Träumer

Eine Kurzgeschichte von The Mighty SCI!




Als sich die knorrigen Baumriesen vor ihnen teilten, sahen die drei Freunde endlich das Schwarze Schloß des Schreckens vor sich. Es machte seinem Namen alles Ehre. Ein breiter Graben, gefüllt mit einer faulig riechenden Flüssigkeit, die Blasen warf und heiße Dämpfe verströmte, umgab das dunkle Gemäuer, das aus dem großen Fels zu wachsen schien, aus dem es selbstsicher thronte. Kein Weg oder Steg führte über den vermutlich tödlichen Graben.

"Wie kommen wir da rüber?" fragte Prinzessin Mal'deen verzagt. Sie stützte sich dabei auf ihren todbringenden Bogen, der ebenso schlank war wie sie.

"Zu breit zum Hinüberspringen", überlegte Toran, der sich auf einen Baum stumpf gesetzt hatte, das markante Kinn auf seine Hände gestützt, die wiederum auf dem Stilende seiner Streitaxt "Todeswind" lagen.

"Ich könnte es schaffen - mit etwas Anlauf", sagte Irk, der Katzenmann, während er sein bläulich schimmerndes Fell von Blättern und Ästen reinigte.

"Und was dann?" fragte Toran skeptisch.

"Wenn ihr weniger mutlos wäret und euch die Festung genau angesehen hättet, hättet ihr die Zugbrücke erkannt, fast genau gegenüber von uns. Ich könnte sie für euch runterlassen."

"Dann ist Smirtana gewarnt!" warf die schöne Prinzessin ein.

"Das ist sie früher oder später sowieso. Je eher wir kämpfen können, desto besser!" Wie um seine Worte zu unterstreichen, legte Irk demonstrativ seine pfotenartigen Hände auf die Knäufe seiner an beiden Seiten hängenden Kurzschwerter.

"Ein gutes Wort - das Wort eines Kriegers", pflichtete ihm Toran bei. "Was sagt Ihr, edle Mal'deen?"

Ein leichtes Zucken im Gesicht der Prinzessin zeigte, daß sie den leisen Spott in Torans Stimme nicht überhört hatte. Offensichtlich beschloß sie, nicht darauf einzugehen. "Ich bin einverstanden. Wann geht's los?"

"Am besten sofort", sagte der Katzenmann. "So lange es noch finster ist, merken es vielleicht die Wächter nicht. Ich kann ziemlich leise sein, wie ihr wißt."

Seine beiden Gefährten nickten. Das war nicht nur eine Bestätigung seiner Worte, sondern zugleich der Ausdruck ihrer inneren Verbundenheit mit dem waghalsigen Irk.

Dieser entfernte sich in Richtung Waldrand vom Graben und blieb erst stehen, als Sträucher und die Ausläufer der wuchtigen Baumwurzeln ein sicheres Gehen unmöglich werden ließen. Eine Weile stand er mit dem Gesicht zum Schloß regungslos da. Dann kauerte er sich zusammen, die Muskeln unter seinem glänzenden Fell spannten sich an, und wie von einer Bogensehne geschnellt raste sein geschmeidiger Körper in Richtung Schloßgraben los. Kurz vor dem Abgrund mit der wabernden Brühe stieß er sich ab und sprang nach vorn und zugleich in die Luft.

Mit der Bewegung eines springenden Panthers schien Irk über dem Graben zu schweben. Es war ein riskanter Sprung.


EIN RISKANTER SPRUNG ERFORDERT EINEN KRÄFTIGEN KÖRPER.
CAT-KRAFT HÄLT JEDEN KATZENKÖRPER KRÄFTIG UND GESCHMEIDIG
UND DAS FELL SEIDIG SCHIMMERND WIE BEI IRK, DEM KATZENMANN.
GÖNNEN AUCH SIE IHREM KLEINEN LIEBLING NUR DAS BESTE;
CAT-KRAFT - DAS FUTTER, DASS IHRE KATZE KAUFEN WÜRDE!


Der einstmals als Star einer Arztserie relativ bekannte Schauspieler, dessen Name inzwischen fast vergessen war und dessen Gesicht man nur noch aus der Werbung für Schonkaffee und Katzenfutter kannte, hielt die braungelbe Dose mit einem derart verzückten Gesichtsausdruck in die Kamera, daß man förmlich darauf wartete, er selbst werde im nächsten Moment ihren Inhalt genüßlich verzehren.

