Aktuelle Live-Reviews

Live-Berichte:
14.10.2006 LIVE: SATYRICON, DARK FORTRESS
16.09.2005 Summer Breeze 2005-Bericht
03.09.2005 Wacken Open Air 2005-Bericht
13.08.2005 Earthshaker Fest 2005-Bericht
05.08.2005 Bang Your Head 2005-Bericht
07.06.2005 LIVE: LAIBACH
12.10.2004 Summer Breeze 2004-Bericht
01.09.2004 Wacken Open Air 2004-Bericht
29.07.2004 Bang Your Head 2004-Bericht
12.09.2003 Summer Breeze 2003-Bericht
22.08.2003 Wacken Open Air 2003-Bericht
28.07.2003 Bang Your Head 2003-Bericht
01.09.2002 Summer Breeze 2002-Bericht
19.08.2002 Wacken Open Air 2002-Bericht
11.07.2002 Bang Your Head 2002-Bericht
21.02.2002 LIVE: DREAM THEATER, PAIN OF SALVATION
21.08.2001 Wacken Open Air 2001-Bericht
17.07.2001 Bang Your Head 2001-Bericht
28.06.2001 With Full Force 2001-Bericht

  • SATYRICON, DARK FORTRESS (13.09.2006, Bochum Zeche)

  • Der Summer Breeze 2005 Bericht

  • Der Wacken Open Air 2005-Bericht

  • Der Earthshaker Fest 2005-Bericht

  • Der Bang Your Head 2005-Bericht

  • LIVE: LAIBACH (Köln Kantine, 26.05.2005)

  • Der Summer Breeze 2004 Bericht

  • Der Wacken 2004 Bericht

  • Der Bang Your Head 2004-Bericht

      Man glaubt ja gar nicht wie schnell die Zeit vergeht. Eben war das Bang Your Head noch ein Hallenfestival, da wird es auch schon wieder neun Jahre alt. Die Bandauswahl ließ auf einige überraschungen hoffen, die auch tatsächlich eingetreten sind. Bands, mit denen man schon gar nicht mehr gerechnet hatte, waren viel besser als erwartet. Nicht alltäglich und mutig zugleich, mit MAGNUM, QUEENSRYCHE, ANGEL und SEBASTIAN BACH gleich vier Bands zu präsentieren, die schon seit Jahren die besten Zeiten hinter sich haben. Doch: unverhofft kommt oft. Und so fing es an:

      - Unter aller Sau
      * Bescheiden
      ** Mäßig
      *** Gut
      **** Sehr gut
      *****Außerirdisch


      Freitag:

      CAGE kommen aus den USA und hatten erst ihren zweiten Auftritt in Deutschland. Mit den beiden letzten der insgesamt drei Alben hatte man sich allerdings bereits einen eingeschworenen Fankreis erkämpft, befinden sich auf "Astrology" und dem noch brühwarmen Nachfolger "Darker Than Black" doch so einige Powergranaten der ersten U.S.-Metalliga. Der Kreis um die Bühne war demzufolge noch etwas überschaubar, aber das störte erstmal niemanden. Auf den Schlag um 10h röhrte Sean Peck mit Band los und hatte hörbar Spielfreude, aber nicht den besten Tag. Der kaum zu vernehmende Gitarrensound und die insgesamt etwas matschige Abmischung nahmen dem sehr guten Songmaterial, welches stellenweise immer wieder an 80er JUDAS PRIEST erinnert, leider einiges von ihrer Durchschlagskraft. Auch gab es fast nur Lieder des aktuellen Albums. Macht aber nichts, denn Reißer der Marke "Kill The Devil", "Chupacabra", "Blood Of The Innocent" oder "Secrets Of Fatima" konnten auch ohne Perfektion bestens bestehen. CAGE stehen mit ihrem neuen Album kurz vor dem großen Sprung. Hoffentlich wird man noch viel von ihnen hören. ***

      Eine ganz andere Ausgangsposition hatten die ebenfalls aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten angereisten RUFFIANS, welche sich bereits 1985 mit einer legendären EP in die ewigen Annalen des Heavy Metal schrieben, danach aber sang- und klanglos verschwanden. 19 Jahre mußten die Fans warten, um diese Band auch in Europa bewundern zu können. Im Line-Up von 1986 (Frontmann Rich Wilde ersetzte kurz nach der EP Carl Albert (VILLIAN, VICIOUS RUMORS - R.I.P.) gab es stilgerecht Spandexhosen und uralte Metal-Shirts zu bewundern, sprühte die Band Funken vor Freude und Agilität. Rich Wilde lag quasi auf einer Welle mit dem großen Vorgänger und man musste schon sehr genau hinhören, wollte man behaupten, er reiche an Carl Albert nicht heran. Inzwischen war auch der gute Mensch am Mischpult aufgewacht, so dass sich der Sound bereits fast auf gutem Niveau einpendelte. Neben den Stücken der EP gab es auch so manch ältere Teile vom 1987er Demo. Diese Songs veröffentlicht Hellion Records übrigens dieser Tage als Bonus zur fein geremasterten EP. Leider nur auf Vinyl. Die CD enthält dafür unerhört geiles Livematerial. Am besten beides kaufen! ****

      SHOK PARIS machten anschließend das USA-Tripple komplett und knüpften stilistisch als auch historisch gesehen nahtlos an die RUFFIANS an: noch nie auf Deutschen Bühnen zu sehen, hielt man es auch kaum noch für möglich, dass es je anders sein würde. Im Gegensatz zu Letzteren haben die Jungs um Sänger Vic Hix (die Bretter stöhnten und ächzten bereits unter seinem Gewicht) jedoch bereits drei Alben in petto und konnten somit gar nicht erst alle Kultsongs abspulen. Der dicke Mann hüpfte im Army-Outfit wie ein Berserker über die Stage, Klassiker mit Namen wie "Never Say Why", "Go Down Fighting", "Hot On Your Heels" oder der tödlichen Hymne "Steel And Starlight" gottgleich einem staunenden Publikum vorzuexerzieren. Sie hatten nichts verlernt. Auburn Records veröffentlichen gerade die ersten beiden Klassiker "Go For The Throat" und "Steel And Starlight" feinstens geremastert auf CD. Abgreifen ist da Pflicht. ***

      Lenny Wolf machte anschließend mit seinen KINGDOM COME, welche sich mit schwer nach LED ZEPPELIN klingenden Stücken Ende der 80er in den USA gleich Millionen von Fans erspielten, gleich zwei große Fehler: zu einem klang er wirklich fürchterlich, wofür er aber dank einer nervigen Grippe nichts konnte. Zum anderen allerdings spielte er lieber massenweise eher fade Nummern seiner aktuellen Alben anstatt wie es sich für ein Festival gehört auf ein Best-Of Set zu konzentrieren. Ein gutes Repertoire haben KINGDOM COME nämlich allemal. Schade, wenn man Hits wie "Do You Like It", "Get It On" oder "Twilight Cruiser" in der Mottenkiste lässt und lieber seichten Elektro-Rock vorführt. Nur zwei alte Stücke ("Living Out Of Touch" und "Should I" schafften es in die Setlist. Dazu wie gesagt eine schiefe Stimme und die alten Fans gingen lieber ein Bierchen auf dem Zeltplatz trinken. Es waren jedoch trotzdem noch genug mitleidige Fans da, doch auch deren Stimmung steigerte sich erst gegen Ende. Schade. Der erste Tiefpunkt des Festivals. *

      Schwenken wir nach England: der ehemalige IRON MAIDEN Frontmann Blaze Bayley stürmte mitsamt Band (die er mittlerweile so ziemlich komplett gegen schlechtere Musiker ausgetauscht hatte) die Bühne und sang wie er es immer tut. Nämlich hundertmal besser als auf jedem Studioalbum. Faszinierend. Die Songauswahl, die ihr Hauptprogramm auf's neue Album "Blood & Belief" setzte, hatte einige Schwächen die offen legten, dass die letzten beiden Veröffentlichungen doch weit hinter dem beachtlichen Debüt "Silicon Messiah" lagen. Hier stellt sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit dieser Solo-Karriere, denn ein wirklich gutes Album sind zwei zu wenig, um langfristig die größtenteils von IRON MAIDEN mitgebrachten Fans zu halten oder gar neue auf Festivals wie diesem hier anzuwerben. Mit "Man Of The Edge" gabs dazu leider auch nur ein Stück der Eisernen Jungfrauen und somit bleibt gegenn Ende der Vorstellung die Erkenntnis zurück: charismatischer Mann mit guter Livestimme, mittelmäßiger Begleitband und einer Zukunft, die im Nebel liegt. **

      PRIMAL FEAR aus dem Schwabenländle sind dann auch wieder so eine Vorführkapelle aus dem Heavy Metal Malbuch: etwas peinliches Debüt, geniales Zweitwerk "Nuclear Fire" und dann immer stärker abbauen. Das Publikum sah dies etwas anders und war zahlreich und willig viel Applaus zu spendieren. Der Sound war hervorragend, Ralf Scheepers zeigte sich in Hochform und katapultierte Wurfgeschosse wie "Metal Is Forever", "Nuclear Fire", "Chainbreaker" oder "Running In The Dust" in die Menge. Ein respektabler Auftritt, der den etwas biederen Beigeschmack von deutschem 08/15 Metal aber nicht verbergen konnte. **

      Dreimal Mittelmaß nacheinander. Kein gutes Aushängeschild für "Good old Europe". Gut, dass ANTHRAX kamen und wieder für Qualität sorgten. Warum diese jedoch vor den Bodomsee-Kindern und vor GOTTHARD auftreten mußten, das wusste nur der Wind. Und die Veranstalter. Scott Ian und John Bush präsentierten mit dem ARMORED SAINT-Mitglied Joey Vera Ersatz am Bass für den ausgestiegenen Frank Bello und sorgten quasi vom ersten Moment an für einen lange währenden Mosh im Pit. Dabei zeigten sie auch, dass man beliebige Stile ihres Schaffens bestens miteinander kombinieren kann und so fing es mit "N.F.L." an, ging über "Got The Time", "Fueled" und "Caught In A Mosh" weiter zu "Safe Home", die Punkhymne "Antisocial" geschmackvoll ins Mikro rotzend als perfekte überleitung zu "What Doesn't Die". Gegen Ende gab es den berüchtigten Besuch im "Madhouse" und vor dem "Among The Living"-Kracher "Indians" ein wenig "Be All, End All". So und nicht anders hat ein Festivalauftritt auszusehen. Gelle Mr. Wolf? ****

      Nach soviel Old-School folgte mit den Finnen CHILDREN OF BODOM die erste Band der noch viel härteren Gangart. Die Melodic-Deather waren zusammen mit den Thrashern TESTAMENT eindeutig das gröbste auf dem ansonsten eher traditionell ausgelegten Billing. Die passten jedoch genauso gut dazu wie ANGEL oder ALICE COOPER. Und das lag natürlich am herrlich genialen Songmaterial: "Needled 24/7", "You're Better Off Dead", "Sixpounder", "Everytime I Die" und massig weiteren Hits vom Fließband. Während man bei einigen anderen Kapellen lieber nichts vom aktuellen Album hören will, konnte man hier gar nicht genug von haben. Um diese Stärke wußten auch Alexi Laiho und der Rest der Band. Warum plötzlich so viele Mädels auf der Bühne standen, wußte jedoch erstmal niemand. Tobi Sammet war jedenfalls nicht anwesend ;) ****

      GOTTHARD, deren Name einst nicht nur für den berühmten Berg ihres Heimatlandes, sondern auch für harten Rock stand, durften die Fans zu QUEENSRYCHE, dem ersten Headliner des Tages aufheizen. Dabei war aufheizen aber saftig übertrieben. Nach den beiden wirklich rockenden Eröffnern "Standing In The Light" und "Make My Day" verflachte der Gig anschließend zusehends in immer seichtere Gewässer aktuellen Songmaterials. Highlights wie "Firedance" und das gelungene DEEP PURPLE-Cover sorgten für ordentlich Stimmung vor der Bühne, der Sound war hingegen etwas matschig. Und das Gros der Musik auf die Distanz gesehen eindeutig zu poppig. Nichtmal die SCORPIONS haben sich auf dem BYH getraut soviel Aufzugmusik an einem Stück zu spielen. Sie konzentrierten sich auf ihre Stärken und spielten knallige Versionen alter Klassiker. GOTTHARD hatten diese Chance verpasst. *

      QUEENSRYCHE. Die Band, die mit ihrer Debüt-EP und den darauffolgenden vier Alben Klassiker an Klassiker reihte. Die Band, die anschließend zur Erkenntnis kam, dies alles wäre gequirlte Metal-Kacke und fortan nur schwer verwertbaren Restmüll fabrizierte. Niemand wußte vor diesem Open Air, was ihn erwarten würde. Manch einer es wollte im Vorfeld erst gar nicht wissen und lieber am Campingplatz ein, zwei, acht Bierchen kippen. Doch kaum dass das Festival begann, kursierten Gerüchte bis in die hintersten Winkel der noch so abgelegenen Zeltplätze. Sie spielen das komplette "Operation: Mindcrime"-Album hieß es. Die einen fassungslos vor Glück, die einen ungläubig bis zum Schluß. Doch es kam so. Es kam tatsächlich so! "I Remember Now", "Anarchy-X", "Revolution Calling", "Operation: Mindcrime", "Speak", "Spreading The Disease", "The Mission", "Suite Sister Mary", "The Needle Lies", "Breaking The Silence", "I Don't Believe In Love", "Eyes Of A Stranger". Diese Songs muß man unkommentiert stehen lassen. Die anzutasten wäre Gotteslästerung. Neben Geoff Tate gab es auch den weiblichen Gegenpart Pamela Moore zu bestaunen, die eine astreine Gesangsleistung ablieferte, während die von Geoff Tate hingegen streckenweise etwas zu routiniert wirkte. Oder soll ich lieber sagen: gelangweilt? Man hatte stellenweise den Eindruck, die Band spielt hier weil sie Geld braucht und nicht, weil den älteren Herren auf der Bühne plötzlich eingefallen ist, dass ihre alten Stücke wirklich genial wären. Sie sind es, aber ihre eigenen Verfasser wollen es nicht mehr wahr haben. Das alles ändert aber nichts daran, dass man es über weite Strecken der Aufführung schaffen, diesen ab und an durchsickernden Eindruck gut zu kaschieren und für ordentlich Stimmung im Publikum zu sorgen. Dieses nahm das Feuerwerk an alles sprengenden Klassikern gerne in sich auf und wollte mehr. Die Zugabe gabs mit der Schlagsahne "Take Hold Of The Flame" vom eigentlich noch genialeren Album "The Warning". Der Sound hätte besser sein können. Das Songmaterial aber kaum. Mit einer Träne im Auge: Amen. ***(*)

      Mit seinen stolzen 56 Jahren rockte zum Abschluß des ersten Abends Kult-Schocker ALICE COOPER die Bretter. Brach gleich zu Beginn mit "Hello Hooray" und "No More Mr. Nice Guy" das Eis und heizte und heizte. Und verheizte leider auch etwas. Nämlich zu viele unbekannte oder schwache neuere Stücke. Zwischen rar gesäten Smashern der Top-Liga ("I'm Eighteen", "Under My Wheels", "Poison") gab es neben Langeweilern wie "Between Highschool & Old School" vorallem viel Unbekanntes der Marke "Muscle Of Love", "Sick Things" oder "Backyard Brawl". Viele der 70er Stücke waren dem etwas jüngeren Metal-Publikum gänzlich unbekannt. Auch die Showeinlagen waren schonmal um so einiges überzeugender, wenn gleich es eine Menge davon gab (ne Schlägerei, ein Schwertduell usw.). Immerhin: alte und neue Songs aus allen Zeitepochen fügten sich weitgehend nahtlos ineinander zu einer friedlichen Co-Existenz. Was bleibt: ein quietschfideler Alice Cooper samt nicht minder motivierterer Begleitband mit so illüsteren Namen wie Ryan Roxie oder Eric Dover, eine gute (aber nicht überragende Show) und ein äußerst durchwachsenes Repertoire. Was hat der Mann nicht alles an Hits fabriziert. Alle zuhause gelassen, in der guten alten Mottenkiste. Schade. Hätte er sie mitgebracht, die wäre ein Highlight neben der legendären Schlange gewesen. Und wo war die Guillotine? Man kann eben nicht mehr alles haben, heutzutage... das Publikum sah's ähnlich und gähnte desöfteren lieber, anstatt zu applaudieren. Wenigstens "School's Out" hatte es noch ins Programm geschafft. **

      Samstag:

      Zehn Uhr Morgens, der Schädel brummt. Doch eine beachtliche Anzahl von Metal-Warriors hat bereits vor dem Schlachtfeld Bühne Stellung genommen und ist bereit für True Metal-Hymnen der teutonischen Sword, Blood, Steel and other Heavy Minerals-Liga. Bewaffnet mit Bier, Met und einer Kutte of Steel, Steel and Steel. Krupp-Steel! 10 vor 10 und somit früher als geplant ruft Fronthüne Tarek Maghary die Horden zur Schlacht. Zuerst mit einem "Heavy Metal Battlecry", dann mit einem "Keep It True", einem "Hail The Majesty" und einem "Reign In Glory". Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie mit ihrem Metal eines Tages in einem Stadion. Hail And Kill! Achne, das waren andere... gelungener Auftakt für die undankbare Aufgabe des Samstags-Eröffner! ***

      Danach durfte Tausendsassa Tom Gattis ran. Trotz guter Alben en Masse ward ihm bis dato der Durchbruck verwehrt. Weder DEUCE, TENSION noch WARDOG konnten groß was reißen und ich wage leise zu bezweifeln, ob sich das mit BALLSTIC ändern wird. Zu wünschen wäre es ihm, denn das Songmaterial schließt nahtlos an beste TENSION und WARDOG-Zeiten an. Unterstützt von Frontmann Tony Taylor (TWISTED TOWER DIRE) und Drummer Rikard Stjernquist (JAG PANZER) sowie Petito Petev (neben Tom zweiter Gitarrist) und Tim O'Connor (Bass/ex-TENSION) spielte sich das charismatische Stehaufmännchen zu tödlichen Kanonensalven mit Namen "Collision Curse", "Call Me Evil" und "Wrecking Crew" in einen wahren Rausch. Das größtenteils noch vom vorhergehenden MAJESTY-Gig stehengebliebene Publikum war schier beeindruckt und gab mehr als nur Höchlichkeitsapplaus. Sie zeigten ihm alle ihre Pommesgabel! Hail Tom Gattis! Hail BALLISTIC! ****

      Anschließend waren ANGEL an der Reihe. Und keine alte Sau kannte sie. ANGEL kommen aus den tiefsten Siebzigern und spielten in dieser Zeit Hardrock in der Härteskala von KISS, als deren Gegenstück sie damals aufgebaut wurden. ANGEL konnten jedoch weder gegen die Vermarktung von KISS anstinken, noch schafften sie es derart große Hits zu fabrizieren. In den 80ern verabschiedeten sich die Amis mit überflüssiger Fahrstuhlmusik und wurden fortan nicht mehr gesichtet. Bis heute. ANGEL fuhren eine sehr gute und auf Minimal-Effekte ausgelegte Show auf, die sich stimmig in die teilweise epischen, teilweise direkteren Songs einfügte und somit eine ganz eigene Stimmung schufen, die stellenweise sogar an 70er Bombastrockbands erinnerten. Neben ihren besten Songs "Rock & Rollers", "Tower" und Broken Dreams" hatten ANGEL jedoch zuwenig herausragende Songs im Gepäck, was aber diesmal daran lag, dass sie einfach keine besseren haben. Fazit: sehr guter Auftritt, dem es an den "Großen Songs" fehlte. **(*)

