sind die jedenfalls echt nicht
schlecht...
JUDAS PRIEST brachten ein Best-Of Set und nichts vom neuen
schrecklichen Album, u.a. "Blood Stained Lies", "Victim Of Changes", "The Ripper",
"Diamonds And Rust", "Breaking The Law", "Painkiller". An Show-Elementen
gabs viel Lichtspielchen in der Abenddämmerung, das obligatorische Motorrad
vor "Painkiller" und als einzige Band des Tages Zugaben und schrecklich-gruslige
Mitsingparts. Bei den ersten Songs lief der Ripper in einem mega-peinlichen
70er Jahre Spigelplatten-Anzug rum, ansonsten wirkte das Stageacting aber
ziemlich überzeugend. Das seltsame permanente Gitarrenkopf-rauf-runter-Gezappel
muss wohl ein PREIST-Trademark sein.
Sicherlich ein gelungener Gig für PRIEST-Fans, für den Rest der Welt unter
Berücksichtigung der Tatsache dass diese Band die einzige "True"-Metal Band
des Festivals war wohl eher mau (SAVATAGE zähle ich jetzt mal nicht dazu).
Organisation: Nix zu meckern dieses Jahr, keine nennenswerten Schlangen, keine Probleme.
Nur vielleicht dass wir nicht wie versprochen auf der Gästeliste standen, aber
dank guter Vollquatsch-Skills sind wir trotzdem reingekommen.
Ansonsten besonders bemerkenswert:
Urteil: WFF-Organisation ging ok,
DEVIN TOWNSEND und MOTÖRHEAD retten die musikalische Seite.
Und für die True Metaller mit dem 1-Tages-Ticket gab's JUDAS PRIEST, die
aber ansonsten niemand wirklich sehen wollte. WFF rules!
01. Einleitung
+ sehr gute Bandauswahl
+ sehr gute Stilvielfalt
+ zwei Bühnen sind optimal
+ für die ersten Reihen gabs kühles Naß aus dem Schlauch
+ fließender Durchgang beim Rein- und Rausgehen
+ sehr gute Ortsnähe mit guten Einkaufsmöglichkeiten
+ saubere Dixies
+ Shuttle-Busse
+ dezente Security
- Shuttle-Bus Takt nicht immer optimal
- zu wenig Security auf dem Campingplatz
- kein fließendes Wasser auf dem Campingplatz
01. Einleitung
(THE MIGHTY SCI!)
(THE MIGHTY SCI!)
Noten:
++ ... Geil ohne Ende!!!
+ ... Super!
= ... Mittelmäßig
- ... Enttäuschend
-- ... Unter aller Sau!
10:30-11:10 ... rival
11:20-12:10 .-. RHAPSODY
12:25-13:10 ++. JAG PANZER
13:25-14:10 ... bonfire
14:25-15:15 ++. TITAN FORCE
16:40-17:40 ++. GAMMA RAY
18:00-19:00 .=. FOZZY
19:20-20:30 .+. NIGHTWISH
21:00-23:10 ++. SAXON
Zugaben:
Crusader,
Solid Ball Of Rock; Wheels Of Steel; Demin & Leather
(DOCFRED)
10:15-10:50 ++. MÄGO DE OZ
11:05-11:40 .+. TANKARD
11:50-12:30 .=. VANDEN PLAS
12:45-13:30 ... shakra
13:45-14:30 .-. IRON SAVIOR
14:45-15:30 .+. CANDLEMASS
15:45-16:40 .=. RAWHEAD REXX
16:55-17:55 ++. NEVERMORE
18:15-19:25 .+. doro
19:55-20:50 .-. HALFORD
21:30-23:00 ++. SLAYER
Ausverkauftes Haus.
Die Oberhausener Arena bietet einen hervorragenden Sound in einem erstklassischen Setting.
Punkt 20:00 Uhr beginnen PAIN OF SALVATION einen atemberaubenden Gig der genau nach 50 Minuten leider endet. PAIN OF SALVATION glänzten mit ausgesprochen guter Spiellaune, sympathischer Ausstrahlung und perfekten Vocals. Man merkte ihnen an, dass sie ihre Chance im Vorprogramm von DREAM THEATER nutzen wollten. Und ich bin überzeugt, für sie war das Konzert ein Triumphzug. Ich zumindest ziehe los und besorge mir die CDs, die mir von PAIN OF SALVATION noch fehlen. Großartig! Und für mich die Matchwinner des Abends.
21:15 Uhr, DREAM THEATER! Ich bin nun wirklich ein Die Hard Fan, aber diesmal war's zu viel. Drei Stunden endloses Dream Theater "Schau-mal-was-ich-alles-drauf-hab" Gefiedel. Hilfeee!!
Der Opener war mit "The Glass Prison" schon klasse gewählt und ließ einiges erwarten. Danach fiedelten sich DREAM THEATER, aber wirklich, zwei Stunden durch namenlose Songs (Konnte einfach nichts mehr auseinanderhalten!) aller ihre Scheiben. Gnadenlos perfekt. gnadenlos heavy, gnadenlos kalt. James La Brie ging mir (Sorry!), irgendwann, aber so was von auf die Nüsse mit seinem häääääääHÄÄÄÄÄÄ Geplärre. Schade!
Ich schaute mich ständig nach meinen Nachbarn um, von wegen Selbstreflexion, und so, aber auch die standen zeitweise ratlos und gelangweilt herum. "Hallo James, man darf auch mit dem Publikum sprechen", hätte man zurufen wollen.
Ok ok, nach "Pull me under" inclusive eingestricktem "Master of Puppets" hatten sie das Ruder, für mich jedenfalls, herumgerissen. Die Zugabenauswahl mit u. a. "Home" und "Take the Time" war 1a gelungen und die ganze Schose gut zu Ende gebracht. Endlich Bewegung im Innenraum und Tschüß.
Ein Wehmutstropfen ist geblieben: Drei Stunden DREAM THEATER halte ich nicht mehr durch. Auf jeden Fall nicht bei der Songauswahl, wie gehabt.
Wie immer gilt: kleingeschriebene Bandnamen haben wir nicht gesehen,
GROSSGESCHRIEBENE haben wir gesehen. Dieses waren wir mal mangels
Akkreditierung und anderen Problemen der Reaktionsmitglieder nur zu
zweit, weswegen wir über einige Bands weniger berichten können als üblich.
++ Geil ohne Ende!!!
+ Super!
= Mittelmäßig
- Enttäuschend
-- Unter aller Sau!