Christiane gähnte und wuchtete sich aus dem Ledersessel, um eine neue Tüte mit Knabbersachen zu holen. Die Katzenfutterwerbung machte ihr Appetit. Die erste Tüte war schon seit ein paar Minuten leer, aber sie konnte vorher keinen Nachschub holen, weil sie keine Sekunde ihrer Lieblingsserie "Das Schwarze Schloß des Schreckens" verpassen wollte. In der heutigen Folge - es war wohl die 347. - strebte die Handlung allmählich ihrem Höhepunkt entgegen. Würden die Prinzessin und ihre beiden Begleiter einen Weg in das Schloß finden? Würden sie endlich die hexenhafte Herrscherin Smirtana finden? Wie würde sie aussehen?

Die neuen Computerserien waren viel spannender als die alten, die noch mit richtigen Schauspielern gedreht worden waren. Anfangs hatte man bei den Computerserien noch die Gesichter und Figuren bekannter Schauspieler verwandt, aber als diese wegen der Verletzung ihres Persönlichkeitsrechts klagten und finanziell beteiligt werden wollten, erfand man einfach Phantasiegestalten, für jede Rolle eine neue. Der Computer konnte mit ihnen Dinge vollbringen, die die beste Stunt-Crew vor arge Probleme gestellt hätten.

Christiane staunte immer wieder über die Wunder der Technik. Wie solch ein phantastisches Abenteuer wie "Das Schwarze Schloß des Schreckens" komplett in einem Computer entstehen konnte, würde ihr ewig ein Rätsel bleiben.

Als sie mit einer neuen Tüte Saturnringe mit Zwiebelgeschmack zurückkam, lief gerade eine uralte Waschmittelwerbung. Es war Zeit, daß die langweiligen Werbefritzen auch durch Computersimulationen ersetzt wurden. Sollten die Schauspieler doch auch mal richtig arbeiten!

Während sie gespannt auf den zweiten Teil der Folge "Der Weg ins Schloß" wartete, dachte sie nur einmal flüchtig an Andreas. Ihr Mann mußte jetzt auf dem Heimweg sein, irgendwo im Stau auf der Stadtautobahn.


Irgendwo im Stau auf der Stadtautobahn schaltete Andreas das Radio ein, um nicht vor lauter Langeweile einzuschlafen. Schritt für Schritt krochen die Blechkolonnen in drei Spuren nebeneinander aus dem Zentrum in die Vororte. Der Sprecher der Magazinsendung verkündete voller Freude, daß man in der nächsten Woche wahrscheinlich drei Tage hintereinander keinen Smog haben würde. Andreas focht das nicht an. Sein Haus und die beiden Autos waren mit den neusten Luftfilteranlagen ausgestattet. Und draußen spazieren gegangen war er schon seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Nur potentielle Selbstmörder setzten sich dem Smog und der UV-Strahlung aus.

Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, daß "Das Schwarze Schloß des Schreckens" schon längst begonnen hatte. Christiane saß sicher gebannt vor der Fernsehwand. Machte nichts. Sein Allround-Disc-Recorder zeichnete die Sendung auf wie jeden Abend. Dieses Fantasy-Abenteuer war so ziemlich das Aufregenste, was er seit langem erlebt hatte.

Allmählich löste sich der Stau auf, und nach einigen Minuten konnte er auf hundert Stundenkilometern beschleunigen. Er freute sich so darüber, daß er fast seine Ausfahrt verpaßt hätte. Er trat mit voller Wucht auf die Bremse. Sein Opel Omicron schleuderte, quietschte, drehte sich um sich selbst und krachte gegen einen Betonpfeiler, auf denen sich das Gleis der Einschienenbahn über die Straße dahinschlängelte. Andreas wurde schwarz vor Augen, und er war nur noch ein regloser Körper in dem zusammengequetschten Autowrack.


Nur ein regloser Körper in dem zusammengequetschten Autowrack, sonst konnte Mike keine Insassen feststellen. Er war ein Mann in mittleren Jahren mit einer klaffenden Wunde auf der Stirn, aus der sich ein roter Bach ergoß.

"Nur einer, aber den hat es anscheinend schwer erwischt", rief er seinem Kollegen im Ambulanzwagen zu.