      Danach wurde es heilig. HEILIG! OMEN kamen, sahen und siegten. Und wer die ersten drei Veröffentlichungen dieser U.S.-Metal Vorkämpfer nicht im Regal hat, hört nicht Metal. Ich sag nur: "The Axeman", "Death Rider", "Dragons Breath", "In The Arena", "Battle Cry", "Die By The Blade", "Warning Of Danger", ... muß ich mehr sagen? MUSS ICH MEHR SAGEN?!? HEILIG! Dazu passend präsentierte sich die Band in Höchstform, der Sound war glasklar und Frontmann Kevin Goocher schaffte das ungeheuerliche: man merkte kaum, dass da NICHT J.D. Kimball (R.I.P.) am Mikro stand. Faszinierend! Als ob das nicht schon gewaltig genug wäre, widmete er am Ende des Auftritts das gesamte Konzert auch noch seinem großartigen Vorgänger. HEILIG! Ich bin unwürdig! Wir alle sind unwürdig! *****

      LILLIAN AXE sind ein weiteres Beispiel dafür, wie viele Perlen man vor die Säue werfen kann. Vier gigantische Melodic-Alben die man besser einfach nicht machen kann. In ihrer Heimat immerhin Achtungserfolge, in Europa auf ganzer Linie ignoriert. Eine Schande. Eine große Freude hingegen, dass die Band nochmal dazu überredet werden konnte in Europa aufzutreten. Zu ihrem leider letzten Auftritt mit Frontmann Ron Taylor. Dieser warf aufgrund dieser penetranten Erfolglosigkeit entnervt das Handtuch. Auch der phänomenale Auftritt auf dem Bang Your Head konnte ihn da nicht mehr umstimmen. Waren es anfangs noch nicht allzu viele, die sich da vor der Bühne einfanden, wurden es mit jedem Song immer mehr. Und mehr. Und mehr. Kein Wunder: zeitlose Klassiker vom Schlage "All's Fair In Love And War", "The World Stopped Turning", "Deepfreeze", "Crucified" oder "Mercy" gaben sich die Klinke in die Hand und ich bin mir ganz sicher, dass LILLIAN AXE an diesem Tag eine Menge neuer Fans gewonnen haben. ****

      Ein Herzinfarkt von Gitarrist Tony Clarkin verhinderte damals den geplanten Auftritt von MAGNUM in Balingen. Jetzt holten sie ihn nach. Bob Catley und Co. fuhren eine perfekte Greatest Hits-Show auf, die leider viel zu kurz war, um alle großen Hits vorzutragen. Ein Statement mit Ausrufezeichen für den Besuch der folgenden Tour war es allemal. Magisch von der ersten Minute an mit "All England's Eyes" gibt es über "How Far Jerusalem", "Les Morts Dansant" zu "Vigilante" und "Back Street Kids" weiter. Dabei grinsten die Bandmitglieder fett um die Wette, hatten sichtlich ihren Spaß und gaben einfach alles. Kein Wunder: es war proppevoll vor der Bühne und die Metallians Of Steel vor der Bühne schwelgten in seltener Eintracht zu Erinnerungen längst vergangener Tage. Mit "Kingdom Of Madness" war ein Auftritt zu Ende, der einmal mehr den Unterschied zeigte, zwischen den Bands, die wissen was ihre Fans wollen und denen, die Geld brauchen. Zwei neue Songs gabs übrigens auch noch. Und die fügten sich nahtlos zwischen all die großen Klassiker. Noch Fragen? *****

      UFO sind eine Band, die für die StratoHammerNightEvil-Jünglinge ungefähr soweit weg sind wie Progressiver Kammerjazz mit Streichern und Plastiktuba für Old School-Metaller. UFO werden wahrscheinlich sogar all diese glattgebügelten Mittelschicht-Nachwuchskapellen überleben, denn sie geben einfach nicht auf und kugeln seit mittlerweile sagenhaften 35 Jahren auf den Bühnen der Welt herum. Gut. UFO sind nicht Heavy Metal im Sinne von JUDAS PRIEST oder IRON MAIDEN, UFO sind Hardrock. Doch das sind MOTöRHEAD auch. UFO sind noch da, weil ihre Protangonisten weiterhin Spaß haben. UFO sind zeitlos. Und so wollen sie verstanden wissen. Phil Mogg und Pete Way haben immer noch den Funken Rock'n'Roll im Blut, ganz egal ob sie gerade 100.000 oder nur 1.000 Alben verkauft haben. Und sie werden vermutlich noch in 35 Jahren an ihren Evergreens "Doctor, Doctor" und "Lights Out" gemessen. Gitarrist Vinnie Moore lässt eben auch nicht den Mega-Superstar raushängen, spielt seine Soli ohne Umschweife direkt auf den Punkt, Jason Bonham rastet sogar hinter dem Drumkit aus. Unheimlich. Unheimlich cool. Dass Paul Raymond etwas verwirrt öfters mal einen falschen Song anspielt, wollen wir an dieser Stelle mal hüstelnd übersehen. Bei UFO fliegt die Kuh. Da wälzen sich die Leute mitsamt Gitarre oder Baß auf dem Boden und spielen dort in bester Rock'n'Roll-Manier weiter. Da erhebt sich der Drummer noch von seinem Käfig und haut auf die Glocke. Und dann prosten sie sich gegenseitig zu und trinken darauf, dass man auch noch nach 35 Jahren auf der Bühne richtig cool sein kann. Alle Daumen hoch! ****

      Zeit für Glam-Rock. Zeit für SEBASTIAN BACH, welcher kurzfristig für die gescheiterte WHITE LION-Reunion ins Billing sprang. Was hat so ein Poser denn auf dem Bang Your Head zu suchen? Das war die weitläufige Meinung von vielen. Wie sehr man sich auch irren kann. Bereits mit dem ersten Song "Slave To The Grind" zeigte der ehemalige SKID ROW-Fronter jedem, wo der Hammer hängt: besser als man ihn je in Erinnerung hatte setzte er zum Gesang an. Da muß eine Menge übung und Praxis hinzugekommen sein. Und es folgten weitere Hits: "18 And Life" (vom Großteil des Publikums komplett mitgesungen), "I Remember You", "Youth Gone Wild", "Monkey Business"... und sogar für zwei nette überraschungen war noch Platz: das zusammen mit ACCEPT-Gitarrenzupfer Wolf Hoffmann geschriebene Stücke "Rock'n'Roll" wurde dazu genutzt einige ACCEPT-Klassiker ("Balls To The Wall", "Fast As A Shark"...) kurz anzustimmen. Klasse. Dann wurde noch der Rocky Horror Picture Show-Kult "Time Warp" in "Money Business" eingebaut. Sehr stimmig. Sebastian Bach war bestens bei Stimme, hatte eine sehr gute Begleitband und auf ganzer Linie gewonnen. ****

      TESTAMENT sorgten mit ihrem Thrashmetal der alten Schule anschließend für den nötigen Kontrast. Dass sie fast eine dreiviertel Stunde für den Soundcheck benötigten, obwohl sich der Spielplan durch einige Verzögerungen unter Tage bereits eh etwas nach hinten verschoben hatte, das konnte niemand so recht nachvollziehen. Die Amis um Chuck Billy konterten auf die posigen Klänge eines Sebastian Bach mit einem Best-Of Set quer durch alle Alben, packten "The Haunting", "Practice What You Peach" und "The Ritual" (!) heraus und fegten gut gelaunt wild über die Bühne. Der Klang war trotz des längsten Soundchecks des Festivals allerdings nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, so dass es ein ums andere mal etwas undifferenziert und drucklos wirkte. Böses Blut gab es, als die Veranstalter der Band kurzerhand den Saft abdrehten, da in Balingen um Punkt 23 Uhr die Lichter ausgehen müssen und die Jungs wie erwähnt kräftig überzogen. Nach einem Akkustiksong verließen Chuck und Anhang sichtlich angepisst die Bühne. Der Tourmanager wurde während des Auftritts mehrfach aufgefordert der Band mitzuteilen, dass sie früher aufhören müssen. Er tat es nicht. Somit kann man hier weder der Band allein noch dem Veranstalter den schwarzen Peter zuschieben. Außerdem hat eben auch Sebastian Bach gnadenlos überzogen. ***

      Und schon nähert sich auch das neunte Bang Your Head wieder seinem Ende: ICED EARTH sind auserkoren, der Headliner des letzten Abends zu sein. Und in der Tat kein gerade unumstrittener. Mit neuem Sänger Tim Owens, welcher das Pech hat eine Größe wie Matt Barlow ersetzten zu müssen (aber bereits mit Rob Halford bei JUDAS PRIEST einen noch viel Größeren zumindest stimmlich ersetzen konnte). Und zweitens mit einem Album, welches wegen der ausladenen Diskussionen über U.S.-Patriotismus höchst umstritten ist bei vielen ICED EARTH-Fans. Die Band machte von Anfang an alles richtig und ging in die Offensive. Tim Owens versuchte zu keiner Zeit die Magie und den warmen Charme von Barlow's Stimme nachzuahmen, sondern setzte seine deutlich hellere und voluminösere Stimme wie bei PRIEST ohne Rücksicht auf Verluste in vollem Umfang ein. Bereits der gnadenlose Eröffnungsschrei zu "Declaration Day" machte dies deutlich. Das Publikum war sichtlich hin- und hergerissen zwischen den "neuen" ICED EARTH und der Band, die sie kannten. Viele Barlow-Fans warteten etwas unterkühlt ab, wie der "Ripper" die alten Songs wohl umsetzen würde. Doch auch hier gab es Entwarnung: Tim Owens kam verdammt oft sehr nahe an Barlow heran, ohne allerdings in dessen Songs die große Magie erwecken zu können, die ihnen mit Barlow innewohnte. Das ist aber auch immer das gleiche: niemand kann einen Paul Di'Anno, einen Rob Halford, einen J.D. Kimball wirklich ganz ersetzen. Aber man kann versuchen sich hineinzuleben. Und Tim Owens gelang genau dies an jenem Abend mindestens genausogut wie einem Kevin Goocher mit OMEN einige Stunden zuvor. Wenn auch auf eine gänzlich andere Art und Weise. ICED EARTH strichen übrigens zwei "Barlow"-Songs aus ihrer Playlist, um die strikte 23 Uhr-Regelung einzuhalten. Das tat dem großen Auftritt aber nicht weh. ***(*)

      Declaration Day
      Burning Times
      Vengeance Is Mine
      Violate
      Melancholy (Holy Martyr)
      My Own Savior
      Prophecy
      Birth Of The Wicked
      The Coming Curse
      ------------------------
      The Devil To Pay
      Hold At All Costs
      High Water Mark

      Fazit: Am Ende der Sieg. Wie immer in Balingen. Alles in Allem war der zweite Tag der qualitativ bessere. Ansonsten ist es schade, dass Bands wie KINGDOM COME und vorallem ALICE COOPER ihre größten Hits einfach nicht auszuspielen wussten und sich im Mittelmaß verhedderten.

      Die Organisation war wie üblich vorbildlich: nette Security, keine Zwischenfälle und eine sehr gute Stimmung. Die Preise für Essen und Getränke sind wie bisher auch einfach etwas zu hoch und ein unbeleuchteter Campingplatz sorgte für etwas Missmut unter den Betroffenen.

      Ansonsten bleibt das Bang Your Head wie immer: ein Festival von Fans für Fans mit der Liebe zum Detail und ohne jemals Größenwahnsinnig geworden zu sein. Es gab schon einige Veranstaltungen dieser Größe die dann die zweite, dritte und vierte Bühne aufgebaut, expandiert haben bis zum Exzess. Balingen ist und bleibt trotz der Menge von Besuchern ein kuscheliger Ort, an dem man nie das Gefühl hat Teil einer Masse zu sein. Und das ist der große Pluspunkt, der ein ganz eigenes Flair schafft, welches es zu erhalten gilt.

      (THE MIGHTY SCI)

  • Der Summer Breeze 2003 Bericht

      In relativ kurzer Zeit hat sich das Summer Breeze von einem kleinen beschaulichen Underground-Festival zu einer der ganz großen Open Air-Veranstaltungen Deutschlands gewandelt. Bisher ohne dabei den Ort zu wechseln und sich somit einen Teil seiner Gemütlichkeit erhalten. Heftig heiß war es, wie bereits den ganzen Sommer über. Der perfekte Ausklang einer weiteren schwer gelungenen Freiluft-Saison des harten Stahls. An die 12.000 Headbanger verirrten sich in das kleine Städtchen Abtsgmünd, welches irgendwo zwischen Schwäbisch Gmünd und Aalen im tiefsten Schwabenländle liegt. Wie immer war das Gelände zweigeteilt in eine "Händlermeile" und den eigentlichen Auftrittsort, an welchem die Main- und die Pain-Stage abwechselnd für Krach sorgten. Dabei hatte ausgerechnet die große Bühne desöfteren mit Soundproblemen zu kämpfen, was sich mal in purem Instrumentenmatsch und ansonsten in seltsamen Zwischenfällen einiger beteiligter Musiker kund tat. Die Painstage hatte derartige Probleme selten bis gar nicht. Außerdem war mir das Gedränge bei den Headlinern (vorallem am Freitag und Samstag) viel zu groß: der viel zu schmale Durchgang zwischen der Fress- und Saufstraße zum Bühnengelände ist eine grandiose Fehlkonstruktion und sollte schnellstmöglichst abgeschafft werden. Letztes Jahr war es bereits kaum auszuhalten, heuer war es eindeutig zuviel. Wenn man für zehn Meter Weg 20 Minuten benötigt, einem dabei ca. 80x auf den Fuß gestiegen wird und es einfach kein Durchkommen mehr gibt, dann möchte ich nicht dabei sein, wenn man da mal "ganz schnell" einen Verletzten rausbringen muß oder sonst was passiert. Sowas darf nicht sein! Davon abgesehen war es jedoch von Anfang bis Ende eine lustige Party ohne Zwischenfälle.

      Donnerstag

      Main Stage

      SLEEPINGGODSLIE eröffneten den Drei-Tages-Marathon und spielten eine Mischung aus Nu-Metal und alternativem Irgendwas-Rock. Obwohl die Band sich redlich bemühte auf der Bühne herumzuturnen, konnten die Songs zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Eine unterdurchschnittliche Band mit einem annehmbaren Auftritt.

      Die Grindcore-Todesschwadrone von NAPALM DEATH warteten mit einer etwas seltsamen Besetzung auf, die wohl Einmaligkeitscharakter haben dürfte: Bandleader Barney Greenway moshte und flog quer und längst über die Bühne wie ein Hornissenschwarm - trotz Knieverletzung. Da sollten sich einige Pussy-Metaller mal eine Scheibe abschneiden! Der zweite Gitarrist Jesse Pintado fehlte ebenso wie der Drummer (der hier durch DIMMU BORGIR's Nick Barker ersetzt wurde). Gemerkt hat das allerdings kaum jemand: die Musiker strahlten über alle Backen vor guter Laune und rotzten Hits wie "Siege Of Power", "Suffer The Children", "Instinct Of Survival" oder "Take The Poison" im Hochgeschwindigkeits-Modus herunter. Kurioserweise begann das Publikum erst dann auszuflippen, als es anfing zu regnen. Seltsam wie die ganze Konstellation dieses Gigs. Aber genauso kultig.

      Über RAGE muß man nicht mehr viel schreiben. Sie räumten drei Wochen zuvor bereits in Wacken auf und taten es auch hier: ein Best-Of Programm quer durch die Schaffensperioden ihrer langen Geschichte, wobei das neuere Material (vorallem Stücke der letzten beiden Werke) deutlich überwog. Macht nix.

      Die Schweizer Taschenmesser KROKUS (unscheinbar, aber überraschend scharf und vielseitig) waren DIE Überraschung des Festivals. Ähnlich wie in den letzten Jahren beim Bang Your Head mit Bands wie THIN LIZZY, den SCORPIONS oder DEEP PURPLE schienen KROKUS auf den ersten Blick nicht wirklich zum Billing zu passen. Sie kommen zwar nicht aus den hardrockigen 70ern, sondern aus den metallischen 80ern, ihr Stil aber hat eindeutig in erstgenannter Dekade seine Ursprünge. Nur wenige des teilweise sehr jungen Publikums kannte die Band überhaupt. Das lag daran, dass die meisten hier auftretenden Bands erst Anfang bis Mitte der 90er gegründet wurden und somit die ganzen Alt-Metaller fehlten, die sich auf anderen Festivals wie dem Bang Your Head oder Wacken in glückseeliger Eintracht mit dem Nachwuchs vermischen. Alle Vorurteile waren ausgeräumt, als Alltime-Klassiker der Marke "Long Stick Goes Boom", "Bad Boys, Rag Dolls", "Rock City", "Stayed Awake All Night" oder "American Woman" abgefeuert wurden und ausschließlich für wahre Begeisterungsstürme sorgten. Der Spirit von AC/DC lebt in all diesen einfachen, aber doch so ewig jungen und straighten Rockern, nur dass Songs nicht so abgegriffen (weil im Radio totgespielt) wirkten. Dazu kam die Professionalität und Erfahrung dieser alten Haudegen, die sich sakrisch freuten. Der Funke sprang bereits nach den ersten paar Titeln vollends aufs Publikum um, das kräftig mitbangte und -rockte und mehr als als nur höflich applaudierte. Unglaublich, wie schnell sich eine Gruppe, die kaum 20 Minuten vorher jemand kannte, in die Herzen aller anwesenden Fans spielen kann. Für mich das größte Comeback von alten Haudegen seit TWISTED SISTER. Das soll was heißen!

      Nach einem gelungenen Konzert Minuten zuvor auf der Nachbarbühne betraten die Mittelalter-Metaller SUBWAY TO SALLY die Bühne, um zu beweisen, dass es ein Leben (vor und auf der Bühne) nach der KROKUS-Steilvorlage geben kann. Das Material lag ominöserweise leider im ziemlich harten Bereich, was daran lag, dass man sich zu sehr auf die neuen Stücke des aktuellen Outputs "Engelskrieger" versteift hat, anstatt sich und die Besucher festivalwürdig mit einem Best-Of Programm zu beglücken. Man sah es ihnen nach, denn die Stimmung stieg und stieg und alle Songs wurden lauthals mitgesungen. Die neuen weniger, die alten umso mehr. Mit "Julia und die Räuber", "Henkersbraut", "Falscher Heiland", "Ohne Liebe" oder "Veitstanz" kann man ja auch nicht viel falsch machen, oder? Herrliche Lightshow und Pyroeffekte eingeschlossen. Rein stimmungsmäßig wurden KROKUS somit getoppt, musikalisch gesehen standen beide Bands jedoch auf einer Stufe.