finntroll
impotent sea snakes
w.a.s.p
DOUBLE MEGA-STAGE PARTY-STAGE
10:00-10:45 ... deceased 10:00-10:45 ... nostradameus
11:00-11:45 .+. STIGMA IV 11:15-12:00 ... nightfall
12:00-12:45 ... carnal forge 12:30-13:15 ... soilwork
13:00-13:45 ... lacuna coil 13:45-14:30 ... blackshine
14:00-14:45 ... holy moses 15:00-15:45 .+. CAGE
15:00-15:45 ... NAPALM DEATH 16:15-17:00 ... KAMELOT
16:00-16:45 .+. EXCITER 17:30-18:15 ... nasum
17:00-17:45 .=. PRIMAL FEAR 18:45-19:30 ... EXHUMED
18:00-18:45 .-. PAUL DI ANNO 20:00-20:45 ... sonata arctica
19:00-19:45 ... nevermore 21:15-22:00 ... mortician
20:00-21:00 ... OVERKILL 22:30-23:15 ... desaster
21:15-22:15 .+. THERION 23:45-00:30 ... the haunted
22:30-23:45 --. HELLOWEEN 01:00-01:45 .=. EXUMER
00:00-01:30 .++ SAXON 02:15-03:00 ... rawhead rexx
01:45-02:45 .+. DIMMU BORGIR
Wie oft sich diese Band aus rechtlichen Gründen bereits umbenennen mußte,
aufgegeben hat sie nie. Und das ist auch gut, denn was die österreichischen
Power-Metaller so alles in petto haben, das gehört zweifelsfrei in die
oberen Etagen! Neben hochkarätigem Eigenmaterial der Marke "Room Eleven"
(klasse als Opener!), "Greed Machine" oder dem überlangen "Fool III"
bewies Ritchie Krenmaier, dass er zu den besten Sängern der gesamten
Brance gehört. Beim IRON MAIDEN-Cover "22 Acacia Avenue" bewiesen STIGMA
IV außerdem, dass EIN Gitarrist manchmal besser kommt als drei. Aber
Adrian Smith ist bei MAIDEN eh nur der Hampelmann, somit können wir diese
auf zwei reduzieren. Aber ist schon peinlich für ne Institution wie
MAIDEN, wenn ein Cover besser klingt als das Original.
(THE MIGHTY SCI!)
Eine der Aufsteiger des Jahres. Das gutklassige Debütalbum "Astrology" hat
auch bei mir seine Spuren hinterlassen und Sänger Sean Peck war live
keinen Deut schlechter als auf dem Silberling. Von diesen Amis werden wir
in Zukunft bestimmt noch so einiges Hören. Auch wenn sich vor der Bühne
verdächtig wenige Headbanger eingefunden hatten - wenn auf der Stage
nebenan NAPALMTOD grunzen, ist das kein Qualitätsmerkmal, sondern eine
Sondierung der Massen Richtung Bekanntheitsgrad.
(THE MIGHTY SCI!)
Jaja, NAPALM DEATH sehe ich jetzt zum dritten oder vierten mal innerhalb
von drei Jahren auf dem WOA bzw. WFF. Neu an diesem Gig war, dass er auf
der riesengrossen rechten Mega Double Stage stattfand, so dass sich die
Band tatsächlich mal nicht die Gitarrenköpfe gegenseitig ins Gesicht
schlagen musste. Die Songauswahl war weitgehend identisch mit der vom
WFF dieses Jahr, allerdings gab's weniger unter 10 Sekunden lange Rotz-Stücke.
Irgendwie schade. Der Sound war für NAPALM DEATH-Verhältnisse in Ordnung,
zu schlecht für NAPALM DEATH kann er ja nichtmal in Wacken sein :-) Spielerisch
war die Bands in höchstform, unglaublich wie präsize die Band ihre
halbsbrecherischen Bollerstücke live spielen kann. Das Publikum war davon
sehr angetan. Sehr guter Gig.
(BAD PEON)
Ich kann mich nicht daran erinnern, von dieser Band jemals einen schlechten
Auftritt erlebt zu haben. EXCITER geben von der ersten bis zur letzten
Minute Vollgas, brettern durch ein Best-Of Programm der Sonderklasse und
begeistern mit ansteckend guter Laune. Aber mal ehrlich: kann man bei
Alltime-Klassikern wie "Violence And Force", "Long Live The Loud", "Rule
With An Iron Fist", "Rising Of The Dead", "Stand Up And Fight" oder "The
Dark Command" auch nur IRGENDWAS falsch machen? Kann man nicht! Das
Publikum moshte sich in Exstase und schwebte auch noch zig Minuten nach
diesem Auftritt im metallischen Paralleluniversum. Jacques Belanger
gehört eh zu den besten Shoutern der Welt und John Ricci ist an der Gitarre
unschlagbar. Schade nur, dass der Sound völliger Matsch war und die
Instrumente stellenweise nur zu erahnen waren. Egal - EXCITER sind geil
und nur das zählt.
(THE MIGHTY SCI!)
Allein schon bei Nennen des Namens bekam ich die ersten zwei Alben lang
immer Ausschlag, wurde weiß im Gesicht und mußte mich übergeben. Schlechte
Songs, ein kreischender Ralf Scheepers, welcher damals bei GAMMA RAY noch
singen konnte und ein Image für'n Arsch. Doch mit "Nuclear Fire" rösteten
die Jungs besten deutschen Metal-Kaffee zusammen und konnten auch bei mir
endlich Punkte verbuchen und ernst genommen werden. Nicht so bei diesem
Auftritt. Die Band stand irgendwie entweder lustlos in der Gegend rum oder
betrieb ein zum einschlafen langweiliges Stageacting. Die ähm "Verkehr"
mit dem Publikum war desaströs scheiße - mensch Ralf! Steck Dir Deine
"AAaahahaaa" und "oooohhhooooo"-Chören doch in den Arsch bei einer Spielzeit
von 45 Minuten! Die Stücke vom nuklearen Feuer-Album kamen zwar gut,
die älteren dagegen umso weniger und so bleibt die Band live in eher
mulmiger Erinnerung zurück.
(THE MIGHTY SCI!)
Viele Leute sind der Meinung, Bruce Dickinson wäre der beste Sänger, den
IRON MAIDEN je hatten. Manche jedoch sind der Meinung, IRON MAIDEN hatten
nach Paul DiAnno NIE WIEDER einen SÄNGER gehabt. Eine Streitfrage also,
doch die seeligen "Iron Maiden" und "Killers"-Zeiten sind für Paul und
auch uns längst vorbei, auf Solopfaden wandert der Frontmann seit langem,
mal erfolgreich, doch meistens eher nicht. Letzters war leider auch in
Wacken der Fall: der symphatische Fronter, der einst das Potential hatte
mit Geoff Tate konkurrieren zu können, ist nicht mehr bei Stimme. Von
wilden Sauf- und Drogengelagen kaputtgeschunden, erklangen Sternstunden
der Heavy-Metal Kompositionskunst wie "Prowler", "Wratchchild", "Murders
In The Rue Morgue", "Running Free" oder auch Stücke vom KILLERS-Debüt
"Murder One" wie "The Beast Arises" (mit KULT-Ansage "this is a song
about my wife") - und man hätte am liebsten weglaufen mögen! Während die
Begleitband nicht mal ansatzweise den Spirit der Stücke einfangen konnte,
gröhlte Paul DiAnno sich in allergrößter Not durch das Programm, teilweise
sogar in allerbester Death-Metal Manier. Wäre an jenem denkwürdigen Abend
der Frontrülpser von NAPALM DEATH am Mikro gestanden - der Unterschied
wäre eher gering gewesen. Doch das Programm war dermaßen historisch, dass
nicht mal diese ganzen Zustände die Metalfans wirklich ums Feiern bringen
konnten. Verstohlen wischte ich mir ein paar Tränen aus den Augen und
ging hinfort...
(THE MIGHTY SCI!)
EXHUMED tragen auf der Bühne eine Kettensäge spazieren, ein Feuerspucker
spotzt zwischen zwei Songs genau zwei mal Feuer. Soviel zu überflüssigen
Show-Einlagen. EXHUMED scheinen weitgehend unbekannt zu sein, deshalb sei
hier mal kurz "deutsche Death/Core-Band" gesagt. Bestehend aus vier Mann
erzeugen EXHUMED einen ziemlich bösen Sound und ihre Songs sind zwar eintönig,
kicken aber ganz schön. Ihre Live-Qualitäten haben sie mit diesem Gig unter
Beweis gestellt, das Stageacting der Musiker kann durchaus gefallen.