Sonst kümmerte sich niemand um den Unfall. Die vorbeiströmenden Autofahrer hatten es eilig, endlich nach Hause zu kommen. Allerdings nicht SO eilig, daß es sie davon abgehalten hätte, die Geschwindigkeit zu drosseln, um zu erspähen, was vorgefallen und wieviel Blut geflossen war.

Um diese Uhrzeit waren Unfälle auf der Stadtautobahn die Regel. Die privaten Ambulanzen patrouillierten wie die Geier über der Wüste und brauchten selten lange zu warten, um fündig zu werden. Manche standen sogar an Stammplätzen, wo alle paar Minuten ein Unfall geschah. Glücklich die Jungs, die solch einen Platz besaßen. Mike und Tom hatten diesmal ganz einfach Schwein gehabt, daß sie als erste an der Unfallstelle vorbeigekommen waren.

Tom zog die Bahre aus dem Wagen.

"Mach endlich die Tür auf, Mike. Time is money!"

Die Fahrertür des Omikron klemmte, was kein Wunder war, denn der Aufprall hatte die gesamte Karosserie verzogen. Tom holte ein Brecheisen aus dem Ambulanzfahrzeug und gab es Mike. Unter Aufbietung seiner ganzen Kräfte schaffte er es, daß die Tür krachend aufsprang. Tom beugte sich über den Reglosen.

"Alles klar, er lebt."

Sie zogen den Mann vorsichtig aus dem Wagen. Zum Glück war er nicht eingeklemmt. Sie legten den Bewußtlosen aus die Bahre und schoben diese ins Fahrzeug zurück. Dann durchsuchten sie rasch den Opel und sackten alles ein, was ihnen irgendwie wertvoll erschien. Sie achteten besonders darauf, sämtliche Papiere des Verletzten mitzunehmen.

Mit Sirene und rotem Licht reihte sich der Ambulanzwagen ins Feierabendgewühl ein und versuchte, sich eine Bahn freizumachen. Tom zeigte den andren, was ein wirklich aggressiver Fahrer war. Mike griff zum Mikro des Funkgeräts.

"Blechnapf für Samariter, kommen."

Fast augenblicklich meldete sich Susis Stimme. "Hier Blechnapf. Was gibt's, Samariter?"

"Ein Haufen Altmetall an der Ausfahrt Borkhorn, stadtauswärts. Macht schnell, ehe die andern was davon mitkriegen!"

"Alles klar, und danke für den Tip. Ich schicke gleich einen Schlepper hin."

"Nichts zu danken, Süße. Vergiß lieber nicht unsere zehn Prozent!"

"Geht schon klar. Ende."

"Ende und aus."

Mike war zufrieden. Zusätzlich zur Krankentransportgebühr würden sie jetzt noch die Beteiligung vom Abschleppunternehmen bekommen. Fast jede der privaten Ambulanzen arbeitete mit einem Abschleppdienst zusammen und umgekehrt. Wer zuerst an eine Unfallort kam, konnte vom Vertragspartner die Beteiligung einstreichen. Wachsein und ein gutes Auge war mit das Wichtigste bei ihrem Job.

"Wo bringen wir ihn hin?" fragte Tom.

"Erst mal abwarten, ob der Schlepper den Opel holt, bevor die Bullen da sind. Wenn's keine Spuren gibt, bringen wir ihn zu Doc Neumann. Das ist die halbe Monatsmiete."

"Für jemanden mit geringeren Ansprüchen als du sogar die ganze."

Als nach fünf Minuten die Funknachricht vom Schlepper kam, daß man den Opel ohne behördliches Aufsehen abgeholt hatte, schlug Tom den Weg zum Marienhospital ein. Zwar lag die Unfallklinik näher, aber diesmal ging es um einen besonderen Deal. Schließlich hatten sie einen Patienten für Doc Neumann.

"Ein Patient für Dr. Neumann? Ich gebe ihr sofort Bescheid. Einfahrt drei."

Tom nickte dem Pförtner zu und gab Gas. Die Ambulanz verschwand in Einfahrt drei unter dem riesigen Hospitalkomplex.

Dr. Neumann erwartete sie bereits. Sie hatte ihr langes Haar hochgesteckt und die Hände in den Taschen ihres weißen Kittels vergraben. Neben ihr standen zwei kräftige Pfleger mit einer Bahre.