      Pain Stage

      Die Österreicher EDENBRIDGE um den Weltmusikgitarristen Lanvall haben mit Sabine Edelsbacher eine süße Frontstimme. Beides zusammen vom Label ohne Ende gepushed und gehyped, bot das Debüt "Sunrise In Eden" mit dem Hit "Cheyenne Spirit" damals gehobene Edelrock-Kost, die jedoch mit Metal nichts zu tun hatte. Zwei Alben später muss man feststellen: statt sich zu steigern, verhedderte sich die Band in belanglosem Keyboard-Rock ohne jemals wieder in die Nähe dieses kleinen Hits gekommen zu sein. Seichte Pampe, die zu allem Überfluß viel zu falsch abgemischt wurde. Sabine war bis zum Ende kaum zu hören, ging zwischen Gitarrenwand und Keyboardkitsch völlig unter und konnte nur bei den langsamen Passagen einigermaßen Akzente setzen. Das fade Stageacting und das belanglose Songmaterial trugen ihren Teil dazu bei, dass EDENBRIDGE eine der großen Enttäuschungen waren.

      SYMPHORCE wussten mit ihrem teutonisch angehauchten Power Metal so einige Besucher zu überzeugen, doch die ganze große Stimmung kam nicht auf. Das lag an durchschnittlich bis guten Stücken, denen jedoch allen die ganz großen Melodien oder Riffs fehlten, um sich bei irgendwem in den Gehirnwindungen zu manifestieren. Das gelungene POWERMAD-Cover "Nice Dreams" war bezeichnenderweise auch der Höhepunkt. Immerhin punkteten die Mannen um Frontmann Andi B. Franck mit einer ordentlichen Portion Agilität und Spielfreude, so dass man den Gig insgesamt als sehr solide bezeichnen kann.

      Den Abschließ zum Abschluß bildeten am ersten Abend die mittlerweile zu Elektro-Metallern konvertieren THE KOVENANT. Leider spielten sie viel zu wenig Material ihren eternalen Meisterwerks "Nexus Polaris", dem wohl genialsten Bombast-Blackmetal Werk aller Zeiten und viel zu viele Stücke ihres aktuellen Langeweilers "SETI". Licht und Schatten zwischen einer grandiosen Lightshow mit vielen Effekten und Pyros und schwachsinnigen Ansagen mit überflüssigem Techno-gerave auf der Bühne. Sowas braucht nun wirklich keine Sau, vorallem nicht auf einem Metal-Festival. Grandiose Kanonen wie "Jihad", "Mannequin", "Mirror's Paradise" und dem leider einzigen "Nexus Polaris" Song "Chariots Of Thunder" wussten allerdings trotz teilweise schiefem "Gesang" zu überzeugen. Ein Auftritt, der einigermaßen zufrieden machte, aber sehr viele Fragezeichen hinterließ. Vorallem, was die Zukunft dieser Band betrifft.

      Freitag

      Main Stage

      Die schwäbischen FARMER BOYS zelebrierten an diesem Tage ein weiteres mal ihr Motto "legalize farm-sex". Denn nichts anderes als der pure Sex ist das Songmaterial. Die Jungs hatten hier bereits zum dritten mal ein Heimspiel und so schwappte die Stimmung bereits nach wenigen Minuten über, gab es Rock'n'Roll pur. Obwohl man stilistisch irgendwo zwischen Nu-Metal, Hardcore und sonstigem Independent pendelt, wissen die hypotisierenden Stücke auch sehr viele Wahrmetaler zu überzeugen. Das soll etwas heißen. Mit sehr großen Melodien und einem völlig eigenständigen Sound ist das zu erklären, mit Spaß pur und Humor ohne Ende. Alle Hits waren anwesend. Alle Fans auch. Noch Fragen? Achja: Bier her!

      Der Sound auf der Main Stage war ja bisher schon meistens schlecht abgemischt und deshalb obernervig. Doch wenn dann melodische Death-Metal Kapellen wie AMON AMARTH die Bühne entern und eben jene Melodien gänzlich weggemischt werden und nur noch totalitärer Instrumentenmatsch zu hören ist, dann regt man sich mehr auf, als dass man sich über die Band freut. Nichtsdestotrotz sind die Skandinavier mittlerweile echter Kult, der ohne Mühe auch Headliner sein könnte. Ein Album nach dem anderen rotzen sie hervor, ohne das hohe Qualitätslevel zu verlassen. Und etliche Todesblei-Hits haben sich da mittlerweile angestaut. Ohne Ausnahme wurden sie abgefeiert. Ohne Kompromisse wurden sie durch die Boxen gedrückt. Die kontrollierte Aggresivität, die sich im Moshpit entlud, Wellen der Begeisterung ins "Hinterland" schwappend.

      Noch so eine Band, die erst einige Wochen zuvor in Wacken aufgetreten ist. Im Gegensatz zu RAGE hätten wir auch sehr gut darauf verzichten können. PRIMAL FEAR schafften es zwar wie so oft, ein Best-Of Programm ohne große offene Wünsche aufzufahren, aber wie immer ändert das nichts am peinlichen Herumgepose von Frontmann Scheepers, der fast alle Lieder gnadenlos in Grund und Boden schreit. Sehr schade, wie da Sangestalent vergeudet wird. Noch dazu, wenn man der Bandleader ist und die Gelegenheit besitzt, aus einer Stimme somit alles herauszuholen.

      CHILDREN OF BODOM gehören mittlerweile zu den ganz, ganz Großen im Metal-Business. Spätestens mit "Hate Crew Deathroll" gibt es keine Zweifel mehr, ob dieser bereits von so vielen anderen Kapellen ausgeschlachtete Sound noch Zukunft hat. Auch wenn COB im Gegensatz zu IN FLAMES bei ihren Leisten bleiben und dem Sound, der sie groß gemacht hat weitgehend treu bleiben, so veredeln sie ihren Sound von Album zu Album ein wenig mehr. Von all den Gröhlern vom Schlage "Sixpounder", "Towards Dead End", "Silent Night, Bodom Night" und vielen anderen mal abgesehen. Ihr Flug wurde an diesem Tag gestrichen, erst kurz vor Spielbeginn trafen sie mit einem Ersatzflieger ein. Kaum Zeit war für einen Soundcheck und doch dauerte er lange. Gekrönt von einem ultramiesen Sound, der allerdings von Stück zu Stück besser wurde, waren das keine guten Voraussetzungen. Dem Publikum wars egal und so überzeugten beide Fraktionen mit ordentlich Laune und Power. Wenn auch nicht ganz so überzeugend wie bei ihrer letzten Hallentour. Lag wohl am Stress des Tages.

      Nach SUBWAY TO SALLY betraten auf dem Höhepunkt des Abends IN EXTREMO die Bühne. Die zweite Mittelalter-Kapelle des Festivals. Wer die größere von beiden ist, war an jenem Tag unschwer zu erkennen: während es auf der Pain Stage noch ordentlich tönte, bekamen die ersten vor der IN EXTREMO-Bühne bereits Platzangst. Es war unheimlich voll. Fast ZU voll. Trotz einiger fehlender Bandmitglieder, die kurzfristig ersetzt wurden, gelangen den "Barden" wunderschöne Momente einer Zeitreise. Nach dem Eröffner "Stetit Puella" sangen ALLE die Bandhymne "In Extremo" mit, bevor es mit "Wind" und "Herr Mannelig" den "Erdbeermund" zu küssen galt. Natürlich durften die "Merseburger Zaubersprüche" mit beiden Teilen nicht fehlen, "Vollmond" und "Küss Mich", "Spielmannsfluch" und "Über den Wolken". Da muß das Glück wohl grenzenlos sein. Zumal, wenn es technisch perfektes Stageacting, Pyros ohne Gnade, Flammen und Bühnentänze gibt. Ganz ganz groß!

      Pain Stage

      Sehr früh (zu früh!) ging es auf der Pain Stage ausgerechnet mit Doom-Metal los. Die Italiener THUNDERSTORM sind neben CANDLEMASS und COUNT RAVEN eine der ganz, ganz, gaaaanz wenigen Langsam-Spieler, die mir wirklich gefallen. Umso entsetzlicher, dass so eine Aufführung, die einfach Zeit benötigt, einfach keine Zeit hat. Sagenhaft kurze 25 Minuten wurden ihnen zugedacht und zu allem Überfluß auch noch bei sengender Hitze um 12 Uhr Mittags. Für eine derartige Band absolut katastrophal. Leider fanden sich deswegen auch nur ziemlich wenige Metalheads vor der Bühne ein, was dem grandiosen Spiel der Doomster glücklicherweise keinen Abbruch tat.

      Als die Tiroler Dunkelschwarz-Kapelle GRAVEWORM die Bühne betrat, war es fast schon tödlich heiß geworden. Zeit für die Security, die Sprinkleranlage einzuschalten. Aus Schläuchen benetzte man die ersten Reihen mit frischem Naß und das Publikum bedankte sich mit Crowdsurfen und aktivem Mitmachen. Durch die stilistische Bandbreite zwischen Black- und Dark-Metal und mit eine feinen Gespür für Melodien und tollen Riffs schaffte man es, bereits zu relativ früher Stunde eine ordentliche Stimmung zu kreieren, die einen im wahrsten Sinne des Wortes "heiß" machte auf den Rest es Tages. Geil!

      An den Deathern DISBELIEF war es, als Ersatz für VINTERSORG einzuspringen. Ich muß leider sagen, dass ich kein Fan von ihnen bin, war aber dennoch angenehm überrascht von der nervenzerfetzenden Power (im positiven Sinne!), den die Darmstädter da boten. Auch wenn ich persönlich ein wenig Melodie und Abwechslung vermisste, so zog mich doch die hohe technische Raffinesse und Komplexität von Musikern und Songstrukturen in ihren Bann. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir die Band komplett ansehe, aber am Schluß stand ich immer noch da. Das nennt man dann wohl "unfreiwillig begeistert worden". Oder wie der Volksmund sagt: assimiliert.

      Alter Schwede! (klingt abgenutzt, ist aber so...) - was NAGLFAR da von der Bühne nagelten (klingt abgenutzt, ist aber so...) - der reinste Wahn! Neben den leider von uns gegangenen EMPEROR, die für mich nach-wie-vor die DREAM THEATER des Black Metal waren, sind NAGLFAR sicherlich die technisch perfekteste derzeit noch amtierende Blackmetal-Band. Mit ihrer Mischung aus klirrender Kälte sogenannter "Old-School Elite Black Metal"-Releases, den melodischen Ansätzen modernerer Schweden-Death-Akrobatik und bedächtig verweisenden Zitaten an Uralt-Vorbildern der Marke BATHORY meets MERCYFUL FATE zelebrieren NAGLFAR Anspruch in Vollendung. Wenn dabei das Songwriting nachvollziehbar und das Black schwarz, der Death tot und der Dream Traum bleibt (für Normalbürger: wenn diese Kombination Hits in Vollendung verspricht), dann ist Polen offen. Quer durch alle bisherigen Alben rodeten sie sich durch den Dschungel der Endzeitvisionen, verhüllt in klarem Sound und umjubelt von einer Horde "Children Of Steel". Klingt nach EDGUY, ist aber nicht so.

      DIE APOKALYPTISCHEN REITER. (Punkt!). Es sind immer die Bands aus Mitteldeutschland, im Volksmund "die neuen Länder", "Ossiland" oder "DDR" genannt, die die wahren Innovationen setzen in diesem, unserem Lande. DAR spielen allerdings keinen Mittelalter-Metal und auch nicht einfach Death- oder NS-Blackmetal, wie es dort "drüben" denn so weit verbreitet ist, nein, sie spielen einfach Metal. Spätestens mit ihrem aktuellen Album "Have A Nice Trip" haben sich die symphatischen Allrounder von jedweden stilistischen Einengungen gelöst und spielen einen Breitwandsoundtrack in Technicolor. Auf ihren Alben - und auf der Bühne sowieso. Voll auf die Glocke gongten u.a. "Vier Reiter stehen bereit", "Kleiner Wicht", "Terra Nola", "Unter der Asche", "Licked By The Tongues Of Pride" und der MANOWAR kompatible Mitgröhlgroover "Metal Will Never Die". Ich schätze, die Reiter werden spätestens mit ihrem nächsten Album richtig fett noch viel mehr Anhänger quer durch alle Stile anhäufen und dann entgültig auch international etwas zu melden haben. In der Bundesliga sind sie bereits.

      AMORPHIS. Die Finnen hatten damals mit "Tales From The Thousand Lakes" zuerst einen Death-Metal Klassiker und gleich danach mit "Elegy" einen Dark-/Gothic-Metal-Klassiker abgefeuert. Danach haben sie sich leider wie viele 90er Dunkel-Metaller zu sehr in Kommerz-Anbiederungen an die Wave-Pop Welt verstrickt. Ich erwartete an jenem Abend also nicht sehr viel, dachte man würde sich auf die letzten Releases beschränken. Doch weit gefehlt! AMORPHIS verzückten mit einem Best-Of Programm, dass auf Kompatiblität setzte: die neueren Songs härter und die älteren softer und fertig war der rote Faden gesponnen. So durfte man sich nicht nur über ein grandioses Hitfeuerwerk mit besten Sound freuen, sondern auch noch altbekannte Stücke in einer völlig neuen Interpretation vernehmen. So manches Lied, dass einem im Ohr hängenblieb, erklang hier wie eine alternative Coverversion. Aber eine sehr gute. Und das ist nicht nur mehr, als viele erwartet hatten, das zeugt von Mut und Können. Jetzt fehlt nur noch ein neues, überzeugendes Album, welches all diese Vorzüge vereinen kann. Ich hoffe sehr darauf. Von "In The Beginning", "Divinity" und "Alone" über "My Kantele" Richtung "Black Winter Day". Stoff für eine Live-DVD.

      Nochmal Finnen. FINNTROLL ließen zuerst Gerüchte aufkommen, ob sie denn überhaupt erscheinen, dann war da noch der Tod ihres Gitarristen Somnium im Hinterkopf) und so war man doch froh, als sie auf der Bühne standen. Humppa-Troll-Black-Metal der eigenständigsten Art gab es wie üblich zu bestaunen und die Band hatte sichtlich Spaß, rockte permanent auf der Bühne herum und animierte das Publikum bis kurz vor den Exitus. Was etwas auffällig war ist, dass die Folk-Parts etwas arg im Hintergrund verharrten. Da der Sound auf der Pain Stage eigentlich immer sehr differenziert war, würde ich hier fast Absicht unterstellen. Der Stimmung tat es keinen Abbruch.

      Samstag

      Main Stage

      Gothic-Rock im gleisenden Tageslicht bei 30 Grad im Schatten. Das ist ungefähr so, als wenn Horrorfilme überwiegend am Tage spielen und statt kreischender Teenies ständig Monster und Schlachter sterben. Die Münchner DARK SEED juckte das glücklicherweise wenig und auch das Publikum war mittlerweile zahlreicher vertreten, als zuvor bei DEFENDING THE FAITH und KORODED, deren Auftritte wir hier nicht näher analysieren, da zu weit von unserem Geschmack entfernt. DARK SEED hingegen hatten nicht nur einen neuen Sänger, sondern auch erstmals ein Album am Start, das auch Songs beinhaltet, welche in guter Erinnerung bleiben. Die Mischung aus PARADISE LOST, SAMAEL, CREMATORY und diversen Dark- und Gothic-Zutaten von anderen Bands war zwar nicht wirklich als innovativ zu bezeichnen, jedoch weit weg von vielen anderen Stümper-Bands, die in diesem Fahrwasser herumplantschen. Das merkte auch sehr bald das anwesende Publikum und somit war der letzte Festivaltag endlich richtig eröffnet.

      DEW-SCENTED werden mittlerweile von einigen Presse-Fuzzis und wenigen Fans als SLAYER-Nachfolger gehandelt. Einiges spricht dafür: sämtliche Musiker fuhren schwerste Geschütze auf und agierten wie die Berserker, tobten herum als wäre es ein Kampf zwischen Leben und Tod. Tödliche Gitarrensalven, heftiges Drumgewitter und eine massive Sound-Wand prügelten auch die letzten Langschläfer wach und sorgten für einen ordentlichen Moshpit. Mir persönlich fehlen allerdings richtig herausragende Songs. Vielleicht kommen die ja noch auf den nächsten Alben. Die technischen Voraussetzungen sind schonmal vorhanden.

      SINNER: zuerst hatte das Publikum gerafft, dass da nur langweiliger Schund von der Bühne kommt. Dann packten Mat und Co. die paar wenigen "Antörner" heraus und schafften es gegen Ende sogar, so manchem Metaljünger mehr als nur ein Gähnen abzuverlangen. Warum weiß niemand. SINNER sind nämlich irgendwie genauso überflüssig wie SYMPHORCE und PRIMAL FEAR. Der Objektivität halber sei mal wieder gesagt: jeder, der hier auf der Bühne stand, rockte sich den Arsch ab und gab sein Bestes. Also bitte keine Hass-Mails schicken. Aber guter Wille nützt nichts, wenn das Songmaterial bedeutungslos ist.

      Die Holländer WITHIN TEMPTATION waren zum zweiten mal in Folge auf dem Summer Breeze. Schuld daran wohl der große Hype, der aus einer Underground-Band mittlerweile Superstars gemacht hat. Und das, obwohl man nochmal exakt das gleiche Album veröffentlicht hat, wie schon zwei Jahre zuvor. Sehr mysteriös. Den Auftritt vom Vorjahr konnte man indes nicht toppen, da der Sound eine einzige Katastrophe war, das Sonmaterial überwiegend das gleiche wie ein Jahr zuvor (wie soll's auch anders sein, mit dem gleichen Album im Gepäck) und einem deshalb alles irgendwie vorkam, als hätte man es bereits genauso schonmal gesehen. Was ja auch stimmte. Das Publikum war da gänzlich anderer Meinung und verstopfte bereits ansatzweise den schmalen Durchgang Richtung Ausgang. Ein allerdings noch relativ harmloser Vorausblick auf das, was bei J.B.O. und IN FLAMES noch kommen sollte.

      J.B.O. kommen aus Erlangen, unserer "kleinen" Nachbar-"Groß"stadt., welche seit Jahren hauptsächlich damit beschäftigt ist, die 100.000 Einwohner-Grenze zu verteidigten. Das James Blast Orchester verteidigte an jenem Abend auch etwas, nämlich den wahren Blödsinn. Der überkam die Meute gar schröcklich und rücksichtslos, hatte kein Mitleid mit Black-/Death- und Gothic-Anhängern, die nicht schnell genug weglaufen konnten und denen deshalb vor Lachen die Schminke in die Nase lief. Ich so ganz, Ganz, GAAANZ persönliche finde, dass sich diese ganzen Ulk-Songs ja fast in Lichtgeschwindigkeit abnutzen. Aber was spielt das für eine Rolle, wenn man erstmal die zwei Promille Grenze erreicht hat? Eben - keine! Neben harmlosen Spaß-Kanonaden der Marke "Ein Fest", "Ein guter Tag zum Sterben", "J.B.O." oder "Ich will Lärm" gab es leider nur sehr wenig Metal. So waren meine Höhepunkte der genialst arrangierte "Roots Bloody Roots" in der "Ich bin der Dickste Tenor der Welt"-Version und die unsterbliche Hymne "Verteidiger des Blödsinns".