Rausschmeisser war das CARCASS-Cover "Exhumed To Consume".
Einer der besseren Gigs.
(BAD PEON)
OVERKILL verdanken ihren älteren Alben eine ziemlich grosse Anhängerschaft,
und so war es beim Gig von OVERKILL dann auch rappelvoll. Die Band gilt
live als zuverlässig überragend, und sie sollte ihrem Ruf gerecht werden.
Geboten wurden alle essentiellen Hits und wenig neues Material, was das
Publikum der Band auch dankte. Die Stimmung war die bisher beste auf
dem WOA 2001. Der Knüller schlechthin war "In Union We Stand". Der Sound
war nicht so gut, selbst eine gnadenlos übersteuerte Gitarre wurde erst
nach minutenlanger Rückkopplung runtergeregelt. Offenbar waren die Leute
an den Reglern unfähig selbst irgendwas zu tun und wurden von jemandem
neben der Bühne ferngesteuert, der aber irgendwie was besseres zu tun
zu haben schien. Sei's drum.
(BAD PEON)
Nur EINEN Klassiker haben THERION in ihrem Leben zustande gebracht, doch
die meisten Bands schaffen ja nicht mal dies. "To Mega Therion" wird für
mich immer einer der großen Momente der Historie bleiben, doch was sind
die Jungs live im stande vorzuweisen?
Statt einem angekündigten Orchester bekamen wir lediglich massenweise
Chor-Sängerinnen und -Sänger zu hören, die Begleitung zu Krachern wie
"To Mega Therion", "Sodom And Gomorrha", "Seven Secrets Of The Sphinx"
der "Birth Of Venus Illegitma" intonierend, vervollständigt von einem
schweineguten IRON MAIDEN-Cover in Form von "Revelations". Der Auftritt
von Cheffe Christopher Johansson und Co. war makellos, fast schon perfekt,
eine ungemeine Spielfreunde riss das Publikum bis zum Schluß mit und so
wurde eine weitere Band enthusiastisch abgefeiert. Im Gegensatz zum guten
Paul sogar gerechtfertigt.
(THE MIGHTY SCI!)
Für mich persönlich endet die Geschichte HELLOWEEN's 1989 mit "Live In
The U.K.", danach benannte man sich in GAMMA RAY um und seither heißt
man so. Leider leider verhält es sich etwas anders und so hat man seit
1994 bei den Hamburgern einen ärgerlichen Kreischvogel mit Namen Andi
Deris am Start, dessen Gesang zu einer Hardrockkapelle wie PINK CREAM 69
zwar wie die sprichwörtliche Faust auf's Auge gepasst hat, aber zu
HELLOWEEN in etwa passt wie Blaze Baylay zu IRON MAIDEN - nämlich GAR
NICHT! Das traurige an diesem hundsmiserablen Auftritt war aber nicht,
dass Andi Deris Klassiker vom Schlage "I Want Out", "Eagle Fly Free",
"Future World", "Dr. Stein" und sogar noch "How Many Tears" (wann durfte
man seit seinem Einstieg so viele Klassiker auf einmal hören?) VERPFUSCHTE,
NEEEEEIINNN - auch bei den neueren Songs bot er uns eine elendig
schreckliche Gesangsleistung, dass einem speiübel wurde. Doch nicht nur
er allein, auch der Rest der Band wirkte lustlos, gelangweilt und öde.
Weiki spielte statt Gitarre lieber an seiner scheiß Kippe herum (darum
wurde die Gitarre vom Soundmixer scheinbar lieber gleich auf Lautstärke
Null gedreht), während außer Bass und Drums in den ersten 15 Minuten
eh nichts zu hören war. Ansagen? Fehlanzeige! Showeffekte? Fast gar keine.
Setzen! Sechs!
(THE MIGHTY SCI!)
Erstaunlich ist das schon. SAXON spielen mittlerweile jedes Jahr regelmäßig
auf einem Open Air (abwechselnd in Wacken und Balingen), die Songs sind
größtenweils immer die gleichen - und doch schaut man sich die Briten
IMMER WIEDER gerne an. Viel lieber als jede andere Band (JAG PANZER mal
außen vor gelassen), denn was Biff und Co. JEDESMAL für eine Spielfreude
an den Tag legen ist schon fast ungeheuerlich. Begleitet vom auf dem
Dachboden wiedergefundenen SAXON-Adler, welcher gigantisch über der Bühne
hing, gab's erneut eine NWoBHM-Vollbedienung mit tödlichen Hits wie
"Solid Ball Of Rock", "Crusader, "The Power And The Glory", "Princess Of
The Night", "Wheels Of Steel", "The Storm Arm Of The Law", "20.000 Ft."
und "The Eagle Has Landed" (mit herunterschwebendem Adler), aber auch
drei neue Songs "Metalhead", "Conquistator", "Cut Out The Disease", die
bewiesen, dass auch neueres Material noch Klassiker-Status besitzen kann.
Daran sollten sich JUDAS PRIEST mal ein RIESIGES Beispiel nehmen.
(THE MIGHTY SCI!)
Nicht zu verwechseln mit EXHUMED. Die deutschen Thrasher spielen in der
Oberklasse mit und haben mit "Possessed By Fire" einen tödlichen Klassiker
in Petto. Kein Wunder, dass man neben einem neuen Stück vom kommenden Album,
einem Song des zweiten, etwas arg SLAYER-lastigen und nicht ganz so
überzeugenden Albums "Rising From The Sea" ausschließlich Material dieses
Kultwerkes spielte, dessen Hymnen auf Titel wie "Fallen Saint", "Xiron
Dark Star", "Journey To Oblivion", "A Mortal In Black" oder eben "Possessed
by Fire" hören und echter "Teutonic Terror" sind. Die Band an sich wußte
da weniger zu überzeugen: Gitarren- und Baßfraktion bewegten sich nur
alle 15 Minuten einmal um sich am Arsch zu kratzen und beschränkten sich
ansonsten darauf, den tollen Bühnenboden zu bewundern. Im Gegensatz zu
Frontgaul Mem von Stein, der wuchtete und sprang durch die Gegend wie ein
Berserker und sorgte ganz alleine für Stimmung im Publikum. Licht und
Schatten also. Man ist auf die Zukunft dieser Reunion gespannt.
(THE MIGHTY SCI!)