Die Ärztin untersuchte den noch immer Bewußtlosen kurz, als Tom und Mike ihn aus der Ambulanz zogen.

"Scheint in Ordnung zu sein", meinte sie. "Mit dem ganzen Blut sieht es schlimmer aus, als es ist. Wenn er brauchbar ist, bekommt ihr euren Anteil auf dem üblichen Weg."

"In Ordnung, Doc", sagte Mike. "Ist angenehm, mit ihnen zu arbeiten."

Dr. Neumann nickte nur, während die Pfleger den Eingelieferten auf ihrer fahrbaren Bahre in das Labyrinth des Hospitals entführten.

"Möchte mal wissen, was der Doc mit den Leuten macht", sagte Tom, als sie das Krankenhausgelände verließen. "Ich glaube nicht, daß einer von ihnen nochmal auftaucht."

"Sei nicht zu neugierig! Das Geschäft läuft zu gut, um es kaputt zu machen."

Tom blinkte, und der Ambulanzwagen reihte sich erneut in den Blechstrom ein.


Der große Wagen kam schnell durch, nachdem der Feierabendverkehr abgenommen hatte. Es ähnelte einer Ambulanz, besaß aber weder eine entsprechende Kennzeichnung noch einen Aufbau für Signallicht und Sirene. Tatsächlich war er mal eine Ambulanz gewesen zu der Zeit, als sich die Hospitäler noch eigene Ambulanzen leisten konnten; im Zuge der zunehmenden Privatisierung hatten sie diesen Teil der medizinischen Versorgung aufgegeben. Der Wagen diente auch jetzt noch dem Zweck, Menschen zu transportieren, denn sein Inneres war unverändert.

Meier fuhr und Sollberg saß neben ihm. Yvonne Neumann kümmerte sich im Fond um den von Mike und Tom eingelieferten Mann, der jetzt am Tropf hing. Ab und zu führte sie ihm etwas Sauerstoff zu, eine spezielle Mischung mit einem Zusatz, der verhinderte, daß er das Bewußtsein wiedererlangte.

Nach wenigen Minuten tauchte das Sendezentrum vor ihnen auf, Meier benutzte keine der großen Einfahrten, sondern nahm einen verwinkelten Weg, der vor einer heruntergelassenen Schranke endete. Der Pförtner kannte sie und ließ die Schranke ohne Umschweife hochgehen. Sie kamen fast täglich mit einer Lieferung, und der Mann wußte inzwischen von selbst, was zu tun war. Als der Wagen passierte hatte, ließ er die Schranke wieder herunter und griff gleichzeitig zum Telefon.

Die unterirdische Einfahrt ähnelte der des Marienhospitals. Wie zuvor der Ambulanzwagen, so wurden auch sie erwartet. Allerdings nur von einem einzelnen Mann, der noch nicht sehr alt war, aber ständig ein Cappi trug.

"Es freut mich sehr, Sie zu sehen, Doktor", begrüßte er Yvonne lächelnd.

Dann drehte er sich um, wissend, daß die anderen ihm mit der Bahre folgen würden. Es ging durch ein paar Gänge, die durch schwere Stahltüren gesichert waren. Vor jeder Tür blieb der Cappi-Man stehen und tippte einen Zahlen-Code in die daneben angebrachte Tastatur - das Sesam-öffne-dich.

Schließlich gelangten sie in einen Komplex,der von Menschen in weißen Kitteln und gelben Overalls bevölkert war. Der Fernsehsender beschäftigte hier seine eigenen Ärzte und natürlich die erforderlichen Techniker. Yvonne begrüßte ihre Kollegen, denen sie ihre Fracht übergab.

"Wir können Nachschub gut gebrauchen", sagte der Cappi-Man, der Dr. Michael Schneider hieß und Sendeleiter für den Bereich Vorabendserien war. Die meisten nannten ihn DoC FReD. "Unser Träumer von 'Das schwarze Schloß des Schreckens' macht es nicht mehr lange. Wenn Ihr Patient geeignet ist, wird er ihn ersetzen."

"Eine merkwürdige Vorstellung, daß Fernsehserien geträumt werden", sagte Yvonne. "Ein seltsames Zusammenspiel von Medizin und Technik. Wer diesen Computer erfunden hat, muß ein Genie sein."