      Die Schweden IN FLAMES bescherten uns anschließend den mittlerweile von ihnen gewohnten Nuclear Blast (hihi) in Form einer umfangreichen Diskographie ihres bisherigen Schaffens. Von den Folk-Death Anfängen wie "Moonshield" über Gothenburg-Standards vom Schlage "Clayman", "Colony" oder "Episide 666" bis hin zum aktuellen Album "Reroute To Remain", welches ohne lange Soli und mit umso mehr Groove eine deutliche Nu-Metal Schlagseite aufweist, war alles dabei, was das Melodic-Death Herz begehrt. Dazu eine perfekte Lightshow mit allerlei Pyros und formidablem Stageacting - ein Headliner wie er im Buche steht.

      Pain Stage

      DESASTER aus Germanien waren dann leider wieder eine dieser Bands, die im gleisend hellen Licht Musik fabrizierten, deren Zuhause die Nacht ist. Die brachiale Mischung aus Black- und Death-Metal, die in dieser Form eigentlich nur noch WITCHERY bieten, verdient einen Nachtauftritt. 30 viel zu kurze Minuten mit einer Band, die alles gab - das wußte man zu schätzen. Im Publikum war beste Stimmung.

      Die Österreicher HOLLENTHON haben sich mit nur einem Album in mein Herz katapultiert: "With Vilest Of Worms To Dwell" ist eine abartig geniale Mischung aus Black-, Death- und Trash-Metal, gemischt mit Klassik- und Mittelaltereinflüssen und getränkt in einem Bombastinferno. Auch wenn live viele Effekte vom Band kommen (müssen), so wurde eine aufregende Show von kompetenten Musikern geboten, welche teilweise auf eine langjährige Erfahrung bei den Kult-Deathern PUNGENT STENCH verweisen können. Ich hoffe stark, wir hören noch viel mehr von HOLLENTHON, denn dieses Album ist das genialste in diesem Bereich, was ich seit "Nexus Polaris" vernehmen durfte. Genialität mit der seltenen Gabe, totalitär eigenständig zu sein - wie oft gibt es das? Eben!

      Da unsere Crew überwiegend True-Metal fixiert ist (wie unser Magazin eben auch), konnten wir aufgrund fehlender Objektivität leider nicht alle Bands berücksichtigen. Wir bitten um Verständnis.

  • Der Wacken 2003 Bericht

      Nachdem Wacken 2002 Desaster flog das Festival erstmal aus der sogenannten Hard Union, einem Konglomerat aus Bang Your Head, With Full Force, Wacken Open Air, RockHard und Heavy, oder was?!. Was nichts anderes heißt, als dass das Open Air nun keine Unterstützung dieser beiden Magazine mehr hat. Die Veranstalter gelobten Besserung und das kam dabei heraus:

      • Videoleinwand zwischen den beiden Hauptbühnen für alle wichtigen Informationen
      • vier LED-Laufbänder an wichtigen Punkten für alle wichtigen Informationen
      • bessere und viel freundlichere Security
      • deutlich bessere Toiletten- und Hygiene-Qualitäten
      • zweiter Eingangsbereich, so dass die Warteschlangen am Eingang deutlich verkürzt wurden

      Obwohl das Gelände immer noch sehr voll war, war das Gedränge an heiklen Punkten nicht mehr ganz so groß, was auch daran lag, dass einige Stände umgestellt wurden. Zwischen Party-Stage und den zwei Hauptbühnen gab es zwar immer noch hörbare Überschneidungen, jedoch nur noch auf der rechten Hälfte. Leider liefen (wie immer) auf der linken Seite die Dixies über, was zu Gestank und Schwammboden führte. Aber immerhin: dort waren der Sound am besten. Vielleicht lassen sich die Dixies ja nächstes Jahr woanders unterbringen oder man schafft es endlich, die Party-Stage irgendwie direkt vor die anderen Bühnen zu positionieren. Dadurch würde zwar das Gelände zweigeteilt, aber der Sound optimiert. Nunja, bei so vielen Verbesserungen 2003 haben wir das Gefühl, dass auch an diesem Punkt noch weiter gearbeitet wird.

      Kommen wir zum wichtigsten Teil des Festivals - den Bands:

      Donnerstag

      CIRCLE II CIRCLE durften das Festival eröffnen. Und die Truppe um ex-SAVATAGE Frontmann Zachary Stevens machte ihre Sache wirklich gut. Sound und Wetter stimmten perfekt und die Band wollte da in nichts nachstehen. Und so erfreuten sich schon eine ganze Menge Fans an "Out Of Reach", "The Circle", "Into The Wind", "Forgiven" und etlichen anderen Nummern. Natürlich durften auch einige SAVATAGE-Stücke nicht fehlen: "Edge Of Thorns" und "Taunting Cobras" fügten sich bestens in das Bild ein, klingt doch das Debüt von CIIC immer noch verdächtig nach Zaks ehemaliger Band. Einer der großen Höhepunkte war aber das METALLICA-Cover "Welcome Home (Sanitarium)", welches mit einer Frische und Spiellaune dargeboten wurde, dass die Interpretation fast schon besser war als von den Schreibern dieses Stückes selbst. Daumen hoch!

      Dave Padden heißt der neue Sänger von ANNIHILATOR, welcher das Problem hatte, dass so mancher behauptete, er hätte die ersten Auftritte versaut. Ob das stimmt oder ob diese Ohrenzeugen nur Joe Comeau hinterher weinten - ich weiß es nicht. Allerdings lieferte er an jenem Abend mehr als nur solide Leistung ab und stand dem Bandleader Jeff Waters nur in wenigen Dingen nach (z.B. in der Erfahrung auf großen Bühnen). Auf die Lauscher gab es ein ordentliches Best-Of Programm mit Perlen wie "Alison Hell", "Never, Neverland", "King Of The Kill", "Set The World On Fire", "Phantasmagoria" oder "Shallow Grave". Genauso sollte das auf einem Festival sein. Das Publikum war höchst erfreut.

      Bei VICTORY ging die Stimmung dann etwas nach unten. Zwar waren viele Fans der Deutschen anwesend, doch weder hat man sie vermisst, noch hat die Reunion irgendwer gebraucht. Die Gruppe freute sich, die Spiellaune war da, aber was nützt das alles, wenn das Songmaterial (ein bunter Querschnitt durch alle Schaffensperioden) nicht mehr als Durchschnitt ist?

      Ein Teil der Fans war bereits eingeschlafen und wollte gerade gehen, denn es wurde eine Präsentation der neuen "The SAXON Chronicles"-DVD angekündigt. Völlig baff war die Meute, als Biff mitsamt kompletter Band auf die Bühne stürmte und den Metalheads zeigte, was er unter einer "Präsentation" versteht: einen LIVE-Auftritt nämlich! Nirgendwo angekündigt und höchstens als Gerücht im Umlauf, doch es war wahr: spätestens als "Motorcycle Man" erklang, wußte jeder: das ist kein Traum! "Denim & Leather" folgte auf dem Stand und dann noch "Princess Of The Night". Dann war leider schon Schluß. Aber die Überraschung war perfekt. Nicht jede Band schafft es ohne große Ansagen und eine längere Warmlaufphase ein großes Publikum von 15 (mehr hatten VICTORY nicht vorgelegt) auf 100 zu bringen. SAXON können das. Und zwar genialst. Das erhöht die Vorfreude auf nächstes Jahr nur noch umso mehr - denn da kommen sie als Headliner.

      Die so aufgebaute Stimmung war natürlich eine riesige Startunterstützung für RUNNING WILD, dem Headliner des Abends. Rock'n'Rolf hatte die Jahre zuvor nicht immer überzeugen können auf Festivals, aber was an diesem Abend abging, hat dann doch viele überrascht: die Piraten spielten einen ihrer besten Gigs seit langem! Zwischen massenweise Klassikern wies Oberpirat Rolf immer wieder auf das 20 jährige Bandjubiläum und die damit erscheinende Best-Of Doppel-CD hin. Um das ganze noch zu unterstreichen, gabs die beiden Demo-Tracks "Prowling Werewolf" und "Apocalyptic Horsemen" zu hören, welche auf dieser CD sein werden. Nunja, ist ja ganz nett, aber was suchen diese mittelmäßigen Nummern auf einem Festival? Hier will man einen Best-Of Querschnitt hören und keinen Worst-Of Dachbodenfund. Ansonsten stimmte aber alles: wie gewohnt zog sich Rolf ca. 120 mal um, die Pyros krachten ordentlich und es gab etwas zu sehen, was ich so in Wacken noch nie gesehen habe: Crowdsurfing bis zum Untergang. Es war schlichtweg unglaublich: eine wahre Autobahn von Crowdsurfen gleitete über die Menge, buchstäblich im Sekundentakt. Ich selbst mußte mindestens 30 Leuten beim "weitersurfen" helfen. Dieser Effekt zog sich durch den kompletten RUNNING WILD-Gig und war auch die nächsten beiden Tage zu späteren Stunden bei den Headlinern zu beobachten, jedoch bei weitem nicht mehr so intentiv wie hier. Ums mal so zu sagen: echt krass ey! "Under Jolly Roger" und "Chains & Leather" gabs als Zugabe und so klang der erste Abend aus: FETT!

      Setlist: Genghis Khan, Little Big Horn, Prowling Werewolf, Riding The Storm, Branded & Exiled, Welcome To Hell, Apocalyptic Horsemen, The Brotherhood, Drumsolo, Bad To The Bone, Treasure Island, Conquistadores, Prisoner Of Our Time, Victory; Under Jolly Roger, Chains & Leather.

      Freitag

      - True Metal Stage -

      Altmetaller wie ich freuten sich am frühen Samstag Vormittag auf DIAMOND HEAD. Leider zu früh gefreut. Außer Gitarrist Brian Tatler war weit und breit kein Gründungsmitglied zu sehen. Das bestätigte die Verwirrungen im Vorfeld, denn auf der offiziellen Band-Homepage war von einem Wacken-Auftritt auch zu keinem Zeitpunkt etwas zu lesen. Sänger war dann seltsamerweise ex-TYGERS OF PAN TANG Frontmann Jess Cox. Wäre alles nicht so schlimmt, wenn man dann nicht auch noch zum größten Teil Songs eben dieser Band präsentiert bekommen hätte, die auch noch alles andere als überzeugend dargeboten wurden. Bei DIAMOND HEAD-Klassikern wie "Helpless", "It's Electric" und dem Rausschmeißer "Am I Evil" klingelte es hingegen wieder und auch das (überwiegend ältere) Publikum ging ordentlich mit. Beim Rest des Auftritts hingegen nur Staunen und fragende Gesichter über diese Setlist. Der Anfang von "Am I Evil" kam sogar vom Band. Die Musiker zwischen lustlos, verwirrt und unsicher wechselnd, kam sich so mancher irgendwie verarscht vor. Was will man von einer quasi Coverband aber auch anderes erwarten?

      Es folgte Songmaterial, das gute 20 Jahre später geschrieben wurde: Die Franken FREEDOM CALL enterten die Bühne und versprühten fast schon verboten gute Stimmung mit Bierzelt-Metal vom feinsten. Nun - Metal - das ist ja fast schon eine Beleidigung für diese Musik. Pop-Rock vielleicht? Naja, zumindest Hardrock - irgendwie. Am Anfang gabs größere Soundprobleme (wenn Sänger Chris Bay nicht auf der Bühne gestanden hätte, ich hätte schwören können, dass niemand singt), aber das ignorierten die Fans, denn bei soviel Schunkelmusik sangen eh die meisten mit und so war zumindest dieses Problem auch gar kein richtiges - eben Karaoke. Nach einigen Stücken stimmte dann auch der Sound. Insgesamt ein sehr symphatischer Auftritt. Aber Metal wars halt irgendwie nicht, gell?

      PRIMAL FEAR langweilten anschließend wie eh und je mit teilweise grauenvollem Songwriting, einer zeitweise nervenden Stimme, die bei GAMMA RAY damals viel besser kam (weil nicht permanent künstlich hoch gehalten) und Proll-Musikern sondergleichen. Überraschend war das JUDAS PRIEST-Cover "Metal Gods" , bei dem Ralf Scheepers bewies, dass er seine Stimme auch gut einsetzen kann. Wenn er denn mal will. Die Fans der Band sehen das natürlich alles ganz anders und so sei fairerweise gesagt: der Auftritt selbst war routiniert und professionell.

      Anschließend kamen die deutschen Aushängemetaller GAMMA RAY, die statt ihrem üblichen Best-Of Programm die Setlist ihrer "Skeletons In The Closet" Mini-Tour feil boten. Dass dieses "B-Seiten" Material auf einer Stufe mit dem sonst dargebotenem Programm steht, beweist, wieviel geile Songs die Hamburger bereits in petto haben. Alle, die nicht dabei waren und das nicht glauben können, sollten sich unbedingt die gleichnamige Live-Doppel-CD reinpfeifen! Obwohl die Stimmung bei Band und Publikum durch die Bank saugut war, gab es einige Probleme: zuerst technisch und dann mochte auch Kais Stimme nicht so recht. Nach grandiosen Nummern wie "Gardens Of The Sinner", "Armageddon", "Heart Of The Unicorn" und dem alten HELLOWEEN-Knaller "Victim Of Fate" versagte spätestens bei "Shine On" die Stimme fast gänzlich und es war nur noch heißeres Gequiecke zu vernehmen. Zum Glück kam bei "The Silence" Ralf Scheepers auf die Bühne und half dem völlig fertigen Kai ein wenig aus. Und genau da bewies Ralf auch, dass er denn auch sehr gut singen kann. Bei PRIMAL FEAR ist er uns diesen Beweis bis heute schuldig geblieben. Egal, "No World Order", "Heaven Or Hell" und auch die MANOWAR-Stampfhymne "Heavy Metal Universe" (mit etlichen Riff-Querzitaten) sind feinster Bangerstoff und so kann man über ein "Stimmtief" von Kai locker hinwegsehen.

      Und dann kamen SIE! Die Götter! Nach GAMMA RAY und IN FLAMES, die beide die Stimmung zum (vermeintlichen!) Siedepunkt getrieben hatten, übernahmen TWISTED SISTER das Ruder. Der Verfasser dieser Zeilen war bereits fünf Wochen zuvor in Balingen Zeuge von der grandiosen Wiederauferstehung und in Wacken sollte dieser Siegeszug seine Fortsetzung finden. Die Stimmung fand hier ihren totalitären Höhepunkt und trotzdem reichte der Auftritt nicht ganz an den auf dem Bang Your Head Festival heran. Der Grund lag aber nicht an der Band, sondern ausgerechnet am Publikum. Vermutlich sind in Wacken einfach Anhänger von zu vielen Stilrichtungen aufeinander gestapelt, als dass ein komplettes Festivals ratzeputze eine Band abfeiern könnte - in Balingen feierte das Publikum TWISTED SISTER ab, wie noch nie zuvor eine Rock 'n'Roll Ikone abgefeiert wurde, in Wacken war es eben "nur" ein Jahrhundertgig, bei dem viele erst später den wahren Sinn erkannten. Aber nochmal: ich will hier nichts schlecht reden, denn es lag zu keinem Zeitpunkt an der Band. Jay Jay French, Eddie Ojeda, Mark Mendoza und A.J. Pero, die Jungs um Frontsau Dee "fuckin'" Snider, betraten die Bühne und nach dem allseits bekannten AC/DC-Intro "It's A Long Way To The Top" war der komplette Auftritt ein einziger, fehlerfrei dargebotener Alarm. Da war einfach alles zu spät, da rockten sogar die "eviligsten" (was für ein Wort) Todesmetaller ab, da platzte einfach alles weg - da fehlen einfach die Worte. Zwischen kriegerischem Tunten-Outfit, explodierenden Pyros und einem gnadenlosen Stageacting blieb einfach nichts anderes übrig, als JEDEN Song mitzusingen, ja mitzuGRÖHLEN und jeder, der das nicht verstanden hatte, der ist ein verfuckter Poser. Jawoll! :)

      Setlist: What You Don't Know (Sure Can Hurt You), The Kids Are Back, Stay Hungry, Destroyer, Like A Knife In The Back, Under The Blade, You Can't Stop Rock 'n' Roll, I Am (I'm Me), The Fire Still Burns, Ride To Live, Live To Ride, Shoot 'em Down, We're Not Gonna Take It, The Price, I Believe In Rock 'n' Roll, Burn In Hell, I Wanna Rock; Come Out And Play, S.M.F.

      - Black Metal Stage -

      DEW-SCENTED eröffneten den Freitag mit Neo-Thrash vom feinsten. Spätestens seit "Inwards" gehören die Jungs ja zu den großen Hoffnungen in diesem Bereich. Mit "Bitter End", "Inwards", "Reprisal", "Unconditional" und "Life Ending Path" bolzten sie dem Publikum deshalb auch absolutes Elite-Material von diesem Album vor. Leider war der Sound bis fast zum Ende unter aller Sau. Die Gitarren waren kaum zu hören, der Bass höchstens zu erahnen - so macht das nur bedingt Spaß. Vermutlich war der Tontechniker noch volltrunken von letzter Nacht oder einfach noch nicht wach.

      Zeit für "Willi Lalala". Mr. Laihiala war nämlich bereits sturzbetrunken, als er mit dem Rest von SENTENCED die Bühne fand (welch ein Glück) und sich für finnische Verhältnis überraschend redseelig gab. Das lag aber garantiert NUR am Alkohol, denn: nur seltenst sieht man dermaßen gutgelaunte Musiker, die auf der Bühne Bier trinken, dem Publikum zuprosten, sich mit ihm unterhält(!) und herumpost, was das Zeug hält, wenn man gleichzeitig Songs über Selbstmord und eine aussichtslose Welt singt. Und das auch noch bei 30 Grad im Schatten! Verrückt, aber geil. Wen wundert es da, dass SENTENCED abgefeiert werden und selbst der aussichtsloseste Text noch mit einem breiten Grinsen im Gesicht mitgesungen wird. "Sun Won't Shine" (alles klar, sie scheint nicht, sie brennt!), "Noose", "Cross My Heart And Hope To Die" (eh klar), das Suizid-Medley "The Suicider/Excuse Me While I Kill Myself", der Hit "Nephente" und "Broken" - all das fehlte nicht. Schade nur, dass das bei sengender Hitze war und viel zu kurz. Als Headliner beim Summer Breeze kam das alles echter rüber. Aber um einiges toter (null Stageacting, keine Ansagen, kein Bier). Mir war Wacken da viel lieber.

      Die Kalifornier TESTAMENT um Krawallröhre Chuck Billy bot daraufhin den besten Auftritt, den ich von ihnen je gesehen habe (und ich habe schon so manchen gesehen). Zu hören gab es überwiegend Songs aus dem Album "First Strike Still Deadly", bei welchem alte Gassenhauer neu eingespielt wurden. So ertönten dann auch "True Believer", "D.N.R.", "Practice What You Preach", "Disciples Of The Watch", "Into The Pit" und "Alone In The Dark" sowie ein paar mehr fette Klassiker und ließen dem Publikum kaum Zeit zum Atmen. Gut so!