DOUBLE MEGA-STAGE PARTY-STAGE
10:00-10:45 ... warhammer 10:00-10:45 ... trail of tears
11:00-11:45 ... cryptopsy 11:15-12:00 ... deströyer 666
12:00-12:45 .+. BRAINSTORM 12:30-13:15 .+. VINTERSORG
13:00-13:45 ... dark tranquillity 13:45-14:30 ... krisiun
14:00-14:45 ... metalium 15:00-15:45 ... soul doctor
15:00-15:45 .+. CULPRIT 16:15-17:00 ... tad morose
16:00-16:45 ... annihilator 17:30-18:15 .+. ARTCH
17:00-17:45 ... rage 18:45-19:30 ... tankard
18:00-18:45 ... subway to sally 20:00-20:45 ... JAG PANZER
19:00-20:00 .+. GRAVE DIGGER 21:15-22:00 ... naglfar
20:15-21:15 ... in flames 22:30-23:15 .+. OPETH
21:30-22:30 .+. NIGHTWISH 23:45-00:30 .++ DEATH SS
22:45-23:45 .+. HAMMERFALL 01:00-01:45 .+. DIE APOKAL. REITER
00:00-01:30 ... motörhead 02:15-03:00 .++ MÄGO DE OZ
01:45-03:00 .++ SODOM
Für mich eine der wenigen ertragbaren Teutonenmetaller. Sogar so ertragbar,
dass ich sie richtig gut finde. Aber auch erst seit ihrer Reunion, denn
ihren KOMPLETTEN Backkatalog der 80er finde ich überflüssig wie die Pest
(sieht man mal von "Heavy Metal Breakdown", welcher nicht ohne Grund der
einzige Song ist, der heute noch live gespielt wird). Jedenfalls war's
voll wie Hölle, die Luft war zum Schneiden, Spannung lag in der Luft und
das Publikum bebte. Kein Wunder, die Grabschaufler schnitten an jenem
Abend visuell und soundtechnisch alles und jeden mit, stand doch die
Veröffentlichung des ersten Livealbums der Bandgeschichte an und so ganz
nebenbei noch eine DVD. Mit Mitgröhlhymnen wie "Excalibur", "Lionheart",
"Knights Of The Cross", "The Reaper", "Circle Of Witches" oder "The Dark
Of The Sun" ist das ja schonmal songtechnisch gar kein Problem. Mit einer
gut gelaunten und movivierten Band noch viel weniger. Und so geriet der
Auftritt dieser Germanen zu einem Fest, an das man sicherlich gerne
zurückdenkt.
(THE MIGHTY SCI!)
"License To Kill", "Chain Of Command", "Future Shock", "Black", "Iron
Eagle", "Take To The Sky", "Shadow Thief" ... muß ich noch mehr sagen?
JAG PANZER zählen nicht nur für mich mittlerweile zu den besten Heavy
Metal Bands aller Zeiten und sind live einfach eine absolute Bank. Vom
ersten bis zum letzten Stück sangen die Fans mit, feierten mit Ausnahme-
Vokalist Harry Conklin, beteten ihn an und manche lagen sogar auf den
Knien und bangten sich erfurchtsvoll in Trance. AMEN.
(THE MIGHTY SCI!)
NIGHT IN GALES wurden auf die Wet Stage verschoben, und zwar "nach ARTCH",
die selbst auch ein paar hin- und her verschoben wurden. Angesichts dieses
unheimlich genauen Termins und der Tatsache dass sich diese Bühne ausserhalb
des Festivalgeländes befindet, so dass man bei der Rückkehr ins Festivalgelände
die Chance auf stundenlanges Warten am Eingang hat, wurde dieser Gig leider von
niemandem gesehen, der ihn sehen wollte, dafür aber von einigen gestressten
die zu den anderen Bühnen wollten. Glückwunsch an die Organisation!
(BAD PEON)
Während ihre Alben durch die Bank herausragende Klassiker darstellen,
lässt sich über die Livequalitäten der Finnen durchaus streiten: Tarja
erstarrt - einem Götzenbild ähnelnd - während des gesamten Auftrittes
vor dem Mikro, angestarrt aus tausenden von Augen, angebetet von Frauen
und Männern gleichermaßen, den Rest der Band zum notwendigen Beiwerk
degradierend. Dem Publikum war's egal, es feierte die Band ohne Ende ab,
wobei auch das Wort "abfeiern" hier maßlos übetrieben wirkt, denn der
Mob war den überwiegenden Teil des Auftrittes eben damit beschäftigt an
Tarja's Lippen zu hängen und gebannt zu lauschen um artig nach jedem
Song zu applaudieren. Ist das noch Metal? Oder doch eher die härteste
Oper der Welt? Vermutlich eine Melange aus beidem - NIGHTWISH schweben,
die Fans davor und wir standen daneben. Kritik? Nö, nur eine Feststellung.
Der Sound war spätestens nach dem zweiten Song makellos, genauso wie die
Band. Mancher würde sagen "steril".
(THE MIGHTY SCI!)
OPETH spielten scheinbar ihren ersten Festival-Gig überhaupt, so überwältigt
schien der Sänger von den Publikumsreaktionen. Ausser "Thank you so very
much" hat er bei den Ansagen auch nicht viel rausgebracht. Die Songauswahl
war in Ordnung, der Sound überdurchschnittlich und musikalisch war dieser
Gig sicher einer der besten auf dem ganzen Festival, sprich optimaler Gesang,
verflixt verfrickelte Gitarren ohne Hänger und Fehler. Der Kontrast von
cleanem Gesang und Growling und von entsprechend langsameren und intensiven
zu schnellen und aggressiven Passagen verleiht OPETH eine ganz besondere
Faszination, auch wenn die Songs für Festivals natürlich zu lang sind
(insgesamt nur sechs Songs) und für die Masse der Besucher auch nicht so
leicht zugänglich waren. Wer OPETH schon kannte, hat diesen Gig geliebt.
Unerklärlicherweise hat die Band 10 Minuten vor geplantem Ende die Bühne
verlassen. OPETH sind sicherlich keine typische Live-Band, aber mit etwas
Übung = Touren dürften sie sicherlich mehr Leute überzeugen können. Ahja,
wäre nett wenn man das nächste mal OPETH sehen könnte ohne dabei ständig
HAMMERFALL "hurra wir sind die heiligen Ritter hurra wir sind immer im Recht
hurra unsere Führer nehmen uns das denken ab hurra tralala" hören zu
müssen.
(BAD PEON)
Keine Band löst dermaßen kontrovärse Diskussionen aus wie HAMMERFALL.
Abgefeiert von sämtlichen Nachwuchs-Truemetallern dieser Erde während der
große Rest mittlerweile allein bei der Namensnennung Brechdurchfall mit
Himbeerjoghurt bekommt. Joacim Cans war an diesem Abend irgendwie nicht
bei Stimme - wenn er es denn je war und hüpfte zusammen mit der ganzen
Band ständig dermaßen übertrieben über die Bretter, dass so mancher das
Gefühl bekam, sie selbst hätten bereits üble Bauchschmerzen. Dennoch -
schnell artig mitgesungen bei Neoklassikern wie "Hammerfall", "Steel
Meets Steel", "Let The Hammer Fall" oder "Heading The Call" - kann ja
eh schon jeder auswendig. Beim völlig überflüssigen Drumsolo fiel ein
mehr als nur besoffener Headbanger mitten in die zentimeterhoch stehende
Pisse am Rande des ähm... "Moshpits" - ein grausames Schicksal, wie ich
finde. Fast so grausam wie eben erwähntes Drumsolo. Das Publikum agierte
übrigens trotz heruntergelassener Zugbrücke und überfrachteter Bühnenshow
eher zurückhaltend. Ich vermute es lag an bereits deutlich fortgeschrittener
Stunde, denn auch bei MOTÖRHEAD oder SODOM zeigte der Pulk deutliche
Verschleißerscheinungen in Punkto Stimmung.
(THE MIGHTY SCI!)
Kennt bei uns keine Sau, obwohl es die älteste Blackmetalband der Welt
ist. Sie wurde 1977 in Firenze (Italien) gegründet und ging aus einem
satanischen Zirkel hervor. Sie hielten bis zum heutigen Tage ohne größere
Zwischenfälle durch und wir verdanken ihnen WIRKLICH(!) furchtbar(!)
geniale(!) Horror(!)-Werke der Marke "Heavy Demons" oder "Black Mass".