"Ein totes Genie", erwiderte Schneider. "Er hatte erst kürzlich einen schweren Unfall. Leider war er tot und somit nicht mehr für sein eigenes Projekt geeignet. Das Ganze ist nur eine Frage von Input und Output. Der Computer kann viel machen, aber es fehlt ihm noch an der Möglichkeit der realistischen Darstellung, was Bewegungsabläufe, Mienenspiel und ähnliches angeht. Da wird wieder der Mensch gebraucht. Er wirk quasi als Katalysator. Im Grunde ist er ein Bestandteil des Computers. Das menschliche Gehirn als Software, wenn Sie es wo wollen. Wir gehen über den Computer das Programm ein, und dem menschlichen Hirn obliegt die Ausformung der Einzelheiten. Eine sehr erfolgreiche Symbiose, wie Sie wissen. Die neue Technik hat Fernsehen und Kino innerhalb weniger Jahre revolutioniert. Bald werden wir hoffentlich soweit sein, daß wir überhaupt keine Menschen mehr brauchen."

"Außer zum Sehen."

"Bitte?"

"Irgendwer muß sich Ihre Programme doch ansehen. Zumindest dazu werden Sie noch Menschen brauchen."

"Ich verstehe", lächelte Schneider. "Ja, da haben Sie recht."

Yvonne warf einen letzten Blick auf ihren Patienten, der bald in einem künstlich herbeigeführten Koma liegen würde, den Kopf regelrecht verdrahtet, als Bestandteil eines Computers. Sie hatte den großen Raum einmal gesehen, in denen lange Reihen mit Betten standen. Dr. Schneider nannte ihn scherzhaft die 'Halle der Träumer'. Der Mann sah aus wie ein biederer Angestellter. Sicher würde man nach ihm suchen, aber ebenso sicher ohne Erfolg.


"Ohne Erfolg?" fragte Christiane.

"Leider ja", bestätigte Kriminaloberkommisar Berg. "Wir haben sämtliche Krankenhäuser der Stadt abgeklappert und natürlich auch das Leichenhaus. Ihr Mann ist wie vom Erdboden verschluckt. Entweder ist er das Opfer eines Verbrechens geworden, oder er hat sich abgesetzt."

"Abgesetzt? Was meinen Sie damit?"

Berg wollte ihr nicht ins Gesicht sagen, daß sie nicht der Typ Frau sei, wegen der ein Mann abends mir Freuden nach Hause fuhr. Falls sie einmal schön gewesen war, so mußte das schon sehr lange her sein. Jetzt war sie nur noch sehr fett und sah älter aus, als sie war. Also erzählte er ihr den Spruch von den tausend Männern pro Monat, die abends noch Zigaretten holen gingen und nicht mehr heimkehrten.

"Eine Frage", sagte Christiane.

"Ja?"

"Wegen der Lebensversicherung und der Witwenrente. Wir mein Mann automatisch für tot erklärt?"

"Wir suchen die Leichen, aber wir machen sie nicht. Dafür müssen sie zum Amtsgericht gehen."

Manchmal widerte ihn sein Beruf an - und die Menschen, mit denen er zu tun hatte. Er stand auf und verabschiedete sich hastig. Frische Luft hätte ihm jetzt gutgetan, wenn es welche gegeben hätte.

Christiane war froh, als sie dir Tür hinter dem Kommisar schloß. In den Wochen, in denen Andreas verschwunden war, belästigte er sie immer wieder. Sie hatte gern Ruhe in ihren eigenen vier Wänden. Dieser Berg kam ausgerechnet dann, wenn die besten Fernsehserien liefen. Aber heute hatte sie Glück gehabt. Er war früh genug gegangen. 'Das schwarze Schloß des Schreckens' fing gerade an. Heute kam die letzte Folge 'Smirtana, die Hexe'. Endlich sollte das Geheimnis der bösen Herrscherin gelüftet werden.

Ein Druck auf die Fernbedienung ließ augenblicklich das Bild auf der Fernsehwand erscheinen. Sie hörte den Schluß der Titelmelodie und sah noch das Ende des Vorspanns. Dann wurde die Wand von einem dunklen Gemäuer ausgefüllt, dem Schwarzen Schloß.


Im Innern des Schlosses hockten Toran und die Prinzessin mutlos im Kerker. Meterhohe Steinwände ohne die kleinste Fensteröffnung ließen jede Flucht aussichtslos erscheinen. Nur ein paar Fackeln an den Wänden sorgten für ein unstetes Licht.