      IN FLAMES. Punkt! Noch nie zuvor wurde eine Death Metal Band so populär. Respekt verdient die Band auch deshalb, weil sie es als einzige Gothenburg-Band schafft, ihren ureigenen Sound über all die Jahre ständig weiterentwickeln zu können, ohne dadurch aufgesetzt zu wirken oder größere Heerscharen ihrer Fans zu vergraulen. "Reroute To Remain" hat stilistisch mit dem Debüt außer den Growls nicht mehr viel gemein, doch während CHILDREN OF BODOM es schaffen, auf ausgelatschten Pfaden immer bessere Alben zu veröffentlichen, so schaffen IN FLAMES immer wieder gut bis geniale Alben, deren Stil immer ein wenig vom Vorgänger abweicht. Und das ist toll. In Wacken sah man eine abgebrühte Band, die sich hervorragend präsentierte. Neben Pyros und anderen Feuer-Spielen gab es sogar ein Feuerwerk zu bestaunen, wobei die Schweden ihrem Namen alle Ehre machten. Dazu gab es "Episode 666", "Only For The Weak", "Trigger", Cloud Connected", "Colony"... wer da was von "Ausverkauf" oder "Kommerz" faselt, ist nicht ganz dicht. IN FLAMES sind groß, ganz groß - und werden uns hoffentlich noch lange erhalten bleiben. Die Stimmung war übrigens grandios!

      - Party Stage -

      Was DIE APOKALYPTISCHEN REITER auf der Party Stage zu suchen haben, weiß vermutlich keiner mehr so genau. Dafür sind sie meiner Meinung nach mittlerweile einfach zu groß. Nach zwei GENIALEN Alben mit Klassiker-Status "All You Need Is Love" und "Have A Nice Trip" gehören die lustigen Gesellen eindeutig auf die ganz großen Bühnen. Parallel dazu spielten TESTAMENT und leider mußte man sich schon ganz verwinkelte Plätze vor der Bühne aussuchen, damit man die REITER richtig hören konnte, ohne vom Sound der Hauptbühne was mitzubekommen. Dazu kam noch eine gnadenlos miese Abmischung von einem Mixer, der mit "Dilettant" noch viel zu freundlich abgekanzelt wird. Das Tat der Stimmung keinen Abbruch - wie auch, bei endgeilen Stücken mit Namen "Terra Nola", "Warum?", "Kleiner Wicht" oder "Metal Will Never Die"?

      Den Abschluß am Freitag bildeten die Finnen LORDI, die ein erstaunliches Debütalbum im Gepäck hatten und die Songs daraus natürlich auch alle vortrugen. Perfekt passend mit Pyro-Effekten ohne Ende und Horrorkostümen, gab es 70er und 80er Supertunten-Mucke zu hören. Ein Killerhook jagte den nächsten und mit "Midnight Mover" (ACCEPT) und "He's Back (The Man Behind The Mask)" (ALICE COOPER) gab es noch zwei perfekt inszenierte Coverversionen oben drauf. Geil!

      Samstag

      - True Metal Stage -

      MASTERPLAN gehören derzeit sicherlich zu den angesagtesten Newcomern überhaupt. Die beiden ex-HELLOWEENies Uli Kusch und Roland Grapow hatten das glückliche Händchen, um mit Jorn Lande einen der besten Sänger im Metalbereich zu verpflichten. Und weil das noch lange nicht alles ist, um erfolgreich zu sein, fanden sich auf dem Debüt gleich reihenweise geile Songs, die es nun live umzusetzen galt. Kein Problem natürlich, denn erfahrene Recken haben ja bereits Erfahrung gesammelt. Nur Herr Lande sollte nochmal ein wenig Nachhilfeunterricht in Punkto Bühnenacting nehmen. Zu oft stand er ein wenig hilflos vor dem Mikro herum, während der Rest der Kapelle sich abmühte. Macht aber nichts: mit Songs wie "Spirit Never Dies", "Enlighten Me", "Crytal Night", "Soulburn", "Kind Hearted Light" oder "Crawling From Hell" kann man eh kaum etwas falsch machen. Als Bonusschmankerl gab es noch das HELLOWEEN-Stück "The Chance" und vom JORN-Soloalbum "Sunset Station" zu begutachten. Sehr schön!

      Zeit für RAGE - Mike, Peavy und Victor sind ein Traum-LineUp, wie man unschwer auch bereits auf einem Album nachhören kann. Überraschend gut war der Sound (um diese Uhrzeit) und so knallten zusätzlich zur heißen Sonne noch ordentliche Dezibels in die Menge. Auch RAGE boten ein Best-Of Programm, quer von "Welcome To The Other Side" über "Set This World On Fire" hinzu "Solitary Man" und "Black In Mind". Die drei spielten dermaßen tight zusammen, dass mir scheint, diese Konstellation wird uns noch etliche feine Alben bescheren!

      Finnland vor, noch ein Tor! Mit STRATOVARIUS stand an jenem Abend ein saftiger Headliner-Anheizer auf dem Programm. Auch wenn speziell das neue Album "Elements, Pt. 1" hundslangweilig und öde ist, das Stageacting größtenteils etwas aufgesetzt wirkte und die Band schon in weitaus besserer Verfassung zu sehen war, so kamen die Mannen um Timo Tollkühn (trotz beinahe-Katastrophe beim letzten Wacken-Auftritt explodierten Pyros und Feuerwerke im Sekundentakt) doch mit einer mehr als soliden Leistung angefahren. Der Funkte wollte aber irgendwie nicht so richtig zum Publikum überspringen. "Kiss Of Judas", "Against The Wind", "Forever Free", "Hunting High And Low", "Twilight Symphony", "Visions (Southern Cross)", "Black Diamond" - auch STRATOVARIUS gingen keine Experimente ein und zeigten einen Querschnitt ihres Schaffens.

      SLAYER waren dann die mit Abstand größte Enttäuschung des Festivals. Nach dem grandiosen Auftritt im letzten Jahr auf dem Bang Your Head in Balingen, kam Wacken direkt einem Offenbahrungseid gleich. Zuerst startete die Band mit ca. 15 Minuten Verspätung (weil man so viele Autogramme geben mußte) und als dann alle 30.000 Anwesenden endlich erhört wurden (Slayer, Slayer, Slayer...) und das Intro von "Darkness Of Christ" er- und wieder verklang - hörte man NICHTS! Hätten sich die Musiker auf der Bühne nicht bewegt, niemand hätte vermutet, dass sie bereits angefangen hatten. Dabei spielten sie gerade "Disciple" und "Threshold". Statt "Slayer, Slayer, Slayer"-Rufen erklangen minutenlang "LAUTER!, LAUTER!!, LAUTER!!!"-Rufe. Tom Araya und Co. sind auf der Bühne sichtlich verwirrt, merken nicht, dass der Sound viel zu leise ist. Das Set an sich war höchst genial (siehe Setlist), die Band hatte sichtbar keinen Spaß und das Publikum auch nicht. Erst nach über einer halben Stunde Spielzeit kam jemand auf die Idee, den Sound "etwas" lauter zu drehen. Zu wenig für Slayer. Erst bei Interviews nach Wacken stellte sich heraus, was für ein tragischer Dominoeffekt zu diesem schlechten Auftritt führte: die Band kam nicht in Fahrt, weil sie dachte, das Publikum hat keinen Spaß an Slayer, das Publikum hatte keinen Spaß, weil es viel zu leise war und die Band nicht in Fahrt kam. Ein tödlicher Kreislauf. Schade für Slayer. Schade für die Fans. Und falls jemand den Tontechniker findet: erschlagt ihn! (Hängt ihn an den Eiern auf und zündet ihn an! - BP)

      Setlist: Intro (Darkness Of Christ), Disciple, Threshold, War Ensemble, The Antichrist, God Send Death, Stain Of Mind, Mandatory Suicide, Hell Awaits, South Of Heaven, Angel Of Death, Piece By Piece, Necrophobic, Altar Of Sacrifice, Jesus Saves, Dead Skin Mask, Criminally Insane, Reborn, Epidemic, Postmortem, Raining Blood.

      - Black Metal Stage -

      Zu MALEVOLENT CREATION muß man nicht viel sagen: eine Packung satten U.S. Death auf die Glocke. Killerriffs en masse und knüppeldickes Gegrunze bei maximalem Stageacting!

      Zusammen mit TWISTED SISTER, den REITERN und GAMMA RAY waren ausgerechnet die norwegischen Schwarzmetaller CARPATHIAN FOREST mein ganz persönliches Highlight-Quartett. Das fing schon beim Outfit an (Corpsepainting - viel as hell - Killernieten - noch vieler as heller), ging über die kompromisslose Show mit Alltime-Klassikern der Marke "It's Darker Than You Think" (was für ein Songtitel hihi) und "One With The Earth" hin zur perfekten Frontsau Nattefrost, der sich die Seele aus dem Leib schrie, kreischte und dann beim Abschluß in Form von "Bloody Fucking Necro Hell" auch noch kotzte. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes! Zuerst ins Mikro, dann aufs Mikro, dann auf die Bühne und nochmal ne Ladung in den Fotograben. Ein Glück, dass ich da gerade nicht drin war. Bevor er die Bühne schlagartig verlies, schmierte er sich einen Teil der Kotze noch so richtig evil auf die Brust. Lecker! Das Publikum wußte nicht so recht, ob das Teil der Show war oder nicht, wir wissen es mittlerweile besser: nein, war es nicht! Die Band geriet am Vorabend in eine Drogenkontrolle und der gute Nattefrost schob sich die komplette Ration Magic Mushrooms schnellstens hinter die Kiemen, bevor die Pozilei daran naschen konnte. Beim Gig hat er dann so lange herumgekreischt, bis die leckeren Teile, die gerade im Magen noch Mittagschlaf hielten, plötzlich aufgewacht sind und dieses Geknüppel um sie herum mitfeiern wollten. In Zukunft wird sich Nattefrost das mit dem "Drogen schnell wegfuttern, bevor sie weg sind" wohl nochmal durch den Kopf gehen lassen. In welcher Form auch immer.

      Wesentlich gesitteter ging es anschließend bei SOILWORK zu. Die schwedischen Melo-Deather holzten hauptsächlich Stücke der letzen beiden Alben herunter - und das sogar noch etwas heftiger und härter als auf den Studioalben. Obwohl deutlich weniger Zuschauer anwesend waren, als noch zuvor bei CARPATHIAN FOREST, war eine gute Stimmung vor der Bühne und nach anfänglichen Soundproblemen stimmte in der zweiten Hälfte der guten 40 Minuten einfach alles.

      - Party Stage -

      13:00h, sengende Hitze, die Frisur sitzt. TWISTED TOWER DIRE-Frontmann Tony Taylor reiste sogleich mit kompletter Familie an und so durfte einer seiner beiden Söhne (mit seinen so ca. sechs Jahren) die Band ansagen. Sehr niedlich. Nicht niedlich, sondern richtig Heavy und ordentlich Metal erklangen dann die ersten Riffs: purer, wahrer Stahl mit der Reinheit eines 225er Goldbriketts. Drei Alben haben sie bereits in petto, doch leider sind sie immer noch viel zu unbekannt. Speziell die beiden letzten Werke, "The Isle Of Hydra" und "Crest Of The Martyrs" bieten mit Krachern wie "Some Other Time, Some Other Place" oder "The Daggers Blade" (im Duett mit Sohnemann!) allerfeinsten U.S.-Metal, der jedoch frisch europäisch angefärbt ist, so dass TTD stellenweise wie eine erwachsene Ausgabe von HAMMERFALL klingen. Und? Ein größeres Kompliment geht doch kaum, oder? Klar, dass die anwesenden paar hundert Nasen Hymnen wie "Axes & Honor", "Fight To Be Free" oder "To Be A Champion" frenetisch bejubelten und mitsangen. Bei "Guardian Bloodline" sollte dann Schluß sein. Doch gehen durften sie nicht. Und so gab es als Zugabe noch den IRON MAIDEN Brachialkracher "The Trooper". Spätestens hier gab es kein halten mehr und es stürmten von allen Richtungen hunderte von weiteren Besuchern heran. Zu spät. Die hatten gerade alle eines DER Highlights des Festivals verpasst.

      Gleich nochmal U.S.-Metal. Diesmal mit weit weniger Melodien - und leider auch weniger Spaß. Denn obwohl EIDOLON zuletzt richtig interessante Alben veröffentlicht haben, konnten sie die Songs zu keinem Zeitpunkt auf der Bühne richtig umsetzen. Man klebte statisch an der Bühne fest, hielt sich mit Ansagen zurück und hinterließ ein richtig gelangweiltes Publikum. Schade.

      Nach VICTORY eine weitere Band, die eigentlich niemand so richtig braucht: SINNER. Ihre Fans haben sie aber immer dabei und so legten sie sich auch diesmal ordentlich ins Zeug und machten gute Laune (zum eher langweiligen Spiel). Ich habe bis heute nicht herausgefunden, wo da die guten Songs sind. Das große Highlight kam am Ende noch in Form des BILLY IDOL Covers "Rebel Yell". So verschafft man sich sogar nach Nullnummern-Songs noch Zugaberufe.

      Um ein Uhr Nachts mußten SONATA ARCTICA nach SLAYER und parallel zu VADER ran. Scheinbar waren aber noch sehr viele Melodic-Speedster wach, so dass der Platz vor der Bühne mehr als nur ordentlich gefüllt war. Nach anfänglichem, ziemlich ärgerlichen Soundmatsch besserte sich der Ton im weiteren Verlauf des Auftritts und wir durfen schön brav artig zu "Replica", "My Land", "Fullmoon" und "Victoria's Secret" mitträllern. Auffällig war, dass die Band zwischen selbst gemerkt hat, dass ihr Zweitling "Silence" nichts weiter als reine Langeweile ist und so gab es entsprechend auch nur den einzig guten Song davon "Black Sheep" auf die Lauscher. Wie sagt man so schön: eine Band, die merkt, was richtig und falsch ist, die ist richtig groß. Und SONATA ARCTICA waren an jenem Abend richtig groß, hatten alles richtig gemacht und bewiesen, dass STRATOVARIUS bereits einen Erben haben, falls sie weiterhin mittelmäßige Alben veröffentlichen.

      - W.E.T. Stage -

      Was suchen ANCIENT RITES in so einem kleinen Zelt? Ich weiß es nicht! Die gehören meiner Meinung nach mindestens auf die Party-Stage. Das sahen auch sehr viele Fans so, denn es war mehr als nur über voll. Es war DICHT. Aus aller Herren Länder waren sie da, um die Belgier um den symphatischen Frontmann Gunther so richtig abzufeiern. Diese spielten nahezu identisch die Stücke der aktuellen Live-CD - nichts anders wollten wir hören. Prima!


      In Wacken bangten für Euch: The Mighty SCI!, Stormbringer, sweet sweet Quendoline ;), Sentinel Steel, Metal Mike, LordByte, Dragonlady und noch ein paar Jungs unserer Redaktion (die waren aber alle zu besoffen, um etwas zu schreiben *g*).

  • Der Bang Your Head 2003-Bericht

      Balingen wie immer: eine hervorragende Bandauswahl, eine ziemlich perfekte Organisation, ein funktionierender Spielplan ohne Absagen und das Wetter hat auch mal wieder (größtenteils) gepasst. Na, was heißt gepasst, der Sommer 2003 ist wohl eh als tropisch zu bezeichnen (inkl. kurzen Tropenschauern). Ansonsten weiß man gar nicht mehr, was man noch großes schreiben soll über Deutschlands gemütlichstes Open Air Festival. Es wurde wohl schon alles gesagt, oder? Eines sollte an dieser Stelle aber bereits im Vorfeld erwähnt werden: fast alle angereisten Kapellen gaben hier mehr als nur ihr Bestes und spielten schon fast Jahrhundertgigs. Bei TWISTED SISTER konnte man sogar noch das "fast" weglassen. Doch beginnen wir am Anfang:

      Freitag

      Geschlagene 18 (ACHTZEHN!) Jahre ließen die U.S.-Metaller DESTRUCTOR ihre Fans warten, bis endlich der "Maximum Destruction"-Nachfolger "Sonic Bullet" in den Regalen stand. So lange mußten die Fans zum Glück live nicht warten, denn so lange hat keine Sau Urlaub. Vorsichtshalber eröffneten Dave Overkill, Matt Flammable und Pat Rabid lieber das Festival, bevor da noch was dazwischen kommt. Und wie! Ein Power-Thrash Feuerwerk ohne Gleichen, im klassischen 80er Jahre Nieten- und Leder-Outfit. Zu Klassikern wie "Pounding Evil", "Take Command" oder "Destructor" passte das neue Stück "Sonic Bullet" vom Reunionsalbum hervorragend - das lässt großes erwarten.

      Und anschließend gleich nochmal eine Formation, die bereits vor langem das Zeitliche gesegnet hatte: BITCH kamen nach 10 Jahren Totsein urplötzlich zurück - und überraschend viele kannten sie noch. Hymnen en masse wurden präsentiert, die man eigentlich schon längst vergessen glaubte, denn ich muß gestehen, dass BITCH noch nie zu meinen großen Favoriten gehört haben. Dennoch: Betsy Weiss zog nicht nur eine ordentliche Show ab, sondern war auch noch überraschend agil und knackig unterwegs. Da machten Gröhler vom Schlage "Head Banger", "Be My Slave" oder das geniale "Live For The Whip" gleich noch viel mehr Spaß. Im sauberen und druckvollen Soundgewand kamen die Teile deutlich moderner und heavier rüber, so dass ich mir demnächst wohl wieder mal ne alte BITCH-Platte auflegen werde. Der alten Zeiten willen.

      Deutlich aktueller war dann der gute ROB ROCK, der eine neue Band samt neuem Album im Gepäck hatte. Klar ist das ein geiler Sänger und klar war er bei M.A.R.S. und IMPELLITTERI und hat dort dafür gesorgt, dass aus diesen Aufnahmen Klassiker wurden und deswegen ist es auch kaum verwunderlich, dass die Stücke "Rage Of Creation" zwischendurch ordentlich mit alten Stücken seiner (ex-)Bands aufgepeppt wurden. Neoklassische Gitarreneskapaden im MALMSTIL (was für ein herrlich schlechtes Wortspiel) inklusive. Kann da was schiefgehen? Nein!

      Nach soviel Wahrmetall am Stück blasteten AMON AMARTH den alten Säcken mit den noch viel älteren Kutten (zumindest sahen sie so aus) die Ohren weg, denn der hitsprießende Melodic-Todesmetall der schwedischen Wikingerjungs überzog das friedliche Balingen mit Dampfhammerkeulen vom Schlage "Bleed For Ancient Gods", "Versus The World", "The Last With Pagan Blood" oder "Victorious March" und sorgte so für eine willkommene Abwechslung. Leider gabs den Sound schon weitaus besser: ein etwas breiiger und dünner Sound nahm so einiges von der nordischen Durchschlagskraft, was die bestens aufgelegte Band aber durchaus zu kompensieren wußte.

      Den Westfalen-Rockern AXXIS stand dann die Aufgabe zu, den zuvor aufgebauten Stimmungspegel halten zu müssen. Meiner Meinung nach gelang das zwar nicht so ganz, da das ganze nach diesem Todesdurchmarsch eben schon etwas arg softig war, aber dennoch ändert das nichts daran, dass die Setlist überwiegend nur Klassiker zu bieten hatte. Die hörten dann aber doch nicht ganz so viele Zuschauer, auch wenn sie es gerne getan hätten: der plötzlich einsetzende Platzregen führte teilweise zu fluchtartigem Wegrennen. Mysteriöserweise hörte es mit dem letzten Song auch fast zeitgleich wieder auf. ast könnte man ja denken...