Während die meisten Bands entweder gute Musik ODER eine spektakuläre
Bühnenshow bieten, waren DEATH SS schon immer in der Lage beides
gleichzeitig bis zur Vollkommenheit umzusetzen. Während der Opener "Let
The Sabbath Begin" mit krachenden Marschmusikrhythmen und mächtigen
Chören began, flimmerten über einer riesigen Leinwand bizarr-düstere
Filmausschnitte und der Frontmann wurde an einem leuchtenden umgedrehten
Kreuz auf die Bühne gebracht. Mönche, nakte Priesterinnen, Horror - eine
schwarze Messe wurde während des Auftritts intoniert und dazu unsterbliche
Metalhymnen wie "Heavy Demons", "Vampire", "Kings Of Evil", "Scarlet Woman",
"Horrible Eyes", "Cursed Mama" oder "Zombie" - eine unheimlich (gleich in
mehreren Belangen) geniale Show, die ein enormes Publikum anzog, trotz
der parallel spielenden MOTÖRHEAD, die dermaßen laut waren, dass man sich
nur noch näher Richtung DEATH SS-Bühne begab. Wer allerdings ZU WEIT vorne
stand, mußte bald lernen, was es heißt einer DEATH SS-Show beizuwohnen:
bald flog verdorbenes Fleisch und Tierblut ohne Ende in die ersten fünf
bis sieben Reihen - so richtig ekelig. Ekelig geil. DEATH SS zählen nicht
nur seit diesem Auftritt zu einer meiner Lieblingsbands - aber seit diesem
sind sie noch ein wenig höher gerückt in meinem Metalolymp. Zusammen mit
JAG PANZER, SAXON und MÄGO DE OZ für mich die vier besten Auftritte des
gesamten Festivals.
(THE MIGHTY SCI!)
Gar selten habe ich eine dermaßen alles über den Haufen rollendes Thrash-
Metal-Üngetüm gesehen wie die Jungs um Legacy-Redakteur Volkmar Weber.
Eine sich gnadenlos bis in die letzten Reihen walzende Knüppelfront, in
welcher verboten eingängige Melodien verwoben waren, bei der man sich
wünschte, die Apokalypse wäre ebenso erschreckend schön anzuschauen wie
diese Reiter anzuhören sind. Immer noch ratterten Lemmy und Co. Alkoholiker
auf der doppelten Megawhiskey Stage durch ein Best-Of Programm, welches
ohrenbetäubend nicht nur während des DEATH SS-, sondern auch während des
REITER-Gigs seine lärmenden Eindrücke hinterließ. Schnell noch ein wenig
in den ersten Reihen gebangt und dann richtung SODOM gebeamt...
(THE MIGHTY SCI!)
Hängetom Engelrippchen hatte mich nur eine knappe halbe Stunde, nämlich
DIE halbe Stunde, welche zwischen den Reitern und MÄGO DE OZ die Zeit
überbrückte und sich später während des Auftritts der Bigband aus
Spanien ebenso wie MOTÖRHEAD noch kilometerweit entfernt zu erkennen
gab. Zwischen "Bombenhagel", "Ausgebombt", "Wachtturm" einem neuen Stück
Namens "Napalm In The Morning" (wie geil!), "The Saw Is The Law" und
"Remember The Fallen" durfte man noch eine sehr interessante Bühnenshow
mit massig Effekten bewundern. Und ein Drumkit in Panzerform. Hundegeil!
(THE MIGHTY SCI!)
Ebenso wie DEATH SS leider, leider in Germanien noch viel zu unbekannt,
klang Wacken 2001 mit einer wirklich überzeugenden Band erhaben aus. Die
spanische Bigband, welche zwischen Flöte, Geige und anderen unmetallischen
Instrumenten eine hochgeile Mischung aus MAIDEN-Gitarren meets Folk
auftischte, welche von der ersten bis zur letzten Minute nicht nur zu
begeistern wußte, sondern auch noch spontan zum mitwippen animierte. Da
blieb niemand ruhig! Mindestens die Hälfte des Publikums bestand plötzlich
aus Spaniern (keine Ahnung woher die alle kamen, fielen mir vorher gar
nicht so auf) und unterstützten die Band nach bestem Wissen und Gewissen.
Da die Band verspätet auf die Bühne kam, wurde ihr Punkt 3h dennoch der
Saft abgedreht, was die Fans noch zu minutenlangen Sprechchören animierte.
Eine der besten Bands auf'm Wacken Open Air!
(THE MIGHTY SCI!)
(THE MIGHTY SCI!)
Einleitung
(THE MIGHTY SCI!)
(THE MIGHTY SCI!)
GROSS = haben wir gesehen/gehört, klein = nicht gesehen/gehört
10:45h - 11:25h ... solitude aeternus
11:40h - 12:20h ... BRAINSTORM
12:35h - 13:15h ... KAMELOT
13:30h - 14:15h ... VICIOUS RUMORS
14:30h - 15:20h ... KREATOR
15:35h - 16:30h ... ARMORED SAINT
16:45h - 17:45h ... ROSE TATTOO
18:05h - 19:05h ... URIAH HEEP
19:30h - 20:40h ... SAVATAGE
21:10h - 23:00h ... JUDAS PRIEST
Leider kamen wir durch die genannten Gründe nicht rechtzeitig aufs Gelände
und mussten den ersten paar Takten des BRAINSTORM-Gigs von außerhalb
lauschen, was mir gehörig stinkt, da BRAINSTORM zu meinen Lieblingspowermetalbands
neueren Alters gehören und sie an diesem Tag ein ordentliches
Set runterrissen. Die Eröffnung machte "Crush Depth" vom (immernoch)
aktuellen Output "Ambiguity" und sorgte trotz des noch recht jungen Tages
(ok, es war kurz vor Zwölf :-) ) für fliegende Matten und anständig Druck
in der Blutbahn! Danach folgte eine gute Zusammenstellung ihres
bisherigen Schaffens und den Fans wurden auch Stücke vom (meiner Meinung
nach) total unterbewerteten Debuts "Hungry" (welches ich hiermit nochmal
allen Lesern, die auch mal eine unsaubere Produktion verzeihen können,
ans Herz legen möchte) um die Ohren geschlagen. Insgesamt konnten mich
BRAINSTORM überzeugen und ich freue mich sowohl auf ein neues Release als
auch auf die nächste Tour!
(DOC FRED)
KAMELOT haben sich nach ihren beiden ersten Alben von einer urwüchsigen
U.S.-Powermetalband zu einer stark Euro-Metal beeinflussten Kapelle
gemausert. Mit ihren letzten Melodic-Metal Granaten spielten sie sich
in die Herzen der Fans und dies galt es in Balingen nun auch live
umzusetzen. Wobei die Reaktionen gespalten waren. Das Publikum feierte
Youngblood, Khan und Co. bei Stücken wie "Forever", "Karma", "Nights Of
Arabia" oder dem alten Klassiker "Call Of The Sea", doch die Performance
lies in mehreren Bereichen durchaus zu wünschen übrig. Roy Khan hatte
vermutlich einen schlechten Tag erwischt, traf bei weitem nicht alle
Noten richtig und wirkte mehr und mehr verunsichert. Auch Tom Youngblood
hatte schon bessere Tage gesehen und somit blieb unterm Strich ein eher
zwiespältiger Eindruck zurück.
(THE MIGHTY SCI!)