"Es tut mir leid", sagte die schöne Mal'deen.

Der junge Krieger sah überrascht auf. "Was?"

"Daß ich häufig überheblich zu dir gewesen bin, Toran. Kein Mensch ist besser als ein anderer, nur weil er von edler Herkunft ist."

"Eine weise Erkenntnis, die leider etwas spät ..."

Lärm ließ ihn verstummen. Es hörte sich an die Schläge und erstickte Schreie. Dann wurde der Schlüssel im Schloß der Kerkertür geräuschvoll herumgedreht. Toran und Mal'deen standen auf und drückten sich mit dem Rücken gegen die Wand, als die Tür aufschwang.

Die Anspannung in ihren Gesichtern wich großer Erleichterung, denn der Neuankömmling war Irk, der Katzenmann. Fast gleichzeitig riefen sie seinen Namen.

"Nicht so laut", mahnte Irk und hielt sich einen Finger vor die Lippen. "Die beiden Figuren vor dem Kerker habe ich zwar erledigt, aber hier laufen noch mehr Wächter herum."

"Wie kommst du überhaupt hierher?" fragte Toran.

"Sie wollten mich auf die Folterbank legen, da hin ich ausgerissen. Ich habe euch etwas mitgebracht."

Er wies auf einen Haufen, der von dem Eingang lag - ihre Waffen.

"Und jetzt sollten wir uns sputen, wenn wir verhindern wollen, daß Smirtana den Tanz des Todes aufführt und die ewige Finsternis über dieses Land bringt. Es ist gleich Mitternacht."

Sie nahmen sie ihre Waffen und stiegen bei dem Verlassen des Kerkers über die am boden liegenden Körper der monströsen Wächter hinweg.

"Folgt mir", sagte Irk. "Ich kenne den Weg zum Saal der Finsternis."

Irk führte sie durch verwinkelte Gänge, über enge Treppen und durch große, leere Hallen. Als sie erneut durch eine Tür gingen, standen sie plötzlich in einem großen Saal, der seltsamerweise fast jegliches Licht zu schlucken schien. Und doch herrschte keine völlige Dunkelheit, sondern alle Dinge waren gut zu erkennen.

Vor einem schwarzen Altar kniete eine Gestalt in einem langen schwarzen Gewand, das Haupt nach vor geneigt. Sonst war kein anderes Wesen zu sehen.

"Huldige nicht länger deinen falschen Göttern, Smirtana", rief Toran. "Die Herrschaft des Bösen hat ein Ende. Die ewige Finsternis wird nicht über Malawa kommen!"

"Wer wagt es, das heilige Ritual zu stören?"

Die Hexen-Herrscherin sprach mit einer kreischenden Stimme. Sie erhob sich und drehte sich um. Erstmals sahen die drei Freunde ihr Gesicht.


Der Anblick ihres Gesichts machte Christiane für einen Augenblick sprachlos. Fast hätte sie das Stück Schokolade verschluckt. Dann brach sie in ein brüllendes Gelächter aus, womit sie den genialen Fernsehleuten ihren Tribut zollte. Sie wußte nicht, wie die Fernsehfritzen das wieder hingekriegt hatten, aber es war eine Sensation.

Millionen von Fernsehzuschauern - zumindest den Frauen - mußte es jetzt ebenso ergehen wie Christiane, die ihr eigenes Gesicht auf der großen Wand sah. Welch ein Wunder der Technik!

Sie lachte und lachte, weil sie glaubte, einen Grund dafür zu haben...


Wer Rechtschreibfehler korrigiert oder nachmacht oder sich korrigierte
oder nachgemachte Rechtschreibfehler verschafft oder korrigierte oder
nachgemachte Rechtschreibfehler in Umlauf bringt wird mit Kelly Family-
Musik nicht unter 2 Jahren Dauer bestraft !!!

Personal Greetings gehen an:
Pirate Queen - Lord Xeen - Doc Fred - Gonzo - Stormbringer - Countess Of Wales - L.K.A. Ermittler - Hando - CMOS - X 2000 - Shewer_D - Netrider Censored - Fireball - Julie - Tyger - Brian - Taskmaster - XtreeMan - E605

Group-Greetings gehen an:
SOC - SDI - WWF - Synopsis - Blind Guardian - NeXT - UCF