      TNT waren dann eine ziemlich große Enttäuschung: statt Hits am Fließband (davon haben auch sie genug) gab es langweiliges Gedüdel von neuem Songmaterial, das niemand kennt und nach dem Auftritt auch niemand kennenlernen wollte. "Seven Seas" war doch tatsächlich der einzige Klassiker und Höhepunkt zwischen belanglosem 08/15 Rock. Sehr schade.

      ANNIHILATOR hatten da wesentlich bessere Stücke in petto: "Set The World On Fire", "Never Neverland", "Refresh The Demon", "Fantasmagoria", "Alison Hell" - dumm nur, dass der neue Sänger Dave Padden keine Akzente setzen konnte, er viel zu weit in den Hintergrund gemischt wurde und stimmlich den großen Vorgängern in keinster Weise das Wasser reichen konnte. Dafür sprang er herum wie von der Tarantel gestochen und versuchte auch ständig, das Publikum mitzureißen. Gelungen ist ihm das leider nur in Ansätzen. Somit muß man feststellen: riesige Songs, nicht optimaler Sound und alles etwas verschandelt - alles in allem also durchschnittlich aufregend.

      Die aktuelle DOKKEN-Besetzung ohne George Lynch haben hingegen alles richtig gemacht: guter Sound, perfekte Songauswahl "Tooth And Nail", "Breaking The Chains", "Kiss Of Death" usw. - lediglich am Stageacting sollten die Jungs noch etwas tun, denn man fühlte sich desöfteren an ein Wachsfigurenkabinett erinnert.

      Tom Engelrippchen schlurfte auf die Bühne: SODOM waren da. Und mit ihnen der Thrash. Der Mob schüttelte die Matten zu Kultstücken der Marke "Napalm In The Morning", "The Saw Is The Law", "Remember The Fallen", "Wachturm" und "Bombenhagel", zwischenzeitlich robbten Soldaten über die Bühne, aufgepeppt mit genauso kultigen Ansprachen "Kauft alle das neue Album, dann kann ich mir endlich ein neues Auto kaufen!" - was will man mehr? Da viel es gar nicht so sehr auf, dass SODOM nicht unbedingt eine typischen "Balingen-Band" sind. Aber wie dem so ist: genauso wie AMON AMARTH eine sehr willkommene Abwechslung unter ganz viel True Metal. Die Fans sahen es genauso.

      Da kann man machen, schimpfen, jubeln oder auch hassen wie man will: HAMMERFALL versackten nach ihrem mittlerweile zum Kultklassiker avanchierten Debüt "Glory To The Brave" immer mehr in die Vorhersehbarkeit und live, ja live waren sie schon immer deutlich unter Durchschnitt. Ich will jetzt nicht sagen, dass "Way Of A Warrior", "Legend Reborn", "Let The Hammer Fall", "Metal Age" oder "Hammerfall" keine Hymnen für die Ewigkeit sind, will keinesfalls sagen, dass da nicht jeder(!) mitgesungen hat und dass die Stimmung im Publikum bestens war. Aber gute Songs machen leider nicht unbedingt eine gute Live-Band. Da haben HAMMERFALL noch seeehr viel zu lernen.

      DIO beendete den Abend dann mit einem wahren Sensationsauftritt. "Dream Evil", "Evil Eyes", "The Last In Line", "Long Live Rock'n'Roll", "Holy Diver", "We Rock", "Heaven And Hell", "Man On The Silver Mountain", "I Speed At Night" und sogar der "Stargazer" wurde ausgepackt. Da rappelte es fast 100 Minuten lang im Karton. Und zwar ständig und unendlich geil! Eine Best-Of Tour zwischen allen Solo-Werken und den Highlights von seinen Gastspielen bei BLACK SABBATH und RAINBOW, eine Jahrtausend-Setlist ohne gleichen, über dem DIE Stimme des Metal schlechthin trohnt. Das war beileibe nicht von dieser Welt. Die ganze Band verausgabte sich Stück für Stück, DIO war sichtlich angetan und bedankte sich mehrfach und das Publikum war so hin und weg, dass man sogar das Bangen zeitweilig vergaß. Ein Hauch von Ehrfurcht schwebte zwischen Himmel und Hölle auf der Erde Balingens...

      Samstag

      Ähnlich wie Tags zuvor DESTRUCTOR begannen HIRAX zu früher Stunde bereits mit einem grollenden Power-Speed Inferno. Heruntergeprügelt in einer halben Stunde gab "Sänger" Katon samt Band erstmal so richtig alles. Inklusive der Tatsache mit auf den Weg, dass man nicht unbedingt singen können muß, um ordentlich Arschtritte Richtung Publikum zu verteilen. Ein perfekter Start, welchem...

      ... ANGEL WITCH gleich noch eins draufsetzten. Der NWoBHM-Dampfer von der Insel Engeland hatte ein sehr überraschendes Line-Up aufzubieten: Kevin Heybourne ist das einzige Original-Mitglied, während Lee Altus und Darren Minter (beide ex-HEATHEN) sowie Jon Torres (ULYSSES SIREN) allesamt aus den U.S. von A. kommen und somit das mit der Insel ja schon fast nicht mehr stimmt. Dafür stimmte der Rest: die Bandhymne "Angel Witch" und unsterbliche Hits Namens "Angel Of Death", "Sweet Danger" oder "White Witch" - was soll da noch schiefgehen? Der Sound kam amtlich und sehr intensiv und ich glaubte ein paar leichte Thrash-Einflüsse der neuen Mitspieler hätten sich in die alten Klassiker eingeschlichen. Was aber eher interessant als störend war.

      Mit MASTERPLAN, BRAINSTORM und PINK CREAM 69 folgte ein deutsches Melodic-Power-Band-Tripple der Spitzenliga: der Norweger Jorn Lande (ursprünglich sollte tatsächlich kein anderer als Goldkehlchen Michael Kiske das MASTERPLAN-Debüt einsingen, was jedoch daran scheiterte, dass dieser keinen Bock mehr hat, das Zeug live zu singen!) ist eine wahrhaftige Fundgrube an Stimmvolumen und fütterte das Debüt seiner deutschen Restband mit der besten Gesangsleistung seit dem legendären MUNDANUS IMPERIUM-Album (welches leider das einzige geblieben ist).

      Indische Tempeltänzerinnen und T-Shirts gratis gab gleich im Anschluß bei BRAINSTORM zu bewundern, bestaunen und abzugreifen (letzteres galt leider nur für die Shirts, nicht für die Templerinnen). Auch die Songauswahl, die Bühnenshow und der Sound haben gepasst und somit gaben BRAINSTORM eine hervorragende Steilvorlage für...

      ... PINK CREAM 69, die mit ihren Hits "Keep Your Eye On The Twisted", "Talk To The Moon", "Do You Like It Like That", "Livin' My Life For You", "Shame" oder "Lost In Illusion" nur so um sich warfen. Dabei kamen ihnen zugute, dass man mit David Readman einen hervorragenden Sänger aufzubieten hat und der Sound an diesem Abend mit ein paar Briketts Härte besser als je zuvor klang.

      Nach soviel Melodic-Metal am Stück mußte unbedingt eine Abrißbirne her. Und die kam in Form von HYPOCRISY! Peter Tägtgren und Co., welche sich Abends zuvor totalitär ins Koma gesoffen hatten, prügelten ein Death-Metal Inferno sondergleichen herunter und verwandelten die ersten 20 Reihen in einen furiosen Todesstreifen mit wegbang-Garantie. Neben sämtlichen bekannten Hits gabs gegen Ende noch ein gewaltig schnelles und keine Gefangenen machenendes DESTRUCTION-Cover in Form von "Total Desaster", bei dem Thrash-Opi Schmier höchstpersönlich das Mikro übernahm und sichtbar alles gab. Geil! Da konnte nur noch "Roswell 47" folgen. Operation gelungen, Publikum tot (sengende Hitze mit Todesblei ohne Ende - eine fatale Mischung).

      Verschnaufen konnte man anschließend nach einigen weiteren Bieren bei den Kaliforniern Y&T, die doch auffallend unbekannt sind bei sehr vielen jüngeren Headbangern auf dem Gelände. Aber auch die meisten älteren Herrschaften, die die Band kannten, sahen diese heute zum allerersten mal live, denn: zuletzt spielten Y&T sage und schreibe 1982(!) in Deutschland. Unglaublich. Unglaublich gut war aber dann auch der Auftritt. Bekannte Größen gabs in der Setlist zu bestaunen: "Rescue Me, "Hell Or High Water", "Mean Streak", "Midnight In Tokyo", "Hurricane", "Black Tiger" - und so alt die Bandmitglieder auch sind - sie performten sich ie die Berserker durch den Gig und spielten um ihr Leben. So schaut man auch alten Säcken erne beim Rocken und Rollen zu, so und nicht anders muß das sein. Ich denke mal, dass Y&T an jenem Abend auch unter den jüngeren Zuschauern so manch bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

      OVERKILL holten danach die Thrash-Keule aus dem Sack und prügelten alles weg. Das heißt: fast alles, denn obwohl auch "Necroshine", "Bastard Nation" oder "Thunderhead" ordentliche Kracher sind, so fehlten (nicht nur mir) doch so manche Alltime-Granaten der Marke "Rotten To The Core" oder "Wrecking Crew". Lediglich "Fuck You", "In Union We Stand" und "Hammerhead" gab es aus alten Zeit in der Playlist zu finden und das ist doch ein wenig wenig. Gleicher Fehler also wie ihn bereits TNT gemacht haben. Dennoch: super Stimmung und gute Performance wogen diesen Mißstand zumindest teilweise auf. Sehr zu unserer aller Freude war auch Frontsirene Blitz wieder ganz der alte, hatte ihn doch letztes Jahr in meiner Heimatstadt Nürnberg ein Schlag getroffen, so dass die Band ihren bereits letztes Jahr geplanten Auftritt in Balingen um ein Jahr verschieben mußten.

      Gar nichts mehr falsch machen kann eigentlich mittlerweile U.D.O. Dirkschneider in seiner Funktion als einzig glaubwürdiger ACCEPT-Ersatz. Die Stimme ist DIE Stimme und die Songs sind DIE Songs und wenn es dann alle paar Jahre noch ein paar ordentliche Soloalben obendrauf gibt, dann sind wir doch alles glücklich oder? Los ging's mit "Man And Machine", dem Titelgeber des aktuellen Albums (welches im Gegensatz zu "Holy" doch deutlich mittelmäßig ausgefallen ist). Aber das weiß wohl Udo selbst auch, denn anschließend prasselten unsterbliche Teutonenhymnen wie "Metal Heart", "Princess Of The Dawn", "Fast As A Shark", "Balls To The Wall" und sogar "I'm A Rebel" auf uns hernieder und zwangen uns in die Knie. Am Ende kochte Balingen in einem regelrechten tropischen Headbanging-Moshpit und somit wäre das die ideale Koma-Eröffnung für TWISTED SISTER gewesen. Aber da kam noch was dazwischen:

      THIN LIZZY nämlich. Und John Sykes und Anhang hatte genauso viele Klassiker im Gepäck wie der gute Udo - begeistert wurden "Jailbreak", "Chinatown", "Cowboy Song" und all die anderen ganz großen Hardrock-Evergreens der 70er und 80er Jahre gefeiert und es dauerte gar nicht lange, bis man wußte: THIN LIZZY passen genauso gut aufs Bang Your Head wie vormals die SCORPIONS. Es muß eben nicht immer Metal sein. Ein paar Überraschungen hätte ich mir persönlich aber schon gewünscht. Ich habe THIN LIZZY die letzten Jahre schon öfters gesehen und die Setlist ist leider immer die gleiche. Das kehrt dann ganz schnell Routine ein und das hat man der Band auch deutlich angemerkt. Ein paar Improvisationen und vielleicht ein paar unbekanntere Perlen wie "Trouble Boys" oder "Don't Play Around" vielleicht?

      Und dann kamen SIE: die gottverdammten Sick Mother Fuckers TWISTED SISTER! Nach dem allseits bekannten AC/DC-Intro "It's A Long Way To The Top" ging die Post ab: "What You Don't Know", "Burn In Hell", "I Believe In Rock'n' Roll", "Stay Hungry", "You Can't Stop Rock'n'Roll", "I Am (I'm Me)", "Under The Blade", "Ride To Live, Live To Ride", "The Kids Are Back", "Destroyer", "The Price" und natürlich "We're Not Gonna Take It", welches sogar zwischen den Songpausen mehrfach vom Publikum angestimmt wurde, ließen eine fast schon schockierte Band zurück, die es auch nach Ende des Auftritts noch gar nicht fassen konnte, dass sie in Deutschland eternale Superstars mit Gottstatus sind. Jawoll! Sichtlich ergriffen versprach Dee Snider auch brav, der ganzen Welt von diesem Wunder(auftritt) zu berichten. Dee Snider zwei Jahre zuvor mit Soloband war schon granatenstark - aber DAS hier, das hat alles getoppt und ich wage zu bezweifeln, dass das noch irgendwie zu toppen sein wird in den nächsten 300 Milliarden Jahren. Beendet wurde der Abend mit "Come Out And Play" und "S.M.F." unter einem subtropischen Himmel. Ein Sommernachtstraum in Heavy Metal.

      Es moshten für Euch in Balingen ab:
      The Mighty SCI!, DoC FReD, Stormbringer in FireFly - zusammen mit ca. 20.000 weiteren Schwermetallern.

  • Der Summer Breeze 2002-Bericht

  • Der Wacken Open Air 2002-Bericht

  • Der Bang Your Head 2002-Bericht

      Noten:
      ++ ... Geil ohne Ende!!!
       + ... Super!
       = ... Mittelmäßig
       - ... Enttäuschend
      -- ... Unter aller Sau!

      Bei den Noten wird die Bandperformance gewertet (Spielfreude, Sound, Spielfehler, Kommunikation mit dem Publikum etc.), jedoch NICHT das Songmaterial.

      01. Einleitung

      Durch seine hervorragende Lage direkt am Industriegebiet in Balingen ist das Bang Your Head-Festival immer noch das gemütlichste der drei großen Festivals. McSpei, Supermarkt, Bank und relativ kurze Wege erfreuen des Bangers Herz. So lange das so bleibt, soll mir das recht sein. Allerdings waren diesmal fast zu viele Besucher auf dem Gelände, es war jedenfalls (vorallem Abends) teilweise dermaßen voll, dass man nicht wirklich noch alles sehen konnte, was auf der Bühne passiert, wenn man etwas weiter hinten stand. Ich hoffe doch stark, dass künftig nicht NOCH mehr kommen, denn Wacken-Verhältnisse wären äußerst ungemütlich.

      Zu den Bands: leider gab's mal wieder einige Umstellungen, für die kaum jemand etwas konnte:

      OVERKILL: nur einen Tag vorher hat Sänger Bobby "Blitz" Ellsworth bei einem auftritt in unserer Heimatstadt Nürnberg einen Schlaganfall erlitten und fiel sogar für zwei Stunden ins Koma. Da es ihm scheinbar recht schnell wieder besser ging, war der Rest der Band in Balingen anwesend um den besorgten Fans und Pressekritzlern ausführlich zu berichten und zu bestätigen, dass sich der gute Blitz wieder auf dem Wege der Besserung befindet. Dermaßen kurzfristig konnte deshalb auch gar kein Ersatz mehr gesucht werden, weswegen GAMMA RAY extralange Zeit hatten für die Umbaupause und diesen Vorteil mit einem riesigen Sound beantworteten.

      CANDLEMASS/TITAN FORCE: Die Doomster waren da, ihr Gepäck indes nicht. In der Hoffnung, dass es bis zum nächsten Tag noch eintreffen würde, wurden kurzerhand Plätze getauscht. Am Ende wurde alles gut. Welch ein Glück!

      Das war es dann aber auch schon an unvorhersehbaren Zwischenfällen. (THE MIGHTY SCI!)

      02. Billing Freitag

      10:30-11:10 ... rival
      11:20-12:10 .-. RHAPSODY
      12:25-13:10 ++. JAG PANZER
      13:25-14:10 ... bonfire
      14:25-15:15 ++. TITAN FORCE
      16:40-17:40 ++. GAMMA RAY
      18:00-19:00 .=. FOZZY
      19:20-20:30 .+. NIGHTWISH
      21:00-23:10 ++. SAXON

      03. Der Freitag

      Nachdem's für RIVAL noch ein wenig zu früh war (Anfahrt aus Rottenburg nach gemütlichen Frühstück), erzitterte am frühen Morgen das Gelände unter einer unglaublichen Bombastwalze:

      RHAPSODY legten los und schon bald mußte ich das Wort "Bombastwalze" revidieren und durch "Bombastmatsch" ersetzen. Kaum ein Instrument war in diesem Inferno aus Keyboards und Effekten mehr eindeutig zu erkennen. Ansonsten gab's mittelmäßig bis guten Gesang, einiges an Gastverstärkung (von Tänzerin über Flötenlady bis kitschige Ritterburg). (THE MIGHTY SCI!)

      Über JAG PANZER gibt es keine großen Worte zu verlieren. Diese Band ist der Prototyp einer LIVE-Band. Mitreissende Songs, wahnsinninger Sänger und spitzenmäßiger Leadgitarrist. Harry Conklin und Chris Broderick heizten der gut versammelten Fangemeinde wie erwartet kräftig ein und spielten so ziemlich jede andere Band an die Wand - nicht mehr und nicht weniger. Was soll jemand sonst schreiben, der sich immer noch davon erholt von diesem Panzer überrollt worden zu sein? Wer JAG PANZER noch nicht LIVE erlebt hat, sollte sich aus dem Kellerfenster stürzen, ein Kelly-Family-Konzert besuchen oder zur Strafe bei McDonalds essen! Songs wie "Generally Hostile", "Iron Eagle", "Chain Of Command" oder "Black" sind unvergleichbare Perlen dieses Genres und ein MUSS für jeden Fan! (DOCFRED)

      TITAN FORCE: Nicht lange nach dem Panzer-Gig röhrten erneut die Amps auf, Freunde des U.S.-Metals gesellten sich zueinander und harrten der Harry's, die da kommen mögen. Jenerwelcher hatte gar nichts dagegen so kurz hintereinander wieder zu singen, denn ursprünglich standen an jeder Stelle CANDLEMASS, die irgendwo im Stau hingen und deren Auftritt kurzerhand verschoben wurde. Ganz helle Köpfe neben mir haben schnell erkannt: "hey du, höramol, der Sängäär do... der hört sisch fast wie der von Jag Panzer a..." - ja sowas aber auch! In einem etwas anderen Outfit als beim Jagdpanzer veredelte der Tyrant dann auch hier Klassiker der Marke "Chase Your Dreams", "Master Of Disguise" oder die alternative Nationalhymne "Blaze Of Glory" (hat nix mit dem ex-MAIDEN Heiner zu tun, gelle!). Unfassbar. Hoffentlich hauen uns diese Titanen nochmal so nen Klassiker wie ihre (leider einzigen) zwei Alben um die Ohren. Und zwar MIT dem Tyrant. Rulig! (THE MIGHTY SCI!)