Ihre ersten vier Alben sind zeitlose Klassiker, danach ging's schon ein
wenig bergab und spätestens mit dem Tod von Ausnahmesänger Carl Albert
war die Band am Ende. Speziell die Gesangsversuche von Gitarrist Geoff
Thorpe, gegen die sogar das Rülpsen von Dave Mustaine eine ekstatische
Klangkathedrale darstellen, ließen sämtliche Fans von der Maas bis an
die Memel (huch!) verzweifeln und an Suizid denken. All dies war an jenem
denkwürdigen 29.06.2001 plötzlich vergessen! Frontmann Brian O'Connor
zeigte sich eines VICIOUS RUMORS-Sängers würdig (auch wenn Carl Albert
wie ein unerreichbares Denkmal über der Bühnenbeleuchtung schwebte) und
intonierte tödliche Geschosse wie "On The Edge", "Down To The Temple",
"Don't Wait For Me", "You Only Live Twice", "Digital Dictator", "March
Or Die" und "Abandoned" bestens und ohne Makel. Bravo! Verstärkt mit
ex-HEATHEN-Gitarrist Ira Black watet die Band künftig hoffentlich nicht
in die Zukunft, nein! Ich hoffe sie SPRINTET damit in die Zukunft. Nach
diesem gelungen Live-Comeback drücke bestimmt nicht nur ich dieser vom
Schicksal gebeutelten Band alle Daumen, sondern alle, die an jenem Abend
neben, hinter und vor mit standen und Klassikern lauschten, welche die
Metalszene nicht nur beeinflusst, nein, auch verändert haben.
(THE MIGHTY SCI!)
Wer hätte gedacht, dass Mille und Co. nach Alben wie "Outcast" und
"Endorama" wieder dermaßen den Thrash-Knüppel aus dem Sack holen und uns
alle damit richtig einen überziehen? Bestimmt niemand! Doch mal unter
uns: diese beiden Alben wurden zur VÖ von allen gekauften Magazinen
zuerst artig abgefeiert, da wurde von "Weiterentwicklung" und "Mut"
geschwafelt - und jetzt ziehen diese Arschkrampen plötzlich alle über
diese "Ausrutscher" her und gratulieren der Band zu ihren wiedergefundenen
Wurzeln. Verlogenes Pack! Ich nämlich finde sowohl "Outcast" als auch
den arg Gothic-Metal beeinflussten Nachfolger "Endorama" bis heute gut
bis sehr gut. KREATOR kreierten (sic!) mit beiden Alben einen überaus
eigenständigen Sound, der ihnen genauso gut zu Gesicht stand wie ihre
alten Scheiben. Und dass Experimente bei KREATOR durchaus glücken, haben
sie u.a. auch mit Industrial bewiesen. Nun gut, am heutigen Abend kreiste
die Abrißbirne in Gestalt von "Terror Zone", "Pleasure To Kill", "Extreme
Aggression", "Phobia", "Renewal", "Lost", "Flag Of Hate" oder "Tormentor"
über dem ganzen Gelände und drückte mit eiserner Geschlossenheit alle
Wände und Gitterstäbe dieser Welt in den Erdboden. Einen Ausblick auf den
neuen Thrash(!)-Kracher "Violent Revolution" gab's in Form von "Servant
In Heaven, King In Hell", welcher auf einen echten Klassiker hindeutet.
Ein hervorragender Auftritt einer hervorragenden Band.
(THE MIGHTY SCI!)
Dass die letzte ARMORED SAINT (Wieder-) Veröffentlichung "Nod To The
Oldschool" überall auf offene Arme stieß, bedarf keiner Erwähnung.
Dementsprechen kann man es sich auch sparen, breit zu treten, dass die
Fans und auch die Band ganz heiß darauf waren, den verpassten Gig vom
letzten Jahr nachzuholen und die Band regelrecht abfeierten während wir von
Bush erklärt bekamen, welche Whiskymarke nach Ansicht von ANVIL ("they're
canadians and they're alcoholics, so I believe them!" die beste der Welt
sei. John Bush selbst lief an diesem Tag übrigens mit einem "Fuck Bush"
T-Shirt rum - ob er sich damit aufgrund von Einsamkeit selbst promoten
oder ein Statement gegenüber seinem obersten Hirten abgeben wollte,
entzieht sich jedoch meines Kenntnis...
(DOC FRED)
Der wahre Spirit des Rock'n'Roll ist in Zeiten von Techno, House, Neo-Pop,
Dancefloor oder eines Pseudo-Heavy Metal Schmierblattes wie Metal Heart
in heutiger Zeit nur noch sehr selten vorzufinden. AC/DC oder MANOWAR
reizen sämtliche Klischees dieser vergangenen Zeit bis aufs äußerste
auch heute noch aus, leben ihn noch, diesen "Way of Rock'n'Roll" - eine
Band, die nie sehr im Vordergrund stand, aber seit Hunderten (hehe) von
Jahren bereits existiert, ist ROSE TATTOO. Angry (jawoll!) Anderson
schrie, spie, sang, klang, röhrte, schaubte sich wie immmer binnen
kürzester Zeit in Exstase, was bei schmutzigen Hymnen der Marke "Bad Boy
For Love", "One Of The Boys", "Nice Boys Don't Play Rock'n'Roll", "Rock'n'
Roll Is King" oder "Scarred For Life" ja auch kein Wunder ist! Das
Publikum sang spätestens nach dem zweiten Stück mit, die wenigen
Anwesenden, denen beim Namen ROSE TATTOO ein dickes Fragezeichen im
Gesicht stand (vermutlich Metal Heart-Leser), wußten sich ebenfalls binnen
kürzester Zeit Fan dieser Legende zu nennen (und künftig RICHTIGE Magazine
zu lesen) und somit bleibt mir nur noch eines anzumerken: JA! JAAA! JAAAA!
Peter Wells!!! Schieb mir Deine geile, heiße, unbarmherzig geniale
Slideguitar rektal... in alle Falschmetaller!
(THE MIGHTY SCI!)
Mitnichten ist das Bang Your Head ein Weicheier-Treffpunkt. Auf derartige
Gedanken könnte vielleicht jemand bei Namen wie den SCORPIONS (spielten
letztes Jahr auf'm BYH) oder URIAH HEEP schon kommen. Doch auch die
Stacheltiere aus Hannover waren mal hart (letztes Jahr wohl eher zart
aber herzlich) und auch URIAH HEEP passten stilistisch als willkommene
Abwechslung zwischen True- und Thrashmetalkaskaden. Wobei ich dazu leider
sagen muß - ich bin der einzige dieses Magazins, der bei ABBA, PINK FLOYD,
THE SWEET und URIAH HEEP nen Ständer kriegt - armes Deutschland! Wem's
bei Göttergaben wie "Stealin'", "July Morning (aaaaaaaaaaaaargxxx...
Wasser!!!)", "Gypsy" oder "Look At Yourself" nicht warm ums Herz wird,
der hat definitiv was falsch gemacht in seinem Leben. Etwas merkwürdig
war lediglich das Fehlen von "Lady In Black" - das ist in etwa so, als
wenn auf 'nem LED ZEPPELIN-Konzert "Stairway To Heaven", bei einem
MOTÖRHEAD-Auftritt "Ace Of Spades" oder bei JUDAS PRIEST Rob Halford
(HUCH!!) fehlt...
(THE MIGHTY SCI!)
Mit leichter Verspätung enterten dann endlich der Co-Headliner des Tages,
SAVATAGE, gegen 20:00 die Bühne und zogen meiner Meinung nach ihren
besten Gig der letzten paar Jahre durch! Mit Songs wie "Strange Wings",
"Sirens", "24 Hours Ago", "Believe" oder dem obligatorischen "Hall Of The
Mountain King" konnten SAVATAGE all ihre Fans hinter sich wissen und
überzeugten selbst Extremkritiker wie mich! Besonders der Umstand, dass
Jon "The Mountain King" Oliva einen Großteil des Songmaterials wieder
selbst sang trug viel zur Atmosphäre bei und begeisterte die Fanschaar,
die sich vor der Bühne versammelt hatte. Songs, die Jon nicht selbst sang
(z.B. "Chance"), teilte er sich mit dem neuen Shouter Damond Jiniya,
welcher - für einen ex-Gothic Sänger obligatorisch - komplett in Schwarz
und leicht geschminkt auf der Bühne umher wandelte. Allgemein passte sich
Damond wunderbar in Savatage ein und die Band wirkte als eine Einheit.
Der gesamte Auftritt wirkte auf mich sehr versöhnlich, läßt mich das
bessere Demotape "Poets And Madmen" vergessen und bereitet Appetit auf
die nächste Headlinertour sowie ein Entschädigugnsalbum! Halt Dich ran,
Mountain King!
(DOC FRED)
Die *hust* "Headliner" des ersten Abends betraten gegen Viertel nach Neun
die Bühne. SAVATAGE hatte ich leider wegen fehlenden Schlafes in der
Vornacht verpennt (ich ruhte in Frieden, kein besoffenen Fans raubten
mir mit unerbärmlichem Lärm mitten in der Hauptverkehrszeit des Festivals
den Schlaf) und wenn ich gewußte hätte, was da auf mich zukommt, ich
hätte getrost weiter in tiefsten Frieden von willigen Weibern und vollen
Bierfässern träumen können. Anfangs gab's ein paar Klassiker (um die
Fans einzustimmen), doch als die Stimmung langsam aufkam, demolierte (sic!) die
Band alles und jeden mit absolutem NuMetal-Schwachsinn wie "Machine Man",
"One On One" und ähnlicher tödlicher Kacke die keiner hören wollte und
in tausend Jahren nicht will. Im letzten Drittel gab's wieder
versöhnlicheres, aber das war auch nur am Rande positiv anzumerken, denn
Rapper (so nennen wir ihn seither) Owens hatte seine Tage (oder war er
vom vielen Mösen-Schlecken einfach nur heißer?), der Rest der Band hatte
keine große Lust und ich hatte Frust. Da konnten auch die Klassiker
nichts mehr reißen und am erbärmlichsten war die Verstümmelung des Joan
Baez-Klassikers "Diamonds And Rust" in einer Doom(?)-Version... mein
(Metal-) Gott! Komm zurück! In der darauffolgenden Nacht träumte ich von
LIMP PISSKID, SLIPKNOTEN und W. Götzl Kühnepose... schweißgebadet sollte
ich wenige Stunden später wieder einigermaßen nüchtern erwachen um einer
besseren (Metal-) Zukunft entgegenzusehen...
(THE MIGHTY SCI!)
10:40h - 11:20h ... EIDOLON
11:30h - 12:10h ... SQUEALER
12:25h - 13:10h ... ANVIL
13:25h - 14:15h ... HELSTAR
14:30h - 15:30h ... COMPANY OF SNAKES
15:45h - 16:45h ... six feet under
17:00h - 18:00h ... AXEL RUDI PELL
18:20h - 19:30h ... MEGADETH
19:50h - 21:00h ... stratovarius
21:15h - 23:00h ... DEE SNIDER
Kanadier sind das und warum mir ihre Alben bisher relativ am Arsch
vorbeigingen machte auch dieser Live-Gig klar: gute Musiker mit hoher
Spielfreunde und hochmotivierter Ehrlichkeit spielen total eintöniges
Songmaterial, welches nach einigen Songs ob der frühen Stunde zum
munteren Weiterschlafen einlud. Die nächste Band sollte mich überzeugen,
warum Plattenbörsenbesuche zu früher Morgenstunde in der Regel wesentlich
gehaltvoller sind als sich die Haken abzustehen.
(THE MIGHTY SCI!)
Das hier ist für mich eine der derzeit überbewertetsten Bands Germaniens.
Sie haben durchschnittliche Songs, durchschnittliche Musiker und sind
total langweilig. Da half es auch nicht viel, dass sich die Jungs
(immerhin) bemühten. Ist wie mit den Bürgern von Schilda - hatten stets
gute Ideen und vergaßen ständig das Wichtigste: Fenster und Türen - oder
im Falle von SQUEALER - gutes Songwriting, gute Solis, gute Riffs und gute
Stimmung.
(THE MIGHTY SCI!)
"Metal On Metal", "Forged In Fire", "March Of The Grabs" - noch Fragen?
Reihenweise Thrash-Klassiker - wer hält das aus? Das Bier floss in
Strömen, die Sonne schien und ANVIL waren Gott, sind Gott, werden es
immer gewesen sein tut.. ähm... ich bänge...
(THE MIGHTY SCI!)
Wie soll das jemand aushalten? Erst ANVIL und jetzt auch noch HELSTAR?
Ich vermute einen gezielten Mordanschlag der Veranstalter. Allerfeinster
U.S.-Metal aus allen Schaffensperioden wurden uns da ohne Unterlass vor
die Lauschlappen geschleudert, da braucht's gar keine Songtitel... nagut,
wenn Ihr unbedingt wollt... "Angel Of Death", "The King Is Dead", "Winds
Of War", "Remnants Of War", "Shadows Of Iga", "Ev ..." hallo? hallo? Mist!
Ohnmächtig... nagut, erstmal ein Bier und dann gibt's weißte Schnecken
äh... WHITESNAKE...
(THE MIGHTY SCI!)
Wie inzwischen hinlänglich bekannt, handelt es sich bei dieser "Company"
um nicht anderes als eine WHITESNAKE-Nachfolgekapelle, wobei dieser Fakt
mit den Originalmitgliedern Micky Moody, Bernie Marsden und Neil Murray
untermauert wird. Neben einem mir unbekannten Keyboarder sorgte auf alle
Fälle Sänger Stefan Bergren immer wieder für offene Münder und Ohren,
könnte er doch stimmlich ohne weiteres der Zwillingsbruder von David
Coverdale sein. Aber an diesem Abend spielte die ganze Band tight
zusammen, allen voran die blusigen Gitarrenduelle der Altmeister Moody/Marsden,
welche Klassikern wie "Ain't No Love In The Heart Of The City",
"Walking In The Shadows Of The Blues", "Don't Break My Heart Again" und
dem intergalaktischen "Here I Go Again" die Krone aufsetzten und für die
eine oder andere Gänsehaut sorgten. Und das lag keineswegs am Wetter!
(THE MIGHTY SCI!)
Die Auftritte von Axel Rudi Pell sind mir auf Open Airs in den letzten
Jahren viel lieber geworden wie seine regulären Tourneen. Grund: wenn
nicht viel Zeit ist, sich dem Publikum vorzustellen, dann beschränkt man
sich meist nicht nur auf ein Best-Of Programm, sondern fährt auch die
enorm ausufernden Solo-Eskapaden an Gitarre, Keyboard und Drums deutlich
herunter. Axel macht bekanntlich nie einen Hehl aus seiner (platonischen(?))
Liebe zu Ritchie Blackmore, so dass Stücke welche auf dem Studioalbum
fünf Minuten dauern live ganz schnell zu 15-20 Minuten mutieren können.