      GAMMA RAY: Immer wieder gut: wenn Kai Hansen und Co. uns Klassiker an Klassiker an Klassiker um die Ohren hauen, dann singt ganz Balingen mit - von vorne bis hinten, von Stuttgart bis Villingen-Schwenningen. Was sollen "Land Of The Free", "No World Order" oder "Rebellion In Dreamland" schon anderes sein als Metal, Bier und Höllenstimmung? Und wenn dann noch "Ride The Sky" ertönt, dann ist die schlechte Laune wieder ganz schnell vergessen, nicht wahr? Schlechte Laune? Ja! Klar! Harry "The Tyrant" hat schließlich aufgehört zu singen! Der Sound bei den Waterkant-Plantschern von der Elbe war klasklar (hallo RHAPSODY!) und hat gedrückt wie Sau. Schade, dass nicht noch ein paar lustige Ansagen dabei waren. Aber wie sagte unser germanischer Lieblingsgitarrist und -sänger doch gleich am Anfang: "Ich will nicht zu lange labern, wir haben keine Zeit!" - sprachs und riffte sich in die Extase. Und Tausende taten's ihm gleich. (THE MIGHTY SCI!)

      FOZZY: Fragende Gesichter wo man nur hinschaute: "wer ist das?", "kennst du die?" und - "warum spielen die auf nem Headlinerplatz nach(!) GAMMA RAY? Tjo, da hat sich wohl jemand öfters mal gebückt... um eine heruntergefallene Münze aufzuheben. Wie dem auch sei: FOZZY sind die Band um WWF-Wrestlingstar Chris Jericho, jener welcher sich hier "Moongoose McQueen" nennt. Und sie spielen Coverversionen. Und was für welche! Mit allseits bekannten Heavy-Hits wie "Stay Hungry", "Freewheel Burning", "Balls To The Wall", "Eat The Rich", "T.N.T.", "Wrathchild" oder "Stand Up And Shout" wurden TWISTED SISTER-, JUDAS PRIEST-, ACCEPT-, AEROSMITH-, AC/DC-, IRON MAIDEN- und DIO-Anhänger gleichermaßen angesprochen. Hört sich schwerst geil an, wars größtenteils auch - mit einigen kleinen bis mittleren Abstrichen jedenfalls. Klang die erste Hälfte der Songs noch sehr überzeugend und teilweise auch recht nah am Original, so ging der kompletten Band mit zunehmender Spieldauer dann irgendwie die Luft aus. Anfangen vom Sänger bis hin zur kompletten Band hing die Performance dann gegen Ende hin ziemlich in den Seilen. Trotz (oder gerade weil) Chris Jericho auf der Bühne umhertollte wie ein hyperaktiver Grizzlybär mit nem Schwarm Wespen im Arsch. Zusammenfassend gesagt: nicht nur mir hat das Spaß gemacht, aber weder der hohe Rang in der Running Order, noch die enorm hohen Vorschußlohrbeeren waren letzten Endes gerechtfertigt. (THE MIGHTY SCI!)

      NIGHTWISH: Wie hab ich mich darauf gefreut sie endlich live zu sehen. Doch was für eine Enttäuschung. Tarja stand einfach die meiste Zeit am Mikro und das ganze erinnerte mich sehr stark an die DVD. Die Band spielte und bewegte (!) sich wie auf der DVD. Die Setlist ließ aber trotzdem keine Wünsche offen nachdem dann natürlich auch der neue Bassist Marco nach einer Zigarette bei "Bless The Child" sein Live-Sing-Debut gab und dann gleich noch ein neuer Song hinterher kam ("Dead To The World"). Der Sound war einfach nur schlecht. Fazit: Die DVD kann ich mir auch zu Hause in Dolby Sourround anschauen da seh ich Tarja in Nahaufnahme und nicht in 50 Meter Entfernung mit schlechtem Sound. Und die neuen Lieder seh ich halt dann nicht live, obwohl die neue CD nicht schlecht ist. (HELLDRAGON)

      SAXON: Die Legende unter den Bands des Tages. Und in dieser Rolle fühlen sich die "Sachsen" auch pudelwohl, nachdem sie in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts (ach, wie sich das liest ;-) ) ein langsam aber beständig vorranschreitendes Revival hingelegt haben. Und so kamen sie gut gelaunt - hat man SAXON schon mal anders erlebt? - mit ihrem berühmten Eagle-Stage-Set und einer (scheinbar hastig improvisierten) Burgenkulisse inkl. begehbarer Gallerie ins Ländle, um den Schwaben zu zeigen, wie man richtig feiert! Das Set des Abends bestand (wie sollte es auch sonst anders sein) aus einem Best-Of der gesamten SAXON-Ära, wobei natürlich Klassiker wie "Strong Arm Of The Law", "Princess Of The Night", "The Eagle Has Landed" oder "747 - Strangers In The Night" nicht fehlen durften. Biff Bifford zeigte sich den gesamten Abend über von seiner besten Seite, war bester Stimmung und sprach viel mit dem Publikum. Eigentlich blieb ihm gar nichts anderes übrig, denn SAXON kamen gar nicht gegen die irgendwann plötzlich aufflammenden "Es gibt nur einen Rudi Völler"-Chöre der gesamten Fanschar an und so musste er sich wohl oder übel mit dem Thema Fußball abgeben, was er mit dem mittlerweile bekannten Tipp des WM-Endspiels 3:5 für Deutschland auch tat. Diese Stimmung zog sich über den ganzen Abend durch Band und die zahlreich anwesenden Fans, da SAXON es immer wieder aufs neue schafften, das Publikum aufzuheitern und schon fast im familiären Kreis plauderten. Als Biff seine Kollegen während einer Pause fragte, welcher Song als nächstes käme und das Publikum lauthals "Crusader" forderte, grinste er nur verschmitzt in die Menge und erklärte "Crusader kommt späydör". Genauso erläuterte Biff dem erschrockenen Publikum, dass der große Metalladler wohl nur betrunken sei, weil dieser nach einer Aktion bedenklich an seiner Halterung zu schwanken anfing ("Oh, the eagle is drunken"). So blieben zum Schluss nur eine zufriedene Fangemeinde und eine noch zufriedenere Band, welche vollkommen zurecht nach allen Regeln der Kunst abgefeiert und gelobt wurde.

      Setlist: Prelude To War (Intro), Killing Ground, 747 - Strangers In The Night, Dallas 1 p.m., Backs To The Wall, Motorcycle Man, The Eagle Has Landed, Forever Free, Power And The Glory, Conquistadores, Drumsolo, Heavy Metal Thunder, Strong Arm Of The Law, Princess Of The Night
      Zugaben: Crusader, Solid Ball Of Rock; Wheels Of Steel; Demin & Leather (DOCFRED)

      04. Billing Samstag

      10:15-10:50 ++. MÄGO DE OZ
      11:05-11:40 .+. TANKARD
      11:50-12:30 .=. VANDEN PLAS
      12:45-13:30 ... shakra
      13:45-14:30 .-. IRON SAVIOR
      14:45-15:30 .+. CANDLEMASS
      15:45-16:40 .=. RAWHEAD REXX
      16:55-17:55 ++. NEVERMORE
      18:15-19:25 .+. doro
      19:55-20:50 .-. HALFORD
      21:30-23:00 ++. SLAYER

      05. Der Samstag

      Spätestens seit ihrem Doppel-CD Klassiker "Finisterra" zählen MÄGO DE OZ nicht nur für mich neben SANTA und TIERRA SANTA zu den Alltime-Top-3 Bands aus Spanien - BARON ROJO zum Trotz. Live wußte die sympathische Big-Band bereits 2001 in Wacken das Publikum zu überzeugen. Leider waren zu später bzw. früher Stunde (3:00h Morgens) fast ausschließlich spanische Fans vor der Bühne um ihre Helden abzufeiern. In Balingen war das anders: es war hell. Doch früh war es diesmal auch. Und zwar nicht zu spät, dafür eben diesmal fast zu bald. Egal, ca. 140.000 Kilo Schwermetaller (Durchschnittsgewicht 70kg) schleppten sich halb schlaftrunken vor die Bühne und bejubelten eine der genialsten Folk-Rock Bands unserer Zeit. Gitarrengewitter, Geigensolis, Flöten und so manch anderes (teilweise im Metalbereich eher unbekannte) Instrument heizten die Menge unablässig an. Eine gute Voraussetzung für den nachfolgenden Biermetal. (THE MIGHTY SCI!)

      Morgenstund hat Bier im Mund und Kater im Kopf - oder so ähnlich. Ob TANKARD sich etwas besonders originelles einfallen lassen wollten oder einfach nur zu spät antanzten, wissen nur sie selbst. Jedenfalls entertete die Band (welche kürzlich ihr 20jähriges Bandjubiläum feierte) in Schlafanzügen der Marke "Willy Winzig" die Bühne. Neben dem üblichen Thrashbrett (u.a. "Kings of Beer" oder "Space Beer") gab es auch die gewöhnlichen Freibierforderungen: Frontsau Gerre lästerte ein wenig darüber, wie schlecht das Bier im Backstagebereich war und kippte danach selbiges über dem Publikum aus. Für die angesagte Stunde von 11 Uhr Morgens mit Sicherheit ein amüsanter Auftritt. (DOCFRED)

      IRON SAVIOR Langweilig wie eh und je. Damit könnte man schon fast aufhören, doch wir wollen ja wenigstens halbwegs ausführlich berichten, also die lange Version: Mit "Protector" startend, legte Piet Sielck und Anhang einen Standardauftritt hin, welcher einen Querschnitt der bisherigen Alben darstellte. Keine große Bühnenshow, keine großen Ansagen, grundsolide Instrumentenarbeit, keine Überraschungen. Doch, eine gab es: der Sound war noch schlechter, als das Songmaterial, was einen dann doch verwunderte... (DOCFRED)

      CANDLEMASS Und dann kam er: der Messias höchstpersönlich: Messiah Marcolin und Co. feierten ihre Reunion und die Religion des Langsamen. Wenn Doom-Hymnen der Marke "At The Gallows End", "Samarithan", "Solitude" oder "The Well Of Souls" erklingen, regt sich im Zentrum des Geschehens kein Grashalm mehr, Menschen laufen in Zeitlupe vorbei, Wolken bleiben stehen und das Bier rinnt zähflüssig in die Kehle. Der ultimative Slo-Mo Trip für alle, die bei einem Quicky ein Schleudertrauma bekommen. Die Lacher zu Kult- Ansagen wie "Bängen sie das fuckin' Kopf" und "Balingen, sie schmecken sehr gut heute" hallen vermutlich heute noch im Dunstkreis des Geländes nach. Anwohner sprechen noch heute davon, dass in so manch stiller Nacht ein sich stundenlang hinziehendes Riff seine Bahnen zieht, welches noch nicht mitbekommen hat, dass die Band längst aufgehört hat zu spielen. (THE MIGHTY SCI!)

      RAWHEAD REXX Überbewertet bis ultimo, langweilig as hell. Die Zusammenfassung des Album-Debüts. Live waren sie gar nicht mal so schlecht: geschlossenes Auftreten, gutes Zusammenspiel, um Stimmung bemüht. Am schlechten Songwriting änderte dies freilich nicht viel. Highlight: am Ende kam VICIOUS RUMORS-Cheffe Geoff Thorpe und intonierte mit der Band Band die unsterblichen U.S.-Metal Schlachthymnen "On The Edge" und "Abandoned". Genau SO muß Metal klingen. Das nächste mal bitte ohne Eigenkompositionen. Nagut, das war böse. Mal sehen, was das nächste Album bringt. (THE MIGHTY SCI!)

      NEVERMORE: Diese sympathischen Herren aus den unsympathischen US of A machten aus ihrem Auftritt eine große Party, wie man sie nur selten sieht. Mit gewaltiger Spielfreude und anfeuerndem Elan donnerten die Mannen um Warrel Dane über die Bühne und schossen eine Granate nach der anderen in die Menge, welche durch den Funkenregen an eigener Begeisterung nicht lange benötigte um in Flammen zu stehen. Songtechnisch bewegte man sich überwiegend innerhalb der letzten beiden Studioalben, wobei auch eine Eigeninterpretation von "Ride The Lightning" oder einem Stück vom neuen Studioalbum "Enemies Of Reality" zum Besten gegeben wurden. Höhepunkt der Show war das Auftreten von ca. 30 Fans mitten auf der Bühne, die gemeinsam mit der Band abfeierten und Warrel schon fast in den Hintergrund stießen. NEVERMORE sind also alle Jahre wieder eine Bereicherung für jedes Festival und Garant für einen spitzenmßigen Auftritt. (DOCFRED)

      HALFORD: Was jetzt folgte, dürfte so ziemlich der umstrittenste Punkt des Festivals sein - HALFORD. Dieser Auftritt hatte seine guten und seine schlechten Seiten. Fangen wir mal mit den schlechten an: Als Metal-God verehrt und herbeigesehnt, als unerträgliche Schreiwaffel verwünscht. Klar, wenn HALFORD auf dem Programm steht steigen die Erwartungen der Fans ins unermessliche, es wird Perfektion und die Hölle auf Erden erwartet. Vor allem nach dem superben, kräftig tretenden "Ressurection", Robs Einstand und Wiederaufnahme in die Metalgemeinde. Doch was uns hier erwartete scheidet die Geister. Selbst in meiner Eigenschaft als gläubiger Jünger muss ich sagen, dass er an diesem Abend einen erbärmlichen Anblick bot. Rob Halford nutzte vielleicht 2qm der Bühnenfläche aus, immer starr vor dem Teleprompter in gebeugter Haltung stehend, als ob er den letzten Rest eines Tones aus seinen Eingeweiden pressen müsste. Manchmal hatte man den Eindruck, dass dies wirklich der Fall war, denn von Zeit zu Zeit verblasste das Organ, welches wie kein zweites für "Heavy Metal" steht, in Seichtigkeit. Töne wurden verfehlt, blendeten sich einfach aus, hohe Töne mussten eine Oktave tiefer angesetzt werden als gedacht, etc.pp. Wer sich den Metal-God auf Erden wünschte, sah sich zeitweise mit einem Geist der Vergangenheit konfrontiert, der wie frisch aus dem Altersheim exportiert auf der Bühne stand - Ozzy, ick hör dir trapsen! Dazu kam noch, dass es Rob aus einem nicht klar ersichtlichen Grund nicht schaffte, zwischen den Stücken auch nur ein einziges Wort über die Lippen zu bringen. Er lief nur brav zwischen Mikroständer und Schlagzeug hinundher um etwas zu trinken, nur um dann den nächsten Song zu intonieren. Ansagen gab es keine, was den Fans sichtlich sauer aufstieß.

      So, wer nun denkt, der Gig war vollkommen verhuntzt, irrt wenigstens zur Hälfte, denn die Songauswahl und das Auftreten der Band zeugten genau vom Gegenteil. Auch die stimmliche Einschränkung Halfords konnte nicht verbergen, wer da auf der Bühne stand und deklassierte so manch anderen Sänger weiterhin - nur entfaltete Rob eben nicht seine ganze Kraft. Neben eigenen Stücken wie "Ressurection" oder "Made In Hell" schafften es natürlich auch alte Priest-Klassiker wie das alles umwerfende "Painkiller" oder "Electric Eye" auf die Setlist, was die Menge trotz der genannten Fehlleistungen dennoch zum kochen brachte. Vielleicht ist auch hier einer der Gründe für Robs enttäuschendes Verhalten zu suchen: Während Balingen Priestsongs abfeierte, wurden seine Solostücke (die ja den jüngsten Output der Priester um einiges übertreffen!) oft nur müde beklatscht, was ihm wohl doch irgendwo aufs Gemüt drücken dürfte.

      Was bleibt? Eine Darbietung wie sie zwiespältiger nicht sein könnte.

      Setlist: Crucible, Golgotha, Painkiller, Riding On The Wind, Cyberworld, Exciter, Resurrection, Made In Hell, One Will, Betrayal, Hearts Of Darkness, Freewheel Burning, The Hellion / Electric Eye (DOCFRED)

      Nach JAG PANZER und SAXON gibt es keine Steigerung mehr? Fehlanzeige! Araya schrie wie ein Berserker, das Gitarren-Duo Hanneman/King fräste sich quer durch alle umherstehenden Rüben und der zurückgekehrte Lombardo trommelte sich wie ein Präzisionsuhrwerk durch die Stücke. Balingen verwandelte sich quasi in Bruchteilen einer Sekunde in einen infernalen Kriegsschauplatz. Wie mitreißend das wirklich war, ist bereits daran zu erkennen, dass Euer Mighty sich kurzfristig einen zwei Köpfe größeren Riesen schnappte, um mit ihm um die Wette zu bangen. Als diesem die Luft aus ging, flog der liebe Mighty dann ca. 15 Meter durch die Luft, um während des Fluges das gigantischste Luftgitarrensolo aller Zeiten zu absolvieren. Keine Ahnung mehr, wann genau das war, irgendwo zwischen "Bloodline" und "God Sent Death" vermutlich, da ich beim Landen fast zwei Metaller erschlagen hätte. Egal, SLAYER passten als Abschluß eines gar nicht so Thrash-Metal lastigen Festivals doch wie die Faust auf's Auge, denn die kleinen BONFIRE- und RAWHEAD REXX-Kinderchen waren ja alles schon im Bett, gell? Mighty bang-tactics of the Underground Empire command - born with the power of metal in my hand...

      Setlist: Darkness Of Christ, Disciple, War Ensemble, Stain Of Mind, Dittohead, Postmortem, Raining Blood, Hell Awaits, Die By The Sword, Born Of Fire, Bloodline, God Sent Death, Spirit In Black, Dead Skin Mask, Seasons In The Abyss, Mandatory Suicide, Chemical Warfare; South Of Heaven, Angel Of Death (THE MIGHTY SCI!)

      06. Billing Sonntag

      Deutschland:Brasilien

      07. Der Sonntag

      Langsam krochen wir am Sonntag gegen Mittag aus unseren warmen Betten und mußten dann mit ansehen, wie King Kahn seiner Krone beraubt wurde. Im Gegensatz zu vielen ungläubigen Technojünger auf dieser Welt hatten wir jedoch einen Trost: zwei Tage mit schwerst geilem Metal lagen mal wieder hinter uns. Und auf sowas müssen wir nicht vier Jahre warten, sondern zum Glück immer nur eins. In diesem Sinne: man sieht sich 2003 in Balingen. Hail and Kill! (THE MIGHTY SCI!)

  • LIVE: DREAM THEATER & PAIN OF SALVATION (Oberhausen Arena, 09.02.2002)

  • Der Wacken Open Air 2001-Bericht

  • Der Bang Your Head 2001-Bericht

  • Der With Full Force 2001-Bericht

      Änderungen der Runningorder: M.O.D. sagen in letzter Sekunde ab, mehr Änderungen der Reihenfolge als hier sinnvoll zu nennen wäre. Nur der Freitag und am Samstag die Main Stage blieben verschont.

      Freitag

      Bei der Ankunft war der Himmel in alle Richtungen bis zum Horizont dunkel, kein gutes Vorzeichen. Kurz nachdem wir die Zelte aufgeschlagen hatten fing es dann auch schon an zu regenen und zu regenen und zu regenen. Dessenungeachtet begannen die ersten Gigs.

      SAVATAGE waren recht früh dran, machten aber das beste aus ihrem Platz in der Running Order und dem strömenden Regen. Sie spielten ein ausgewogenes Best Of-Set mit "Gutter Balade" und allen anderen essentiellen und hinreichend bekannten Songs. Gelungener Gig, wenn auch ohne Überraschungen und im Regen.