Nicht so hier: Mr. Pellmore hatte mal wieder eine gigantisch gute Band
am Start, von Keyboarder Ferdy Doernberg noch groß zu erzählen hieße Geld
zum RockHard zu tragen, Frontmann Johnny Gioeli kann nicht nur bestens
singen, sondern weiß auch noch hervorragend das Publikum zu unterhalten
und dann wären da noch Bassist Volker Krawczak und Drum-Schlächter Mike
Terrana - was will man zu so einem Line-Up groß sagen? Im Laufe der Show
lieferten sich Axel und Ferdy sogar ein hochgeiles Keyboard/Gitarre-Duell
der Extaseklasse, wie wir es seit seeligen Lord/Blackmore-Zeiten nicht
mehr erleben durften. Da fehlt jetzt nur noch eines... achja... die
Songs. "Fool Fool", "Call Her Princess", "Tear Down The Walls", "Carousel",
"The Masquerade Ball/Casbah" (als Medley), "Snake Eyes", "Warrior" - noch
Fragen? Nein? Setzen! Note 1!
(THE MIGHTY SCI!)
Dave Mustaine ist ein SCHEISS(!) SÄNGER(?)! Jawoll! Das ist meine Meinung
und die wird sich auch in 1000 Jahren nicht mehr ändern. Davon abgesehen,
dass die letzten Werke der Band völlig belanglos und langweilig waren und
auch die Frühwerke in meinem Metaluniversum längst nicht DEN Stellenwert
besitzen, welcher ihnen von der gekauften Presse immer zugesprochen wird.
Doch werden wir ein wenig objektiver: das Stage-Acting, die Stimmung und
die instrumentelle Umsetzung der gesamten Band waren an diesen Abend
durchaus gut bis sehr gut, wobei die Band von der guten Stimmung des
Festivals sichtbar mitgerissen wurde. Dabei wurde ein Best-Of Set geboten,
bei welchem auch der völlig erschöpfte Verfasser dieser Zeilen zumindest
im Sitzen interessiert zuhörte. Ich rede hier von Alltime-Klassikern wie
"Peace Sells", "Holy Wars", "Tornado Of Souls", "In My Darkest Hour" oder
auch "Symphony Of Destruction" vom Album "Countdown To Extinction", mit
welchem MEGADETH damals fast in METALLICA-Verkaufsdimensionen schossen.
Zumindest in den USA. Auch Stücke neueren Datums wie "Return To Hangar"
oder "Motor Psycho" passten zwischen all diesen großen Vorlagen gut ins
Set, wobei auf Griffe ins Klo glücklicherweise verzichtet wurde, sprich: es
blieb bei ganz wenigen Stücken aus der MEGADETH-Neuzeit, so dass am Ende
(wie eben üblich) nur EINE riesige Wolke den sonnigen Auftritt ein wenig
trübte: der brutal schlechte Gesang des Bandkopfes.
(THE MIGHTY SCI!)
Dass sich das gesamte Bang-Your-Head Festival eigentlich nur um den Auftritt von
DEE FUCKIN' SNIDER gedreht haben konnte, wird an verschiedenen Dingen deutlich.
Zum einen waren die Fans zum Schluss so angespannt, dass alles und jeder fanatisch
begrüßt wurde, der die Bühne betrat - auch wenn es nur ein Roadie war, der einen
Mikrofonständer richten wollte. Hätte man Kermit den Frosch auf die Bretter geschickt,
wäre er wohl als King Of Metal abgefeiert worden! (Anmerkung: Und er hätte diesen
Titel im Moment auch mehr verdient als die selbstherrliche Truppe um Joey DeMaionaise,
die einfach nicht mit neuem Material rüberkommen will - aber das nur am Rande)
Egal ob grün oder nicht: Wer dort vor der Meute stand, war sich Applaus sicher.
Auch waren die andauernden Gesänge nach dem Auftritt ein ziemlich Indiz dafür,
weshalb die Leute angereist kamen - aber dazu später mehr.
Der Auftritt von DEE FUCKIN' SNIDER wurde, wie oft zu SISTERS Zeiten üblich, mit
AC/DCs "It's A Long Way To The Top" (was von den Fans kräftig Begleitung fand)
eingeleitet und wurde obligatorisch mit "What You Don't Know Sure Can Hurt You"
eröffnet - der Mob war kurz davor zu explodieren. Was folgte war ein DEE SNIDER
Best Of Programm mit allen have-to Nummern von SMF, WIDOWMAKER und (natürlich!)
TWISTED MOTHERFUCKIN' SISTER! Die Stimmung im Publikum steigerte sich von
Song zu Song und beim Überhit "We're Not Gonna Take It" waren die Fans so außer sich,
dass DEE SNIDER den Refrain (nicht ohne Stolz) nach dem Songende nochmals viermal
wiederholen musste - auch als wir zu dem Zeitpunkt schon kurz vorm Ertrinken waren,
denn trotz DEE SNIDERs Ausführungen, dass Mutter Natur Heavy Metal liebt, weil es hierbei
nur um die "Power of thunder and lightning" handelt, und seinem bewährten Stinkefinger
mit den Worten "Hey, stay where you are BITCH!", wollte das Gewitter nicht mehr länger
warten und hatte die irrsinnige Idee uns mit allem was der Himmel hergab zu begießen.
Prost! Nach weiteren zehn Minuten und zwei Songs ("The Price" und "S.M.F.") wars dann vorbei
und Horst zog den Stecker - sehr zum Leid der versammelten Mannschaft, denn denen
war garnicht nach gehen zumute. Scheinbar aus Angst vor der örtlichen Ordnungsmacht
und um das Equipment möglichst schnell vom Gewitter zu retten, blieb die Bühne aber
leer und so zogen die 20.000(?) Fans zurück zu ihren Zeltplätzen. Und das unter ohrenbetäubenden
Gesang! Mehrere Gruppen (teilweise aus mehreren Hundert Leuten bestehend) marschierten
geschlossen durch die Straßen von Balingen und sangen Minuten lang mit einer Stimme
"We're Not Gonna Take It" weiter! Auch später auf den Zeltplätzen brachen vereinzelt kleinere
Grüppchen auf um auf Gesangstour zu gehen und sofort fanden sich überall Metalheads,
die sich lauthals in den Chor miteinstimmten. Doch die Härte - und dass MUSS man einfach
erwähnen - war ein McDonald's Besuch ungefähr eine Stunde nach Konzertende:
Vermutlich aus Unwissen summte Firefly noch einmal die Strophe vor sich hin und die Gäste nahmen
diesen Anstoß dankend auf! Innerhalb weniger Sekunden brüllte sämtliche anwesenden
Gäste von neuem los. Die armen Angestellten wussten gar nicht mehr, was sie tun sollten
und eine ließ vor Schreck fast das Tablett fallen. Als sich alle nach über fünf(!) Minuten wieder
beruhigt hatten, konnten wir dann auch endlich unser Essen bestellen...
(DOC FRED)
(THE MIGHTY SCI!)
Jedenfalls war nach diesem Gig
jedem klar, dass DEVIN TOWNSEND ein total geniales Genie ist.
Seine Einstellung "I don't care how many albums I sell as long as I can pay
the rent" wird von seiner Plattenfirma jedenfalls geteilt, denn bisher
liegen die Verkaufszahlen von DEVIN TOWNSEND-Alben in Deutschland im vierstelligen
Bereich. Leute, das muss anders werden! Dieser Gig dürfte dazu sicherlich
beitragen. Überhaupt ist mangelnde Live-Präsenz wohl das grösste Hindernis
für DEVIN TOWNSEND auf dem Weg zum Weltruhm, als Songschreiber, Sänger und
Gitarrist hat er sicherlich alles was man dazu braucht. Aber wenn er nicht
will, dann kann man ihn ja schlecht zwingen, sonst bringt er womöglich
mal ein Album raus das nicht überirdisch genial ist.
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