      Als der Regen aufgehört hatte zelebrierten MEGADETH den totalen 80er-Rückfall mit Kult-Charakter: Ihre Songs bestanden zu deutlich mehr als der Hälfte aus nicht enden wollenden Gitarren-Soli. Einziger Hit im Set (und einziger Hit von MEGADETH) natürlich "Symphony Of Destruction". Interessanter Gig mit guter Instrumentalisierung, zum Glück (fast?) ohne Songs von "Risk". Sound ging auch in Ordnung. Besonders bemerkenswert: Maximales 80er Outfit der Band inklusive ozonlochverursachenden Mengen von Haarspray an den Köpfen.

      CRADLE OF FILTH litten unter beschissenem Sound und dürftiger Show trotz zwei Stripperinnen mit mindestens 50% Silikon-Titten und einen auf Stelzen laufenden 3 Meter-Menschen (was soll das denn?). Dani war über den mickrigen Sound nicht grade erfreut. Während der ersten drei Songs war von ihm kaum was zu hören, dafür war die Background-Sänger (die übrigens den gesamten Gig über in ihrer starren Pose verharrte) unheimlich laut zu hören, was besonders deshalb lächerlich wirkte weil sie nur alle 2 Minuten mal "oh uh oh" machte, das dann aber auch im hinterletzten Eck des Geländes zu hören war. Auch anschliessend war der Gesang nicht zu vernehmen und von den Gitarren kam auch nix rüber, also eine reine Drum/Keyboard-Show. Am Ende der Show schmiss Dani dann das Mikro weg... Wohl eher einer der weniger guten Gigs von CRADLE OF FILTH, trotzdem haben die Musiker ihr letztes gegeben, und das sollte man respektieren.

      Dann waren MOTÖRHEAD dran. Trotz 45-minütiger Verspätung wegen eines Busunfalls blieb die Stimmung im Publikum locker, andere Bands sagen Auftritte deshalb ab. Spätestens bei den Worten "Hello! We are MOTÖRHEAD!" war auch der letzte Anwesende wieder versöhnt. Passend dazu ging's sofort weiter mit dem Song "Motörhead" aus ihrem ersten Album. Insgesamt sehr energiegeladen und mit erstaunlich gutem Sound gab das Trio die Kracher aus sämtlichen Alben zum Besten. Bei der Special-Live-Version von "Sacrifice" mit gigantischem Schlagzeugsolo von Mikkey Dee war dann eindeutig der Siedepunkt erreicht. "Orgasmatron", den einzigen Song der Welt den man ohne ihn zu hören oder gar zu überlegen einfach nur an der Lightshow (grüne Beleuchtung von unten) erkennt, "God save the Queen" und "Rock'n'Roll" gehörten auch zum Programm. Die erste Zugabe war - wie könnte es auch anders sein - "Ace of Spades" und zur Abrundung des Gigs ein Song aus ihrem gleichnamigen zweiten Album: "Overkill".

      Tja - bei dieser Bandbreite bleibt eigentlich nicht viel zu kritisieren... Wahre, eingefleischte Fans, hätten sich vielleicht über etwas weniger Hitlastigkeit gefreut und wert auf echte Kult-Songs wie "Eat the Rich", oder "Sex and Death" gefreut... dennoch keine Frage: Lemmy rocks!

      In der anschliessenden "Knüppelnacht" spielten SIX FEET UNDER einen absolten Hammer-Gig von überirdischer Power mit ausgewogenem Sound, üblen Rotz-Vocals, abgehendem Publikum und einer guten Songauswahl. Besonders bemerkenswert: Death Metal-Mitsingparts ("och och"). Genialer Gig.

      VADER spielten einen routinierten Gig runter, bei dem nicht viel passierte. Jemand sollte sie mal zwingen ihre "Silent Scream"- und "Raining Blood"-SLAYER-Coverversionen zu spielen, dazu muss in 40 Minuten einfach die Zeit sein, denn zumindest "Raining Blood" kennt nun wirklich auch der letzte Dorfspack, während die VADER-Alben sich zwar ganz gut verkaufen, aber noch lange nicht den Bekanntheitsgrad von SLAYER haben.

      ZYKLON konnten die hohe Vorgabe von SIX FEET UNDER halten und überzeugten live so richtig.

      NAPALM DEATH traten Arsch. Viel mehr kann man dazu nicht sagen. Abgeschlossen wurde das Set von einer DEAD KENNEDIES-Coverversion. Die 5-Sekunden-Songs waren besonders umjubelt, aber auch "Suffer The Children" und andere All-Time-Classics.

      Und dann war es auch schon halb fünf am Morgen, die Sonne war schonwieder am Aufgehen und ich gönnte mir wohlverdienten Schlaf im nassen Schlafsack, aber immerhin im trockenen Auto statt im nassen Zelt.

      Samstag

      Der Regen liess nach und setzte nur noch vereinzelt ein, z.B. wenn man grade erst aufgewacht ist und merkt dass man JETZT SOFORT SCHNELL und am besten vor zwei Stunden aufs Klo muss, dann prasselte es aber so richtig runter (ich meine jetzt den Regen, ihr Gelbduscher). Zum Glück nie lang genug um richtigen Schlamm/Matsch entstehen zu lassen.

      DESCTRUCTION konnten nicht begeistern. Trotz Best Of-Set und Auftritt von Tängtren bei einem Song ging die Masse nicht recht ab und das Moshpit war nie grösser als 10-20 Leutchen. Sollte etwa rausgekommen sein dass DESCTRUCTION nix können? "Mad Butcher" und "The Butcher strikes back" waren die Höhepunkte eines eher langatmigen 50-minütigen Sets.

      DEVIN TOWNSEND war klar der Gewinner des Festvials, mit einem Set bestehend aus all seinen bisherigen Werken all seiner Projekte (ausser PUNKY BRÜSTER, aber da erschien ja auch nie was von, wäre aber eventuell angesichts des Punk/Hardcore-Publikums nett gewesen) überzeugte er euch den letzten Zweifler im Publikum von seinem Genie. Los ging's mit "Seventh Wave" von "Ocean Machine", dann kamen "Velvet Kevorkian", "All Hail The New Flesh" und "Oh My Fucking God" von STRAPPING YOUNG LAD - "City", dann etwas "Physicist" und am Ende wieder STRAPPING YOUNG LAD mit "SYL". "Far Beyond Metal" von der STRAPPING YOUNG LAD-Live-Scheiblette "No Sleep 'Till Bedtime - Live in Australia" kam nicht dran. Machte aber nix, denn DEVIN TOWNSEND konnte auch so jeden begeistern. Speziell die Harmonien aus Bass, zwei Gitarren und Synthi/Keyboards/fertigen Samples erzeugten einen fast unglaublich feinen Sound-Teppich, den ich so einer Festival-PA nicht zugetraut hätte. Da zeigt sich wohl wer den besseren Sound-Ingineur dabei hatte. Ausserdem war es mal schön, alle Projekte von DEVIN TOWNSEND an einem Stück zu hören. Die Songauswahl war Spitze, und die 60 Minuten erschienen nicht nur mir viel zu kurz. Auch der Humor kam nicht zu kurz, als Begrüssung gab's ein nettes, richtig lieb gesprochenes "Hey You! Fuck You!", was wirklich fast niemand ernst nahm. Auch an allen anderen Ecken und Enden zeigt sich DEVIN TOWNSEND als Metal-Satiriker, sei es bei den Albentitel oder bei der Art und Weise wie Lyrics abgedruckt werden und was sie mit dem tatsächlichen Text zu tun haben, von den live vorgetragenen Texten ganz zu schweigen.
      Jedenfalls war nach diesem Gig jedem klar, dass DEVIN TOWNSEND ein total geniales Genie ist. Seine Einstellung "I don't care how many albums I sell as long as I can pay the rent" wird von seiner Plattenfirma jedenfalls geteilt, denn bisher liegen die Verkaufszahlen von DEVIN TOWNSEND-Alben in Deutschland im vierstelligen Bereich. Leute, das muss anders werden! Dieser Gig dürfte dazu sicherlich beitragen. Überhaupt ist mangelnde Live-Präsenz wohl das grösste Hindernis für DEVIN TOWNSEND auf dem Weg zum Weltruhm, als Songschreiber, Sänger und Gitarrist hat er sicherlich alles was man dazu braucht. Aber wenn er nicht will, dann kann man ihn ja schlecht zwingen, sonst bringt er womöglich mal ein Album raus das nicht überirdisch genial ist.

      In der anschliessenden Nachtveranstaltung "Saturday Night Fever" war PAIN als erstes dran. Peter Tängtren kotzte während des Gigs (verlies dazu aber immerhin kurz die Bühne), zwei neue Songs wurden gespielt, einer davon hat noch keinen Namen ("This Song is called... uhm... its name is... well I don't have a clue") und bei einem der anderen beiden Songs entfiel ihm der halbe Text, ansonst war seine Leistung aber überzeugend. Merkwürdig die Bühnendeko aus Festival-Bauzäunen mit weisser Plane darüber (wie überall auf dem Festival, zumindest da wo noch keiner dagegengepisst hat). Nunja, vielleicht ist die "echte" Deko ja abhanden gekommen. Jedenfalls war's ein guter Gig.

      Warum ich die folgenden NASHVILLE PUSSY angesehen habe weiss ich selbst nicht so genau, jedenfalls kann man sie treffend als Mischung aus AC/DC und Country bezeichnen. Und so klingt das dann auch, und so abwechslungsarm ist das ganze dann. Mutmaßlich soft veranlagte MOTÖRHEAD-Fans fanden den Gig jedenfalls gut, und instrumental und vom Sound her war alles im grasgrünen Bereich.

      Sonntag

      Schönes Wetter ist schön, aber wenn man schon beim Aufwachen feststellen muss dass man sich im Schlaf einen Sonnenbrand eingefangen hat (und das durch ein geschlossenes Autofenster), dann ist das ziemlich übel. Sonnenschutzfaktor 20 konnte mich nicht davor retten am Ende des Tages mit orange-roter Haut rumrennen zu müssen. Immerhin war es recht windig, so dass Staub sich gar nicht erst bilden konnte und die empfundenen Temperaturen waren so einigermaßen erträglich. Schatten war trotzdem gefragt, und die Getränkeverkäufe sind sicher auch besser gelaufen als die Tage zuvor, auch wenn inzwischen schon einige Alkohol-Leichen des Gelände verzierten. Und so begann der Tag dann doch recht friedlich.

      MAMBO KURT nervt mich inzwischen nur noch, er fuhr genau die gleiche Show auf wie letztes Jahr im VIP-Zelt. Am Abend davor spielte er übrigens ebenfalls im VIP-Zelt, damit die VIPs sich mal so richtig vollaufen lassen können ohne ihn am nächsten Morgen um 12:30 (erster Gig des Tages) zu verpassen. Geboten wurde das Set aus Alleinunterhalter/Hochzeitsfeier-Band-Coverversionen von Hardrock- und Metal-Klassikern, z.B. "Paradise City", aber auch von NIRVANA und TYPE O NEGATIVE, zumindest wenn man meinen verschwommenen Erinnerungen vertrauen kann. Dem Vernehmen nach kam MAMBO KURT bei seinem Gig für die Besucher des Festivals ziemlich gut an, was ja auch kein Wunder ist, denn sie hatten das erste Mal Gelegenheit ihn zu sehen, und einen gewissen Unterhaltungswert kann man ihm einfach nicht absprechen, schon garnicht nach 27 Bier, 9 Wodka Lemon, 2 Joints, 4 Meter Koks, einem Eimer Pattex und einem A4-Bogen LSD, oder mindestens drei dieser Posten (Das Gesundheitsministerium warnt: Nehmen Sie immer eine ungerade Anzahl von verschiedenen Drogen, sonst heben sich die Effekte möglicherweise gegenseitig auf).

      4LYN sind eine deutsche "Nu Metal"-Band, die irgendwie mehr nach Alternative/Indie/Crossover klingt, also quasi "Nu Nu Metal". Ahja, und sie werden zufällig auch dauernd auf MTViva rauf und runter gespielt, haben deswegen auch schon ordentlich Verkäufe von ihrem Debut-Album und diversen EPs/Singles, die in unserem Mag nicht besprochen wurden, da wir uns mit sowas ja eigentlich nicht abgeben. Aber anschauen kann man sich's ja mal. Positiv ist mir aufgefallen, dass 4LYN nicht versuchen mit irgendwelchen Larifari-Show-Elementen von der Musik abzulenken, und die Kommunikation mit dem Publikum verlief auf einer sehr natürlichen Basis. Höhepunkt des Set war der Hit und gleichzeitig die erste Single-Auskopplung mit dem aussagekräftigen Titel "Whoo". Im 30-minütigen Set war neben der zweiten Single "Bahama Mama" wegen den relativ langen Kommunikationsphasen nicht mehr viel Platz für andere Songs, so das insgesamt nur ca. sechs Songs gespielt wurden. Kamen ganz gut an, und untalentiert sind sie auch nicht. Live sind die jedenfalls echt nicht schlecht...

      JUDAS PRIEST brachten ein Best-Of Set und nichts vom neuen schrecklichen Album, u.a. "Blood Stained Lies", "Victim Of Changes", "The Ripper", "Diamonds And Rust", "Breaking The Law", "Painkiller". An Show-Elementen gabs viel Lichtspielchen in der Abenddämmerung, das obligatorische Motorrad vor "Painkiller" und als einzige Band des Tages Zugaben und schrecklich-gruslige Mitsingparts. Bei den ersten Songs lief der Ripper in einem mega-peinlichen 70er Jahre Spigelplatten-Anzug rum, ansonsten wirkte das Stageacting aber ziemlich überzeugend. Das seltsame permanente Gitarrenkopf-rauf-runter-Gezappel muss wohl ein PREIST-Trademark sein. Sicherlich ein gelungener Gig für PRIEST-Fans, für den Rest der Welt unter Berücksichtigung der Tatsache dass diese Band die einzige "True"-Metal Band des Festivals war wohl eher mau (SAVATAGE zähle ich jetzt mal nicht dazu).

      Organisation: Nix zu meckern dieses Jahr, keine nennenswerten Schlangen, keine Probleme. Nur vielleicht dass wir nicht wie versprochen auf der Gästeliste standen, aber dank guter Vollquatsch-Skills sind wir trotzdem reingekommen.

      Ansonsten besonders bemerkenswert:

      • zwei WC/Dusch-Container für VIP/Presse und Security nebeneinander, wobei der Security-Container ab Freitag Mittag immer von zwei Mann Security strengstens bewacht wurde, jedem nicht-Security wurde der Zutritt unter Androhung der Anwendung von Nuklearwaffen untersagt, selbst wenn vor dem VIP/Presse-Container eine ewiglange Schlange war oder wenn er grade geleert wurde. Da sieht man mal wieder: Security ist wirklich wichtig!

      • Die Tent-Stage hat im Inneren sechs Stangen, die das Zeltdach tragen, die mit Sprossen gestückt sind (so ähnlich wie Bühnenaufbauten für Licht), an denen gerne Fans hochgeklettert sind. Da es da schon ganz schön hoch geht war das nicht ganz harmlos, und ab einer gewissen Höhe wird es ja auch gefährlich für die Leute die drunter stehen wenn denn mal jemand runterfällt. Einer ist mal ganz weit hochgeklettert, und da ist ihm dann die Kraft ausgegangen, er wurde knallrot im Gesicht und hatte offensichtlich totale Panik. Die Security hat die Situation aber sehr gut und auch gewaltfrei gelöst.

      • Gewalt gab's keine nennenswerte, eine deutliche Verbesserung gegenüber letzem Jahr.

      • Endlich gab's getrennte Zufahrten für Bands und Besucher.

      • Essenspreise gingen in Ordnung: Eine Portion leckere Nudeln für DM 7.-, von der man durchaus satt werden konnte.

      • Becherpfand gab's nur gegen Chip, den man beim Kauf eines Getränks bekommt. Ziemlich bescheuert, denn so kann man ja nichtmal mehr der Müllkolonnen die Arbeit abnehmen und dabei bissi Geld zusammenkratzen und so kam es dann zum folgenden Punkt:

      • Noch mehr Müll als letztes Jahr überall auf dem inneren Gelände. Müllbehältnisse gab es nur in Form von Tüten an den Ständen, die von den Bühnen locker 30-50 Meter entfernt sind, so dass sich wirklich niemand die Mühe macht seinen schönen Platz im Mob aufzugeben.

      • "Männer können nicht aufs Klo gehen." Und so wird überall an den Zaun gepisst, teilweise auch einfach dahin wo man grade davorsteht, mitten vor Bühnen, an Durchgängen, was echt eklig ist. Pissrinnen an einigen Zäunen wie in Wacken oder vielleicht auch mehr Dixies im inneren Geländen könnte diese Situation entschärfen. Hätte es die ersten beiden Tage nicht geregnet wäre das ganz schön anrüchig geworden.

      • Das WFF ist Europas grösster Hardcore- und Punk-Event.

      • True Metal und Black Metal waren dieses Jahr unterrepräsentiert, bei True Metal ist das normal. Dafür kam Thrash Metal voll zur Geltung dank MEGADETH, DESTRUCTION, HOLY MOSES und VADER.

      • Die Käferplage vom letzten Jahr hat sich nicht wiederholt. Trotz des neuen Sees in der angrenzenden Sandgrube gab's keine nervigen Stechviecher. Die Vögel kackten einem auch nicht aufs Dach und zwitscherten weniger laut als letztes Jahr. Die Fallschirmspringer landen nach wie vor am angrenzenden Flugplatz (teilweise auch während Flugzeuge grade starten - für Spannung war gesorgt), so dass keine äusseren Einflüsse ausser dem Wetter das Festival behinderten.

      • Es gab berittene Polizei auf den Campingplätzen. Bin mir nicht sicher was das soll. Zum Glück waren es wenig genug dass sich niemand bedroht oder unterdrückt fühlte.

      • Viele Bands haben Plätze getauscht und einige andere ausser M.O.D. müssten auch ausgefallen sein, auf jedenfall hat am Sonntag nichts mehr gestimmt von dem was im Festivalplaner (oder sonstwo) stand. Da wäre es doch nur angebracht, wenn die Running Order irgendwo GROSS aushängen würde, so dass jeder weiss was Sache ist. Und hängt eine Uhr daneben.

      • SLAYER haben letztes Jahr unendlich am WFF abgeräumt, und die Nachwirkungen sind permanent spürbar. Permanente "Slayer!!!"-Rufe das gesamte Festival über, bei allen Bands, auch ohne Bands, beim Warten am Dixie, beim Feststellen dass kein Klopapier mehr da ist, beim Anstossen, beim Anstossen, mitten in der Nacht wenn alle anderen schlafen und man grade über Zeltabspannungsschnüre in Tarnfarbe stolpert, und als versöhnendes Killer-Argument in jeder Diskussion die sich langsam zum Streit entwickelt. In diesem Sinne: "SSLLLLLAAAAAAAAAAYYEERRRR!!!" (oder für die Sachsen: "SLEIJÖÖHRR!")

      Urteil: WFF-Organisation ging ok, DEVIN TOWNSEND und MOTÖRHEAD retten die musikalische Seite. Und für die True Metaller mit dem 1-Tages-Ticket gab's JUDAS PRIEST, die aber ansonsten niemand wirklich sehen wollte. WFF rules!



    [
    Feedback ]

    Alle Angaben ohne Gewähr, wir garantieren für nix.